Zur letzten Stunde meiner Oma

[Isabel Seifried]

Weißt du, wie du von mir gingst,
zwölf Jahre ist das her,
ich lebte weiter, liebte wieder
und vermisse dich doch sehr.

Wo auch immer alte Lieder
klingen, du du mal geliebt,
wenn ich gehe, wo wir gingen,
spür ich, dass es dich noch gibt.

Deine Seele ist in meiner,
und sie spricht durch sie als "ich",
und mein Schatten, das ist deiner,
flüstert stets, ich liebe dich.

Ja, du warst erst Anfang siebzig,
andre sagen, das ist alt,
doch, das was sie sagen, gibt sich,
der Tod macht doch vor niemand Halt.

Doch die Hoffnung wird mir bleiben,
dass ich dich einst wiedersehe!
Dass die Schatten weitertreiben,
ich ins Licht hinübergehe.

Ja, dass dort die Seele wartet,
die mich auf die Wange küsst,
und mir sagt, da bist du endlich,
ich hab dich so sehr vermisst.