Wasserläufer

[gummibaum]

Ich wollt, ich wäre nicht so schwer
und könnte auf dem Wasser tanzen.
Das gäbe mir dann ungefähr
das Flair der Wasserläuferwanzen.

Ich kaufte nicht im Supermarkt,
ich jagte freudig nur Insekten,
die mir, fernab vom Herzinfarkt,
als magre Kost viel besser schmeckten.

Sechs schlanke Beine wären mein
und machten auf dem Wasser Dellen.
Ich tanzte und schon fiel mir ein,
zu einem Wanzenweib zu schnellen…

[Ilka-Maria]

Es gibt diese Wesen, die über das Wasser laufen können, und sie haben mich immer fasziniert. Sie können nicht schwimmen, gehen aber trotzdem nicht unter, weil sie leicht genug sind, von der Spannung der Wasseroberfläche getragen zu werden. Der logische Schluss daraus ist, das Jesus sehr leicht gewesen sein muss .

Hübsche Idee, gerne gelesen.

[gummibaum]

Danke, liebe Ilka. Die Faszination teile ich. Jesus hat hauptsächlich vom Glauben gelebt, und der ist kalorienarm.

Einen schönen Sonntag wünscht dir
gummibaum

[Schnulle Köhn]

Wasserläufer Gummibaum
lebte seinen neuen Traum,
konnte übers Wasser laufen,
ohne dabei abzusaufen,
nährte nur sich von Insekten,
die im Schilfe sich versteckten,
doch er konnt' bei diesem Treiben
leider kein Gedicht mehr schreiben,
denn im Wasser wurde schier
immer nass ihm das Papier.

Gefällt mir, dein Wasserstück
liebe Sonntagsgrüße
Schnulle

[gummibaum]

Tolle Antwort, liebe Schnulle. Vielen Dank.

LG gummibaum

[Ex-Serpentina]

Lieber Gummibaum,

das ist ein sehr schönes Gedicht.
Die "Dellen" sind ganz wunderbar und "zu einem Wanzenweib zu schnellen" lässt mein Wort-Bild-Zentrum jauchzen.

Liebe Schnulle Köhn,

die Idee für dein Antwortgedicht gefällt mir ebenfalls sehr gut. Nun hat mich das allerdings dazu animiert, darüber nach zu denken, ob Wasserläufer vielleicht doch eine verborgene Art haben, auch ohne Papier, mit ihren Läufen, Geschichten in das Wasser zu schreiben.


Wasserläufergeschichten


Der Läufer schreibt auf wässrig Well'n
mit Spannungstiefe eine Gedicht
geprägt in leichte Abwärtsdell'n,
erkannt wurd' es bisher noch nicht.

Doch dann kommt eines Tages an -
geflogen eine Eintagsfliege,
die sieht am Muster ist was dran
da bremst sie ab, ziemlich rapide.

Was sie dann liest, ist sehr komplex,
Erzählungen von grosser Fülle,
im dunklen See, sie ist perplex
von dem was sich ihr da enthüllt.

Da gibt es Gelbrandkäferchöre,
die singen nachts vom goldnen Mond,
sie hoffen sehr, dass er sie höre,
und ihre Hingabe belohnt.

Da leben Störe, die das stört
und die, sobald es scheint geboten,
darüber sich so sehr empör'n,
dass ihnen Herzinfarkte drohen.

Auch sieht man zarte Wasserschnecken,
mit Häusern perlmuttschimmernd weiss,
sie können sich darin verstecken,
wenn zuviel Hektik um sie kreist.

Die Fliege froh durch ihr Erkunden,
wollte noch mehr der Verse lesen,
da endete die Tagesrunde,
die Lebendszeit zu End gewesen.

Der Rest bleibt weiter unergründlich.
Die bunten Verse wechseln stündlich.
Noch niemand hat seither erkannt,
was auf dem See gelaufen stand.

[gummibaum]

Danke, liebe Serpentina, für den positiven Kommentarteil zu Dellen und schnellen. Das Weitere ging ja an Schnulle.

LG gummibaum

[Schnulle Köhn]

Lesen aus den Wasserdellen
ist nur was für die Speziellen.
Solche, die das fertig kriegen,
sind zum Beispiel Eintagsfliegen.

[Ex-Serpentina]

So wird es sein, dass nur die ganz speziellen Tiere,
die arm an Darm sind und mit Augenglück bestückt,
zudem fein borstengleich Antennen haben,
nur diesen, das sensible Sehen glückt.

Einen lauen Sommerabend mit etwas kühlenden Ostwind wünscht,
S.

[Ex-Letreo71]

Einfach schön hier zu lesen.

LG Letreo

[Ex-Serpentina]

Ja, das finde ich auch.


Und:

Es braucht zuweilen etwas Glueck,
denn manch gelung'nes Meisterstueck
gibt es nur temporaer zu lesen,
als waere es tatsaechlich pur,
auf Wasserdellens leichter Spur
fuer Stunden nur gewesen.