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Alt 05.01.2008, 20:15   #1
Rebecca
 
Dabei seit: 01/2008
Beiträge: 3


Standard Die Tagwanderer

Hallo allerseits, das hier ist nun die dritte Geschichte die ich schreibe, wobei diese hier etwas länger werden soll.
Die Idee spukt mir schon ziehmlich lange in meinem Kopf herum, und am Mittwoch bei einer langweiligen Zugfahrt nahm, das ganze schließlich Gestalt an.
Vorerst noch ein bisschen Erdkunde zum besseren Verstehen meiner Geschichte:
Der Planet Tora dreht sich um die Sonne, aber nicht mehr um seine eigene Achse, was zur Folge hat, dass es abwechselnd immer auf der einen Seite des Planeten Dunkel und auf der anderen Hell. Kann man sich wie Jahreszeiten mit Helligkeits und Wärmegrad vorstellen, dann ist es z.B. im Winter verdammt kalt und sehr dunkel. Wer Fragen hat, einfach sagen, ja?
Dann wünsch ich euch mal viel Spaß beim lesen : )
__________________________________________________ _______
(Editierte Version)

Die Luft war staubig und trocken. Erbarmungslos brannte die Sonne auf der verschwitzten Haut, einer kleinen Menschengruppe, die sich bereits seit Stunden durch ein felsiges Tal kämpfte. Rings um sie erhoben sich große Gesteinsbrocken und kleine Bergketten. Hier und da war eine kleine Fläche verdorrtes Grad zu erkennen. Sträucher unde andere Hitzeunempfindliche Pflanzen säumten ihren Weg.
Mühsam und vor Erschöfpung keuchend setzten sie einen Fuß vor den anderen.
Trocken waren ihre Kehlen, mit den Zungen leckten sie sich über die die spröden, zerrissenen Lippen und blickten voller Sehnsucht zu ihren Führer, auf dass er endlich das Zeichen zur Rast geben würde. Was täten sie nicht jetzt für einen kleinen Schluck Wasser, doch bis zur nächsten Quelle mussten sie sparsam sein.
Ein paar Kinder saßen auf einen der wenigen, von Pferden gezogenen Wägen. Einige von ihnen schliefen, manche blickten auch nur stumm in den Himmel, andere wieder redeten aufgeregt mit ihrem Sitznachbarn. Unter ihnen saß auch ein einzelner, grimmig dreinsehender Mann, der sich das Bein bei der Jagd verletzt hatte und momentan nicht fähig war zu gehen. Eingeengt auf einem übervollen Wagen, zwischen Kisten und Gepäck, machte er keinen besonders glücklichen Eidnruck, aber den machte hier eigentlich niemand.
Es wurde kaum gesprochen, nur vereinzelt tuschelten ein paar Menschen miteinander und irgendwo auf einen Wagen weinte ein Baby, doch ansonsten war nur das Klappern der Räder und das Stöhnen der Menschen zu hören.
So war es immer. Tag für Tag schleppten sie sich stundenlang durch die Hitze, ohne Ruhe, ohne Rast. Es war ein elendes Dasein, auf der ständigen Flucht vor der Finsternis.
Man nannte sie die ‚Tagwanderer’.
Die Bedeutung dieses Namens ist ein einfacher: Seit Tora, der Planet aud dem sie lebten sich nicht mehr um sich selbst dreht scheint die Sonne nie lange auf den selben Ort und die Tagwanderer ziehen mit dem Licht. Eine endlose Reise auf der Flucht vor Kälte und Dunkelheit.
Doch es gab auch Menschen, die das nicht so hinnehmen wollen. Sie haben ein Leben in der Finsternis gewählt: ‚Die Nachtwanderer’. Sie wollen wohnen, wo und wie es ihnen gefällt und nicht in ewiger Abhängigkeit von der Sonne leben.
Manche von ihnen waren Tagwanderer, die zuückgeblieben waren und andere, bereits in der Dunkelheit geborene ‚Schattenkinder’.
So lebten diese beiden Gruppen getrennt voneinander, die einen in einem Land, wo die Sonne niemals unterging und die anderen in einem, wo sie niemals aufgehen sollte.

Die Tagwanderer reisten sieben Stunden am Tag, eine Tortur für ältere Leute und Kinder. Viele wurden verrückt, immer wieder verschwanden Menschen in der Dunkelheit oder wählten den Freitod. Es wurde selten darüber geredet, dennoch war sich jeder der Grausamkeit ihres Daseins bewusst.
Es gab keine bestimmte Zeit, wo alle schliefen, Nächte gab es ja auch nicht. Sie machten zwei große Rasten am Tag, doch was war in einer Welt, in der immer nur die Sonne schien ein Tag? Während der Pausen wurden die Jäger auf die Jagd geschickt, Mahlzeiten zubereitet und Zelte zum Schlafen aufgestellt. Kinder, die meist auf den Wägen schliefen hatten endlich Zeit zum spielen gefunden und tollten mit ihren Freunden umher.
Eine kleine Herde von Schafen reiste immer mit ihnen und wenn nichts anderes aufzufinden war, wurde eines geschlachtet.
In der Gruppe, von der wir hier reden lebten um die fünfzig Menschen, natürlich waren sie nicht die einzigen Tagwanderer, es gab noch viele weitere Gruppen oder Einzelgänger, die andere Wege nahmen.

„Ich kann keinen Schritt mehr tun. Ich bin einfach zu alt für diese endlose Wanderung, Tero“, sprach eine alte Frau zu einem etwa fünfzehn Jahre alten Jungen an ihrer Seite und blieb müde stehen. Ihr Augen waren herzlich und ihr Gesicht hatte etwas Gütiges an sich, doch auch Erschöpfung war darin zu lesen. An der Art wie der Junge, Tero, wie sie ihn eben genannt hatte, sie stützte und besorgt zu der sich immer weiter entfernenden Gruppe blickte, konnte man ahnen, wie nah sie sich stehen mussten.
„Großmutter, komm! Wir werden nicht mehr lange reisen, aber wenn wir hier bleiben, verlieren wir sie!“, drängte er und zog sie beharrlich mit sich.
In diesem Moment war ein Seuftzen der Erleichterung zu vernehmen und als sich immer mehr Leute erschöpft auf den Boden fallen ließen wurde Tero bewusst, dass der Führer endlich das Zeichnen zur Rast gegeben hatte.
„Großmutter sieh doch! Wir machen eine Pause, dann kannst du dich jetzt auch endlich ausruhen!“
Fürsorglich nahm er sie am Arm und ging mit ihr zu einer Stelle, wo eben eines der großen Zelte augebaut wurde. Gemeinsam mit vier anderen jungen Männern half Tero dabei es zu errichten und als es endlich stand kamen drei Frauen mit Schlafmatten und einem Eimer Wasser angerannt. Das Ganze verlief sehr zügig, was zeigte, wie oft sie dieses Szenario nun schon durchgemacht hatten.
„Möchtet du nicht auch etwas schlafen?“, fragte sie ihn, als er sie gerade in das fertig errichtete Zelt hineinschob, selbst aber draußen stehen blieb. Lächelnd schüttelte er den Kopf. „Ich werde nacher mein Schläfchen halten. Erhol dich gut.“

Kaum hatte er sich abgewendet, erblickte er auch schon ein auf ihn zurennendes, winkendes Mädchen mit langen braunen Haaren, die herrlich im Wind wehten und großen dunklen Augen.
„Tero!“ , rief sie ihm fröhlich entgegen und kam vor ihm zum Stehen.
„Hallo Suki,“ begrüßte er sie mit einem freundliche Lächeln.
„Die Jäger haben zwei Rehe erlegt und jetzt wollen sie daraus einen Eintopf machen! Marik hat mir versprochen, dass wir etwas abbekommen“, teilte sie im voller Freude mit, denn es kam selten vor, dass man hier etwas warmes zu essen bekam. Die meiste Zeit musste jeder selbst schauen, dass er unterwegs Früchte aufsammelte oder vielleicht sogar mal ein Kaninchen fing und wenn die Jäger etwas erbeuteten bekamen davon auch meist nur Frauen und Kinder etwas ab.
Erst in diesem Moment wurde Tero eigentlich bewusst wie hungrig er war und ließ sich von Suki folgsam an der Hand zum Zentrum führen.
Mit Steinen und Holz war eine Feuerstelle errichtet worden, auf die nun ein großer Topf gestellt wurde. Eine Menschenmenge hatte sich bereits erwartungsvoll davor versammelt und warfen begierige Blicke auf das Fleisch. Suki holte eine kleine Decke aus ihrer Tasche hervor und bereitete sie auf dem steinigen, erhitzten Boden aus, darauf ließen sie sich dankbar nieder.
Man weiß so einen Sitzplatz erst dann richtig zu schätzen, wenn man stundenlang durch die Hitze gewandert ist.
„Ich hoffe, dein Marik vergisst uns nich“, meinte Tero mit einem besorgten Blick auf die Menge und holte eine Wasserflasche hervor. Gierig nahm er einen Schluck und reichte sie dann an Suki weiter, welche sie dankbar entgegen nahm.
„Das wird er sicher nicht. Sag, wie geht es deiner Großmutter?“
„Hm… sie ist schon alt und diese endlose Wanderung setzt ihr immer mehr zu“, erzählte er mit besorgter Miene und als er merkte, dass Suki seinem Blick auswich versetzte ihm das einen Stich, denn das bewies, dass sie wusste, was er nun schon so lange zu leugnen versuchte: Sie würde es nicht mehr lange schaffen. Sie würde zurückbleiben, denn die Gruppe würde nicht auf sie warten und auch auf einem Platz auf einen der Wägen konnte sie nicht hoffen. Alte Menschen konnten nicht mehr viel zur Gruppe beitragen, also würde man auch nicht veruschen sie zu retten. Das war die grausame Wahrheit.
Suki spürte, als sie seinen traurigen Blick sah, dass sie wohl einen wunden Punkt erwischt hatte und versuchte es mit einem Themawechsel. „Marik hat mir erzählt, sie wären in der Schlucht auf einen Nachtwanderer getroffen!“
„Echt? Woher wissen sie, dass es ein Nacht- und kein Tagwanderer war?“
„Er hatte Augen wie eine Eule, sah richtig unheimlich aus, meinten sie und als er sie entdeckt hat, ist er sofort abgehauen“, erzählte sie mit vor Aufregung bebender Stimme.
Nachtwanderer waren immer wieder ein beliebtes Thema, bei dem oft die wildesten und unmöglichsten Geschichten auftauchten.
„Wie das wohl ist, in so tiefer Dunkelheit zu leben?“, fragte Tero mehr sich selbst als Suki, bekam aber dennoch eine Antwort: „Es soll alles ganz schwarz sein, so dass du nichts mehr sehen kannst und ganz kalt ist es, so kalt, dass du dich nicht mehr rühren kannst.“
Wenn man nur Sonnenschein und Wärme kannte, war es schwer sich Dinge wie ‚Dunkelheit’ und ‚Kälte’ überhaupt vorzustellen.
„Aber wie können sie denn jagen oder überhaupt überleben, wenn sie gar nichts sehen können?“, wollte Tero skeptisch wissen, doch darauf hatte selbst Suki keine Antwort und zuckte nur mit den Schultern.
Dann wurde eine Zeit lang gar nicht mehr geredet und Tero schloss für einen Augenblick erschöpft seine Augen und wäre wohl auf der Stelle eingeschlafen, wenn er nicht so hungrig gewesen wäre.
Erst als ein Aufschrei in der Menge das Essen ankündigte sprangen sie aufgeregt auf, doch ihre Mägen waren nicht die einzigen, die vor Hunger knurrten und so stellte es sich als unmöglich heraus überhaupt in die Nähe des Kochtopfes zu kommen.
„Na toll“, zischte Tero angesäuert und hätte dem Kerl, der ihn gerade angerempelt hatte am liebsten angeschrien..
„Sie doch!“, rief Suki und zupfte an seinem Ärmel.
Marik kam mit drei Holzschalen voller duftenden Essen auf sie zu.
Voller Vorfreude nahmen sie ihre Portionen entgegen und ließen sich wieder auf ihre Decke nieder. Auch Marik setzte sich zu ihnen und so schlangen alle drei ihr Essen gierig hinunter. Skeptisch beäugte Tero ein gelbes Etwas in seinem Eintopf und fragte Marik, was das denn sei.
„Das sind Kartoffeln. Die Nachtwanderer bauen sie an und wir sind erst kürzlich auf ein ganzes Feld gestoßen“, erzählte er voller Stolz, dann stellte er seine Schale ab und holte aus seiner Tasche eine bräunliche Frucht hervor. „Schau hier.“
Tero nahm sie entgegen und betrachtete sie interessiert. „Die schaut aber ganz anders aus.“
„Das liegt daran, dass bei dieser hier noch die Schale dran ist. Du kannst sie behalten.“
„Wirklich?“, fragte Tero erstaunt.
„Ja, ich habe noch eine Menge davon. Du musst sie in Wasser kochen, roh schmecken sie nicht,“ erklärte ihm Marik mit einem Schmunzeln über Teros Reaktion.
„Danke!“, rief Tero freudig aus und steckte die Kartoffel in seinen Beutel. Essen war etwas, das man selten geschenkt bekam.
„Willst du denn gar nicht aufessen?“ fragte ihn Suki mit einem Blick auf seine noch halbvolle Schale.
„Für meine Großmutter. Sie wird hunger haben, wenn sie aufwacht.“
Marik schüttelte verständnisslos den Kopf. Er konnte nicht verstehen, wieso er versuchte einen Menschen durchzufüttern, der eh nicht mehr lange zu leben hatte.
Tero bemerkte seine Reaktion und es schmerzte ihm. Doch er konnte sie nicht einfach so im Stich lassen, schließlich war sie alles, was er noch an Verwandten hatte. Seine Mutter war bei seiner Geburt gestorben und sein Vater vor sieben Jahren an einer Krankheit.
Ihm wurde unbehaglich zumute und auf einmal hatte er das Gefühl, von hier schleunigst fort zu müssen.
„Ich werde mal nach ihr sehen,“ verabschiedete sich Tero von den beiden und bedankte sich nocheinmal bei Marik für das Essen, bevor er zu dem Zelt ging, in dem seine Großmutter schlief.
Kaum hatte er den Vorhang aufgeschlagen, öffnete sie auch schon ihre Augen, als hätte sie sein Kommen gespürt.
„Ich habe dir etwas zum essen mitgebracht,“ teilte er ihr im Flüsterton mit und reichte ihr seine Schüssel. Ihre Augen weiteten sich vor Freude und Erstaunen über eine so köstliche Mahlzeit. „Danke, mein Lieber. Ich dachte schon ich verhungere“, gab sie schmunzelnd zu und aß einen Bissen.
„Ich werde nun ein wenig schlafen“, gähnte er und blickte sich nach einer noch freien Matte um.
„Tu das, sobald ich etwas in meinem Magen habe, werde ich mich auch nocheinmal hinlegen.“
Tero hatte Glück und entdeckte einen leeren Schlafplatz etwas weiter hinten in der Ecke. Erschöpft ließ er sich zu Boden sinken und kaum hatte sein Kopf die Erde berührt, war er auch schon eingeschlafen.
Rebecca ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.01.2008, 11:56   #2
Struppigel
 
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Hallo Rebecca,

Das ist ein sehr interessantes und für mich neues Szenario mit den Tag- und Nachtwanderern. Ähnliches habe ich noch nicht gelesen.
Allerdings erscheint mir der Grund für diese Wanderungen noch unlogisch.

Du schreibst:
Zitat:
Der Planet Tora dreht sich nicht mehr um sich selbst, so bescheubt die Sonne nie lange den selben Ort un die Tagwanderer ziehen mit ihr
Soll das heißen, der Planet hat sich vorher so um sich selbst gedreht, dass er die Drehung um die Sonne ausgleichte und folglich die Tage und Nächte länger waren? Aber dann wäre doch aufgrund der längeren Anwesenheit der Sonne am Tag bzw Abwesenheit in der Nacht der gesamte Planet wesentlich wärmer am Tag und wesentlich kühler in der Nacht. Wenn jetzt die Sonne weniger lange drauf scheint, dann sind die Temperaturunterschiede doch wesentlich geringer und besser zu ertragen. Der Grund ist nicht nachvollziehbar.

Auch sehr erstaunlich ist die Tatsache, dass der Planet ziemlich schnell um die Sonne reisen muss, damit ein Jahr derart kurz ist, dass alle täglich fünf Stunden wandern. Wobei noch mehr fraglich ist, woran dieses "täglich" festgemacht ist. Es gibt doch keine Tage mehr, wenn sich der Planet nicht um sich selbst dreht, es gibt nur Jahre.

Diese Logikfehler ausgemerzt fühlt sich das alles sicherlich runder an.

Zitat:
Die Luft war staubig und trocken, heiß brannte die Sonne auf ihrer verschwitzten Haut. Mühsam und vor Erschöfpung keuchend setzten sie einen Fuß vor den anderen.
Trocken waren ihre Kehlen, mit den Zungen leckten sie sich über die die zerrissenen Lippen und blickten voller Sehnsucht zu ihren Führer, auf dass er endlich das Zeichen zur Rast geben würde. Ein paar der Kinder und Kranken saßen auf einen der bereits von Proviant und Gepäck übervollen wenigen Wägen, von Pferden gezogen.
Es war ruhig, ein paar tuschelten miteinander und irgendwo auf einem Wagen weinte ein Baby, doch ansonsten war nur das Klappern der Räder und das Keuchen der Menschen zu hören.
So war es jeden Tag. Jeden Tag schleppten sie sich stundenlang durch die Hitze, ohne Ruhe, ohne Rast. Es war ein elendes Dasein, auf der Flucht vor der Firnsternis, denn das waren sie wirklich. Man nannte sie die ‚Tagwanderer’.
Die Bedeutung dieses Namens ist ein einfacher: Der Planet Tora dreht sich nicht mehr um sich selbst, so bescheubt die Sonne nie lange den selben Ort und die Tagwanderer ziehen mit ihr, eine endlose Reise auf der Flucht vor Kälte und Dunkelheit.
Doch es gibt auch Menschen, die das nicht so hinnehmen wollen. Sie haben ein Leben in ewiger Finsternis gewählt: ‚Die Nachtwanderer’.
Manche von ihnen sind Tagwanderer, die zurückgeblieben waren und andere bereits in der Dunkelheit geborene ‚Schattenkinder’.
So lebten diese beiden Gruppen getrennt voneinander, die einen in einem Land, wo die Sonne niemals unterging und die anderen in einem, wo sie niemals aufgehen sollte.

Die Tagwanderer reisen Bleib bei der Vergangenheitsform! fünf Stunden am Tag, eine Tortur für ältere Leute und Kinder. Viele wurden verrückt, immer wieder verschwanden Menschen in der Dunkelheit oder wählten den Freitod. Es wurde selten darüber geredet, dennoch war sich jeder der Grausamkeit ihres Daseins bewusst.
Es gab keine bestimmte Zeit, wo alle schliefen, Nächte gab es ja auch nicht. Sie machten drei große Rasten am Tag Wie können sie ohne Tag und Nacht die Zeit bestimmen? Wie kann man sagen, dass sie täglich etwas tun, wenn es keine Tage gibt? . Zu dieser Zeit wurden Tiere gejagt, gegessen, Zelte aufgeschlagen, geschlafen und die Kinder, die meist auf den Wägen schliefen Komma hatten endlich Zeit zum spielen gefunden. Eine kleine Herde von Schafen reiste immer mit ihnen und wenn nichts anderes aufzufinden war, wurde eines geschlachtet.
In der Gruppe, von der wir hier reden Komma leben Bleib bei der Vergangenheit oder schreibe alles in der Gegenwart. Aber nur eins von beiden. um die 50 Menschen, natürlich waren sie nicht die einzigen Tagwanderer, es gab noch viele weitere Gruppen oder Einzelgänger, die andere Wege nahmen.

„Ich kann keinen Schritt mehr tun. Ich bin einfach zu alt für diese endlose Wanderung, Tero“, sprach eine alte Frau zu einem etwa 15 Jahre alten Jungen an ihrer Seite und blieb müde stehen. Ihr Gesicht hatte etwas Gütiges an sich und ihre Augen waren herzlich. An der Art wie der Junge, Tero Komma wie sie ihn eben genannt hatte, sie stützte und besorgt zu der sich immer weiter entfernenden Gruppe blickte Komma verriet Komma wie nah sie sich stehen mussten. Grammatischer Unfug. Dein Satz lautet jetzt in der nackten Form: "An der Art verriet, wie nah sie sich stehen mussten.
„Großmutter Komma komm! Wir werden nicht mehr lange reisen, aber wenn wir hier bleiben Komma verlieren wir sie!“ Drängte er und zog sie mit sich. In diesem Moment war ein Seuftzen der Erleichterung zu vernehmen und als sich immer mehr Leute auf den Boden fallen ließen wurde Tero bewusst, dass der Führer endlich das Zeichnen zur Rast gegeben hatte.
„Großmutter sieh doch! Wir machen eine Pause, dann kannst du dich jetzt auch endlich ausruhen!“
Fürsorglich nahm er sie am Arm und ging mit ihr zu einem der eben aufgebauten großen Zelte. Die sind aber schnell mit dem Aufbau.
„Möchtet du nicht auch etwas schlafen?“, fragte sie ihn, als er sie gerade hineinschob, selbst aber draußen stehen blieb. Lächelnd schüttelte er den Kopf. „Ich werde nacher mein Schläfchen halten. Erhol dich gut.“

Kaum hatte er sich abgewendet Komma erblickte er auch schon ein auf ihn zurennendes, winkendes Mädchen mit langen braunen Haaren, die herrlich im Wind wehten und großen dunklen Augen.
„Tero!“, rief sie ihm fröhlich entgegen und kam vor ihm zum Stehen. „Hallo Suki.“
„Die Jäger haben zwei Rehe erlegt und jetzt wollen sie daraus einen Eintopf machen! Marik hat mir versprochen, dass wir etwas abbekommen,“ das Komma folgt erst nach dem Anführungsstrich teilte sie im voller Freude mit, denn es kam selten vor, dass man hier etwas Warmes zu essen bekam. Die meiste Zeit musste jeder selbst schauen, dass er unterwegs Früchte aufsammelte oder vielleicht sogar mal ein Kaninchen fing und wenn die Jäger etwas erbeuteten Komma bekamen davon auch meist nur Frauen und Kinder etwas ab.
Erst in diesem Moment wurde Tero eigentlich bewusst Komma wie hungrig er war Komma und ließ sich von Suki folgsam an der Hand zum Zentrum führen.
Mit Steinen und Holz war eine Feuerstelle errichtet worden, auf die nun ein großer Topf gestellt wurde. Eine Menschenmenge hatte sich bereits erwartungsvoll davor versammelt und warfen Eine Menschenmenge warfen? Die Menge ist Einzahl. Die Menschenmenge warf. begierige Blicke auf das Fleisch. Suki holte eine kleine Decke aus ihrer Tasche hervor und bereitete sie auf dem steinigen, erhitzten Boden aus, darauf setzten sich die beiden.
Man weiß so einen Sitzplatz erst dann richtig zu schätzen, wenn man stundenlang durch die Hitze gewandert ist.
„Ich hoffe Komma dein Marik vergisst uns nicht,“ Komma erst nach dem Anführungsstrich meinte Tero mit einem besorgten Blick auf die Menge und holte eine Wasserflasche hervor. Gierig nahm er einen Schluck und reichte sie dann an Suki weiter, welche sie dankbar entgegen nahm.
„Das wird er sicher nicht. Sag, wie geht es deiner Großmutter?“
„Hm… sie ist schon alt und diese endlose Wanderung setzt ihr immer mehr zu,“ wieder das Komma - erst nach dem Anführungsstrich erzählte er mit besorgter Miene und als er merkte, dass Suki seinem Blick auswich Komma versetzte ihm das einen Stich, denn das bewies, dass sie wusste, was er nun schon so lange zu leugnen versuchte: Sie würde es nicht mehr lange schaffen. Sie würde zurückbleiben, denn die Gruppe würde nicht auf sie warten und auch auf einem Platz auf einen der Wägen konnte sie nicht hoffen. Alte Menschen konnten nicht mehr viel zur Gruppe beitragen, also würde man auch nicht veruschen sie zu retten. Das war die grausame Wahrheit.
Suki spürte, als sie seinen traurigen Blick sah, dass sie wohl einen wunden Punkt erwischt hatte Komma und versuchte es mit einem Themawechsel. „Marik hat mir erzählt, sie wären in der Schlucht auf einen Nachtwanderer getroffen!“
„Echt? Woher wissen sie, dass es ein Nacht- und kein Tagwanderer war?“
„Er hatte Augen wie eine Eule, sah richtig unheimlich aus Komma meinten sie Komma und als er sie entdeckt hat Komma ist er sofort abgehauen,“ erzählte sie aufgeregt.
Nachtwanderer ware immer wieder ein beliebtes Thema, bei dem oft die wildesten und unmöglichsten Geschichten auftauchten.
„Wie das wohl ist, in ewiger Dunkelheit zu leben?“, fragte Tero mehr sich selbst als Suki, bekam aber dennoch eine Antwort: „Es soll alles ganz schwarz sein, so dass du nichts mehr sehen kannst und ganz kalt ist es, so kalt, dass du dich nicht mehr rühren kannst.“
Wenn man nur Sonnenschein und Wärme kannte, war es schwer sich Dinge wie ‚Dunkelheit’ und ‚Kälte’ überhaupt vorzustellen.
„Aber wie können sie denn jagen oder überhaupt überleben, wenn sie gar nichts sehen können?“ Darauf wusste selbst Suki keine Antwort und zuckte nur mit den Schultern.
Dann wurde eine Zeit lang gar nicht mehr geredet und Tero schloss erschöpft seine Augen und wäre wohl auf der Stelle eingeschlafen, wenn er nicht so hungrig gewesen wäre.
Erst als ein Aufschrei in der Menge das Essen ankündigte sprangen sie aufgeregt auf, doch ihre Mägen waren nicht die einzigen Komma die hungrig waren Komma und so stellte es sich als unmöglich heraus überhaupt in die Nähe des Kochtopfes zu kommen.
„Na toll“, zischte Tero angesäuert.
„Sie doch!“, rief Suki und zupfte an seinem Ärmel.
Marik kam mit drei Holzschalen, Komma entfernen voller duftenden Essen auf sie zu.
Voller Vorfreude nahmen sie ihre Portionen entgegen und ließen sich wieder auf ihre Decke nieder. Auch Marik setzte sich zu ihnen und so schlangen alle drei ihr Essen gierig hinunter. Skeptisch beäugte Tero ein gelbes Etwas in seinem Eintopf und fragte Marik, was das denn sei.
„Das sind Kartoffeln. Die Nachtwanderer bauen sie an und wir sind erst kürzlich auf ein ganzes Feld gestoßen,“ erzählte er voller Stolz, dann stellte er seine Schale ab und holte aus seiner Tasche eine bräunliche Frucht hervor. „Schau hier.“
Tero nahm sie entgegen und betrachtete sie interessiert. „Die schaut aber ganz anders aus.“
„Das liegt daran, dass bei dieser hier noch die Schale dran ist. Du kannst sie behalten.“
„Wirklich?“, fragte Tero erstaunt. „Ja, ich habe noch eine Menge davon. Du musst sie in Wasser kochen, roh schmecken sie nicht.“
„Danke!“, rief Tero freudig aus und steckte die Kartoffel in seinen Beutel. Essen war etwas, das man selten geschenkt bekam.
„Willst du denn gar nicht aufessen?“, fragte ihn Suki mit einem Blick auf seine noch halbvolle Schale.
„Für meine Großmutter. Sie wird hunger haben, wenn sie aufwacht.“
Marik schüttelte verständnisslos den Kopf. Er konnte nicht verstehen, wieso er versuchte einen Menschen durchzufüttern, der eh nicht mehr lange zu leben hatte.
Tero bemerkte seine Reaktion, doch er konnte sie nicht einfach so im Stich lassen. Sie war doch alles Komma was er noch an Verwandten hatte. Seine Mutter war bei seiner Geburt gestorben und sein Vater vor sieben Jahren an einer Krankheit.
„Ich werde mal nach ihr sehen“, verabschiedete sich Tero von den beiden und bedankte sich nocheinmal bei Marik für das Essen, bevor er zu dem Zelt ging, in dem seine Großmutter schlief.
Kaum hatte er den Vorhang aufgeschlagen, öffnete sie auch schon ihre Augen, als hätte sie sein Kommen gespürt.
„Ich habe dir etwas zum Essen mitgebracht“, teilte er ihr im Flüsterton mit und reichte ihr seine Schüssel. Ihre Augen weiteten sich vor Freude und Erstaunen über eine so köstliche Mahlzeit. „Danke, mein Lieber. Ich dachte schon ich verhungere,“ gab sie schmunzelnd zu und aß einen Bissen.
„Ich werde ein wenig schlafen“, gähnte er und blickte sich nach einer noch freien Matte um.
„Tu das, sobald ich etwas in meinem Magen habe, werde ich mich auch nochmal hinlegen.“
Tero hatte Glück und entdeckte einen leeren Schlafplatz etwas weiter hinten in der Ecke. Erschöpft ließ er sich zu Boden sinken und kaum hatte sein Kopf die Erde berührt, war er auch schon eingeschlafen.
Grüße

Struppi
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.01.2008, 17:06   #3
Rebecca
 
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Zitat:
Original von Struppigel
Hallo Rebecca,

Das ist ein sehr interessantes und für mich neues Szenario mit den Tag- und Nachtwanderern. Ähnliches habe ich noch nicht gelesen.
Allerdings erscheint mir der Grund für diese Wanderungen noch unlogisch.

Du schreibst:
Zitat:
Der Planet Tora dreht sich nicht mehr um sich selbst, so bescheubt die Sonne nie lange den selben Ort un die Tagwanderer ziehen mit ihr
Soll das heißen, der Planet hat sich vorher so um sich selbst gedreht, dass er die Drehung um die Sonne ausgleichte und folglich die Tage und Nächte länger waren? Aber dann wäre doch aufgrund der längeren Anwesenheit der Sonne am Tag bzw Abwesenheit in der Nacht der gesamte Planet wesentlich wärmer am Tag und wesentlich kühler in der Nacht. Wenn jetzt die Sonne weniger lange drauf scheint, dann sind die Temperaturunterschiede doch wesentlich geringer und besser zu ertragen. Der Grund ist nicht nachvollziehbar.
Der Grund ist, dass sie Angst vor der Kälte und der dunkelheit haben und deshalb mit der Sonne ziehen um in Helligkeit leben zu können.
Was die Temperaturen betrifft:
Die Sonne scheint ja eher länger, da es keinen Tag und keine Nacht gibt und es herrscht auf der einen Seite eine große Hitze, während es auf der anderen extrem kalt ist.


Zitat:
Auch sehr erstaunlich ist die Tatsache, dass der Planet ziemlich schnell um die Sonne reisen muss, damit ein Jahr derart kurz ist, dass alle täglich fünf Stunden wandern. Wobei noch mehr fraglich ist, woran dieses "täglich" festgemacht ist. Es gibt doch keine Tage mehr, wenn sich der Planet nicht um sich selbst dreht, es gibt nur Jahre.
Nicht unbedingt. Die Tagwanderer gehen ja alle im Schrittempo und so ein Planet ist nicht unbedingt klein. Mit dem täglich hast du recht, aber ich wollte es als ungefähre Zeitangabe hinschreiben.

Es freut mich, dass du die Geschichte interessant findest. Ich weiß, dass vieles noch holprig ist und möchte mich für deine Verbesserung und den Zeitaufwand bedanken. (Mit Kommas hatte ich schon immer meine Probleme) Hab jetzt alles korrigiert und das mit dem schnellen Zeltaufbau ist wirklich unlogisch, also habe ich es abgeändert:
'Fürsorglich nahm er sie am Arm und ging mit ihr zu einer Stelle, wo eben eines der großen Zelte augebaut wurde. Gemeinsam mit vier anderen jungen Männern half Tero dabei es zu errichten und als es endlich stand kamen drei Frauen mit Schlafmatten und einen Eimer Wasser angerannt. Das Ganze verlief sehr zügig und zeigte, wie oft sie dieses Szenario nun schon durchgemacht hatten.'

Nochmals Danke
Rebecca ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.01.2008, 06:11   #4
Rebecca
 
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So, es geht weiter


„Großmutter, Großmutter wach auf!“ Versuchte Tero sie aufzuwecken, doch erst als er sanft an ihr zu rütteln anfing öffnete sie verschlafen die Augen.
„Müssen wir etwa schon weiter?“ Fragte sie mit müder Stimme und Tero hatte das Gefühl, dass sie noch schwacher und gebrechler aussah, als sonst.
„Ja, komm, ich helfe dir“, sagte er zu ihr und zog sie am Arm nach oben. Sie stöhnte leise auf und grummelte irgendwelche unverständlichen Wortfetzten vor sich hin.
Es war wieder an der Zeit mitanzupacken. Die Zelte wurden wieder abgebaut und Gepäck auf den Wägen verstaut.
Alles ging nun wieder von vorne los, ob man nun wollte oder nicht. Das war das Schicksal, welches sie gewählt hatten und plötzlich kam ihm das Leben der Nachtwanderer gar nicht mal mehr so furchtbar vor. Sie konnten wenigstens frei leben.
Die ersten Räde setzten sich in Bewegen, die Pferde schnaubten und die Kinder quängelten.
„Großmutter, komm“, drängte er und zog sie trotz Gegenwehr mit sich nach vorne.
Sie marschierten wieder los, während die glühende Hitze ihnen den Schweiß auf die Stirn trieb. Bereits nach kurzer Zeit war wieder das Keuchen und Jammern, der Menge zu vernehmen.
„Wasser, ich brauche ein Schlückchen Wasser“, klagte Großmutter, woraufhin Tero folgsam eine Flasche von seinem Gürtel lößte, doch als er sie öffnete starrte ihm bloß gähnende Leere entgegen.
„Verdammt, sie ist leer! Warte und gib mir auch deine Flasche, dann lasse ich sie schnell auffüllen!“ Schlug er vor und bekam eine ebenfalls leere Flasche von seiner Großmutter in die Hand gedrückt.
Eiligst lief er nach vorne zu den Wägen.
„Chysa!“ Rief er, als er bei dem Wagen mit dem Wassertank angekommen seinen Schritt verlangsamt hatte. Eine junges blondes Mädchen tauchte hinter einer Kiste auf.
„Wasser?“ fiepste sie und erhielt ein Nicken seinerseits.
Gerade hatte er ihr die beiden Flaschen gerreicht, als eine gehässige Stimme hinter ihm ertönte.
„Füll nur eine auf Chysa! Wir haben nicht mehr viel im Tank und die Zweite wird sowieso nur an diese Alte verschwendet.“
Erschrocken drehte Tero sich um und erblickte Barlio, einen großgewachsenen Jäger mit dunklem Haar und ihm feindselig anblickenden Augen.
Chysa hatte schon den Mund geöffnet und wollte wiedersprechen, hielt es dann aber doch für klüger nichts zu sagen und füllte schweigend die größere der beiden Flaschen auf.
„Was soll das heißen verschwendet? Sie hat genauso ein Recht auf Wasser, wie alle anderen auch!“ Verteidigte Tero sich und seine Großmutter.
„Recht auf Wasser hat nur wer noch arbeite kann“, brummte Barlio mit einem abfälligen Lächeln auf den Lippen.
Mit zittrigen Händen und verlegenen Blick reichte Chysa Tero die beiden Wasserflaschen, wobei die eine immer noch so leer war wie zuvor.
„Wir kommen bald an einem Fluss vorbei, dort könnt ihr wieder auffüllen“, flüsterte sie ihm noch mit einem nervösen Blick auf Barlio zu.
Mit einem Lächeln bedankte er sich bei ihr, dann machte er sich wieder zurückzugehen.
Mit Besorgniss musste er feststellen, dass seine Großmutter wieder zurückgefallen war.
Er fand sie ganz hinten mit Suki, die sie stützte. Ihr faltiges Gesicht war blass und ihre Augen müde und leer geworden.
„Alles in Ordnung?“ Fragte er als er auf die beiden zugrannt kam.
„Ihr geht es nicht gut, ich glaube sie hat Fieber“, teilte sie ihm mit leicht verzweifeltem Ton mit.
„Ach nun übertreib doch nicht, es ist nur diese blöde Sonne. Die Hitze macht mich ganz fertig“, versuchte sie ihren Zustand abzuwerten, doch Tero stöhnte bei Sukis Worten gequält auf. Krankheit, das war das schlimmste, was einem bei dieser Wanderung passieren konnte, vor allem in ihrem Alter konnte man das schon fast als Todesurteil werten. Bei dem Gedanken daran fröstelte ihm und er griff fürsorglich nach dem anderen Arm seiner Großmutter um sie ebenfalls zu sützten.
„Wir könnten vorne bei den Wägen fragen, ob sie sie aufnehmen. Nur für kurze Zeit bis es ihr besser geht“, schlug Tero vor, während er die aufgefüllte Flasche mit der noch freien Hand herausnahm und sie seiner Großmutter reichte, welche sie dankbar annahm.
Suki senkte den Blick und kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum. „Ich glaube nicht, dass-“
„Aber wir könnten wenigstens fragen!“ Unterbrach Tero sie und seine Augen sahen sie dabei so angsterfüllt an, dass sie gar keine andere Wahl hatte als nachzugeben.
„Gut, ich werde sehen was sich machen lässt“, versprach sie und mit einem letzten besorgten Blick auf die alte Frau eilte sie nach vorne.
„Ihr solltet euch nicht so viele Gedanken um mich machen. Ich bin zwar alt, aber zäh und mit so ein bisschen Fieber werdet ihr mich schon nicht los“, versuchte Großmutter ihn zu beruhigen.
Doch die Tastsachen sprachen eine andere Sprache, als ihre Worte: Ihr Schritt war noch langsamer geworden, einzig und allein durch Teros hartnäckiges Geziehe setzte sie sich noch in Bewegung. Er bemertke, wie sich seine Augen mit Tränen füllten.
„Nein nicht jetzt, noch nicht. Amon steh mir bei“, flehte er in Gedanken und war erleichtert, als er endlich Suki auf sich zukommen sah, doch ihr erschütterter Gesichtsausdruck versetzte ihm wieder einen schweren Schlag.
Als sie wieder bei ihnen angekommen war, nahm sie wortlos den anderen Arm, der Großmutter.
„Suki?“ Fragte er im heiseren Flüsterton.
Ihre großen Augen sahen ihm voller Mitgefühl an, doch über ihre Lippen kam kein Wort.
„Sie werden mich nicht aufnehmen, richtig? Hab ichs doch gewusst, diese undankbaren Kröten haben doch vor niemandems Alter noch Respekt“, schimpfte Großmutter und nun konnte Tero erkennen, das Tränen über ihre verrunzelten Wangen liefen.
„Großmutter, Großmutter! Wir schaffen das schon! Suki und ich helfen dir und du musst einfach versuchen weiterzugehen“, versuchte Tero sie und sich selbst zu beruhigen.
Sie nickte stumm und schloss für einen Moment gequält die Augen, dann schleppte sie sich wieder keuchend vorwärts.
Obwohl sie ihr bestens gaben die alte Frau nach vorne zu ziehen, war es nicht zu übersehen, dass sie imemr mehr zurückblieben.
Nach einer Weile war das hyterische Schreien einer auf sie zu laufenden Frau zu hören.
„Suki, Suki was tust du denn da? Siesht du denn nicht wie weit hinten du schon bist?!“ Rief die Frau ihrer Tochter streng entgegen. Sie packte Suki grob am Unterarm, zerrte sie von ihnen weg und gab ihr mit der anderen Hand eine schallende Ohrfeiger.
„Wie oft habe ich dir schon gesagt du sollst dich nicht von der Gruppe entfernen?! Ich bin fast umgekommen vor Sorge und nun beeil dich und komm mit!“ Keifte sie ihre Tochter an.
„Aber Mama! Siehst du denn nicht, wie schlecht es Teros Großmutter geht? Wir müssen ihr helfen!“ Versuchte Suki ihr die Situation zu erklären und wehrte sich gegen den harten Griff ihrer Mutter.
Sie warf einen Blick auf die mitgenommene, vor Schwäche zitternde alte Frau und für einen kurzen Moment waren irhe Augen voller Mitgefühl, bevor sie wieder zu Eis erstarrten.
„Wir müssen in erster Linie uns selbst helfen und nun komm mit“, erklärte sie ihr und schob sie wieder weiter nach vorne.
Nocheinmal drehte Suki sich um und rief zu ihnen zurück: „Tero, tu bitte nichts dummes, ja?“ Sie lächelte schwach und man konnte sehen wie besorgt sie um die beiden war, dann drängte ihre Mutter sie auch schon wieder weiter.
„Sie hat recht, Tero. Du solltest nichts dummes tun“, fing Großmutter mit gebrechlicher Stimme an und krallte sich verweifelt an ihren Enkel um noch aufrecht stehen zu können. „Ich bin alt und schwach. Diese alten Knochen hätten mich sowieso nicht mehr lange getragen, dieses lästige Fieber beschleunigt es nur ein bisschen. Werfe nicht dein Leben für mich weg. Du hast noch soviel vor dir und meine Zeit wäre eh bald gekommen.“
„Nein! Sag sowas doch nicht!“ Flehte er sie an, doch ihre Augen blickten ihn traurig und wissend an.
„Ich werde dich nicht hier zurücklassen!“
„Das wäre dumm, meine Lieber. Bitte geh und lass mich hier. Du kannst nichts für mich tun.“
Tero wollte jedoch nicht so leicht aufgeben und zerrte noch einmal an ihr, doch sie wehrte sich dagegen und blieb stur stehen.
„Ich will nicht mehr gehen, ich bin mein Leben lang nur gegangen und nun bin ich des Wanderns müde. Ich will mich endlich ausruhen können und jetzt geh endlich“, drängte sie, doch er schüttelte nur traurig lächelnd den Kopf und blickte noch einmal nach vorne, wo noch vor wenigen Minuten Suki gestanden hatte und est stimmte ihn traurig, sich nicht richtig von ihr verabschiedet zu haben.
„Komm Großmutter, wir suchen uns ein schattiges Plätzchen, dort kannst du dich etwas ausruhen“, sprach er nun mit fast ruhiger Stimme und griff ihr unter die Arme um sie besser stützen zu können.
„Du bist ein Dummkopf“, flüsterte sie, doch obwohl sie weinte konnte man eine Spur der Erleichterung in ihrem Ton erkennen, der verriert, dass sie wohl doch froh war nicht alleine sein zu müssen.
So gingen die beiden in die entgegengesetzte Richtung auf die großen Felsen zu, von denen sie hofften, sie würden ihnen ein wenig Schutz vor der brennenden Sonne gewähren, während einige aus der Gruppe stehen geblieben waren um sie zu beobachten. Suki weinte in den Umhang ihrer Mutter um ihren Freund, den sie vielleicht nie mehr wieder sehen würde. Aufgeregtes Getuschel war zu hören, immer mehr Menschen hielten an um die zu sehen, die es wagten ihrem Schicksal den Rücken zu kehren.
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