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Alt 29.07.2010, 17:33   #1
männlich Cash
 
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Standard Das Kollektiv der Ich's

Das Kollektiv der Ich's - Eine Vorstellungsrunde im Keller der Zwölfstufenprogrammarchive


Ich bin eine Gitarre,

und so höre ich mich auch an. Ich bin ein Stück. Man fasst mich an.

Man zupft an mir, man klopft, man schlägt mich sanft. Ich bin eine Hure, ein Stück. Ich genieße und verlange.

Wer mich sieht, frohlockt.

Wer mich hört, horcht auf.

Ich bin eine Gitarre, bin akustisches Gefühl.

Du spielst mit mir und singst dazu. Ich bin ein Instrument, ein Freund, ein ständiger Begleiter. Ich bin der Melodienlieferant. Bin dein Kind, dein Baby, dein Freund, dein Liebhaber. Ohne mich...könntest du nicht.

Ohne mich.

Keine Freude, kein Lachen, kein Schmerz, kein Weinen.

Kein Gefühl.

Ich bin die Melodie zu deinen Worten, bin dein Partner.

Ich bin eine Gitarre, und so sehe ich auch aus. Der Körper geschlungen, glatt poliertes Holz. Ich bin das Hoch und das Tief, bin bekannt und so verschieden. Du kannst nicht ohne mich.

Und ich nicht ohne dich.


...............................................


Ich bin eine Flasche Bier,

und so schmecke ich auch.

Ich bin die Verdüddeltheit, bin die Verneblung deines Gehirns. Ich bin dein Taschentuch, bin dein Kissen, deine Decke.

Dein Ausweg.


...............................................


Ich bin eine Staffel,

und wo ich auftauche, hinterlasse ich unglückliche Herzen.

Ich bin der Casanova, bin dein Don Juan. Ich bin besser als das Leben. Ich bin dein Rückzugsgebiet. Wo ich bin, dort bist du. Ich ersetze das Leben, ich zerstöre Gefühle.

Ich weiß, was man nicht tun sollte. Nach zwei Uhr morgens. Nach heute Nacht. Ich bin die Allwissenheit, bin quadratisch und praktisch und gut. Ich bin eine Hülle, sexy klein und kalt und dünn. Ich bin handlich, bin Entertainment.

Das Leben als Staffel ist ein Leben der Freude. Wenn man mich sieht, dann lächelt man. Ich bin gern gesehen, bin Antwort auf alle Fragen. Ich weiß, dass Vampir und Mensch zusammengehören. Ich kenne die Antwort auf alle Fragen. Ich bin allwissend und schlau und sexy.

Ich ersetze. Ich bin stark. Man genießt mich, man braucht mich. Man ist süchtig nach mir.

Ich bin eine Staffel, bin ein Tag oder nur eine Nacht, doch gleichwohl wie lang oder wie kurz: ich bedeute Spaß.

Ich kann andere sein. Kann ständiger Begleiter, kann dein Patron sein. Ich bin klein, doch bin ich auch stark. Ich bin muskulös, bin farbig, bin bunt. Ich bin die Schulter, die du brauchst. Ich bin da, wann immer du willst. Ich bin dein Freund, dein Ein.

Dein Alles.


...............................................


Ich bin ein Gefühl,

und so geht es mir auch. Ich bin da, auch wenn du es nicht willst. Ob gut, ob böse, ich bin allgegenwärtig. Ich tue weh und tue gut. Ich bin ein Gefühl.

Man kann mich schlagen und treten, kann mich streicheln und kneten. Du kannst mich verkaufen, kannst mit mir spielen. Wo ich herkomme, gibt es noch viel mehr. Ob Lachen oder Weinen, ob Glück oder Trauer. Ich bin die Wut, bin der Hass. Bin die Hoffnung.

Ich bin die Wärme in deinem Körper, bin der Schmerz in deinem Bauch. Ich bin dein Herz und dein Verstand. Bin müde und angestaubt. Verlogen und verschroben.

Du wachst mit mir auf. Und dann bin ich weg.

Ich bin dein Freund, dein Feind, dein ständiger Begleiter. Spiel mit mir,

dafür bin ich da.

Fick mich.

Missbrauch mich.

Tritt so fest du nur kannst. Oder akzeptier mich.

Ich bin ein Gefühl.


...............................................


Ich bin eine Randnotiz,[X]










































[X]
und so sehe ich auch aus. Aufegdunsen und hässlich, verkrieche ich mich in die Ecke deiner Geschichte. Ich bin ein Sternchen, eine Zahl, eine mickrige Markierung. Man findet mich am Boden, am Ende, im Außen.

Das Leben als Randnotiz ist kein schönes.

Die Hoffnung, nicht länger eine Ergänzung zu sein, sondern ein integrierter Teil, habe ich schon lange aufgegeben. Damit muss man leben. Als Randnotiz.

Ich bin nützlich. Wirklich. Ich komme, wenn man vergessen hat. Ich bin da, wenn man die perfekte Form nicht zerstören möchte. Ich bin da, damit die Geschichte erhalten bleibt.

Ich bin Information, bin Dienstleister, bin aber nciht von solch großer Bedeutung, als dass man mich mit einbauen würde.

Ich diene ohne zu verlangen. Ich bin Helfer, bin Assistent.

Bin Sidekick, und bin doch keine Seite deiner Geschichte.

Ich, die Randnotiz, bin ein Ding. Bin ein Gefühlsvakuum.

Bin erheiternder Fortsatz, bin informatives Anhängsel. Ihr wisst, wovon ich spreche.

Ich bin ein Lied, aber bin es eigentlich nicht. Ich bin am Ende, bin dazwischen, bin dabei. Ich lache, ich spiele. Ich bin eine Randnotiz.

Man kann mich ersetzen. Man kann mich austauschen. Ich bin flexibel. Ich bin da, und werde es immer sein, auch wenn man mich überliest. Ich bin das kleine Puzzlestück, das die Geschichte besonders werden lässt, selbst wenn die Geschichte anders darüber denkt.

Ich bin eine Randnotiz, und so sehe ich auch aus. Aufgedunsen und hässlich, bin ich der Pickel an der Backe der Schönheit. Ich bin die Ergänzung. Bin das Lachen, bin die Freudeproduktionsmaschinerie.

Ich bin eine Randnotiz, und so fühle ich mich auch.
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