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Alt 09.06.2016, 11:19   #1
männlich kazutoyo
 
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Standard ... warum ich fotographiere...

Ich komme ursprünglich aus einem Dorf mit 3.000 Einwohnern.
Da es eben fast üblich war, war auch ich Mitglied im Sportverein.
Die Halle war natürlich mit wechselnden Gruppen belegt.
Ich erinnere mich noch, wie ich an einem Abend im Winter, ich war glaube ich gerade zwölf, versehentlich in die Dusche platzte, in der 5 Mädels der Volleyballmannschaft so zwischen 17 und 25 sich duschten..
Es war mir natürlich peinlich, aber ich hatte nur Augen für diese Körper ... sah die Wassertropfen über die Brustwarzen laufen, den Duschschaum, den sie über ihre ganzen Körper verteilten und hatte dabei diesen Duft des Duschgels in der Nase.
Ich kann mich heute noch an den Geruch erinnern wenn ich die Augen schließe.
Dieses Duschszenario habe ich heute noch vor Augen, in meiner Jugend habe ich nachts sicher des Öfteren daran gedacht.
Für mich war das ein Traum, für mich waren das Göttinnen....

35 Jahre waren vergangen, ich ging mit meinem Bruder zum Dorffest, ich war lange Jahre weg gewesen ... so bot sich die Gelegenheit ein paar Jungendfreunde zu treffen.
Es wurde eine schlimme Erfahrung.
Vier meiner 5 Frauen aus der Dusche waren auch da, sie standen beisammen, teilweise umgeben von Männern und Kindern.
Wer zu wem gehörte erkannte ich nicht, wollte ich auch nicht wissen ... aber was war passiert ?
Wollsocken, Birkenstockschuhe ... bei einer schaute zwischen Sporthose und viel zu kurzem T-Shirt ein wenig attraktiver Bauch hervor.
Die ganze Gruppe machte einfach einen ungepflegten Eindruck und die Augen, die damals voller Stolz und Selbstbewusstsein leuchteten, zeigten nur noch einen müden, matten Schimmer.....

Das Leben hatte mir meine Göttinnen zerstört, hatte aus meinem Traum einen Alptraum werden lassen.
Während ich vor 35 Jahren anbetend zu ihnen aufschaute, schaute ich jetzt weg und hatte etwas Mitleid.

Nochmals sollte mir die Zeit keinen Gott demontieren ...
auch das ein Grund Bilder zu machen ....
ich konserviere mir heute meine Götter als .jpg
kazutoyo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.06.2016, 15:09   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
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Gute Idee mit den Bildern. Die Zeit geht halt an niemand spurlos vorbei.

Aber hast du ernsthaft erwartet, deine Göttinnen wären nach 35 Jahren völlig unverändert geblieben (also im realen Leben)?
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.06.2016, 15:15   #3
männlich kazutoyo
 
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Beiträge: 18


natürlich nicht
Mit dem Erkennen der Vergänglichkeit steigt die Wertschätzung des Augenblicks
... der Vorteil des Älterwerdens liegt im Erkennen der Dinge...

... dabei ist es eigentlich egal, wie ich mir die Dinge konserviere...
kazutoyo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.06.2016, 18:55   #4
weiblich DieSilbermöwe
 
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Ich bin neugierig: Was hast du denn dann erwartet?

Ich las mal eine Geschichte, wo sich ein Mann an seine große Jugendliebe erinnert. Irgendwie findet er sie übers Internet wieder und sie wollen sich treffen. Dann berichtet er davon, wie enttäuschend die Begegnung verlaufen ist, weil sich Menschen halt über einen so langen Zeitraum verändern. Und schließt die Geschichte damit, dass er das vorausgesehen hat und deswegen gar nicht erst hingegangen ist.
Eine weise Entscheidung, finde ich. Wenn man mit Veränderungen nicht klar kommt.
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.06.2016, 22:03   #5
männlich kazutoyo
 
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Standard ...

Es war und ist weniger die Veränderung und Weiterentwicklung die wir alle erfahren dürfen/müssen - was für mich der Punkt war, und immer wieder ist, ist die Frage warum sich so viele Menschen so gehen lassen.

Natürlich bin auch ich nicht mehr der, der ich mit 20 oder 30 war, niemand um die 50 ist das. Dass das aber die Rechtfertigung für vieles sein soll - das kann ich oft schwer akzeptieren.
Das Schlimmste ist aber, wenn du siehst, dass aus den Augen, die einmal die Welt erobern wollten, so alles Leben gewichen ist.

Ich habe mich nach einem Unfall 2006 ein Jahr lang ins Leben zurückgekämpft, seit dem sehe ich vieles anders, lebe anders...

Mein Leben ändert sich ständig, das gibt mir den Sinn - Stillstand macht mich wahnsinnig.

Das ist auch nicht traurig - mein Leben ist geil!



"Das Wichtigste ist, sein Leben mit aller Kraft zu leben, bis man es aushaucht."

Heishiro Inukai
kazutoyo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.06.2016, 17:26   #6
weiblich DieSilbermöwe
 
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Ich finde, man macht es sich ein wenig zu einfach, wenn man anderen schnell den Stempel aufdrückt: "Hat sich gehen lassen" - wer weiß schon, was dahinter steckt, was der- oder diejenige vielleicht durchgemacht hat (Krankheit, Schicksalsschlag etc.)

Was du weiter unten ansprichst, bewusster zu leben seit deinem Unfall, das hört oder liest man ja immer wieder, wenn Menschen berichten, dass sie es seit einem bestimmten, meist schlimmen Ereignis so halten. Ich bin dann immer ein wenig erstaunt, warum sie das erst dann machen. Ich habe es schon immer so gehalten: Den Augenblick zu genießen und alles bewusst wahrzunehmen. Freue mich über singende Vögel, Fische, die im Fluss springen, blühende Blumen usw.

Um mal wieder auf das Thema zurück zu kommen: Dafür eignet sich Fotografieren sehr gut, um Augenblicke festzuhalten. Ich habe eben eine Fotoausstellung besucht. Unter anderem hat mich ein Bild fasziniert, das ein tanzendes Paar beim Rock'n Roll zeigte: Der Blick des jungen Mannes, wie er im Tanz geradezu aufgeht, war einfach einmalig vom Fotografen "konserviert".

Was ich auch noch wichtig finde: Die Duschszene von damals kann dir ja niemand mehr nehmen. Es spielt eigentlich gar keine Rolle, wie die Göttinnen von damals heute aussehen - sofern du den damaligen Augenblick im Gedaechtnis konserviert hast - und so hast du es ja beschrieben.
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.06.2016, 20:29   #7
männlich Ex-Larkin
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"Es wurde eine schlimme Erfahrung."

Ich bin mir sicher, dass andere ihre schlimme Erfahrung gerne mit deiner Erinnerung tauschen möchten.

Ich gebe ehrlich zu, dass mir der Text ein wenig pubertär vorkommt - das nicht abwertend gemeint, aber die Erkenntnis, dass die eigene Venus doch vielleicht auch eine Furie werden könnte - und hinter diesem Text steht für mich nichts anderes als die gemachte Erkenntnis, dass der "erste Eindruck" nicht zwingend der Wahrheit entspricht - sollte man doch bedeutend früher gemacht haben...

Aber du hattest Glück; wenn ich in Duschräume platze, dann wird geschrien und mir fliegen Shampoobehälter, Schlappen und zu Peitschen umfunktionierte Handtücher entgegen. Wenn ich da noch die Frechheit besäße, Zeit damit zu vergeuden, mir die Körbchengröße einzuprägen, dann hätte ich vermutlich eine Unterlassungsklage am Hals.

Fakt ist: Menschen verändern sich und entsprechende Umstände bewirken eben auch ein entsprechendes Körperbild; jene "Göttin", deren "Bauch" du bemerkt hast, hatte vielleicht vor Kurzem erst entbunden. Und so sehr ich "deinem" Hedonismus auch beipflichte, so sehr muss gesagt werden, dass die Möglichkeiten, einen solchen auszuleben, gerade in der heutigen Zeit enorm gesunken sind.

Die Wenigsten haben heute noch die Muße, sich gutbürgerlich zu kleiden - ich würde den Damen, denen ich bei meiner Arbeit begegne, schlechterdings nicht den Vorwurf machen können, dass sie mir "nur" mit Wimperntusche, einem weißen Oberhemd und einer Jeans unter die Augen treten.

Ganz davon abgesehen, dass Augen und Gesicht ohnehin das Wichtigste - zumindest für mich - sind, geht es darum, sich in jemanden zu verlieben oder sie wenigstens sympathisch zu finden.

Habe die Ehre!
Ex-Larkin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2016, 15:28   #8
männlich kazutoyo
 
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Vielleicht ein wenig Klarstellung -

es ist ein Text der einen Moment schildert,
ohne Filter, ohne politische, gesellschaftliche,
und was weiß ich noch für eine correctness,

die mir gelinde gesagt manchmal tierisch auf - irgendwas geht.

Vielleicht hat sie erst entbunden, vielleicht ist sie krank, vielleicht ist es erblich, vielleicht ist sie unglücklich verheiratet, vielleicht sogar mit einem Feeder, vielleicht stammt sie auch nur aus einem anderen Kulturkreis, in dem eine gewisse Körperfülle als Zeichen des Wohlstands gesehen wird, vielleicht ist sie einfach nur immer hungrig, vielleicht, vielleicht...

Vielleicht sind wir auch einfach zu feige geworden, zu sagen was wir sehen, ohne es durch zig Filter laufen zu lassen, vor lauter Korrektheit.

Unsere Sprache verkommt von zwei Seiten, die eine ist Dummheit, die andere ist die Angst.

Sorry für den "heftigen" Ausflug.



Ich drücke niemand einen Stempel auf, und die Ansicht über eine Göttin sieht mit 14 sicher anders aus als mit 50. Meine Göttin hat einen Bauchansatz -na und, oder auch gerade deswegen!

Vielleicht habe ich auch die Kritiker hier falsch eingeschätzt, zu wenig bedacht, dass einzelne Sätze für sich betrachtet werden, dass der Text nicht nur als Ganzes betrachtet wird.
Und zuletzt, vielleicht habe ich auch zwischen den Zeilen zu klein geschrieben...

Ich würde vielen Menschen wünschen, sie könnten ihre schlimmen Erfahrungen gegen diese aus dem Text tauschen. Dass sich da ein Vergleich selbst verbietet braucht keine Erwähnung.


Mein Hedonismus - ja diese Freiheit nehme ich mir. Sofern man über die Mittel verfügt, ist z.B. Kleidung etwas, was man bewusst wählt.

Sport - okay, Verletzung, gebrochenes Bein okay.... ansonsten, Jogginghose nein Danke!
kazutoyo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2016, 16:10   #9
weiblich DieSilbermöwe
 
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Ich habe mich nicht dran gestört, dass du geschrieben hast, sie hat einen Bauchansatz und dass du das unattraktiv findest. Das fand ich völlig okay. Nur dieses - dann im naechsten Beitrag durchklingende - Pauschalurteil: "Ist sicher so, weil sich jemand gehen lässt" hat mich gestört.

Da habe ich halt eben auch - ohne irgendwelche Correctness - geschrieben, was ich zu einer solchen Überlegung denke (So laufen Diskussionen in einem Forum nun mal.)

Hätte mich dein Text nicht angesprochen, hätte ich mich nicht so ausführlich damit beschäftigt.
Die Schilderung des vergangenen Momentes ist dir gut gelungen - und lies bitte meinen vorherigen Beitrag nochmal ganz zu Ende: Es kommt nicht darauf an, wie die Göttinnen von damals heute aussehen, den Moment von damals kann dir das Heute nicht nehmen.
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2016, 17:28   #10
männlich Ex-Larkin
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Hallo kazutoyo,

ich finde es immer wieder herrlich, wie der Niedergang der deutschen Sprache mit Anglizismen beklagt wird - aber du musst dich nicht entschuldigen. Gewisse Beiträge lesen sich immer ernster oder aggressiver als sie tatsächlich gemeint sind. (Und entgegen landläufiger Meinung leide ich nicht an Tollwut...)

Es wirkt einfach ein wenig - sagen wir - einseitig, wenn man eine Frau schlicht auf ihre körperlichen Attribute reduziert und ihr mithin den Vorwurf macht, nicht immer eine Augenweide zu sein; am Ende werden dann nämlich pubertäre Wunschträume zunichte gemacht - und die hatten (...oder haben... ) wir schließlich alle.

Verständlich, dass du daran Anstoß nimmst, dass sich das Gros der Menschen "gehen lässt" - das will auch niemand bestreiten. Allerdings liegt dies nicht zwangsläufig daran, dass unsere Gesellschaft en masse degeneriert sondern an bestimmten Umständen, wie zum Beispiel der Arbeitszeit, den sonstigen Anforderungen usw. Und dem trägt dein Text in meinen Augen schlicht nicht Rechnung genug - "Weib sei schön, sei begehrenswert, doch für den gegenteiligen Fall haben wir den Hexenhammer!"

Das hat auch nichts mit "politischer Korrektheit" zu tun - das ist einfach die Erkenntnis - und zwar eine soziologische -, dass die Arbeit einen erheblichen Einfluss auf den Kleidungsstil einer Gesellschaft haben kann; es hat seine Gründe, warum sich der Mensch von heute möglichst "einfach" kleiden muss. Ich für meinen Teil habe nicht die Zeit, mir meine Galauniform anzuziehen.

Und der Bauchansatz - mein Gott, dann ist das halt so. Es gibt Damen in deinem Alter, die ganz gewiss noch keinen Bauchansatz haben. In dieser Hinsicht lässt sich die Konfession - wenn wir denn bei theologischen Anspielungen bleiben - doch sehr schnell wechseln.

Beste Grüße,
Larks

P.S.: Die meisten Kritiker hier - mich eingeschlossen - braucht man nicht sonderlich ernst zu nehmen. Vor allem Sonntags nicht... Wir wirken alle wesentlich penibler und aggressiver als das tatsächlich der Fall ist. (Und detailverliebte Diskussionen sind doch etwas Angenehmes - das wurde hier schon beklagt, dass sich das Gros der Kommentatoren auf "Toll!" oder "Mist!" versteift. Ausführlichkeit ist eben auch eine Möglichkeit der Anerkennung.)
Ex-Larkin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2016, 18:31   #11
männlich kazutoyo
 
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Fühlte mich nicht angegriffen... und habe meine "Tollwut" meistens "im Griff"

- hoffe ich...


... und für die Auseinandersetzung mit meinem Text sag ich artig Danke

Mit euren Gedanken dazu komme ich prima klar - und wenn nicht, dann wäre das nicht eure Schuld.

einen schönen Abend euch

kaz
kazutoyo ist offline   Mit Zitat antworten
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