Angst vor der Angst

[Bast-Jan]

Ich fürchte meine Angst.
Ich bewege mich im Kreis.
Wie ein Perpetuum mobile.
Doch, für welchen Preis?

Ich bin darin gefangen,
schon mein halbes Leben.
Der Käfig, er ist meterhoch.
Bin der Tiger, hinter Stäben.

Ich schleiche oft herum.
Am Gitter meines Käfigs.
Doch finde nicht die Kraft.
Und den Weg des Austritts.

Schon alleine schlafen,
brachte mir die Angst.
Elterliche Fürsorge,
nur aus der Distanz.

Elterliche Pflichten,
suchte ich vergebens.
Angst, ist und war.
Die Prägung meines Lebens.

[Candlebee]

Hallo Bast-Jan,

irgendwie klingt es traurig, aber auch wütend. Das Herumlaufen im Käfig, aus dem du nicht herausfindest. Geprägt durch die Kindheit, die wohl nicht recht liebevoll war. Es liest sich recht gut, packt mich jedoch nicht wirklich.
Ob es daran liegt, dass man meinen sollte, sich mit den Jahren aus diesem Käfig zu befreien oder ewig im Selbstmitleid zu baden. Keine Ahnung. Nur eine Meinung unter vielen.

Nette Grüße, Candlebee

[DieSilbermöwe]

Ich weiß nicht so recht, für mich klingt das nicht nach Selbstmitleid. Eine Angststörung ist ja nichts, was man einfach so abstellen kann. Ich interpretiere das jetzt mal im Sinne einer Panikattacke und der Angst vor der Panikattacke.
Hat das Elternhaus das nicht ernst genommen oder ist die Angststörung durch das Elternhaus entstanden, das sind die Fragen, die mir bei dem Gedicht in den Sinn kommen.

[Ilka-Maria]

Zitat von DieSilbermöwe

Eine Angststörung ist ja nichts, was man einfach so abstellen kann. Ich interpretiere das jetzt mal im Sinne einer Panikattacke und der Angst vor der Panikattacke.

Richtig!

Ich hatte eine Freundin - sie ist mittlerweile verstorben -, die zwei Jahre lang unter solchen Angstattacken litt. Es ist schlimm, mitanzusehen, wie eine Freundin aus nicht ersichtlichem Grund zittert und nach Luft ringt. Und nicht sagen kann, wieso. Es ist einfach da. Und sie sagte mir auch, die größte Angst sei die Angst vor der Angst.

Wie oft stand ich im Badezimmer mit frischgewaschenem Haar, wenn ihr Anruf kam: "Mir geht es schlecht. Kannst du kommen?"

Natürlich flog ich zu ihr. Mit nassem Haar.

Das Schlimmste jedoch war, nachdem meine Freundin auf einer endlos langen Warteliste endlich von einem Psychotherapeuten angenommen worden war, dass sie dazu aufgefordert wurde, sich auszuziehen.

End of comment.

[Eisenvorhang]

Zitat von Ilka-Maria

Das Schlimmste jedoch war, nachdem meine Freundin auf einer endlos langen Warteliste endlich von einem Psychotherapeuten angenommen worden war, dass sie dazu aufgefordert wurde, sich auszuziehen.

End of comment.

Ich glaube, dass viele Menschen bei Sozialarbeitern in der Lebenshilfe besser aufgehoben wären.
Mittlerweile werden ja viele Psychotherapeut und Psychologe, weil sie selbst ihre Probleme haben und dann ein Helfersyndrom entwickeln. Wenn du dann im Studium in der Selbsterfahrung steckst, wird es schwierig. Habe es erst letzte Woche in einer Diskussion erlebt: Ein studierter Psychologe wollte anderen weiß machen, dass Dysthymien seichte Depressionen mit hervorragender Prognose seien. Ich bin fast aus der Haut gefahren.

Das deine Freundin sich ausziehen musste... Verschlägt mir die Sprache.

[Ilka-Maria]

Zitat von Eisenvorhang

Das deine Freundin sich ausziehen musste... Verschlägt mir die Sprache.

Sie tat es nicht. Sie kam zu mir. Ich bin einigermaßen gut darin, Menschen den Rücken zu stärken.