|
|
Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
16.08.2014, 02:10 | #1 |
abgemeldet
|
groszstadtabend
george grosz gewidmet
holzdielen modrig greinen lau die giftge grüne raupe dämmrung ringelt diebisch sich gen freudenhaus dort im kohleglühnden backsteinbau kauert schaudernd hinterm diwan der melancholische kardinal gurrend schmeicheln feile maden die nylonseelen dessous veräuszert prallen hüllen sich entledigend spinnen klebrigen puppenfaden marionettenzylindergentlemen zynisch dirigierend auf blutbespritztem kopfstein schleicht finster hutgetarntes fettauge die klinge und das wort perfide gekrümmt mürrisch lauernd furchtgeballt rostig harrend auf beszre zeiten auf die ermächtigte mörderbande |
16.08.2014, 10:21 | #2 |
R.I.P.
|
Hallo Rosenblüte
Mit groszem Genusz habe ich dein expressives Gedicht gelesen. Nur ein kleinstwenig enttäuscht, dass Rhythmus und Anklänge nicht halten, was sie in der ersten Strophe versprechen. "gen" statt "zum" wirkt auf mich wie ein kleiner Stilbruch, obwohl ich vermutlich erkenne, was für dich die "Nuance" dabei ausmacht. Hat das "sz" (statt ß) heute nicht ein "Gschmäckle", welches dem Grosz selber nicht gefiele? Danke für die kleine Überraschung Url |
16.08.2014, 10:43 | #3 |
gesperrt
|
Hi Petra
Hast Du toll hinbekommen. Eine Hommage an eigentlich alle Realisten wie Beckmann, Dix, Nolde usw. Die Idee, das sz von Grosz in den Text mit einzubauen, finde ich eine klasse Eingebung. Es hebt die Extravaganz Deines Werkes noch hervor. Bravo, selten BESSERES gelesen. Babsi |
16.08.2014, 12:30 | #4 | |
abgemeldet
|
hallo ihr lieben,
erst mal vielen dank für euer lob, das eigentlich dem künstler george grosz gebührt! Biographie George Grosz expressionismus, dada - george grosz hätte bestimmt nichts dagegen gehabt, dasz ich das "sz" verwende, zumal er sich aus gutem grund für diese schreibweise seines namens entschied: Am Ersten Weltkrieg nahm er als kriegsfreiwilliger Infanterist teil, wurde aber schon im Mai 1915 als dienstuntauglich entlassen. Er war zwar noch unpolitisch, jedoch im Geist des Humanismus aufgewachsen. "Krieg war für mich Grauen, Verstümmelung und Vernichtung." Nach zwei Jahren politisiert, wollte er als strikter Kriegsgegner wie sein Freund, der Künstler John Heartfield, vormals Helmut Herzfeld, keinen deutschen Namen mehr tragen. Daher nannte er sich seit 1916 George Grosz; dass die Wahl auf einen englischen Namen fiel, war dabei bezeichnend für seine Amerika-Begeisterung, die sich in zahlreichen Zeichnungen und Fotos sowie in seinen Äußerungen zeigte. Außerdem wollte er ein Zeichen gegen die patriotisch aufgeheizte anti-englische Stimmung im Kaiserreich setzen. (Wikipedia) ein "geschmäckle" hat doch höchstens das "ss", oder? zu meiner schande musz ich gestehen, dasz diese schreibweise in einem gedicht nicht meine erfindung ist. ich hatte sie einst bei friederike mayröcker entdeckt. sie gefiel mir und ich fand sie für mein gedicht passend. Friederike Mayröcker - Ode an die Vergänglichkeit "gen" habe ich genommen, um an den klang der worte "gifte grüne raupe dämmrung" anzuknüpfen. die dritte strophe muszte ich wieder in die ursprüngliche fassung umändern: statt "blutbespritzt" habe ich mich nun wieder für "blutgetränkt" entschieden. zuerst hatte ich "asphalt" geschrieben, fand dann aber "kopfstein" gruseliger. doch jetzt fiel mir auf, dasz dadurch der reim "asphalt" - "furchtgeballt" verloren ging. jede strophe enthält ja jeweils einen reim. also das ganze zurück. auf blutgetränktem asphalt schleicht finster hutgetarntes fettauge die klinge und das wort perfide gekrümmt mürrisch lauernd furchtgeballt rostig harrend auf beszre zeiten auf die ermächtigte mörderbande Zitat:
liebe grüsze rosenblüte Geändert von Rosenblüte (16.08.2014 um 14:44 Uhr) |
|