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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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05.07.2008, 14:20 | #1 |
Gast
Beiträge: n/a
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Zwei Zimmer
Mein Herz lebte in zwei Zimmern,
eins war seidig hell drapiert, duftete nach Frucht und Freude, nach Tee und Träumen. In Sonnenlicht getaucht sang es mit dem Mond, trug mich auf Sänften zu fremder Zärtlichkeit. Im Hinterzimmer war es still, wartete geduldig und verschlossen bis ich den Schlüssel sah. Geöffnet, schlug die Tür, ein Wind entwich, verwehte meine Seidenträume, kühlte den Tee. Es blieben leere Tassen und das letzte Kuchenstück. |
06.07.2008, 01:36 | #2 |
Hallo Lila.
Über den Weg gelaufen sind wir uns ja schon mal … jetzt hab ich mich eben etwas in den neuen Text verhakt, von dem ich allerdings sagen muss, dass er mich diesmal als Gesamtpäckchen nicht besonders anspricht. Der Titel hat wieder gezogen. Zwei Zimmer, zwei voneinander abgetrennte Räume, die eben Leben austauschen, separieren oder sich ergänzen, nebst fast zahllosen anderen Möglichkeiten. Dann der auftaktlose Auftakt mit „Mein Herz“ - sicherlich kein Brenner, aber in Verbindung mit Zimmern/Kammern und dem Warten darauf, was du inhaltlich daraus machst, hat’s mich bei der Stange gehalten. In den kleinen Topoi kann ich mitgehn … lesen sich ein wenig wie ein geschichtetes Yin-und-Yang, schade fand ich allerdings von Beginn an, dass es keine Interaktion gibt, sondern nur den harten Cut des Öffnens der „verbotenen“ Tür, wenn das Herz in den Raum gewandert ist, der weniger Angenehmes bereithalten kann. Das zum Größeren Teil. Es gibt noch kleinere, die den Text für mich geschmälert haben, dazu gleich auch kleinere Päckchen (und ein Riesenklopper ist darin, der dringend raus sollte). Mein Herz lebte in zwei Zimmern, eins war seidig hell drapiert, duftete ~ Ein Herz lebt in zwei Zimmern. Okay, kann man machen, wenn die Interaktion zwischen Weiß und Schwarz auch sehr grob gehalten ist im Gedicht und es da sicherlich nicht unlesenswerte Grautöne gibt. Aber gut – was ein größerer Klemmer ist, ist der Begriff des „drapiert“ mit „es“ (das Zimmer). „Drapieren“ funktioniert mit etwas auf etwas, etwa ist ein Kissen auf dem Sofa drapiert, aber ein drapiertes Zimmer? Vermutlich sollte es das sorgsam aufgemachte zeichnen, aber die Vokabel ist bei Weitem nicht die beste. Es werden mehrere Sinne angesprochen, die Auswahl ist zumindest für meinen Geschmack nicht ganz glücklich diesmal. nach Frucht und Freude, nach Tee und Träumen. In Sonnenlicht getaucht sang es mit dem Mond, / ~ „Nach Frucht“. Hm. „Und Freude“. Das bleibt mir zu schwammig. Fruchtduft verbinde ich schon mit etwas Positivem, trotzdem entsteht keine herausstechende Note aus der Zeile, so frisch die Alliteration auch klingt. Duft und Sinnstreicheln scheint dir da sehr am Herzen gelegen zu haben, aber es ist so allgemein geblieben, dass ich auch ob des „Tees“ und der „Träume“, obwohl ich Tee auch trinke, eher das Bild einer „Big Meg“ Ryan auf den Schirm bekomme, die mit dicken Wollsocken, viel zu langen Pulloverärmeln und den großen blauen Augen in ihrer Küche in Baltimore sitzt. Ist mal ganz süß, aber reizvoll für den Text finde ich es nicht. In den Folgezeilen wird’s fast esoterisch, wenn da nicht ein Haken dazwischenkäme: „sang es mit dem Mond – im grammatischen Bezug deines Aufbaus meint das es das Zimmer, was es sicher nicht soll. Wenn ich genau auf die Kommata achte, kann ich den Einschub so biegen, dass der Herzbezug bestehen bleibt, da abgetrennt. Aber ein Herz, das nach Tee, Freude & Träumen duftet? Nä. Da wäre der Bezug aus dem ersten Vers besser gerader zu biegen. Nein, „in Sonnenlicht getaucht / sang es mit dem Mond“ … ich denk, dass du’s weitaus weniger plump kannst. trug mich auf Sänften zu fremder Zärtlichkeit ~ Immer noch ist der potentielle Zimmerbezug da. „Sänften“? Das Potpourri aus Herzensangelegenheiten und Eigenschaften geht mir nicht unter einen Hut, warum trägt das Herz den Menschen auf (in) Sänften? Von „sanft“? Sehe ich eher nicht als Bereicherung. . Im Hinterzimmer war es still, wartete geduldig und verschlossen bis ich den Schlüssel sah. ~ Es scheint eine Art Foyer zu geben, in dem das warme Leben stattfindet, und das Hinterzimmer, das wie eine verbotene Turmkammer nicht hätte geöffnet werden sollen. Besser finde ich hier die Wendung des verschlossenen Herzens/der verschlossenen Tür und das Schlüsselbild. Ganz lasch für mich dagegen: „sah.“ Für so eine entscheidende Szenerie ist es so ziemlich das Unspektakulärste, was man hätte setzen können. Das ist schade. Geöffnet, schlug die Tür, ein Wind entwich, verwehte meine Seidenträume, kühlte den Tee. ~ Da sitzt der Riesenklopper, von dem ich weiter oben sprach. „Ein Wind entwich“, also mit unbestimmtem Artikel, trägt die Konnotation des Furzens, und das war sicherlich das letzte, was es sollte, zumal es mit dem Verwehen der „Seidenträume“ und dem „Kühlen des Tees“ durch den besagten Furz extrem komisch klingt. Ganz ehrlich: das muss raus, das geht gar nicht. „Einen Wind fahren lassen“ bzw. „ein Wind“ wird die Furzverbindung wohl so schnell nicht los. „Seidenträume“ ist mir aber auch abgesehen davon zu süßlich und mindert eher das darauf-Einlassen. Das mag aber der Geschmacksfrage geschuldet sein. „Geöffnet / schlug die Tür“? Keine schöne Konstruktion, zumal sie zudem vermittelt, dass das Klappen der Tür kein Einmaliges ist, weil sie nicht wieder zuschlägt. Es blieben leere Tassen und das letzte Kuchenstück. ~ Die Schlussbilder sind mir wieder fremd, obwohl der Duft des Tees bereits eingeflochten worden ist. Das letzte Kuchenstück, das Anstandsstück, das nicht-Aufgegessene, der Rest. Okay, aber im Kontext bleibt es mir eher fremd und angehängselt. Als sei noch ein passendes Bild aus der Teestube gesucht worden; „leere Tassen“ deutet zwar auf Belebtes und mehrere, die zusammen Tee getrunken haben, aber es bleibt unklar, was dann kam / und was dem vorausging, dass das Herz umzog (bzw. der Schlüssel zum Teil, der in der Hinterkammer lebte, greifbar wurde). Schwierig. Auf mich wirkt es diesmal weitaus zerfaserter, weniger verquickt und teils zu süßlich. Inhaltlich weniger greifbar, obwohl mir die Idee gefällt – wenig Interaktion, so dass nicht ersichtlich wird, was es außer der Feststellung, dass der Herz prinzipiell zweigeteilt lebt(e)/zwei Seelen in der Brust beschert und dem gemeinsamen Teetrinken (in Liebe?) noch gab. Die Teile stützen sich untereinander inhaltlich & strukturell recht wenig, und unter der Atmosphäre, an der du auch noch schrauben könntest, ist mir die inhaltliche Verbindung diesmal etwas zu kurz gekommen. Freud & Leid einer Liebesbeziehung? Auf den Schluss, den das letzte Kuchenstück andeutet, ist wenig konsequent hingearbeitet worden, deshalb das Anhängselige. Ich denk, dass du's einfach auch besser kannst als hier. Nein, das überzeugt diesmal nicht wirklich. Aber zumindest dieses für's Erste, LG r~~~ |
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08.07.2008, 13:17 | #3 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo blaue raupe
Danke für den detaillierten Kommentar. Leider habe ich meinem Leser (in diesem Fall Dir) nicht vermittelt, was ich eigentlich beschreiben wollte: eine Verliebtheit, die sich als Illusion heraustellt. Deine Meg Ryan Assoziation zur ersten Strophe ist mir dabei ganz recht, aber in der zweite Strophe ein “verbotenes” Terrain zu sehen, das man garnicht erst hätte aufschlie²en sollen., ist absolut nicht meine Intention. Wahrscheinlich ist das Bild des Schlüssels das Problem, Dornröschens verbotene Tür kommt hier unweigerlich in den Sinn. Da muss ich mir was Besseres überlegen. Ausserdem habe ich mit dem Wort “lebte” in der ersten Zeile offensichtlich die falsche Erwartungshaltung hergestellt, nämlich dass ein durchgehender Austausch zwischen den beiden “Zimmern” besteht. Der Teufel steckt wirklich im Detail! Was deine sprachliche Kritik angeht, hast du bei “sah” (den Schlüssel) wieder mal ins Schwarze getroffen. Ist zu kraftlos. “Drapiert” und “Wind entwich” (sehr witzig…wäre mir nicht in den Sinn gekommen) finde ich nicht so schlimm, werde es aber zur Sicherheit ändern. Habe den Diskurs mit Dir genossen! LG, Lila (an der Revision habe ich ‘rumgebastelt, aber noch nicht erfolgreich) |
09.07.2008, 00:14 | #4 | |||
Hi nochmal,
Zitat:
Zitat:
Was den Schlüssel betrifft, bin ich nicht ganz sicher. Als nackt eingesetztes Symbol lässt er sehr viel zu, wenn der Rahmen nicht fester gezurrt ist. Deshalb vermute ich, dass das, was du im Folgenden geschrieben hast - Zitat:
mehr vom Haken des Ganzen trägt. Mit "Mein Herz lebte in zwei Zimmern" ist in den Mittelpunkt gerückt, dass nun dieses Herzleben näher bebildert werden soll, ohne konkretere Bezüge zur SPanne und Situation, die "ein Leben" umfassen soll. Es könnte beinah ebensogut ein Lebensrückblick sein, oder ein Entwicklungsabschnitt. Dass es um Verliebtsein und nur des Herzens "Leben" während dieser Zeitspanne geht, findet sich noch nirgens. Aber evtl findet sich ja noch was, das in die Bildwelten passt und diese Konnotationen vermitteln kann, ohne, dass es explizit vorangestellt wird. "Das Leben (des Herzens) / in zwei Zimmern / (der Austausch / die Bewegung) lassen mir bislang noch zu viele Konkreta aus, deshalb hab ich's wohl als Begriffs- und Motivspiel gesehen, das es nicht auf was Konkreteres abgesehen hat und "Leben" erstmal freistellt. Mal sehen, ob was damit geschieht, ich schau wieder rein . VG r~~~ |
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10.07.2008, 14:26 | #5 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hi,
"Dunkelkammer" ist super! L |
10.07.2008, 16:19 | #6 |
Hallo Lila!
Ich hab' mir mal dein Gedicht durchgelesen. Auch ich sehe nicht diese ,,Verliebtheit'' die sich als Illusion herrausstellt. Mal gucken, was du aus den Tipps von blaue raupe machst. Ich freu' mich drauf! Schnuffel! |
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