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Alt 07.12.2017, 22:23   #1
weiblich Visolela
 
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Standard Panik am Nordpol

Es war bereits dreiviertel vor Weihnachten und am Nordpol herrschte Stress. Die Geschenkemaschine stand seit Wochen nicht mehr still und die Weihnachtselfen hatten alle Hände voll zu tun, um die Päckchen zu packen. Die Rentiere lieferten sich alle paar Stunden ein Rennen, um für den großen Tag in Form zu sein und der Weihnachtsmann war von seiner Frau auf eine strenge Diät gesetzt worden, damit er auch bestimmt durch die Kamine passte. Die Stimmung war also alles in allem nicht besonders besinnlich...

Das wurde leider auch nicht dadurch besser, dass die Geschenkemaschine plötzlich anfing zu qualmen und kurz darauf mit einem lauten "Katschänng" den Geist aufgab. Gleichzeitig fiel im ganzen Weihnachtsdorf der Strom aus.
"Ja, Himmelsapperlotnochmal, was ist denn jetzt los?", schnaufte der Weihnachtsmann, der sich gerade unter der Aufsicht seiner Frau am Hometraimer abrackerte. Er rannte so schnell er konnte in die Weihnachtsfabrik, stolperte dabei alle paar Meter über eine Elfe, die er im Dunkeln übersehen hatte, warf einige Vasen um und stieß sich schließlich auch noch den Kopf an der Tür. Das alles verbesserte seine Laune, die wegen der Diät sowieso nicht die beste war, keineswegs. Und als er dann auch noch erfuhr, dass die Geschenkemaschine kaputt war, gingen ihm endgültig die Nerven durch.

"Zum Kuckuck, wie konnte das denn passieren? Sowas darf einfach nicht vorkommen. Was soll denn jetzt aus den Kindern werden? Die brauchen doch ihre Geschenke. Jetzt zündet hier endlich ein paar Laternen an und seht zu, dass ihr die Maschine repariert!", schnauzte er die Weihnachtselfen an.
"Ääh... Weihnachtsmann... da gibt es ein klitzekleines Problemchen", meldete eine der Elfen sich leise zu Wort.
"Ein Problem? Ich will nix von einem Problem hören. Auch nicht von einem klitzekleinen. Also, um was für ein Problem handelt es sich?"
"Naja", murmelte die Elfe und nahm vorsichtshalber Deckung hinter einem Kollegen, "die Maschine war schließlich noch nie kaputt und darum wissen wir auch nicht, wie man sie repariert.
"Für eine volle Minute verschlug es dem Weihnachtsmann die Sprache. Dann holte er tief Luft und - ließ sie ganz langsam wieder entweichen. Er setzte sich auf einen Schemel, den eine der Elfen ihm schnell zuschob, seufzte, kraulte sich den langen weißen Bart und fragte:
"Und wer, glaubt ihr, kann die Maschine reparieren?"
"Keine Ahnung."
"Na wunderbar. Das kann ja noch heiter werden!"
Der Weihnachtsmann ließ den Kopf hängen und alle seine Elfen ebenfalls.

Da betrat Frau Weihnachtsmann mit einem Teller fett- und zuckerarmer Kekse in der Hand den Raum.
"Jetzt stärkt euch erstmal auf den Schreck, meine Lieben, und dann lasst mich mal ran."*
"Dich???", fragte der Weihnachtsmann entsetzt, "was verstehst du denn schon von Maschinen?"
"Mehr als du jedenfalls, mein Lieber. Oder glaubst du etwa, ich verbringe das gesamte Jahr damit, deine Socken zu stopfen und Kekse zu backen?"
"Ööh, ja, dachte ich eigentlich", sagte der Weihnachtsmann.
Seine Frau verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Dann verließ sie den Raum und kam einige Zeit später, gekleidet in einen blauen Arbeitsanzug und mit einem Werkzeugkoffer in der Hand, zurück. Sie drückte einer Elfe eine Laterne in die Hand.
"So, jetzt stell dich da mal hin, damit ich was sehen kann", sagte Frau Weihnachtsmann.*
"So, dann wollen wir mal!"*
Sie holte den Schraubenzieher aus dem Werkzeugkoffer und schraubte die Geschenkemaschine auf.
"Na das ist ja kein Wunder! Alles voller Staub hier drin. Aha, da haben wir den Fehler ja!"
Sie griff erneut in den Werkzeugkoffer, holte Hammer, Schraubenschlüssel und Zange heraus und machte sich geräuschvoll am Innenleben der Maschine zu schaffen. Bei jedem "Klong" zuckte der Weihnachtsmann zusammen. Wenn das bloß gut ging!

Frau Weihnachtsmann arbeitete über eine Stunde an der Maschine, ersetzte einige Schrauben und Muttern, zog die Federn nach und ölte die Zahnräder. Dann verschloss sie die Maschine wieder und meinte:
"So, jetzt müsste alles wieder funktionieren."
"Alles, bis auf den Strom", meinte eine Elfe.
Frau Weihnachtsmann seufzte.
"Wie alt seid ihr eigentlich??? Man könnte meinen, ihr habt noch niemals eine Sicherung wieder reingedreht."
"Haben wir ja auch nicht, bis heute war das schließlich nie nötig", gab eine Elfe zurück.
Frau Weihnachtsmann seufzte erneut, nahm eine Laterne und ging zum Sicherungskasten. Sekunden später ging das Licht wieder an - und die Geschenkemaschine ratterte fröhlich vor sich hin und machte Geschenke.

"Hurra, Weihnachten ist gerettet!", jubelten die Elfen und der Weihnachtsmann nahm seine ölverschmierte Frau in den Arm und gab ihr einen Kuss.
"Jetzt sag mir aber mal, mein Schatz, warum du sowas kannst", sagte er danach. Seine Frau schmunzelte.
"Während du dich elf Monate lang von einer Nacht Arbeit erholst und dich in der Sauna und im Whirlpool vergnügst, nutze ich die Zeit, um einige sinnvolle Dinge zu lernen. Letztes Jahr zum Beispiel hab ich einen Mechanikerkurs belegt, dieses Jahr einen Diätkochkurs und nächstes Jahr mache ich einen Nähkurs. Die Arbeitskleidung der Elfen ist doch allmählich wirklich nicht mehr modern!"
Die Weihnachtselfen sahen sich gegenseitig an. Das konnte ja heiter werden...
Der Weihnachtsmann aber schwang seine Frau durch die Luft und sagte:
"Vielleicht sollte ich mich auch mal weiterbilden. Schaden kann es ja nicht. Sag mal, mein Schatz, gibt es zufällig auch einen Kurs für Ostereierfärberei?"
Er blinzelte Frau Weihnachtsmann schelmisch zu und dann gingen die beiden in die Küche und tranken Tee und aßen Dinkelkekse. Und der Weihnachtsmann dachte fast gar nicht an heißen Kakao und Lebkuchen...
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