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Alt 22.09.2005, 17:33   #1
Lex
 
Dabei seit: 06/2005
Beiträge: 146


Standard Meine Mahlzeit Heroin

Meine Mahlzeit Heroin

Lex

Es ist diese alte Nadel welche mir zeigt, dass ein Schmunzeln in meinem Gesicht nicht unbedingt etwas Gutes zu heißen vermag.
Fast trotzig halte ich sie unter das heiße Wasser, mit der stillen Hoffnung, dass sie im alten Glanz wiedergeboren wird aber nichts das so viel Dreck in sich aufgenommen und wiedergegeben hat, kann jemals wiedergeboren werden ganz gleich welchem Glauben man frönt.

Die alte Nadel ist so sehr von schmutzigen Fassetten gezeichnet wie mein eigenes Leben, so sehr von Nutzen und Missnutzen gebrandmarkt wie meine verkommene Sucht.

Ich frage mich ob der Hersteller dieses spitzen Geschöpfes eines Einwegproduktes jemals daran gedacht hat, wie viele Leben in eines hineingepumpt werden können.
Was ihn wohl bewegte ist der Profit welcher ihm zu Haus Garten Standart und Glück verhelfen sollte. Ich als Junkie begnüge mich lediglich mit dem Faktor Glück und so beanspruche ich das erworbene Gut als Mittel zum Zweck.

Nachdem die Nadel, in meinen Augen genügsam, vom Abfall vergangenen Glückes befreit wurde, lege ich sie behutsam auf den Sitzbrillenrand welcher ihr ebenbürtig erscheint.

Bis mein Menü fertig gestellt ist bedarf es noch der entsprechenden Vernunft die jeder kennt der an einem viel zu heißen Tag nach einem erlösenden Schluck kühler Limonade lechzt.
Unter dem gerade so ausreichendem Einfluss einer 40 Watt Glühbirne greife ich die Pfanne vieler Münder und flute sie in einer Gewürzmischung aus Zitronensaft und Heroin. Als Saucier meiner Kunst lasse ich den Schneebesen links liegen und greife zur Nadel welche mir als gleiches nutzen soll. Die Hand zittert im richtigen Takt, so dass ich mir keine Mühe geben muss um dem Süppchen meiner Gier die entsprechende Viskosität zu verleihen.

Ein kaltes Mahl breitet sich vor meinen zu groß gewordenen Pupillen welche außer Fixierung nichts mehr kennen. Alle Motorik die ich noch steuern kann lenkt sich auf das eine Ziel.

In der Linken halte ich die halbherzige Mahlzeit und in der Anderen den entsprechenden Gaskocher. In ungeahnter Genauigkeit führe ich beide zusammen um so den vorletzten Schritt meiner Zubereitung einzuleiten.

Glück wirft Blasen denke ich mir, als ich den Totmacher brodelnd vor mir sehe bevor ich beschließe diesem ein Ende zu bereiten.
Geübte Handgriffe filtern die Henkersmahlzeit durch einen abgerissenen Zigarettenfilter in das Zwischenlager jeglichen heißen Heroins. Niemand Protestiert als ich meiner Nadel einen entsprechenden Unterleib verpasse um ihr im nächsten Moment das Leben einzuhauchen welches in kürze vielleicht mein Tod bedeuten soll.

Mit krampfhaft zügelnden Druck prügele ich mir hinein was als Kind verloren gegangen.
Mit gelenkter Kraft gebe ich mir was mir sonst niemand zu geben vermag.
Mit Stolz setze ich mir die Krone auf die mich über die ganze Welt herrschen lässt.

- Heroin ich liebe dich -
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Alt 22.09.2005, 18:42   #2
GothicAngel
 
Dabei seit: 06/2005
Beiträge: 30


Der Text gefällt mir sehr gut, er erzeugt eine spannung bei der man sich wünscht es würde noch weiter gehn. Doch ist es eine sehr widerwärtige geschichte die leider oft realität ist. Und aus irgendeinem grund vermute bzw. hoffe ich das, das lyrische ich nicht du bist...

GothicAngel
GothicAngel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.09.2005, 18:55   #3
Lex
 
Dabei seit: 06/2005
Beiträge: 146


Schön, dass es dir gefällt.

Über das lyrische ich schweige ich lieber.
Lex ist offline   Mit Zitat antworten
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