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Alt 02.04.2010, 00:19   #1
männlich Cash
 
Dabei seit: 11/2006
Alter: 38
Beiträge: 21


Standard Down

Dies ist die Geschichte eines manische depressiven Menschen, der mehr und mehr den Bezug zum Leben verliert, dessen Gedanken sich im Laufe seiner Krankheit Schritt für Schritt ins "Übertriebene" wandeln; ein Mensch, der sich selbst als "gescheitert" betrachtet.
Ideen bezüglich der Gedanken und Handlungen resultieren aus den Erfahrungen, die ich selbst mit meiner Krankheit (Depression) gemacht habe, jedoch nahm ich mir die künstlerische Freiheit, zu "dramatisieren".
Die auftauchenden Neologismen und sprachlichen "Auffälligkeiten" sind pure Absicht.



Down



Der Schmerz war allgegenwärtig. Der Druck des Nichtversagendürfens lag bedrohend über mir - zäh wie Teer, regelrecht in die untersten Hautschichten eingegraben. Widerhaken, die bei der geringsten Bewegung nur noch mehr Qualen verursachten.

Das Leben im Ganzen glich einer nicht enden wollenden Tortur, einer Idee, entsprungen der Fantasie eines Psychopathen.

Der Schmerz und die Bedeutungslosigkeit als rudimentäres, universelles Gemeinschaftsinstrument. Ich hatte nicht viel Hoffnung auf Besserung. Die Fahrt würde weiter gehen, immer tiefer in die schwarze Diskrepanz der Nichtigkeit. Kaffeesatzlesen mit der Aussicht auf Erfolg.



Sie stand am Rande meines Blickfelds, fokussiert. Sie lächelte und lachte auch wieder nicht. Sie stand da und war sich nicht der Tragweite ihres Handelns bewusst.

Sie ging fort, das lange Haar getragen von den Winden der Gleichgültigkeit, die keine Rücksicht nahmen auf das Erscheinungsbild. Wild zerzaust durch die mächtigste Naturgewalt; die Schönheit als Ausgangspunkt, auf den alles zurück geht.

Ich war mir sicher. Und war es nicht. Ich war mir sicher. Und war es nicht.

Und war es nicht.

Hoffnung als Minimalprinzip der Systemaufrechterhaltung. Der auf Notstrom agierende Mikrokosmos aus Abhängigkeit und Gefühlsleere, das Hölleninstrument von zwieträchtigem Ausmaß. Der Virus hatte die Kontrolle übernommen, hatte sich verkörperlicht und Eier gelegt, aus denen kleine Würmer gebaren, Parasiten, die sich in das Fleisch fraßen, das System unterliefen, um noch mehr Kinder zu zeugen. Der eigene Körper als Brutstation des Feindes.

Ich kotzte Blut. Ich schmeckte Eisen oder Blei, irgendetwas Metallisches, das sich in meinem Mund ausbreitete wie eine Giftgaswolke. Ich hoffte, die Würmer auszukotzen, sie zu eliminieren, aber Hoffnung war Hoffnung war Hoffnung, eine billige Kopie der Realität, schwarz-weiß und grobkörnig, verrutscht und unscharf.

Ich hatte sie gesehen. Mein Gehirn durchlief die installierten Prozesse, die Fehlermeldungen waren vorprogrammiert. Der Mund, die Zunge, der Körper saugte jedwede Feuchtigkeit heraus. Die Zähne schienen verankert, einbetoniert, das Gebiss versagte vollends. Mein Herz raste, als ginge es um Leben und Tod; Panik, die in die kilometerhohen, jedoch fragilen Balance-Türme krachte und sie zum Einsturz brachte.

Mir war schlecht und mein Kopf dröhnte, die Weltuntergangsstimmung wurde initialisiert. Der Fatalität der dargebotenen Szenerie nicht gewappnet, wurde der Entschluss gefasst, den Rückzug einzuleiten, peinliches Zurseiteschauen als infantile Reaktion auf eine folgenschwere Aktion, die seinen Höhepunkt in der Überreichung weinerlich geschriebener Zeilen fand.

Angst vor Zurückweisung als Indikator für die erlernte Hilflosigkeit. Geschichte wiederholt sich im Rahmen ihrer Möglichkeit selbst. Ich hatte Angst, nicht mehr, leider aber auch nicht weniger.




Die Tage verstrichen im sinnlosen Raum. Replika um Replika gleichbleibender Scheiße. Die Wut auf das eigene Ich verhalf nicht der Betäubung des Status quo. Das umgebene Sein hatte die Macht übernommen und kontrollierte mich – als sei ich die männliche Personifikation einer Hure, definiert nach christlicher Mentalität.

Draußen regnete es. Und der Regen ertränkte die Welt. Und das Leben. Bis nur noch ich als Überlebender auf Erden verweilte. Pflanzen und Tiere vernichtet, nicht resistent gegen die Übermacht. Survival of the fittest als Konträrprogramm. Die Einsamkeit als Pointe.

Der Wunsch nach Erlösung kam auf und ging einher mit bildlicher Ausgestaltung. Skizzen mutierten zu Fotos, Fotos vervielfältigten sich, ergaben Bewegung. Der Regisseur ordnete die Schnipsel. Farbfilter zur Stärkung des Kontrastes wurden angewendet, ausgewaschene Farben fanden eine Auffrischung. Der Cutter setzte die einzelnen Elemente sinngemäß zusammen. Musik wurde unter die Bilder gemischt. Der Verzicht auf einen OFF-Kommentar wurde als Sinnbild für die Sprachlosigkeit des filmischen Subjektes getroffen. Das Endprodukt: das verzweifelte Psychogramm eines Gescheiterten. Uraufführung im Kopfkino meiner Selbst. Box-Office gleich Null. Preise Fehlanzeige. Einziger Zuschauer: Ich.




Wenn ich aufstehe. Wenn ich unter der Dusche stehe. Wenn ich mich anziehe. Wenn ich mich ins Auto setzte und langsam auf die Einmündung der Hauptstraße zu rolle. Wenn ich das Radio aufdrehe. Und ich der Musik lausche. Dann hoffe ich auf einen LKW-Fahrer, der die Kontrolle über sein Ungetüm verliert und in meine Fahrerseite kracht.

Ein Geisterfahrer.

Ein Amokläufer.

Ein Fundamentalist, der gänzlich auf Timer verzichtet, sondern nur den Auslöser betätigt.

Ich sah meinen Körper zermatscht oder in alle Himmelsrichtungen verteilt. Ich sah sie alle, wie sie mit ihren höhnisch lächelnden Zeigefingern meine Überreste punktieren und penetrieren. Beifall wurde geklatscht, erstarb aber alsbald, nachdem die allgemeine Lust befriedigt worden war.




Ich nahm einen Stift und versuchte meine Gedanken niederzuschreiben, ein Vorhaben ohne Aussicht auf Erfolg. Die Worte ergaben keinen Sinn, gleich einem ausgeschüttetem Puzzle, ein Wortbrei ohne Belang. Ich lag auf dem Boden des Mondes und war mir nicht sicher, ob ich nicht auf dem Jupiter besser aufgehoben wäre.

Komplette Aufgabe.

Sie stand am Rande meines Blickfelds neben einem Ball aus gleißendem Licht. Eine verschwommene Wahrnehmung. Ein eruptiver Versuch. Ein.

Hoffnung transformierte zu Schmerz transformierte zu Ideenlosigkeit des Handelns. Optionen verfielen. Der Entschluss ward gefasst. Einstimmig.

Tod als Erlösung, als Linderung des Schmerzes, als endgültige Fehlerkorrektur. Du meinst, also bist du. Was auch immer. Das kubriksche Sternenkind als Ziel ins Auge gefasst; Gedankengang aufgegeben. Wo immer sie auch sein mag, was immer sie auch tun mag. Es sollte mir egal sein. Ich sollte Gedanken nicht mit anderen vermischen, sie einweichen und verwässern. Die Müdigkeit ist die Konsequenz.




Isolationsmaßnahmen wurden beschlossen. Verstecken in all seinen Variationen. Masken wurden angefertigt, aufgesetzt und wieder verworfen. Eine Entwicklung in die Bedeutungslosigkeit.

Ich las auf einem Zettel: Warum weinst du nicht?

Mein Herz stoppte. Klirrend kalte Stiche durchzogen meine Brust. Mein Magen revoltierte. Brennend, beinahe aufkochend, brodelte es im Zentrum meines Körpers. Mein Kopf schmerzte. Hundert Tonnen Druck von allen Seiten, Schmerz im Innern.

Ich wollte mir eine Kugel in den Kopf jagen, versagte aber nicht nur am Nichtbesitz, sondern an der Angst, die Kugel würde das Gehirn in einem so ungünstigen Winkel treffen, dass dieses lediglich gestreift wird. Alles schon vorgekommen, alles schon passiert. Die verwiderlichte Reflektion humaner Geschichte.

Das Herz stoppte und stoppte doch nicht. Ein Poltern, ein Tosen, ein Schlag mitten in die imaginäre Fresse. Sich selbst fertig zu machen war dem menschlichen Organismus zwar nicht zu Eigen, aber Ausnahmen entschlüsselten das fragile Dasein der Regel. Liebe als interhumane Ersatzbefriedigung.




Die Musik ist laut.

Ich hatte nicht vor, hinzugehen. Zwecklos. Aussichtslos. Geradezu makaber dem eigenen Sterben als Zuschauer und Antreiber beizuwohnen. Sie würde da sein. Mit ihrem Freund, mit ihrer abwehrenden Haltung, die Distanz zu personifizieren vermochte?

Der Akt des Verlierens war standardisiert in meinem Leben. Ich würde nur in der hintersten Ecke verweilen; verstecken, beobachten, innerlich tausende Tritte erhaltend. Es gibt Dinge, die man vorauszusehen vermag. Geschichte als Replikator. Man könnte sich vorbereiten, aber wo bleibt der Spaß.

Wenn ich mich richtig beschissen fühlte, fuhr ich Auto. Ich fuhr sehr viel. Immer die lausige Hoffnung im Hinterkopf, ich könnte einen Unfall haben.

Die Hoffnung addierte und multiplizierte, und blieb doch gleich Null. Und dennoch: die Beschissenheit nahm rapide zu.




Im Fernsehen lief wieder einmal der gleiche Scheiß. Fickende Richter im sterbenden Gewand ihrer vorgetragenen Selbstgefälligkeit.

Frauen, verwesend im Angesicht ihrer überschüssigen Blagen.

Hitler und Mutter Beimer, die Mütter der Nation – Hand in Hand.

Frau Merkel als Zugpferd einer neuen Faschismuswelle, heran galoppierend auf der Entdemokratisierung Wolfgang Schäubles.

Gesichter ändern sich, Geschichte wiederholt sich selbst. Den Krieg verloren, der Faschismus hat überlebt. Die Nachrichten waren voll damit, nur schien es keinen zu interessieren. Fickende Popstars, ertrunken in ihrer eigenen Kotze, waren allgemein besser aufgenommen. Aus Mangel an Intelligenz erstarb der Interessenkonflikt bereits im Keim.

Magersüchtige Fettfressen offenbarten stattdessen ihre Gefühlswelt vor Abermillionen. Bauern und Kühe wurden verehelicht. Vergewaltiger und Opfer fanden tränenreich wieder zusammen; neuerdings in High-Definition, was das Aufzählen der blauen Flecke erleichterte. Wer am Ende die meisten aufweisen konnte, hatte gewonnen.

Diskutiert wurde über Penisbruch im Enddarm und die damit einhergehende Bedeutung für die globale Wirtschaft. Der Verlust der Moral, angeprangert und ausgeübt von der gleichen Personenschar. Wenn einen diese Welt nicht krank machte, welche dann?

Ich legte eine DVD ein, das Refugium halbwegs demokratischer Entschlussfähigkeit. Entspannung trat nur unmittelbar ein. Ich holte mir einen runter als Druckabbau, und dachte nicht an sie, sondern an irgendjemand anderen.

Ersatzbefriedigung als Wahrung des Gesichts.




Ich musste eingeschlafen sein. Der Abspann rollte sich ab, spulte die Ameisenkolonie runter, dessen Bienenkönige als Über-Wesen in Erinnerung blieben.

Ich stand auf und ging pissen. Ich war müde. Und war es doch nicht. Das Leben im sinnentlerrten Raum bedarf keiner genauen Definition. Du musst es erleben und leben, um es zu verstehen.

Ich legte mich schlafen. Und träumte von unerreichbarer Schönheit, im Deckmantel blutgetränkter Räume. Erbrochenes und Leichengestank vermischten sich, und offenbarten eine nie dagewesene Symphonie, eine Ode an die Toilette.

Ich schlief ein. Wieder.




Kommentarlos duschte ich mich. Ich wusch mich, reinigte und säuberte mich, und fühlte dennoch eine zentimeterdicke Dreckschicht auf meiner Haut, die abzurubbeln ich nicht in der Lage war.

Ich rasierte mich. Ich schnitt mich, doch es war mir gleich. Das Blut sabberte aus dem dünnen Spalt, bildete eine Blase, deren Platzen dazu führte, dass noch mehr Blut emittiert wurde. Es tat nicht weh, vielmehr faszinierte es mich. Die Geburtsstunde des Todes.

Das Blut lief meine Wange hinab, verlangsamte seinen Fluss jedoch, als es meinen Kiefer passierte, nur um Schwung zu holen und in die Tiefe zu stürzen. Tropfen für Tropfen dippte es in die Tiefe. Eine Minute; dann noch eine. Ich war nicht gewillt, dem Akt Einheit zu gebieten. Mehr und mehr Blut mobilisierte sich, meine Jeans einzusauen. Der Kapillareffekt als Versinnbildlichung tragikomischen Ausmaßes. Und die Wunde tränte weiter vor sich hin.

Cobain schrieb: It’s better to burn out than to fade away. Cobain zitierte Neil Young. Lieber mit einem Knall verschwinden, als sich langsam aufzulösen.

Cobain nahm es wörtlich und knallte sich den Kopf weg. Neil Young steht noch immer auf der Bühne. Er geht auf die Siebzig zu.

Neil Young schrieb, Cobain zitierte und vollendete. Sein Vorteil: er war reich. Selbst ohne lasche Waffengesetze wäre der Kauf nur eine Frage monetärer Mittel gewesen. Blutgeld.

Cobain wählte die erstbeste Ausfahrt, viele folgten oder schritten voran. Im Dunst tragischer Geschichten folgte ein uninspirierter Mob. Suizid als Massenphänomen, lediglich übertroffen durch blinde, religiöse Gefolgschaft.

Es machte mich krank, zu sehen, dass diese rückgratlosen Arschkriecher den wirklich Kranken nicht nur die Show stahlen, man mutierte alsbald im allgemeinen Erscheinungsbild zu einem Modesuizidalen, der sich das Leben nehmen will, weil es gerade angesagt ist, sich das Leben zu nehmen.

Cobain machte es. Seine Schafe folgten.

Kurt als Erlöserfigur, als Erretter eines geschundenen Volkes.

Kurt als Identifikationsfigur einer Arschlochgeneration.

Ich hatte genug von diesen aufgesetzten Memmen. Ich wollte, dass sie die Klingen richtig ins Fleisch drücken. Sie sollten Sehnen und Blutzufuhr kappen. Sie sollten langsam und elendig verbluten. Ganz langsam. Tropfen für Tropfen. Sie sollten leiden, richtig leiden. Sie sollten nur einmal die Pein jahrelanger Isolation als Reaktion auf Nichtbestehen gesellschaftlicher Interaktion zu fühlen bekommen. Ich hasste sie, und hoffte inständig auf eine baldige Ausrottung.

Personenkult mutiert zu Gefühlskult.

Sollten sie doch sterben, der Gen-Pool wird es ihnen danken.




Das Blut ward Schwarz im Angesicht ihrer Schönheit.

Das Blut agierte als Freigeist.

Das Blut und die Wut und die qualgetränkten Schreie.

Ich setzte mich hin. Ich nahm ein Blatt Papier und einen Stift und begann zu schreiben. Kryptische Zeilen, die wohl nur ich zu verstehen vermochte.

Ich huldigte ihr, ich vergötterte sie, ich machte auf den Missstand aufmerksam, der Entschlüsselung zwischenmenschlicher Interaktion nicht gewappnet zu sein. Fehlinterpretation galt als Turbine meiner gelebten Trübheit. Cobain hatte recht.

Neil Young war ein Genie.

Die schiere Ausweglosigkeit, skizziert durch unzählbare Verneinungen. Wir können Freunde sein, nicht mehr; was zu der These führte, manche Menschen seien unliebbar.

Selbst Hitler hatte Eva Braun. Jesus Maria Magdalena. Mohammed seine Kindsfrau. War das nur ihrer Macht geschuldet, oder war das Liebe in Reinkultur?

Die Liebe als Massenware. Viele durchratterten Beziehungen, als entspringen diese einer nicht versiegenden Quelle. Massenkonsum, Überschuss, wir waren die Negerkinder, eine untergeordnete Subkultur, deren Bestand stagnierte. Geburten- und Sterberate hielt die Waage. Beziehungen dienten der Fickmöglichkeit. Waren beliebig austauschbar. Wurden mit Füßen getreten, mit Gleichgültigkeit gevögelt. An jeder Ecke eine neue Möglichkeit. Ewige, große Liebe komprimiert auf wenige Wochen. Welch Glück, einer von ihnen zu sein.




Ich spülte das Blut und Rasiercremereste aus dem Gesicht. Ich ging in die Küche und machte mir einen Tee. Ich ging in mein Zimmer und schaltete den Computer ein. Ich ging ins Internet und rief Pornoseiten auf. Ich stellte mir vor, mein Schwanz würde die sich anbietenden Damen bis zur Bewusstlosigkeit penetrieren. Ich bekam einen Steifen, als ich einer Frau über Vierzig dabei zusah, wie sie den Dildo, der zuvor noch in ihrem Arsch steckte, genüsslich ablutschte, so als wäre es ein Eisgeschmack, den sie noch aus Kindertagen kannte.

Ich fühlte mich schuldig, und rechtfertigte mein Handeln mit der Tatsache, dass die Frauen dafür bezahlt werden. Sie bekommen Geld dafür, sich in aller Öffentlichkeit erniedrigen zu lassen. Einige schienen sogar Gefallen daran zu haben.

Ich war auf der richtigen Seite, und kam mir doch wie ein Vergewaltiger vor.

Mein Schwanz erschlaffte.

Das Sperma als Reviermarkierung.

Der Stift huschte wie von selbst über das Papier. Ich blieb kryptisch. Ich versuchte intelligent und erwachsen zu wirken. Ich sprach sie nicht direkt an, was ihre Begötterung nur noch verstärkte. Ich liebte sie, aber nach Abgabe des Briefes begrüßte sie mich mit Ablehnung. Sie ignorierte mich, was sie in meinen Augen zu einem Mittäter werden ließ. Aber ich war ihr nicht böse, ich sah die Schuld allein bei mir. Das war nicht hilfreich, erhöhte es die Qualen doch signifikant.

Sie lächelte. Das war das Wichtigste.




Der Sinn des Lebens, ich sah ihn nicht kommen noch sah ich ihn gehen. Er soll dagewesen sein, und war es doch nicht.

Du ziehst dich zurück. In deine eigene kleine Welt. Deinen Kokon.

Du bist betäubt, du nimmst wahr, du absorbierst. Du kämpfst nicht, dafür herrscht eklatanter Mangel an Kraft.

Wenn ihr Gesicht nicht wäre. Ihr Lachen. Das verzaubernde Gesicht.

Dann müsstest du lachen. Stattdessen kotzt du Herzbrei, an dem du zu ersticken drohst.

Du hoffst natürlich auf Besserung, aber du weißt ganz genau, dass die halbherzigen Aufmunterungsversuche – jeder Topf habe den passenden Deckel – Mumpitz sind. Du bist so weit in das schwarze Nichts hineingerutscht, dass ein Herausklettern nicht mehr möglich ist.

Darum wirst du es tun.

Du wirst es tun, redest du dir mit stoischer Ruhe ein.

Du weißt nicht wie, aber dass du es tun wirst, steht außer Frage. Du wirst es schaffen.

Du wirst es schaffen.

Du wirst es schaffen.

Dann lächelte sie.
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Alt 05.04.2010, 01:23   #2
männlich Neny
 
Dabei seit: 10/2009
Ort: Lancre
Alter: 37
Beiträge: 96


Hi Cash,

was für ein Text! Zunächst muss ich sagen, dass ich den zweiten Absatz deines Vorworts lieber danach gewusst hätte, das ist aber nur mein Geschmack. Als ich deinen Text das erste Mal las, war ich wirklich gefangen darin und las ihn in einem Rutsch durch. Mir gefällt deine Sprache, die Darstellung durch die kurzen Absätze, und die ja rohe, ungeschönte Zeichnung des Zustands der Depression. Ein Teil von mir fand sich darin selbst wieder, was wohl auch ein Grund dafür ist das mir der Text so gefällt.
Beim zweiten lesen hab ich mir dann die Zeit genommen zu unterbrechen, um das Das kubriksche Sternenkind nachzuschlagen, den Film hab ich nie gesehen, daher kann ich noch immer nicht viel damit anfangen . Frauen, verwesend im Angesicht ihrer überschüssigen Blagen. meinst du mit Blagen vielleicht Plagen, sprich ihre Kinder? Ansonsten ist mir nichts in der Hinsicht aufgefallen.

Gern gelesen Grüße
Neny
Neny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.07.2010, 17:34   #3
männlich Cash
 
Dabei seit: 11/2006
Alter: 38
Beiträge: 21


Entschuldige Neny, dass ich erst jetzt antworte. Ist so einiges passiert im Leben, dass ich ganz vergessen habe, dass ich hier noch ein "Danke" für dein Kopmliment (und auch dafür, dass du dir überhaupt die Zeit genommen hast, den Text zu lesen [und dass du dir auch noch Gedanken darüber gemacht hast - was nicht selbstverständlich ist])!
Eigentlich hatte ich nicht vor, ein Vorwort zu schreiben, doch aufgrund einiger leidiger Erfahrungen mit Gutmenschen im Internet an anderer Stelle, will ich mich vorher selber absichern. Der Text soll als eine Art Warnung fungieren, und wer dann weiterliest, ist selber schuld. Bin mal von einer Rettungsassitentin wochenlang vollgespamt worden, weil ich in einer meiner Geschichten den freiwilligen Tod eines Jugendlichen mit einer Beiläufigkeit abgehandelt habe, die ihr nicht gepasst hat. Die Folge waren etliche E-Mails, in denen sie mir vorwarf, ich könne nicht so mit den Gefühlen von Menschen umgehen, ich sei kritiklos, sei ein "ganz armes Würstchen" und so weiter und so fort.
Dass ich mich in keinster Weise über den Tod dieses fiktiven (!) Jugendlichen lustig gemacht habe, konnte und wollte sie nicht verstehen. Dass der Text damals eine Reaktion auf einen Suizid in meinem Freundeskreis war, wollte sie nicht als Erklärung bzw "Entschuldigung" gelten lassen. Dies wäre ja alles nicht weiter schlimm, jedem seine Meinung, aber die Frau hat in ihrem Wahn mich mit PM's und E-Mails überschüttet, hat meine anderen Geschichten mit unsachlicher Kritik bombadiert. Und um mich vor ähnlichen Idioten halbwegs abzusichern, meine kleine Erklärung am Anfang.
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