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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 18.04.2018, 23:16   #1
männlich Heinz
 
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Standard Frühlingstag in Erebuni

Aus felsigem Grunde
ragt die Feste Erebuni,
des Königs gewaltige Feste empor.
die Zinnen der Mauern berühren die Wolken,
der gewaltige Bergfried
inmitten der Burg
beschattet am Morgen
den Weg
zum eisenbeschlagenen
Tor aus Eichenbohlen.
Davor das schimmernde Wasser der schützenden Wehr;
mit steilen Hängen
verrichten die Berge im Norden
ihren Dienst für den Frieden im Lande.
Feurige Lanzen der Sonne
lassen zinnenschmückende Wimpel
und das Wappen des Herrschers erglänzen.
Das Strahlen verkündet:
Des Königs Gemahlin,
die Tochter Gajané,
der Herrscher selbst
weilen in der Festung.

Aus der Ebne, aus der Täler Enge,
aus den Wäldern, von den Bergeshöhn
strömt herbei die bunte Menschenmenge,
auf den Beinen scheint das ganze Land;
feierlich gekleidet, prächtig anzusehn,
webet sie den Weg zum farbenfrohen Band.

Ja, wir haben es vernommen:
Trompetensilber schmettert froh Willkommen!


(Erebuni - Gründung von Eriwan/Yerevan)
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Alt 18.04.2018, 23:37   #2
weiblich Ilka-Maria
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Also nee, Heinz ...

Du hast uns mit wundervollen Gedichten begeistert, aber dieser Text ist deiner nicht würdig. Er strotzt vor peinlichen Formulierungen, aus denen dickes Fett tropft.

schimmernde Wasser (ist es wichtig, dass das Wasser schimmert?)
schützende Wehr (gibt es eine Wehr, die nicht schützen soll?)
der Täler Enge ???

Nur drei Beispiele, aber so zieht es sich durch den gesamten Text. Wehret den Adjektiven!!! Vor allem den zinnenschmückenden Wimpeln.

Auch wächst eine Feste nicht aus felsigem Grunde, sondern sie wird auf felsigem Grunde gebaut, weil sie ein festes Fundament braucht. Wie die Wolkenratzer in Manhattan, die auf Granit gebaut sind und so nicht anderswo hätten gebaut werden können, weil nicht jeder Boden dafür geeignet ist.

Es wäre so einfach, zu schreiben:

Auf einem Felsen
steht (wächst) Erebuni,
des Königs Feste ...
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Alt 19.04.2018, 06:46   #3
weiblich DieSilbermöwe
 
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Lieber Heinz,

ich finde das Gedicht schön, ganz genauso, wie es ist. Und ich habe mal wieder etwas dazugelernt - von der Festung Erebuni hatte ich vorher noch nie etwas gehört (klar hab ich jetzt gegoogelt )

---------
Zitat:
schimmernde Wasser (ist es wichtig, dass das Wasser schimmert?)
schützende Wehr (gibt es eine Wehr, die nicht schützen soll?)
der Täler Enge ???

Nur drei Beispiele, aber so zieht es sich durch den gesamten Text. Wehret den Adjektiven!!! Vor allem den zinnenschmückenden Wimpeln.
Hallo Ilka,

manchmal denke ich, du übertreibst es mit der Jagd auf die Adjektive. Während ich bei Geschichten den Sinn dahinter verstehe (es macht sie spannender und flüssiger zu lesen, wenn man mit Adjektiven sehr sparsam umgeht), fände ich es bei Gedichten schade, wenn sie alle einfach und schmucklos gehalten wären.

Ich kann mir das, was Heinz beschrieben hat, mit seinen Worten wesentlich besser vorstellen und finde es auch poetischer, ich mag es, wenn "schimmerndes Wasser" Assoziationen auslöst, die "Wasser" ohne jegliches Adjektiv nicht hervorbringen würde. Und auch die zinnenschmueckenden Wimpel sagen mir etwas, was sie mir ohne Adjektiv nicht sagen würden. Bei "Wimpel" fällt mir grundsätzlich ein Fahrradwimpel ein, bei Wasser Leitungswasser oder Sprudel.
Und wie schade wäre es, wenn alle Gedichte nach dem gleichen Schema gestrickt wären...

LG DieSilbermöwe
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Alt 19.04.2018, 07:10   #4
weiblich Ilka-Maria
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Sorry, Silbermöwe, aber Adjektive, die obendrein im Partizip stehen, lesen sich alles andere als poetisch, sondern einfach nur gedrechselt und altmodisch. Ich mache keine "Jagd" auf Adjektive, sondern habe ein Gefühl dafür, wann sie überflüssig, störend oder sogar falsch sind. Die künstlich gewollte Erhabenheit, die Heinz seinem Texte mit ihnen geben will, wirkt auf mich wie ein überladener Lkw.
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Alt 19.04.2018, 07:25   #5
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
Adjektive, die obendrein im Partizip stehen
Aber sie stehen doch gar nicht im Partizip.

Zumindest finde ich keines.

Partizip bedeutet doch z. B. "sitzend auf dem Sofa" etc., also immer mit einer solchen Endung?
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Alt 19.04.2018, 07:43   #6
weiblich Ilka-Maria
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schimmernd
schützend
zinnenschmückend

Ich muss meinen kritischen Gebrauch des Wortes "altmodisch" relativieren: Schon die "alten Meister" der deutschen Sprache predigten, mit Adjektiven sparsam und mit Sorgfalt umzugehen. Beispiel: "Die Bürgschft" von Schiller. In den ersten beiden Strophen, 14 Zeilen, kommt der Dichter mit einem einzigen Adjektiv aus.

Oder noch älter (Walther von der Vogelweide):

Ich saz ûf eime steine
und dahte bein mit beine:
dar ûf satzt ich den ellenbogen:
ich hete in mîne hant gesmogen
daz kinne und ein mîn wange.
dó dâhte ich mir vil ange,
wie man zer welte solte leben.
deheinen rât kond ich gegeben,
wie man driu dinc erwurbe,
der keines niht verdurbe.
diu zwei sint êre und varnde guot,
daz dicke ein ander schaden tuot:
daz dritte ist gotes hulde,
der zweier übergulde.
diu wolte ich gerne in einen schrîn.
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Alt 19.04.2018, 07:53   #7
männlich Heinz
 
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Liebe Silbermöwe,
dass ich von Jerevan (Eriwan), der Hauptstadt Armeniens, begeistert bin, kann man vielleicht aus meinem Erebuni-Gedicht ablesen. Fast 1000 Meter hoch gelegen und fast 3000 Jahre alt - da begegnet einem auf Schritt und Tritt Historisches (und im Museum die in Keilschrift geschriebene "Gründungsurkunde" der Burganlage Erebuni, die wohl der Stadt ihren Namen gab).
Mein Gedicht (Ilka-Maria werde ich heute Mittag antworten) war ein Versuch, in beinahe freien Rhythmen (bis auf die letzten gereimten Verse), das Großartige in Worte zu fassen. Schön, dass es Dir gefallen hat - danke!
Liebe Grüße,
Heinz

Hallo Ilka-Maria,
es ist die Zeitnot, die mich zwingt, meine Antwort an Dich auf den Nachmittag zu verschieben.

Liebe Grüße Euch beiden,
Heinz
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Alt 19.04.2018, 08:30   #8
männlich MiauKuh
 
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Mir gefällt die gelungene Beschreibung der Feste (von der wusste ich gar nichts?) Offenbar wirkt sie ziemlich beeindruckend und wie Unar das mal schön ausdrückte, lässt sich hervorragend über Adjektive schildern.
Was meiner Meinung nach Heinz gelungen ist.

Was die wiederholte Diskussion über deine individuelle Ansicht der Gebräuchlichkeit von Adjektiven in Gedichten schon wieder soll, verstehe ich nicht Ilka.

Darüber hatten wir in diesem Forum schon viele Diskussionen.
Wie wärs wenn du deine eigene Ansicht, da sie dir ja offenbar sehr wichtig weiterzuverbreiten ist, auslagerst in einen Beitrag in einem anderem Unterforum hier? Da kannst du doch deine Vorstellungen zu dem Thema lang und deutlich ausbreiten und jeder kann es lesen und darauf antworten, so eine Antwort denn erlaubt wird.
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Alt 19.04.2018, 09:08   #9
gummibaum
 
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Hallo Heinz,

schön erzählt, finde ich. Der Schluss erinnert etwas an den Osterspaziergang im Faust.

Einen schönen Tag wünscht
gummibaum
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Alt 19.04.2018, 09:48   #10
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von MiauKuh Beitrag anzeigen
Wie wärs wenn du deine eigene Ansicht, da sie dir ja offenbar sehr wichtig weiterzuverbreiten ist, auslagerst in einen Beitrag in einem anderem Unterforum hier?
Die Diskussion über Adjektive ist uralt, taucht immer wieder auf und ist Bestandteil jedes Seminars über kreatives Schreiben und guten Stil. Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Ich könnte eine Liste liefern mit Schriftstellern, Dichtern und Sprachlehrern, die permanent ein Lied darüber singen, wieviel Mühe es sie kostet, den Menschen in ihrer Obhut die Fehler auszutreiben, die ihnen von der Schule eingehämmert wurden - und dazu gehört nun mal der Missbrauch von Adjektiven und Adverbien. Von Luther über Mark Twain* bis hin zu Wolf Schneider ist darüber schon eine Menge gesagt worden. Sie hatten dazu ihre guten Gründe.

Ich werde diese Kritik immer dort anbringen, wo sie hingehört, nämlich zu dem entsprechenden Text. Natürlich kann es sein, dass Heinz mit Absicht den manieristisch-pathetischen Stil (der sich glücklicherweise im 16. Jh. nicht lange gehalten hat) gewählt hat - mögen muss ich ihn jedoch nicht. Warten wir also ab, was Heinz mir zu antworten hat.

______
* "Wenn Sie ein Adjektiv erwischen, töten Sie es. Nein, ich meine nicht alle, aber töten Sie die meisten von ihnen - dann wird der Rest wertvoll sein. Sie werden schwach, wenn sie nahe beieinander sind. Sie geben Kraft, wenn sie weit voneinander entfernt sind." (Mark Twain zitiert in: Mara Laue, "Von der Idee zum fertigen Text", VSS Verlag Frankfurt am Main, 2017).
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Alt 19.04.2018, 10:30   #11
männlich MiauKuh
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
[...] wieviel Mühe es sie kostet, den Menschen in ihrer Obhut die Fehler auszutreiben, die ihnen von der Schule eingehämmert wurden - und dazu gehört nun mal der Missbrauch von Adjektiven und Adverbien.
Fehler austreiben? Missbrauch von Adjektiven und Adverbien? Steht das unter Strafe Ilka?

Warum tust du so oft wieder auf die gleiche Art Antworten, wenn du es doch einfach und einmal allgemein aufzeigen kannst, z.B. im Forum als Top Beitrag überall: Zügelt eure Adjektive und Adverbien!
So störst du die restlichen Diskussionen nicht.

Oder noch besser (Ironie): Vor jedem neu erstellten Gedicht lässt du den Nutzer versichern, sich gewahr darüber zu sein, nicht zu viele Adjektive / Adverbien genutzt zu haben, dann sparen wir uns im Anschluss die Diskussion darüber.

Nein ehrlich, ich bin er Auffassung das die Diskussion einen alten Bart hat, wozu also noch darauf hinweisen, wenn es eine belegte Wahrheit wäre, müsste sie wohl nicht ewig und schon so lange diskutiert werden. Grrr
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Alt 19.04.2018, 10:37   #12
weiblich Ilka-Maria
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Wenn dir das Diskutieren auf den Wecker geht, MiauKuh, gibt es dagegen ein einfaches Mittel: Lass es bleiben. Mich interessiert, wie die anderen User, insbesondere Heinz, darüber denken.

Die Redensart heißt übrigens: einen langen Bart haben. Tja, die Adjektive ...
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Alt 19.04.2018, 11:40   #13
männlich MiauKuh
 
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Ja, dann mach halt einen Faden über die Diskussion von Adjektiven / Adverbien auf. Ist doch viel besser, als hier im

"Frühlingstag in Erebuni"

darüber zu reden, wenn du doch im Grunde mehr Menschen als Heinz den Missbrauch und die Fehler der Verwendung von Adverbien und Adjektiven austreiben möchtest?

Abgesehen davon, weil es ja doch noch hier diskutiert wird:

Edgar A. Poe - Der Rabe (Carl Theodor Eben Übersetzung)

Und der Rabe [...]

"Sitzt mit geisterhaftem Munkeln, seine Feueraugen funkeln
Gar dämonisch aus dem dunkeln, düstern Schatten um ihn her;"

Die hier vorzufindende Häufung von Adjektiven macht den Text so derart klasse ... und du findest das alles wieder nicht gut, oder?

Weil .. lass mich mal deine mögliche Argumentation überlegen:

Welcher Schatten ist nicht dunkel, düster und also dämonisch? Und welches Munkeln im Schatten ist also nicht geisterhaft?

Denkst du so? Oder habe ich mich getäuscht?

Ich denke nicht so, ich denke es ist brilliant von Poe gewesen, das so zu beschreiben. Hätte er auf dich gehört, er wäre wohl furchtbar versackt in Gedanken über die Benutzung oder Nicht-Benutzung von Adjektiven und Adverbien in seinem Gedicht, wofür er sehr lange gebraucht hat.

"Adjektive, die obendrein im Partizip stehen, lesen sich alles andere als poetisch, sondern einfach nur gedrechselt und altmodisch." (Zitat Ilka-Maria)

Schade, dass du mein Gesicht nicht siehst, aber ich beschreibe es mal:
Grinsend, kopfschüttelnd, ausatmend, bedauernd, belächelnd, bedenkend.

Lange Bärte sind alte Bärte oder angeklebt. Synonyme Ilka. Tja ... die Synonyme ...
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Alt 19.04.2018, 11:51   #14
männlich Eisenvorhang
 
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Ich habe letztens in verschiedenen Briefen diverser Dichter darüber gelesen, dass Adjektive dann notwendig werden, wenn sie etwas näher beschreiben müssen.
Goethe konstruierte seine Gedichte im intensiven Austausch mit anderen.
Generell sind ja Goethes Gedichte sehr formorientiert geschrieben und verfasst. Der hat sich über jede Zeile Gedanken gemacht.
Auch besuchte er mehrere Schreibkurse, um seine Fähigkeiten zu steigern.
Er verwendete auch Adjektive und das nicht zu knapp.

Adjektive im Sinne von

"Das nasse Meer" kann man sich aber getrost schenken.

Ich werde zunehmend ein Freund davon Umstände zu umschreiben.

Beispiel:

"Die lavendelsüße Luft war durchzogen von den honigwarmen Zungen der Sonne"

Ich würde so schreiben:

"Die Luft war mit dem Duft von Lavendel durchzogen"

"honigwarmen Zungen der Sonne" finde ich hingegen ziemlich genial.

Anders hingegen:

"Die warmen Sonnenstrahlen der Sonne" sind hingegen total langweilig und haben für mich mit Lyrik und Poesie rein gar nichts zu tun.

Wer denkt, das sei Poesie, der sollte lieber Jura studieren und das Schreiben sein lassen.



vlg

EV

Geändert von Eisenvorhang (19.04.2018 um 19:33 Uhr)
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Alt 19.04.2018, 13:38   #15
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo Eisenvorhang,

Zitat:
"Die warmen Sonnenstrahlen der Sonne" sind hingegen total langweilig und haben für mich mit Lyrik und Poesie rein gar nichts zu tun.

Wer denkt, das sei Poesie, der sollte lieber Jura studieren und das Schreiben sein lassen.
Da schreibt man halt einfach: "Die Sonne wärmte mit ihren Strahlen." Und schon hat man einen Adjektiv-freien Satz und trotzdem alles drin.

Dein zweiter Absatz stört mich jetzt mehr. Ich würde mir, egal, wie schlecht meiner Meinung nach jemand dichtet, oder was seiner Meinung nach Poesie ist, nie herausnehmen, zu sagen, er solle das Schreiben sein lassen. Das ist seine Angelegenheit.

Hallo Ilka,

ich dachte, nur Verben könnten falsch als Partizip verwendet werden. Sitzend, stehend, gehend, sich eine Tasse nehmend, einen Kakao trinkend, das quietscht in meinen Ohren. Aber "schimmernd"? Die schimmernde Rüstung, das schimmernde Wasser - so redet man doch ganz normal.

LG DieSilbermöwe
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Alt 19.04.2018, 13:40   #16
weiblich Ilka-Maria
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MiauKuh, wenn du Diskussionen verabscheust, zudem nicht richtig lesen kannst, sonst würdest du mich nicht falsch zitieren (ich habe Heinz an keiner Stelle des Missbrauchs von Adjektiven bezichtigt, sondern dieses Wort in einem anderen Kontext, nämlich dem Schulunterricht, verwendet), wenn du dich zudem auf Poes "Der Rabe" beziehst, das nicht gerade als sein bestes (und auch nicht unbedingt von ihm angestrebte) Werk gilt, wenn deine "Synonyme" alles andere als synonym sind (lang ist etwas grundlegend anderes als alt) und du Redewendungen nicht richtig zitieren kannst (meistens wird "das hat soooo einen Bart" ohne Adjektiv gesprochen und mit einer Handbewegung eine extreme Bartlänge als Synonym für die Zeitdauer seines Wachstums angedeutet), kurz: wenn du keine Ahnung hast, wovon du sprichst, wäre es für dich ratsam, mit rein rechthaberischen, durch nichts zu belegenden Äußerungen sparsamer umzugehen.

Ich bin sicher, dass Heinz erfahren und kompetent genug ist, mir auf meine Kritik sachlich zu antworten. Er wird am besten wissen, weshalb er für sein Gedicht einen pathetischen Ton gewählt hat.
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Alt 19.04.2018, 13:52   #17
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
ich dachte, nur Verben könnten falsch als Partizip verwendet werden. Sitzend, stehend, gehend, sich eine Tasse nehmend, einen Kakao trinkend, das quietscht in meinen Ohren. Aber "schimmernd"? Die schimmernde Rüstung, das schimmernde Wasser - so redet man doch ganz normal.
Silbermöwe, du schaffst es, mich wuschig zu machen . Sind "schimmern", "schützen" und "schmücken" für dich etwa keine Verben?

Ich weiß nicht, ob man "so doch ganz normal" redet. Wenn ich eine blankgeputzte Rüstung sehe, in der ich mich spiegeln kann, kann ich mir nicht vorstellen zu sagen: "Die schimmernde Rüstung sieht wie neu aus", sondern eher: "Die Rüstung schimmert wie neu."

Aber wie weiter oben gesagt: Heinz wird einen Grund für seine Wortwahl gehabt haben.
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Alt 19.04.2018, 15:44   #18
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Es ist ernüchternd für mich, wie unfreundlich du mit meinen konstruktiven Vorschlag umgehst, Ilka.
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Alt 19.04.2018, 16:45   #19
weiblich Unar die Weise
 
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Standard Rasch, rasch....zurück zum Gedicht.

Das einzige, das ich als störend empfinde, ist:
Die zweimalige Verwendung des Wortes Feste.


Ansonsten, hochverehrter Heinz...
Danke für viele wertvolle Informationen.
Deine Bildsprache ist gekonnt.
Für mich ist Erebuni erlebbar nachvollzogen worden.

Mit festem Gruß
Unar, die Seherin des Burgvogts vom Haseltal


♤Naja, mit Geschichten über Gebirgeburgen kriegt man jede Unar.
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Alt 19.04.2018, 17:49   #20
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Zitat:
Zitat von Unar die Weise Beitrag anzeigen
Das einzige, das ich als störend empfinde, ist:
Die zweimalige Verwendung des Wortes Feste.
Ja! Das stimmt! Gleich am Anfang! Aber der Rest ist gut
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Alt 19.04.2018, 18:00   #21
weiblich DieSilbermöwe
 
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Gelöscht, da doppelt
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Alt 19.04.2018, 18:02   #22
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
Sind "schimmern", "schützen" und "schmücken" für dich etwa keine Verben?
Wenn es Verben sind, sind es doch keine Adjektive..

Also wird aus dem Verb "schimmern" durch die Endung "end" ein Adjektiv?
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.04.2018, 18:14   #23
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Wenn es Verben sind, sind es doch keine Adjektive...
Silbermöwe, du schaffst mich ... echt!

Wenn ein Verb zu einem Partizip gemacht wird, wie in "schimmernd", dann wird es zu einem Adjektiv, denn dann lautet die Frage nicht mehr: Was macht die Rüstung (schimmern), sondern: Wie ist die Rüstung (schimmernd). Die Rüstung tut nichts mehr, sondern weist eine Eigenschaft auf.

Ein Wort trägt nicht pers se immer nur eine Bestimmung. Wenn ich sage: "Das Schimmern der Rüstung ..." ist das Verb zu einem Substantiv geworden.
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Alt 19.04.2018, 18:24   #24
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
Silbermöwe, du schaffst mich ... echt!
War nicht meine Absicht.
Da ich im Deutschunterricht nie einen Finger krumm gemacht und trotzdem alles richtig geschrieben und konjugiert habe (ist mir einfach zugeflogen), habe ich mich nie mit Wortgruppen und wann und warum man sie anwendet und wann sie was sind beschäftigt.
Ich hatte keine Ahnung, was ein Partizip ist.
Auch wenn's komisch klingt.
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.04.2018, 18:28   #25
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
... habe ich mich nie mit Wortgruppen und wann und warum man sie anwendet und wann sie was sind beschäftigt.
Ich hatte keine Ahnung, was ein Partizip ist.
Hattest du ein Glück! Ich musste mindestens zwei Jahre lang in regelmäßigen Abständen Tests schreiben, die nur auf die Bestimmung von Wörtern und Satzteilen abstellten (ausschließlich mit den lateinischen Bezeichnungen).
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Alt 19.04.2018, 18:35   #26
männlich Heinz
 
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Hallo Ilka-Maria
und sei gegrüßt, Ihr Diskussionsteilnehmer/innen!

Zuerst präsentiere ich hier eine leicht überarbeitete Fassung:

Frühlingstag in Erebuni

Aus felsigem Grunde
wachsen die Mauern Erebunis,
des Königs gewaltige Feste, empor.

Der Anblick der Mauern (soweit sie noch vorhanden sind) lässt durch die Verwendung des vulkanischen Gesteins (wie bei vielen anderen Hausmauern) den Eindruck entstehen, dass sie aus dem Felsen "herauswachsen". die beiden Adjektive "felsig" und "gewaltig" finden ihre Begründung a) in dem farblich interessanten Baumaterial (rötlichen Tuiffgestein in vielen Farbtönen) und b) in der imposanten Größe dieser Burganlage.

die Zinnen der Mauern berühren die Wolken,
der mächtige Bergfried
inmitten der Burg
beschattet am Morgen
den Weg
zum eisenbeschlagenen
Tor aus Eichenbohlen.

Adjektive: "mächtiger" Burgfried - wir kennen die hohen Türme unserer Schlösser. Aber was da vor fast 3000 Jahren hingeklotzt wurde, das war schon recht beeindruckend.
"eisenbeschlagen" - ein zarter Hinweis, dass die Armenier die Schmiedekunst lange vor uns beherrschten.


Davor das schimmernde Wasser der schützenden Wehr;
mit steilen Hängen
verrichten die Berge im Norden
ihren Dienst für den Frieden im Lande.

"schimmerndes Wasser der schützenden Wehr" - meine unstillbare Lust nach "süffigen" Alliterationen. (Ich bezweifle selbst, dass die gewaltige Burganlage von einem Wassergraben umgeben war, aber die Gewässer in Armenien (vor allem der in 2000 Meter gelegenem Sevan-See - Yerevan liegt fast in 1000 Meter Höhe) zeigen ein unglaubliches Schimmern. Dass die "Wehr" eine Schutzfunktion hat, ist mir schon klar. Vielleicht will ich betonen, dass die Armenier eher auf Abwehr als auf Aggression gestimmt sind.
Die "steilen" Hänge - na ja, es gibt sanfte Hügellandschaften und - wie in diesem Fall - schroffe, von vulkanischen Kräften geschaffene Formationen.

Feurige Lanzen der Sonne
lassen zinnenschmückende Wimpel
und das Wappen des Herrschers erglänzen.

Das Aufblitzen der Sonne am frühen Morgen - mich erinnerte der Anblick an feurige Lanzen.
Wimpel - ja, da denkt man zuerst an Wimpelchen am Fahrrad. Hier schmücken die Wimpel weithin sichtbar die Zinnen der der Mauern.


Das Strahlen verkündet:
Des Königs Gemahlin,
die Tochter Gajané,
der Herrscher selbst
weilen in der Burg.

Aus der Ebne, aus der Täler Enge,
aus den Wäldern, von den Bergeshöhn
strömt herbei die bunte Menschenmenge,
auf den Beinen scheint das ganze Land;
feierlich gekleidet, prächtig anzusehn,
webt sie den Weg zum farbenfrohen Band.

Offensichtlich steht ein Festtag an. Das Gedicht soll an die farbenfrohen Gewänder der Armenier erinnern. Mir ist dabei der weniger freudige Anlass im Kopf - das Gedenken an den Völkermord, beginnend am 24.April 1915, an dem Hunderttausende zur Gedenkstaette Zizernakaberd /Schwalbennest pilgern.

Ja, wir haben es vernommen:
Trompetensilber schmettert froh Willkommen!


(Erebuni - Gründung von Eriwan/Yerevan)


Dass ich in uebertriebener Weise pathetisch formuliere, koennte ich nicht sagen.
Was die Aversion Ilka/Marias gegen Adjektive angeht, dem Gedicht Walter von der Vogelweide koennte ich Dutzende andere gegenueber stellen, ja,
die Einwaende sind bedenkenswert. Ob dann bei mir was raus kommt, dass man als Gedicht von mir bezeichnen koennte, wage ich zu bezweifeln.

Liebe Gruesse,
Heinz
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Alt 19.04.2018, 18:47   #27
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Danke, Heinz. Mit der Erklärung der Alliteration kann ich mich versöhnen. Mit der schützenden Wehr stehe ich allerdings immer noch auf Kriegsfuß, weil ich nicht weiß, wie eine Wehr ist, die nicht schützt.

Bei deinem Herz für Armenien gehe ich davon aus, dass dir Khatchaturians "Gayaneh" bekannt ist.
https://www.youtube.com/watch?v=_JlG...1m1PL4&index=1
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Alt 19.04.2018, 19:37   #28
männlich Eisenvorhang
 
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Ich würde mir, egal, wie schlecht meiner Meinung nach jemand dichtet, oder was seiner Meinung nach Poesie ist, nie herausnehmen, zu sagen, er solle das Schreiben sein lassen. Das ist seine Angelegenheit.
Hi DieSilbermöwe,

so war das nicht gemeint.

Wie habe ich's gemeint?
Weniger hart jedenfalls.

Mir flutschen manchmal Sachen heraus, die ich nicht so meine.

vlg

EV
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Alt 19.04.2018, 20:37   #29
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ihr macht euch...bzgl. der grammatik...viel zu viele gedanken. moderne lyrik zeichnet sich doch gerade dadurch aus...dass sie mit dem "gewöhnlichen" (kommt von gewohnheit) bricht. mir wurde in der schule x beigebracht...ich schreibe schon immer x...alle anderen auch...also ist x korrekt. nein, ist es nicht!
diese "erziehung" hindert einen daran seinen instinkten zu folgen, der kreativität freien lauf zu lassen...mit konventionen zu brechen. aus diesem grund sind germanisten nur selten auch gute lyriker - sie würden niemals "mir regnet" schreiben. sie müssten dabei über ihren schatten springen...denn es könnte ja jemand aus der ecke kommen uns sagen "das ist kein korrektes deutsch". klar gibt es diese leute, aber das sollte einen nicht weiter stören. man braucht...um außergwöhnliches (im wahrsten sinne des wortes) zu schaffen...vor allem eines: selbstbewusstsein. ich kenne keinen (erfolgreichen) künstler...dem es daran mangelt.das heißt jetzt aber nicht, dass man jede dilettantische "fehlleistung" zur kunst erheben sollte. es kommt darauf an...ob ein text als ganzes harmoniert. "mir regnet" alleine...alles andere jedoch konventionell geschrieben...würde auch nicht funktionieren. ob adjektiv oder verb (in diesem falle asjektiv)...hauptsache schimmern passt ins bild.

nur am rande und als eselsbrücke: ich putze(verb) meine rüstung bis sie schimmert. man bringt das adjektiv mit der beschreibung in verbindung - das ist zwar richtig...führt manchmal aber auch in die irre. es deutet auch oder und auf ein ergebnis hin. das holz ist trocken. trocken beschreibt den zustand...ist aber auch das (vorläufige oder endgültige) ergebnis von feuchtigkeitsverlust, sonneneinwirkung, lagerung, alter, ....usw. und so ist das schimmern das ergebnis einer erfolgreich ausgeführten putzarbeit. "mir regnet" macht (durch das pronomen) das verb zum hybriden. und so möchte ich gerade die jungen leute unter euch ermutigen mit der sprache ein wenig zu spielen. macht sie euch eigen - ih selbst seid der duden...wenn ihr denn wollt.

ich will nicht unhöflich sein, deshalb auch ein paar worte zum obigen gedicht:
es ist so ziemlich genau der gegenentwurf von dem...das ich zuvor sagte. von allen dichtern ein wenig...aber nichts eigenes. künstlich aufgebläht...ohne jeden mehrwert. nehmt euch so etwas nicht zm beispiel...ansonsten wird der stillstand zum programm.

geschwollenes geschwurbel ist nicht gleich gefühl. und wie sagt der bohlen immer? Gefühl, Gefühl, Gefühl - nur darauf kommt es an".
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Alt 19.04.2018, 22:49   #30
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Hallo Ilka-Maria,
da ich zwar mein Herz für Armenien, aber noch nicht für das Ballett entdeckt habe, ist mir Khatchaturians Gayaneh wohl bekannt (aber nicht als komplett aufgeführtes Ballett. Wie es mit Kulturbanausen nun mal ist: Den Sabre Dance
kenne ich sowohl als Klavier- als auch als Violinstück. (Der beste Geiger heißt fast so wie der Komponist - Sergey Khatchatryan -).
Gayaneh war eine Königstochter, die ihrem todkranken Vater einen christlichen Mönch aus einem Verlies (das man heute noch besichtigen kann) holte. Der wiederum heilte den königlichen Papa, der daraufhin im Jahr 301 das Christentum zur "Staatsreligion" machte. Von daher: Die Armenier sind die ältesten Christen der Welt. In der Nähe von Etschmiadsin (der Sitz des "Katholikus" - dem Oberhaupt der Armenisch Apostolischen Kirche) gibt es eine Kirche, die den Namen der hl. Gayaneh trägt. (Auf meine Bitte hin ließ mich eine junge Nonne in den Garten und ließ mich einen uralten Khatchkar (Kreuzstein) fotografieren. Mein Freund (Armenier) hat mir hinterher erzählt, dass ich wohl der erste Mann gewesen bin, der diesen Garten je betreten hat.
Gayaneh ist ein sehr beliebter Mädchenname in Armenien.

Die "schützende Wehr" - nimms nicht so schwer. Man spricht ja auch von einer schützenden Rüstung oder einer stürzenden Lawine (was sollte sie auch anderes machen?).
Die Adjektive - ich hatte keine Zeit mehr, näher darauf einzugehen.
Ich muss Dir ja nicht erklären, was ein Adjektiv ist. Ich kann auch durchaus verstehen, wenn Du sagst, dass der zu häufige Gebrauch die Sprache überladen kann. Ich verstehe unter einem Adjektiv ein schmückendes Element in der Sprache, und wenn Du Schillers Bürgschaft nennst, nenne ich die längere Ballade "Der Kampf mit dem Drachen". Eine Strophe zeigt, dass auch Schiller durchaus Adjektive verwendete:
"»Und diese Pflicht, mein Sohn«, versetzt
Der Meister, »hast du frech verletzt,
Den Kampf, den das Gesetz Versager,
Hast du mit frevlem Mut gewaget!«
»Herr, richte, wenn du alles weißt«,
Spricht jener mit gesetztem Geist,
»Denn des Gesetzes Sinn und Willen
Vermeint ich treulich zu erfüllen,
Nicht unbedachtsam zog ich hin,
Das Ungeheuer zu bekriegen,
Durch List und kluggewandten Sinn
Versucht ichs, in dem Kampf zu siegen."
Auch die "Älteren" waren den Adjektiven nicht abgeneigt. Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (Ausschnitt):

Die Wollust bleibet doch der Zucker dieser Zeit,
Was kan uns mehr, denn sie, den Lebenslauf versüssen?
Sie lässet trinckbar Gold in unsre Kehle fliessen,
Und öffnet uns den Schatz beperlter Liebligkeit,
In Tuberosen kan sie Schnee und Eiß verkehren,
Und durch das gantze Jahr die Frühlings-Zeit gewehren.

Es schaut uns die Natur als rechte Kinder an,
Sie schenckt uns ungespart den Reichthum ihrer Brüste,
Sie öffnet einen Saal voll zimmetreicher Lüste,
Wo aus des Menschen Wunsch Erfüllung quellen kan.
Sie legt als Mutter uns die Wollust in die Armen,
Und läßt durch Lieb und Wein den kalten Geist erwarmen.

Nur das Gesetze wil allzu Tyrannisch seyn,
Es zeiget iederzeit ein widriges Gesichte,
Es macht des Menschen Lust und Freyheit gantz zunichte,
Und flöst für süssen Most uns Wermuthtropffen ein;
Es untersteht sich uns die Augen zu verbinden,
Und alle Liebligkeit aus unser Hand zu winden.

Die Ros' entblösset nicht vergebens ihre Pracht,
Jeßmin will nicht umsonst uns in die Augen lachen,
Sie wollen unser Lust sich zinsbar machen,
Der ist sein eigen Feind, der sich zu Plagen tracht;
Wer vor die Schwanenbrust ihm Dornen will erwehlen,
Dem muß es an Verstand und reinen Sinnen fehlen.

Was nutzet endlich uns doch Jugend, Krafft und Muth,
Wenn man den Kern der Welt nicht reichlich will genüssen,
Und dessen Zucker-Strom läßt unbeschifft verschüssen,
Die Wollust bleibet doch der Menschen höchstes Gut,
Wer hier zu Seegel geht, dem wehet das Gelücke,
Und ist verschwenderisch mit seinem Liebesblicke.

Die "doppelt gemoppelten" - darüber müssen wir gar nicht reden (schneller Sprint) oder ähnliche Schöpfungen.
Vielleicht treffen wir uns hier: Adjektive, wenn sie genauer definieren, wie ein Objekt beschaffen ist, wenn sie schmücken aber nicht übermäßig ausstaffieren. So wenig wie möglich, aber so viel wie notwendig.

Gruß,
Heinz
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Alt 19.04.2018, 22:55   #31
männlich Heinz
 
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Hallo A.D.,
meine Freude kennt keine Grenzen, wenn ich auf ein fachmännisches Urteil stoße und ganz überschäumend wird sie, wenn die Richtigkeit des Urteils durch das Zitat einer anerkannten Geistesgröße wie Dieter Bohlen belegt wird.
"geschwollenes geschwurbel ist nicht gleich gefühl. und wie sagt der bohlen immer? Gefühl, Gefühl, Gefühl - nur darauf kommt es an".

Als Freund von Alliterationen gefällt mir: "Geschwollenes Geschwurbel ist nicht gleich Gefühl" - und nun bin ich auf der Suche nach Geschwollenem und Geschwurbeltem.
Heinz
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Alt 19.04.2018, 23:21   #32
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Gayaneh ist ein sehr beliebter Mädchenname in Armenien
Und ein sehr schöner Name.

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
... und wenn Du Schillers Bürgschaft nennst, nenne ich die längere Ballade "Der Kampf mit dem Drachen". Eine Strophe zeigt, dass auch Schiller durchaus Adjektive verwendete:
"»Und diese Pflicht, mein Sohn«, versetzt
DerMeister, »hast du frech verletzt,
Den Kampf, den das Gesetz Versager,
Hast du mit frevlem Mut gewaget!«
Das Beispiel hinkt, denn bei diesem Schiller-Beispiel sind die Adjektive sinnvoll gesetzt. Eine Pflicht kann man frech verletzen, aber auch wohlüberlegt, überzeugt usw. Der Mut muss nicht aus Frevel entstanden sein, sondern kann auch andere Ursachen haben.

Schiller wusste Adjektive zu setzen, aber auch zu vermeiden.

Eine schützende Wehr und eine wehrhafte Rüstung sind und bleiben für mich weiße Schimmel.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.04.2018, 23:33   #33
männlich Heinz
 
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es kommt noch dicker! Es ist nicht nur ein schöner Name - eine meiner armenischen Freundinnen heißt so und - sie ist einfach schön!

Ich komme Dir entgegen und werde die schützende Wehr eliminieren. Mit anderen Worten: Wo Du Recht hast, hast Du Recht.
Gruß,
Heinz
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