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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 30.12.2007, 23:02   #1
He techne athanate
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 22

Standard He techne athanate - Die Raben

Die Raben
Das Sonett, mit dem ich den Lyrikwettbewerb des städtischen Gymnasiums Selm gewann.

Manchmal fühl ich dunklen Schrei,
wenn sie auf kahlen Ästen sind;
vernebeln Augenlicht im Wind,
mit dunklen Lampen an dem Kai.

Im nächtlich Schmutzgewässer sieht
man ihre finstre Federpracht;
schwärzer noch, als dunkle Macht
des Orpheus, der mir schläft im Lid.

Und wenn sie sich ihr düstres Kleid
im Schatten thronend, ach, vom Leid
zu säubern suchen, bis es glänzt;

dann einstig kreischt die Eifersucht
durchs Tuch der Nacht hinab zur Bucht,
bis du sie an dem Ruf erkennst.
He techne athanate ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.12.2007, 00:52   #2
Grimnir
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 12

Standard RE: He techne athanate - Die Raben

Zitat:
Original von He techne athanate
Die Raben
Das Sonett, mit dem ich den Lyrikwettbewerb des städtischen Gymnasiums Selm gewann.

Manchmal fühl ich dunklen Schrei,
wenn sie auf kahlen Ästen sind;
vernebeln Augenlicht im Wind,
mit dunklen Lampen an dem Kai.

Im nächtlich Schmutzgewässer sieht
man ihre finstre Federpracht;
schwärzer noch, als dunkle Macht
des Orpheus, der mir schläft im Lid.

Und wenn sie sich ihr düstres Kleid
im Schatten thronend, ach, vom Leid
zu säubern suchen, bis es glänzt;

dann einstig kreischt die Eifersucht
durchs Tuch der Nacht hinab zur Bucht,
bis du sie an dem Ruf erkennst.

Kann verstehen, weshalb du den Wettbewerb gewonnen hast, das ist wirklich ein gelungenes und klischeefreies Gedicht.

Rechtschreibfehler sind dementsprechend nicht zu finden.

Deine Umschreibung der Raben ist sehr kreativ und es erfreut, dass man hier auf Adjektive trifft, die die Dunkelheit und die 'düstere Aura' bzw. das den Raben zugesagte Schlechte nicht so beschreiben, wie man es erwarten würde (und wie es auch tatsächlich in einigen Gedichten der Fall ist, die von Raben handeln... es tauchen z. B. 'tödlich', 'verdammt', uvm auf).

Zweite Strophe, Zeile Drei und Vier, ist meine Lieblingsstelle. Ich habs generell mit Mythologien, und das passt sehr gut.

Ich würde sagen, ein vielversprechender Anfang, dem hoffentlich noch einiges folgen wird.
Grimnir ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.12.2007, 01:06   #3
He techne athanate
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 22

Standard RE: He techne athanate - Die Raben

Zitat:
Original von Grimnir
Zitat:
Original von He techne athanate
Die Raben
Das Sonett, mit dem ich den Lyrikwettbewerb des städtischen Gymnasiums Selm gewann.

Manchmal fühl ich dunklen Schrei,
wenn sie auf kahlen Ästen sind;
vernebeln Augenlicht im Wind,
mit dunklen Lampen an dem Kai.

Im nächtlich Schmutzgewässer sieht
man ihre finstre Federpracht;
schwärzer noch, als dunkle Macht
des Orpheus, der mir schläft im Lid.

Und wenn sie sich ihr düstres Kleid
im Schatten thronend, ach, vom Leid
zu säubern suchen, bis es glänzt;

dann einstig kreischt die Eifersucht
durchs Tuch der Nacht hinab zur Bucht,
bis du sie an dem Ruf erkennst.

Kann verstehen, weshalb du den Wettbewerb gewonnen hast, das ist wirklich ein gelungenes und klischeefreies Gedicht.

Rechtschreibfehler sind dementsprechend nicht zu finden.

Deine Umschreibung der Raben ist sehr kreativ und es erfreut, dass man hier auf Adjektive trifft, die die Dunkelheit und die 'düstere Aura' bzw. das den Raben zugesagte Schlechte nicht so beschreiben, wie man es erwarten würde (und wie es auch tatsächlich in einigen Gedichten der Fall ist, die von Raben handeln... es tauchen z. B. 'tödlich', 'verdammt', uvm auf).

Zweite Strophe, Zeile Drei und Vier, ist meine Lieblingsstellt. Ich habs generell mit Mythologien, und das passt sehr gut.

Ich würde sagen, ein vielversprechender Anfang, dem hoffentlich noch einiges folgen wird.
Tiefe Verbeugung und großes Dankeschön! Tackar!
He techne athanate ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.12.2007, 01:33   #4
Kirmesbollo
 
Dabei seit: 03/2008
Beiträge: 302

Hallo!

nachdem du ja schon zu anfang den humor bewiesen hast,
auf alle, nur nicht auf meine willkommensgrüße zu antworten,
wollte ich jetzt genüßlich dein rabenwerk verreißen, aber siehe da:

ein formal sauberes und wohlklingendes sonett...da kann man nix machen...

hier gibt es soetwas leider nicht allzu oft zu lesen, weil es nicht ganz einfach ist,
ein stimmiges sonett zu drechseln und das ist dir, wie ich finde gelungen.
manch eine(r) wird die etwas altmodischen formulierungen bekritteln, ich habe damit
keinerlei probleme.

sehr gern gelesen: der kirmesbollo
Kirmesbollo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.12.2007, 02:24   #5
He techne athanate
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 22

Zitat:
Original von Kirmesbollo
Hallo!

nachdem du ja schon zu anfang den humor bewiesen hast,
auf alle, nur nicht auf meine willkommensgrüße zu antworten,
wollte ich jetzt genüßlich dein rabenwerk verreißen, aber siehe da:

ein formal sauberes und wohlklingendes sonett...da kann man nix machen...

hier gibt es soetwas leider nicht allzu oft zu lesen, zum einen, weil solch
„antiquierte“ lyrik, hier von der mehrzahl der leser nicht besonders hoch geschätzt
wird und zum anderen, weil es eben auch nicht ganz einfach ist,
ein stimmiges sonett zu drechseln und das ist dir, wie ich finde gelungen.
manch eine(r) wird die etwas altmodischen formulierungen bekritteln, ich habe damit
keinerlei probleme.

sehr gern gelesen: der kirmesbollo
Vielen Dank auch! War nicht meine Absicht, dich damit irgendwie zu verärgern, wird gleich nachgeholt!
He techne athanate ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.12.2007, 09:59   #6
Richmond
 
Dabei seit: 07/2007
Beiträge: 9

Hallo He techne athanate,

ich kann mich den vorangehenden Kommentaren weitgehend anschließen: Das ist wirklich ein technisch sauberes Sonett (und jeder, der schon mal eins geschrieben hat, weiß, wie anspruchsvoll das ist). Dennoch fehlt mir etwas, was für Sonette charakteristisch ist: These und Antithese (und ggf. Synthese). Dein Gedicht hat einen erzählerischen Duktus, der solche Oppositionen gar nicht zulässt und somit verhindert, dass ein Zwiespalt entstehen kann, der in einer Synthese (wie von Hegel gefordert) aufgeht.

Was den Stil betrifft, stören mich zwei Dinge:

Str.1, V.2: "sind": hier könnte man bestimmt ein hochwertigeres Verb finden (sein und haben sind besonders als Hilfsverben gebräuchlich, deshalb scheint es eine Tendenz zu geben, sie als Vollverben eher zu meiden).

Str.2, V.1: die Apokope von "nächtlichen" zu "nächtlich" verdankt sich allein dem Metrum...


Abgesehen von diesen kleineren Unsauberheiten ist dies aber ein sehr gelungenes Sonett. Weiter so!



RM
Richmond ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.12.2007, 13:00   #7
He techne athanate
 
Dabei seit: 12/2007
Beiträge: 22

Vielen Dank auch für die konstruktive Kritik!

Das mit dem "sein" und "haben" wurde mir auch von meiner Deutschlehrerin gesagt - doch ich sah das nicht als großen Makel. Es passt ja - und es wiederholt sich nicht.
Diese Apokope ist natürlich vom Metrum abhängig - aber warum ist das eine Unsauberheit? Ich finde nicht, dass beim Lesen das als unsauber gilt - vielleicht nicht gerade Alltagssprache oder eine geläufige Abkürzung, aber ich finde, dass das durchgeht.

Aber ich muss dir Recht geben, an diesen Stellen haperte es auch kurzzeitig beim Schreiben.
He techne athanate ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.12.2007, 14:55   #8
Richmond
 
Dabei seit: 07/2007
Beiträge: 9

Zitat:
Original von He techne athanate
Diese Apokope ist natürlich vom Metrum abhängig - aber warum ist das eine Unsauberheit? Ich finde nicht, dass beim Lesen das als unsauber gilt - vielleicht nicht gerade Alltagssprache oder eine geläufige Abkürzung, aber ich finde, dass das durchgeht.
Was ich mit unsauber meine ist, dass du die Grammatik zugunsten des Metrums opferst, indem du die Deklination des Adjektivs einfach übergehst; dadurch entsteht eine Formulierung, wie sie sowohl in der geschriebenen, als auch in der gesprochenen Sprache nicht vorkommt (ich kenne jedenfalls niemanden, der "im nächtlich Park" oder so sagen würde ).

Viele Grüße, RM
Richmond ist offline   Mit Zitat antworten
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