Makabre Bestattung meiner Schwiegermutter

[Heinz]

Ballade vom Leben und Tod meiner Schwiegermutter

Ihr Lieben, vernehmet die wahre Geschicht
von meiner verstorbenen mother in law !
Ich will in der folgenden traurigen Show ,
ein Denkmal ihr setzen mit einem Gedicht.

Sie lebte ihr Leben in Saus und in Braus,
Berlin in den Vierzigern war ihr Zuhaus,
sie tanzte halbnackt und war wirklich ein Star,
bezirzte die Männer und konnte sogar

nach etlichen scharfen Getränken noch ohne
zu wanken Balance auf dem Strich in der Mitte
der schummrigen Kneipe auf Highheels behalten.
Es staunten die Jungen, es schauten die Alten,

und einer entbrannte in heilloser Liebe ,
er folgte dem Ruf seiner innigsten Triebe
und führte die Marga, so hieß die Canaille,
zum Standesbeamten, ein Hoch der Bataille!

Der Otto, ihr Gatte, war arglos und bieder,
er leistete Großes, war allseits geachtet;
das alles war Marga im Innern zuwider,
im Grund hat sie Otto von Herzen verachtet.

Sie führte nen Puff und genoss ihre Freiheit,
verlobte sich frech mit nem Kölner Filou;
der nannte sie zärtlich Cherie und Bijou,
für ihn machte Marga die Beine recht gern breit -

das konnte auf Dauer nicht gut gehn und bald
verunglückte Bodo im Gremberger Wald -
bei einem getürkten Versicherungsfall
ist Bodo ein andrer ins Auto geknallt.

Das heftige Winken des Schicksals ging Marga
am Arsche vorbei; die geerbten Moneten
verschob sie ganz schnell auf die Insel Mallorca -
noch nie sah ich Marga so inbrünstig beten.

Du warst, ich gesteh es, zeitlebens ne Perle,
und niemand gelang es, die Anzahl der Kerle
genau zu erfassen, doch du wurdest älter,
du dachtest ans Sterben, dein Blut wurde kälter.

Verbrennt mich zu Asche, das war dein Begehr,
mein Grab sei das tiefe und wogende Meer.
Bald raschelten Margas verkokelte Reste
in einer verkupferten Urne, die beste

der Urnen, ersteigert vom liebenden Sohn.
Drei Jahre vergingen und Marga war schon
zu lange im Reiche der düsteren Schatten,
nun wurde es Zeit. sie im Meer zu bestatten.

Die Trauergemeinde mit Urne samt Strauß,
begab sich zum Boot und sie fuhr flott heraus,
durchpflügte die Wellen der wogenden See,
erreichte recht bald das Bestattungskarree.

Der Sohn nahm die kupferne Urne aus ihrer Verpackung
und küsste verzückt die in Kupfer gravierte Beschriftung:
„Ich habe geliebt und gelebt und getanzt und gesoffen,
nun schwimm ich im Meer und da kann ich nur hoffen,

dass diese Bestattung den Kindern nichts kostet,
das Kupfergefäß zu geschwind nicht verrostet.“
Ein Schwung und die Urne beschrieb einen Bogen,
ist dank ihrer Schwerkraft ins Wasser geflogen.

Die Luft in der Urne verhindert das rasche Versinken,
und treffen die Strahlen der goldenen Sonne das Kupfer
der Urne, dann macht sie erheitert nen niedlichen Hupfer,
mir ist, als tät Marga noch einmal den Lebenden winken.

[Thing]

Kein ungetrübtes Vergnügen:
Zu wenig unpassende Reime, zu wenig Betulichkeit (die eine Kanallje vielleicht auch geschätzt hätte?) -
also mir ist das zu unfremd verfremdet - oder umgekehrt.

Hut hoch
von
Thing

[Heinz]

Hallo Thing,
was bedeutet "zu wenig unpassende Reime"?
Ich kann mit dieser Bemerkung nicht viel anfangen.
Heinz

[dr.Frankenstein]

Für die Schwiegermutti brauchst doch unpassende Reime.
Das ist dann ein Schwieger Anabrochus..= der unpassende Reim.

Zb.:
Kugelschreiber
Naddelschubbsen

Kegelbahn
Kann mehr denn

War die echt so oder hast die erfunden?

[Heinz]

Lieber Dr. Frankenstein,
danke für den Hinweis!
Glaubst du, so eine Geschichte könne man erfinden? Nein, kann man nicht. So chaotisch ihr Lebenslauf war, so chaotisch war auch die Seebestattung. Man hatte nicht bedacht, dass sich eine "normale" Urne nicht auflöst, wie die Urnen, die für eine Seebestattung vorgesehen sind. Die einzige Unstimmigkeit: Marga blinkt nicht mehr, weil die Besatzung des Bootes (eine ziemlich große Yacht) nach einer Wende die Urne aus dem Wasser fischen konnte. Die einfühlsamen Worte des Sohnes: "Mutter, jetzt reichts!", waren von Hammerschlägen begleitet, die ein paar Löcher in der Urne verursachten. Die Urne, man mag es kaum glauben, wurde seinerzeit mit normaler Post von Deutschland nach Südfrankreich geschickt. Marga fand ihre letzte Ruhe vor Antibes im Mittemeer.
Gruß,
Heinz

[DieSilbermöwe]

Lieber Heinz,

ich habe das schwarzhumorige Gedicht mit Vergnügen und mehrmals gelesen, aber eines versteh ich nicht: Zum Standesamt führt sie Otto, und danach verlobt sie sich mit Bodo? Während der Ehe, das kann ja nicht sein. Also war sie da schon Ottos Witwe?

LG DieSilbermöwe

[Unar die Weise]

diese Stelle hat mich auch verwirrt.
Und von wem sind die Kinder?

Der Rest hat mich erheitert.
Auch dein Geschichtchen dazu.

Das Unarchen

[Heinz]

Liebe Silbermöwe,
verwirren wollte ich niemand, aber Margas Leben war mehr als verwirrend.
Richtig - sie hat Otto kurz vor Kriegende geheiratet. (Dass sie schon eine uneheliche Tochter hatte, hat sie verschwiegen). Aus der Ehe mit Otto ging ein leiblicher Sohn hervor (dass ich nicht näher auf ihn eingegangen bin, musst Du mir verzeihen).
Verlobt hat sie sich tatsächlich mit "Bodo" - da war sie wirklich noch mit Otto verheiratet. Nach der Scheidung hat sie Bodo geheiratet, eine zwielichte Figur aus dem Kölner Untergrundmilieu (der tatsächlich einen Teil seines Einkommens mit getürkten Autounfällen verdiente - bei letzten Versuch aber nicht aufgepasst hat und in seinem dicken BMW totgefahren wurde). Marga war also nicht Ottos, sondern Bodos Witwe.
Wenn ich das Leben des Sohnes (aus der Ehe Otto/Marga) erzähle, werde ich völlig unglaubwürdig.
Wieso war Marga meine Schwiegermutter?
Otto - gläubiger Katholik und herzensgut - hat ein körperbehindertes Kind aus einem Berliner Krankenhaus geholt, damit es beim erwarteten Ansturm der Roten Armee nicht unter die Räder kommt. Ottto und Marga waren die Pflegeeltern dieses Mädchens. Die leibliche Mutter, eine arbeitsdienstver-pflichtete Ukrainerin (deren Mutter wiederum eine Schwedin war) war unauffindbar, der Nachname des Mädchens wurde geändert und es wuchs mit dem "Halbbruder" im Haushalt Margas und Ottos auf. Als das Mädchen 18 Jahre alt war, tauchte die leibliche Mutter auf. Die Verwirrung war gewaltig.
Da kam ein Ritter in silberglänzender Rüstung und durchschlug mit seinem Schwert den gordischen Knoten (ich kann es auch anders sagen: Das Mädchen wurde schwanger und einer frühzeitigen Heirat stand nichts mehr im Weg. Ich hatte also eine Schwiegermutter namens Marga - da Otto sich scheiden ließ und wieder heiratete, war ich mit zwei Schwiegermüttern gesegnet. Als die leibliche Mutter auftauchte, hatte ich die dritte, da Otto sich wieder scheiden ließ, war ich stolzer Besitzer von vier Schwiegermüttern.
Immerhin - die "echte", also die leibliche Mutter meiner Frau - wird dieses Jahr 99 Jahre alt. Blickst Du noch durch?
Liebe Grüße,
Heinz

[Heinz]

Liebe Unar,
aus meiner Antwort an Silbermöwe kannst Du erkennen, dass das Verwirrspiel noch viel verrückter ist. Meine Tochter hat festgestellt, dass in ihren Adern
50% meines erlesenen hermundurischen Blutes fließt. Die anderen Hälfte besteht aus ukrainisch/deutschen Blutes, der ukrainische Anteil wiederum aus schwedischen (kein Wunder, dass sie zur halben Seefahrerin geworden ist - ich vermute, der Urgroßvater mütterlicherseits war ein Wikinger).
Warum meine erste Frau (die keinerlei Verbindungen zu Thüringen hat) vor Jahren nach Thüringen in das schöne Königssee gezogen ist - ???
Liebe Grüße,
Heinz

[DieSilbermöwe]

Blickst Du noch durch?

Nicht so ganz aber ich werde mich bemühen und das Verwirrspiel studieren.

[Unar die Weise]

Warum meine erste Frau (die keinerlei Verbindungen zu Thüringen hat) vor Jahren nach Thüringen in das schöne Königssee gezogen ist - ???

Ist doch klar! Weil's in Thüringen nun mal so schön ist!
Aber Königssee?
Warum nicht gleich Ilmenau - da ist der Himmel blau, da tanzt der Ziegenbock mit seiner Frau?!
https://upload.wikimedia.org/wikiped...en_Ilmenau.JPG

fallerie-fallera
Es grüßt, Unar.

[Heinz]

Liebe Unar,
ich flüchte in eine PN. Hab Dank für Deinen Kommentar! Ja - Thüringen ist wunderschön, wem sagst Du das!?
Liebe Grüße,
Heinz