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Alt 02.12.2006, 19:59   #1
foxotrox
 
Dabei seit: 11/2006
Beiträge: 75


Standard Nicht im Prospekt

Auf dem Weg zum Ägäischen Meer, irgendwo zwischen zwei Orten, an einer Stelle ohne Schafe, trat ich auf die Bremse. Die darauf folgende Stille im leergebrannten Landschaftsmoment dehnte sich und machte mir das konstante Knirschen kaum aus dem Stein gehobener Pfade wieder wertvoll. Ich stieg aus und trat mir mit den Sandalen wieder etwas Klang in die Ohren und zarte Schmerzen unter die Zehen.
Seit sie mich gebeten hat anzuhalten, war kein Wort mehr über ihre Lippen gekommen, mit verschränkten Armen hielt sie sie im Brustkorb gefangen.
Ich zählte ein paar Dutzend Bäume, doch als ich merkte, dass keine Olivenbäume darunter waren, wandte ich mich enttäuscht dem Wagen zu. Ein seltsames Land, das mir bisher so wenig an Klischees entgegenbrachte.
Im Handschuhfach lagen noch Kaugummis, Wasser hatte ich schon seit knapp 40 Kilometern keines mehr, aber ich brauchte dringend Flüssigkeit im Mund, Speichel, nun gut. Ich roch schon das Meer, aber das mochte der Werbeeffekt sein, der Strand war im besten aller Fälle noch 3 Stunden entfernt und schmeckte bestimmt nicht nach Kirschen, nicht in Griechenland.
Meine Hand tauchte an ihr vorbei, dem Durchzukauenden entgegen,...
entdeckte ich da ein Zittern an ihrer rechten Elle?
Sofort ließ ich eine gewisse Bedächtigkeit in meine Bewegung, ließ zu, dass sie mein Gelenk ergreifen konnte, mich anzublicken mit ihren festländischen Augen und...
ja was eigentlich?
Aber es geschah nichts und ich legte mich schmatzend in das Boot, dessentwegen ich mir diesen Sommer endlich den Anhänger gekauft hatte. Zuhause tat ich das öfters, kroch unter die azurblaue Plane und rauchte
einen Konischen, der anliegende Autobahnlärm rauschte gedämpft zu mir, übernahm das Steuerrad meiner auditiven Reise und das Meer war mir wieder.
Was mochte nur in ihrem Kopf vorgehen?
Ich ließ es zu, dass mich ihr strenges Gesicht in der Hitze übermannte und legte meinen Kopf über das Heck um ihren Nacken durch die Heckscheibe zu betrachten.
Sie blickte mich an, großäugig und ernst, ein Sonnenrand an das Profil geschnitten, und selbst im Schreck wäre alles andere als Erregung eine Lüge gewesen. Gebannte Sekunden vergingen, dann sank mein Kopf wieder in den Rumpf zurück. Die Hitze nahm mir den wenigen Atem und ich spürte wie mir das Blut gegen die Rippen brandete, mir fast in den Mund gischte, als ich die Wagentür knallen hörte, nicht jedoch den Kies, den die Barfüßige jetzt überschritt.
Meine Stoßgebete sandte ich gerade in Richtung der Segel, als sich ihr ausgezehrter Körper an Bord schob. In der einen Hand erkannte ich ein Kondom. Sie holte mir nur einen runter und ich glaube nicht, dass sie schwitzte. Als ich kam, blickte ich an ihrem Gesicht vorbei auf die Hügel, wo gerade ein einzelnes Schaf den Himmel fraß.
Ich bin schwanger, sagte sie hoffnungsvoll und mit irgendeinem starken Akzent, während sie mir sanft über den Schwanz streichelte. Ohne Überleitung sprang sie wieder aus dem Boot und wirbelte einige Fahnen Kiesstaub in die Luft. Dann lief die Anhalterin, aber alles worauf ich blicken konnte, was das fein geknotete Kondom, das in ihrer rechten Hand baumelte. Sie lief bis die Hügel sie verschluckten und wahrscheinlich noch weiter.
Ich fragte sie ins Sonstwo und wusste nicht wo ich angekommen war.
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