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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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03.01.2018, 00:37 | #1 |
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Lappgemüs mit Läus
Isch bin ‘e Mädche aus Südhesse,
da wuchs isch uff und bin dehaam so zwische Maabrück, Ledermesse und Endstation der Straßebahn. Ich weiß de Appelwoi zu schätze, genau wie Lappgemüs mit Läus, für die Grie Soß könnt ich mich fetze, und Hartekuche kommt vom Zeus. Ich bin ‘e Offebacher Schlippche, und dadefür schäm ich mich net, mir schmeckt halt Sauerkraut mit Rippche und uff‘m frische Brot des Mett. 02.01.2018 |
03.01.2018, 00:54 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo Ilka-Maria,
so ein (fast trotziges) Liebesbekenntnis zur Heimat lockt ein Lob aus mir heraus. Die Grie Soß, der Äppelwoi, Sauerkraut mit Rippche, frisches Brot mit Mett - alles wunderbar schmeckende Sachen! Der nicht mehr lange auf sich wartende Frühling lässt bei mir die Hoffnung aufkeimen, dass meine hessischen Freunde mich zur ersten Grie Soß des Jahres einladen. Die anderen Genüsse (Hartekuchen, Lappgemüs mit Läus) müsstest Du mir aber ins Hochdeutsche übersetzen. Ja, es ist wohl so: Die heimatlichen Gerichte/Getränke prägen und haben etwas mit Liebe zum Land zu tun. Großes Lob! Heinz |
03.01.2018, 01:13 | #3 |
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Hoppla! Heinz mit Kurzzeitreaktion ...
Na ja, Männer und jene Genüsse, die durch den Magen gehen: eine Kulturgeschichte der eigenen Art. Also erst einmal zur Grie Soß: Das ist eine dicke Sauerrahmsoße (vermutlich, denn sie schmeckt nach Sauerrahm), der sieben bestimmte Kräuter untergerührt sind. Frage mich nicht, welche, denn sie werden zusammengestellt verkauft, und ich selbst habe diese Kräuter bis jetzt nie selbst zu Grie Soß verarbeitet, sondern sie immer im Restaurant oder in der Firmenkantine genossen. Serviert wird sie kalt zu warmen Pellkartoffeln und hartgekochten Eiern. Das "Lappegemüs mit Läus" ist einfacher zu erklären, das ist hessisch (vielleicht auch nur frankfurterisch, das weiß ich nicht genau) für Weißkrautgemüse mit Kümmel, also ein Gericht, das es auch anderszulande gibt. Besten Gruß Ilka P.S.: Ach so, der "Hartekuche". Der heißt so, weil das Gebäck wirklich hart ist. Aus einem gut gewürzten Teig (Pfeffer), der in Rautenform gebacken wird. |
03.01.2018, 18:11 | #4 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo Ilka-Maria,
die "Grie Soß" gehört aus zwei Gründen zu meinen Lieblings-Frühlings-Gerichten: 1. Macht meine "dienstälteste" Freundin die beste Grüne Soße, 2. gehört sie meines Wissens nach zu den Lieblingsgerichten meines Lieblingsdichters. Was die Kräuter angeht: Borretsch Petersilie, die krause Kerbel Kresse Pimpinelle Schnittlauch Sauerampfer Die Kräuterpackungen, die man seit Jahren auch im Rheinland kaufen kann, sind mir bekannt. Ich mische noch Koriander und manchmal Zitronenmelisse hinzu. Auf jeden Fall - mit Sauerrahm, hartgekochten Eiern und Frühkartoffeln - ein Genuss! (Ich warte nun, ob mir auch mal ein Gedicht gelingt - Goethe hat es ja schließlich auch geschafft). Gruß, Heinz |
03.01.2018, 19:47 | #5 |
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Machste aach en gude Handkäs mit Mussik?
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03.01.2018, 19:55 | #6 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
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Da bekommt man ja Hunger, bei solchen Köstlichkeiten.
Schön, liebe Ilka. Die "grüne Soße" heißt bei uns "Frühlingssosse" und wird mit saurer Sahne gemacht. Mmmmhhh, lecker. |
03.01.2018, 20:06 | #7 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo Ilka-M.,
"machste" - ist das hessisch für "magst du" oder "machst du"? Ja, mag ich - sehr! Machen - das ist Aufgabe für meine Freundin. Liebe Unar, als Hermunduren müssen wir natürlich bemerken, dass die Hessen das Bratwurstrezept bei uns abgeschrieben haben. Aber die Grie Soß - die ist schon Original-Hessisch. Hauptsache: Lecker! Liebe Grüße, Heinz |
03.01.2018, 21:02 | #8 |
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Der Unterschied liegt liegt in der Betonung:
"Maachste" / "machste". |
03.01.2018, 21:38 | #9 |
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HI Ilka,
Wenn ich Deutschland besuchen sollte, dann werde ich dieses hessische Weißkrautgemüse mit Kümmel probieren, klingt schon ganz gut. Muss ich nach Ofenbach fahren, um eine echte "Grie Soß" zu kosten oder genügt der Raum Hessen :P? Es gibt nichts Schöneres, als wenn man seine Heimat im Herzen trägt. Die Heimat macht uns zu dem, was wir sind und die Bewohner machen ihre Heimat zu dem, was sie ist und sein wird. Es gibt mittlerweile auch zu viele hässliche Orte, die keiner seine Heimat nennen würde, darum sind Menschen, die dieses Gefühl noch tragen und zeigen können, ganz wichtig. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich, wie schon so oft, diesen einen bekannten und höchst tumben Artikel gelesen" Was ist die Deutschleitkultur überhaupt?". Man muss sich kurz klar machen, wer es geschrieben hat, nämlich eine junge Person, die in der Stadt aufgewachsen ist, beeinflusst durch die Urbarisierung und die Globalisierung, dafür gibt es auch Orte, die weniger von dieser Verstädterung betroffen sind, nämlich die eher ländlichen Gebieten(glücklicherweise), deswegen auch Gegenpole. Viele vergessen, wie wichtig es ist, dass wir uns bewusst machen und dieses kommunizieren, wie wichtig die eigene Identität ist. Ist das nicht klar? Jeder Bundesstaat, jedes Dorf und jede Stadt, bemühte seine eigene Geschichte, seinen eigenen Duft und seine eigenen Akzente, die ihre Nester für ihre künftigen Generationen baut(die leider alle verschwinden ? ), mit seinen besonderen Eigenheiten. Es ist wichtig, dass auch weiterhin, auch wenn Globalisierung unaufhaltsam alles Alte niederreißt, die Identifizierung mit dieser (seiner eigenen) vielfältigen "Kultur" bestehen bleibt. Danke, Ilka. |
03.01.2018, 22:15 | #10 |
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Ilka, deine Mundartgedichte sind toll und machen Appetit.
LG Letreo PS: Da krieg ich Lust auf Teichlmauke. |
03.01.2018, 22:20 | #11 | |
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Zitat:
Grie Soß, Äppelwoi Rippche mit Kraut und Bethmännche sind übrigens Frankfurter Spezialitäen. In Offebach gibts alles andere - multikulti kreuz und quer. Eine der bedeutendsten Offenbacber Spezialitäten kann man nicht essen: Die erste Drucklegung von Mozarts Noten durch das Musikhaus André, das bis heute besteht. Schon gewusst? Sophie la Roche, die Großmutter von Bettine von Arnheim, wohnte in Offenbach, wo sie oft und gerne von Goethes Mutter besucht wurde; und Gustav Adolf von Schweden quartierte sich während des 30jährigen Krieges im Offenbacher Schloss ein. Die Offenacher haben kulinarisch wenig Eigenes zu bieten, aber sie haben eine grandiose Stadtgeschichte. |
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04.01.2018, 02:54 | #12 |
Liebe Ilka,
ein mundartlicher Leckerbissen voll hessischer Gaumenfreuden. Sehr gern gelesen LG g |
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