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Alt 10.10.2007, 16:37   #1
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Dabei seit: 10/2007
Beiträge: 15


Standard Unser Trip nach Ameland

Eine Geschichte, die das Leben erzählt - unbeschönigt und unzensiert!

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Von Kleinenbroich nach Düsseldorf, dann über Arnhem und Zwolle nach Leeuwarden und das Ganze in etwas mehr als vier Stunden – na ja, das war zumindest der Plan! Aber nein…
Alles fing schon mal damit an, dass irgendwelche Vögel sich einen lustigen Spaß leisten wollten und irgendwann in beide Kartenentwerter am Kleinenbroicher Bahnhof Geldstücke steckten und diese somit unbrauchbar machten…
Wir sind dann also zwar mit gekauften, aber jedoch ungelösten Bahnkarten mit der leicht überfüllten S-Bahn zum Hauptbahnhof in Düsseldorf gefahren, wo wir dann in unseren mit Platzreservierungen ausgestatteten ICE einsteigen wollten – der fiel aber mal eben aus!
Da es in den Niederlanden Probleme mit irgendwelchen Gleisbaustellen gab, konnte der Zug nicht in Düsseldorf einfahren! Moment mal – Baustelle in den Niederlanden und nicht nach Düsseldorf? Aah ja…
Wir sollten dann auf jeden Fall mit einem Regionalzug, der auch nur 13 Gleise entfernt stand, nach Venlo und zwar…richtig, über Mönchengladbach – super…
In dieser Regionalbahn haben wir uns dann über das Internet des Finanzamts, also über Maggy, mit Informationen versorgen lassen, damit wir irgendwie das Beste aus der bescheidenen Lage machen konnten. Ein weiterer Zuggast, der mit uns im gleichen Abteil saß, hat uns ebenfalls ein Wenig beraten. Als wir dann in Mönchengladbach Zwischenhalt einlegten, ertönte eine Frauenstimme, die mit einigem Krächzen irgendwas von „…ICE…“ und „…Amsterdam…“ verkündete. Der soeben erwähnte Zuggast beugte sich zum Fenster hinaus, sah sich den Zug etwas genauer an und meinte dann: „Hm, ist das nicht der Zug, den Sie eben verpasst haben? ICE 222?“ Nach einem kurzen Blick, den wir uns unsicher zuwarfen, sprangen wir auf, schnappten uns unser Gepäck und stürzten aus unserer Bahn rüber zu „unserem“ ICE-Zug. Da gab es nur ein kleines: meine Lederjacke wollte anscheinend mit der Regionalbahn bis nach Venlo fahren, denn sie ist nicht mit uns ausgestiegen.
Endlich heil im ICE angekommen – war ja auch nicht allzu schwer, lediglich die Tür hätte mich fast zerquetscht – machten wir uns auf die Suche nach einem Zugbegleiter, der uns hoffentlich sagen konnte, ob wir im richtigen Zug saßen und ob dieser auch tatsächlich da hielt, wo er halten sollte.
Es stand zwar „ICE 222“ auf der Seite des Zuges, aber von solch billigen Tricks, auf die vielleicht ein normalsterblicher, naiver, unerfahrener Bahnfahrer reingefallen wäre, ließen wir uns nun nicht mehr beeindrucken.
Eva meinte jemanden gesehen zu haben und ging los, um ein wenig schlauer zurück zu kehren. Sie sprach einen Mann in einem DB-Dress an, der sie sofort mit seiner dunklen Zahnspange breit angrinste und dann erwiderte: „Hehe, ich glaub’ wir halten gar net in Arnhem!?!“
Evas wegen des Zahnspangengrinsens vor Lachen fast zerreißendes Gesicht verzerrte sich bei dieser Auskunft. „Wie? Was? …“
„Ja – äh, fragen Sie doch einfach mal jemand vom Zugpersonal…“ *GRINS*
„Hm? Ich dachte, das hätte ich grade getan?“
„Nee, ich bin vom Bistro – ein Zugbegleiter steht momentan neben Ihnen und telefoniert!“
Also wurde die Sache kurz mit dem „richtigen“ Zug-Menschen geklärt, so dass Eva mir berichten konnte, dass wir tatsächlich nicht in Arnhem hielten und am besten an der übernächsten Station mit dem Namen „S’Hertogebosch“ – oder zumindest so ähnlich – aussteigen, da der Zug ja ebenfalls nicht in Utrecht halten würde. Diese Station sollten wir in ungefähr zehn Minuten erreichen. Um diese Informationen zu verdauen, nahmen wir erst einmal irgendwo Platz. Dann fiel uns aber auf, dass wir doch 1. Klasse gebucht hatten, jedoch in der 2. Klasse saßen – also auf auf zu den Ledersitzen… Dort angekommen wiederholte ich noch mal das mir soeben Berichtete und bei dem Teil „…und hält in Utrecht auch nicht…“ wirbelte ein Fahrgast neben mir herum und sagte entsetzt: „Die haben doch eben durchgesagt, dass wir dort halten. Ich muss da doch raus…“
Ich also auch mal zu unserem DB-Kontakt von eben und gefragt, wie das nun mit Utrecht aussehe.
Der Schaffner warf seinen Kopf mehrmals Rottweilerwelpengleich von links nach rechts und wieder zurück und ließ mit piepsiger Stimme in einem niederländische Deutsch erklingen: „Des hoabe ich nie gesoagt…“
Er meinte mir dann klarmachen zu wollen, dass Eva ihn da garantiert falsch verstanden haben muss, dass der Zug in Utrecht halten wird, dass, wenn wir nach Leeuwarden wollten, wir auch bis da fahren sollten, dass die ganze Mondlandungsgeschichte ausgemachter Schwindel ist und und und…
Ich kehrte dann, wenn überhaupt möglich, noch verwirrter wieder in meine 1. Klasse zurück, um den Mann neben mir zu beruhigen.
Von da an sollte doch eigentlich alles kein Problem mehr sein – wir saßen im richtigen ICE, würden mit die4sem nach Utrecht fahren, wo wir einen Direktzug nach Leeuwarden nehmen würden – dachten wir zumindest…
Wir kamen auch tatsächlich irgendwann in Utrecht an, aber das Irgendwann war nicht wie geplant gegen 11.00 Uhr oder so, sondern um 12.40 Uhr, schließlich musste der Zug mehrmals mitten in der Walachei halten und eine dunkle Zahnspange blitzte mehrmals neben uns auf als das Getränke-Wägelchen vorbeigerollt wurde…
Die Weiterfahrt von Utrecht nach Zwolle war nicht besonders abenteuerlich – wir hätten nur fast den Zug ohne uns losfahren lassen, da dieser nicht planmäßig auf Gleis 4 einfuhr, sondern an Gleis 3a stand. Wir hielten jedoch ein paar Mal an, da wir in einem „Stopptrein“ saßen, der also in jedem noch so kleinen niederländischen Kaff hielt, obwohl niemand ein-, noch ausstieg.
In Zwolle angekommen, suchten wir auf dem Fahrplan einen Zug in Richtung Leeuwarden – es sollte einer in wenigen Minuten auf Gleis 3 fahren. Da wir uns auf Gleis 5 befanden, stiefelten wir mit unserem Gepäck die Treppe hinunter – nur um zu sehen, dass wir gerade von Gleis 3 kamen. Es ist uns zwar immer noch ein Rätsel, wo sich Gleis 4 befindet, aber an diesem Bahnhof liegt neben Gleis 5 das Gleis mit der Nummer 3.
Also wieder zurück am Bahnsteig setzten wir uns auf unsere Koffer und warteten auf unseren Zug, als plötzlich eine Durchsage erklang: „Der Zug nach Groningen hat ca. 5 Minuten Verspätung…“
Na super, denn dieser Zug sollte laut Plan um 12.49 Uhr kommen und wird daher nun vermutlich gegen 12.54 Uhr den Bahnhof erreichen. Unser Zug hingegen war für 12.52 Uhr und würde daher wegen dem verspäteten Zug nach Groningen ebenfalls etwas später eintreffen. Aber nein, denn darauf ertönte direkt dieselbe Durchsage wie zuvor, jedoch diesmal für unseren Zug. Also sollte der erste Zug gegen 12.54 Uhr und unser Zug dann gegen 12.57 Uhr anrollen.
Gegen 12.54 Uhr kam auch wahrhaftig ein Zug – welch ein Wunder!
Um ein Haar jedoch wäre der Zug ohne uns losgefahren, was eher weniger schön gewesen wäre, denn an den Waggons, die in den Bahnhof einfuhren, war auf der Seite ein Schild mit ihrem Zielort angebracht. Das Merkwürdige daran: ungefähr die vordere Hälfte hatte „Groningen“ und der hintere Teil „Leeuwarden“ in großen Lettern auf den Schildern prangen.
Wir sind dann also schnell zu einem Wagen mit unserem Zielort gerannt und haben gefragt, ob dieser „Zug“ wirklich nach Leeuwarden fahre.
Der Zugführer entgegnete ohne auch nur einen Millimeter Gesicht zu bewegen: „Ja sicher – Tempo!“; er war wohl Bauchredner!?!
Im Wagen dieses Doppel-Ziel-Zugs suchten wir uns Sitzplätze und parkten unsere Koffer neben uns im Gang.
Die Fahrt war nun nicht weiter aufregend – es stiegen lustige Leute ein, die lustige Sachen trugen und lustige Dinge machten.
Endliche waren wir am Ende unserer Bahn-Reise angelangt, denn von jetzt an sollte es nur noch mit Bus und Boot weitergehen. Wir drehten uns noch ein Mal um und wollten das 1. Kapitel „Deutsche Bahn“ hinter uns lassen, als uns beiden auffiel, dass wir wohl die Wagen Richtung Groningen auf halber Strecke verloren haben müssen, denn unser Gefährt bestand nur noch aus den Waggons, die nach Leeuwarden fahren sollten und diese Strecke nun auch erfolgreich hinter sich gebracht haben. Wie, wo und wann die übrigen Wagen uns verlassen haben – keine Ahnung!
Wir folgten dem Strom von Menschen, die ebenfalls mit unserem Zug gefahren waren und erreichten so den Busbahnhof. Dort kauften wir uns dann Kombi-Tickets für Bus & Boot und ich erkundigte mich, wann der nächste Bus zum Fährhafen abfahren sollte und bekam 1439 Uhr als Antwort. Somit sollten wir dann die Fähre um halb vier kriegen.
Wir setzten uns an die Bushaltestelle und warteten auf unseren Bus, der natürlich einfach nicht kam – wie auch sonst…
Als nach über zehn Minuten immer noch nichts von unserem Bus zu sehen war, erkundigte ich mich auch Englisch bei ein paar holländischen Mädels über den Verbleib des Busses. Diese wussten ebenfalls nicht, warum der Bus nicht gekommen war, meinten aber, dass die Strecke nach Holwerd innerhalb der uns nun noch verbleibenden 40 Minuten zu schaffen sei – mit dem Taxi versteht sich, nicht zu Fuß!
Vor dem Bahnhof standen auch ein paar Taxen und so erkundigten wir uns nach dem Fahrtpreis. Die Fahrerin, Mitte 20, blond, machte uns einen Pauschalpreis und half uns beim Verstauen unseres Gepäcks.
Nach einer etwas ungewöhnlichen Fahrt – die Fahrerin beachtete nicht wirklich das Geplapper des Navigationssystems, wäre fast auf einen Firmenparkplatz und nicht in die nächste Straße abgebogen, fuhr mit über 120 km/h auf der Landstraße und das in Holland – kamen wir mit qualmenden Reifen um 15.26 Uhr am Fährhafen an.
Als wir jedoch aus dem PT-Cruiser stiegen, war weit und breit keine Fähre in Sicht.
Aber das war noch nicht alles, denn ebenso wenig fanden wir ein Auto, ein Fahrrad oder auch nur eine Menschenseele.
Wir machten uns dann trotzdem auf zum Eingang und zur Kasse, aber selbst dort war niemand anzutreffen.
Nach ungefähr 15 Minuten betrat jemand die Kasse, von dem wir dann erfuhren, dass unsere 15.30-Fähre seit vier Tagen nicht mehr fährt, da am 1. Oktober die Wintersaison angefangen hat. Die nächste Fähre sollte erst in knapp zwei Stunden, also um 17.30 Uhr fahren.
Folglich verbrachten wir, natürlich unfreiwillig, die nächsten 100 Minuten im Wartezimmer mit endlosem auf-die-Uhr-starren, abwechselndem auf-die-Toilette-gehen und Vorräte-aus-dem-Koffer-futtern.
Als dann endlich um 17.15 Uhr die Fähre einfuhr, begaben wir uns auf selbige und erreichten somit nach ca. 45 Minuten angenehm ruhiger Fahrt bei super Wetter unsere Zielinsel Grönland … ähm Ameland, wo wir dann auch unser Feriendomizil vorfanden – endlich!
Dauerte ja auch nur 11 ½ Stunden oder 690 Minuten oder 41400 Sekunden oder…
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