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16.05.2016, 12:41 | #1 |
Mama
Mama (2011)
Hallo Mama Viel Zeit ist vergang Viel Laub ist gefalln Hat sich verfang im Laubengang Und was ist nur schief gegang Vielen Türen, kein Ausgang Dein eigenes Gefängnis Gewährt dir keinen Freigang Ich bin so oft zur Quelle gegang Doch der Krug geht so oft Zum Wasser bis er bricht Bis man alles verspricht und es bricht Bis man sich verspricht Weil man die richtige Antwort Nicht mehr kennt Den Ernst der Lage verkennt Die wichtigen Momente verpennt Denn der Krug geht so oft Zum Wein bis er bricht So oft bis man sich erbricht Die Kurve nicht mehr kricht Halb voll, halb leer, ist keine Frage mehr Wenn der Krug bereits Zerbrochen ist Wenn du bereits Zerbrochen bist Gibst du mich nicht auf Lass ich dich nicht im Stich Gebe ich nicht auf Erfüll ich meine Pflicht Die mir von dir Auferlegt worden ist Die eigene Geburt Ist der erste Schritt ins Grab Und die stärkste Form der Hilfe Ist immer noch die Tat Und auch wenn du mir Nicht immer eine Mutter warst Ist es nun an mir Dein Sohn zu sein Entschuldige bitte Was ich tat Was ich nicht tat Doch vor allem Was du tatest Und ich nicht ändern konnte Entschuldige bitte Mein Verhalten Meine Vergehen Doch vor allem Meine Verfehlungen Die mich prägten Und so dich prägten (4*) Entschuldige bitte Diese Entschuldigung – Ich kann es Wieder gut machen Doch nichts Wieder gutmachen (4*) |
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16.05.2016, 13:09 | #2 |
R.I.P.
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Ist in meinen Augen nichts Halbes und nichts Ganzes:
Zuerst die an lang-fing-fang erinnernden Virtuoletten. Danach der alltägliche Nichts-Neues-unter-der-Sonne-Teil. Und hernach wirds dramatisch um die Mama herum. Mir persönlich gefällt es nicht, aber es ergibt bestimmt ein gutes Lied. Immerhin ein Kommentar von Romulus Thing |
16.05.2016, 15:56 | #3 |
Hallo Romulus-Thing,
davon muss ich mich erst einmal erholen. Nicht etwa, weil dein Kommentar ungerecht sei, ganz im Gegenteil, sondern weil es für mich schwer zu ertragen ist, dass gerade dieser Song so eine harte Kritik von dir bekommt. In diesem Song habe ich meine Kindheit und mein Verhältnis als Erwachsener zu meiner psychisch schwer kranken Mutter aufgearbeitet. Für mich ist das also sehr persönlicher Stoff - vielleicht ein Grund, warum es mir noch schwerer fällt, objektiv zu sein - vielleicht auch ein Grund, warum ich das hier überhaupt schreibe - und vielleicht auch ein Grund dafür, warum ich mich ausnahmsweise gern erklären möchte. Dieses Pendeln zwischen "Drama" und "Nichts Neues" ist beabsichtigt. Wenn man bei einer schwer psychisch kranken Person aufwächst, besteht das Leben genau aus dem teilweise stündlichen Wechsel zwischen diesen beiden Extremen,. Ebenfalls beabsichtigt ist, dass sich das LI (also ich, in diesem Fall) nicht entscheiden kann, ob es nun anklagen oder bedauern soll, ob es nun lieben oder hassen soll, ob es der Mama oder (in einem kindlichen Verständnis) sich selbst die Schuld geben soll. Dabei sollen nicht nur die Haltung des LI verschwimmen, sondern auch Zeit und Ort. Und was ist nun das Fazit meiner Erwiderung?! Ich weiß es nicht, es war mir nur ein Bedürfnis, meine Beweggründe zu erläutern. Dir Romulus Thing danke ich ganz herzlich. Eine ehrliche Kritik ist tausend mal wertvoller als eine gewünschte. Viele Grüße Vinco |
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16.05.2016, 16:36 | #4 | |
Forumsleitung
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Zitat:
mir scheint es eher so zu sein, dass Du nicht subjektiv genug bist. Wenn es sich wirklich um eine Aufarbeitung handeln soll, ist Schonungslosigkeit angesagt. Die ganze Dramatik eines so schwierigen Verhältnisses, wie es bei psychischen Erkrankungen der Fall ist, kommt in dem Text nicht richtig heraus. Es handelt sich um eines der vielen tragischen Schicksale, bei denen ein Mensch sich schuldig fühlt, obwohl er gar keine Schuld an der Situation hat. Das umzusetzen ist eine sehr schwierige Angelegenheit und immer mit einer Gratwanderung verbunden. Zu berücksichtigen ist auch, dass Du noch jung bist und das Thema anders verarbeitest, als dies ein 50jähriger oder 60jähriger machen würde. Die Aufarbeitung eines solchen Schicksals braucht Zeit, und je länger und intensiver sie stattgefunden hat, umso besser ist bis in die Tiefen erfassbar, welche Auswirkungen eine psychische Erkrankung auf das Familienleben hatte. Du bist vielleicht noch viel zu nahe an allem dran. Möglicherweise brauchst Du aber diesen Selbstschutz, nicht in die tiefsten Tiefen zu gehen, heute noch, um Dein eigenes Seelenleben in der Balance zu halten und die bisherigen Erfahrungen mit Deiner Mutter aushalten zu können. Ich bin sicher, dass Du in zehn oder fünfzehn Jahren das Thema ganz anders behandeln wirst. Deine Arbeit war nicht vergeblich. Behalte den Text als Blaupause für später. Lieben Gruß und einen schönen Restfeiertag, Ilka |
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16.05.2016, 18:03 | #5 |
R.I.P.
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Zu nah dran
Hallo, Vinco,
ich hatte nicht bedacht, daß fünf Jahre nicht unbedingt einen großen Abstand ausmachen; insofern war ich kurzsichtig. Mein Kommentar war absolut kein gnadenloser Verriß, den Virtuoletten und Lied kannst Du gerne als positiv betrachten. LG R Th |
16.05.2016, 21:59 | #6 |
Hallo Ilka-Maria, hallo Romulus Thing,
ja, Zeit ist ein komisches Ding. Ende 2007 bin ich weggezogen, Mitte 2011 schrieb ich das Lied. Das eine ist keine 9 Jahre her, das andere keine 5 Jahre. Ich habe zurzeit inneren Ausgleich gefunden und kann damit leben. Das ist schon eine Menge wert und wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen das bei mir anders war. Auch wenn ich mittlerweile weit weg lebe, ist die Geschichte meiner Mutter (leider) noch nicht zu Ende erzählt. Ich schätze, einige Irrungen Wirrungen werden noch dazu kommen. Vielleicht kann ich deshalb auch noch nicht ganz schonungslos sein, vielleicht irgendwann einmal, wenn ihre Geschichte am Ende angelangt ist. Deswegen finde ich die Idee, es als Etappe zu betrachten, sehr tröstlich. Man kann ja später das Lied noch einmal zur Hand nehmen, oder ein neues Kapitel hinzufügen. Ich danke euch beiden, für eure Worte und eure Gedanken! |
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20.05.2016, 09:44 | #7 |
Video-Link
Hallo zusammen,
die letzten Tage habe ich darüber nachgedacht, ob ich meine Vertonung / Videoauskopplung mit euch teilen soll. Immerhin ist der Song / Text 5 Jahre alt und das Album, auf dem es landete 4 Jahre - damals wog ich noch 10 Kilo mehr - und hatte Haare! Außerdem würde ich heute einiges anders machen. Zu der Zeit suchte ich noch nach einer Verbindung von Lyrik und Musik, die sich dem Rap entzieht - mein Fazit: Es ist am Ende zu wenig Musik herausgekommen. Aber vielleicht ist die Vertonung / das Video trotzdem interessant - und wenn auch nur als Fragment der Zeit: https://youtu.be/llOg4NOwxH0 Viele Grüße Vinco |
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20.05.2016, 13:11 | #8 |
Hallo Vinco
ich habe gerade das Video angeschaut. Ich bin sehr sehr beeindruckt davon. Du hast eine unglaubliche Trostlosigkeit - Trauer - Sehnsucht nach Heilung eingefangen durch dieses Video. Die Musik , der Style, Deine Stimme - ich finde es sehr gut gelungen. Danke für Deine Offenheit. Zum Inhalt : Es ist nicht Aufgabe der Kinder, ihre Eltern zu "retten". Kinder meinen immer dass sie dafür zuständig sind, wenn ihre Eltern nicht gut zu ihnen sind oder überfordert. Das ist nicht der Fall. Ich wünsche Dir und Deiner Mutter, dass ihr einen neuen Weg des Zusammenseins miteinander finden könnt. Und Dir, dass Du Deine Schuldgefühle loslassen kannst Ganz liebe Grüße MuschelIch |
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21.05.2016, 12:36 | #9 |
Hallo MuschelIch,
dann bleibt mir nichts weiter zu sagen, als: Danke! Dein Kommentar hat mich an einen Funken in mir erinnert, den ich gern zukünftig wieder aufgreifen möchte. Liebe Grüße Vinco |
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21.05.2016, 13:40 | #10 |
Dabei seit: 07/2014
Beiträge: 4.269
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Lieber Vinco,
ich habe es mir gerne auch einmal angehört. Wenn es auch nicht meine Musik ist, finde ich es richtig gut gemacht. Selbst produziert nehme ich an. Ich habe es öfter gehört und mal hin und her gespult, um mir einzelne Stellen intensiver anzuhören. Der Mix strengt die Ohren auf Dauer etwas an. Das ist ein Hinweis darauf, dass man den Mix vielleicht lieber etwas weniger scharf hätte gestalten sollen. Heutzutage wird gerne bis zum Anschlag komprimiert, was nicht zwangsläufig für den Klang vorteilhaft ist. Die Stimme könnte etwas Wärme vertragen, eventuell durch einen anderen Hall mit weniger Höhenanteil. Ist natürlich auch viel Geschmackssache! Was ich nicht ganz verstehe, warum du die Worte nicht ausschreibst. Wenn mich meine Ohren nicht vollkommen getäuscht haben, sprichst du es im Lied nicht so, wie du es schreibst, oder soll das ein wenig Gangster Style vermitteln Hallo Mama Viel Zeit ist vergangen Viel Laub ist gefallen Hat sich verfangen im Laubengang Dir einen schönen Tag Liebe Grüße Gylon |
21.05.2016, 16:56 | #11 |
Hallo Gylon,
nein, das soll wahrlich keine Gangst-Attitüde zum Ausdruck bringen. Ich wäre wohl ein ziemlich armseliger Gangsta. Der Text, den ich hier gepostet habe, war quasi meine gedankliche Aufnahmestütze. Die Auslassungen haben mir dabei geholfen, während der Aufnahme die Zeilenbetonungen richtig zu timen. Soweit ich mich erinnere, habe ich dann so ein Zwischending aufgenommen. Korrekt müsste es also lauten: Hallo Mama Viel Zeit ist vergang'n Viel Laub ist gefall'n Hat sich verfang'n im Laubengang Aber so richtig Gangsta ist das auch nicht. Ansonsten bemerkt man gleich dein geübtes Ohr. Die Stimmenkompression ist seeehr hoch. Für meinen heutigen Geschmack auch zu hoch. Ich hatte nur früher mal für ein Jahr mal in einer Metalband "gesungen" - also gegrowlt - und da kam mir meine Sprechstimme damals so dünn und mädchenhaft vor, dass ich es mit der Kompression etwas übertrieb. Erschwerend kommt natürlich noch hinzu, dass YouTube auf 128kbits komprimierte. In Originalqualität besteht das Problem natürlich immer noch, aber etwas weniger schlimm. Ich danke dir sehr herzlich für deinen Kommentar und deinen Input - so von "gefährlichem Halbwissen" zu "gefährlichem Halbwissen". Viele Grüße Vinco |
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21.05.2016, 17:26 | #12 |
Dabei seit: 07/2014
Beiträge: 4.269
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Lieber Vinco,
um eine Stimme anzudicken kenne ich mehrere Möglichkeiten. Die Stimme einfach doppeln für einen natürlichen Chorus oder wenn man kann, eine Oktave drunter oder drüber legen und leicht dazu mischen. Choruseffekt oder ein kurzes Delay verwenden. Auch mit Detune oder einem Exciter kann man experimentieren. Beim Mischen kann man sich ja so richtig austoben, nur leider wird man dann nie fertig. So bleibt jeder Mix immer nur ein ungeliebter Kompromiss Liebe Grüße Gylon |
21.05.2016, 19:18 | #13 | |
R.I.P.
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Zitat:
Habe also nicht danebengetippt. LG R Th |
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21.05.2016, 21:42 | #14 |
Hallo Gylon,
mit Dopplung habe ich ja auch schon in diesem Song gearbeitet, teils auch in unterschiedlichen Tonlagen. Auch mit einem Exciter-Tool habe ich schon mal rumprobiert, obgleich ich dafür (noch) nie die richtige Mäßigung gefunden habe. Detune ist mir komplett neu. Deshalb nehme ich die Anregung gerne mit. Mixing ist schon ein tolles, spannendes, frustrierendes, undankbares Feld! Ein schönes Rest-Wochenende Vinco Hallo Thing, das stimmt, recht hattest du. Fairerweise muss man aber dazu sagen, dass wir uns hier im "Eigene Liedtexte"-Bereich bewegen. Du konntest also auch nicht sooo weit daneben liegen. Genieß den schönen Tag morgen! Vinco |
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21.05.2016, 22:45 | #15 |
R.I.P.
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Oha, das stimmt.
Hatte ich übersehen. |
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