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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 08.05.2007, 18:15   #1
zeitlose
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 3

Standard Keller...

Hey ihr, so das ist eine Geschichte, die habe ich geschrieben, als ich in diesem Raum saß, es gibt ihn wirklich. Doch bin ich sehr skeptisch ob euch dieser doch sehr abstrakte Text gefällt. Es handelt sich auch nicht direkt um eine Kurzgeschichte...nunja... lest einfach mal!



Ich gehe in den Keller. Laufe die kahlen, grauen Gänge entlang und sehe eine Tür. Eine Tür, die etwas ganz besonderes für mich ist. Hinter dieser Tür wartet ein Raum voller Wärme, Geborgenheit und Ruhe. Während ich die Gänge entlang laufe spüre ich ein Gefühl von Angst, ich muss mich umdrehen, sehen ob jemand hinter mir läuft und verfolge genau meinen Schatten. Doch je näher ich dieser Tür komme, desto kleiner wird dieses mulmige Gefühl. Ich habe die Tür erreicht, hole langsam und feierlich den Schlüssel aus meiner Hosentasche und schließe auf. Ich stecke den Schlüssel ins schloss und die Tür öffnet sich mit einem sanften „Klick“. Dann trete ich in den Raum und mir wird warm ums Herz. Es herscht eine angenehme warme Temperatur und riecht nach Liebe. Es ist tatsächlich der Geruch von Liebe. Wie riecht Liebe? Ich schließe die Tür hinter mir zu und mein Blick schweift zu einem Sofa. Ein riesiges rotes, zum sitzen und liegen einladendes Stoffsofa. Ich setze mich darauf und atme tief durch. Mich durchdringt ein angenehmes Gefühl der Zufriedenheit, hier habe ich meine Ruhe, hier kommt niemand rein, ich kann tun und lassen was ich will. Herrlich! Ich schenke mir ein Glas Wasser ein. Stilles Wasser und trinke einen Schluck. Ich bin so in mich vertieft, dass ich das Wasser in mir hinunterfließen spüre. Ein schönes Erlebnis, dass ich nur hier in meinem besonderen Raum habe, hier bin ich für mich. Draußen im Alltag vergesse ich so etwas fast vollkommen, ich trinke nur um weiter machen zu können. Um zu lernen zu leben zu arbeiten. Doch hier in meinem Raum denke ich über die Dinge nach, die manchmal ganz selbstverständlich sind. Was würde ich nur machen, wenn ich das nicht könnte? Aber es gibt Menschen die blind sind. Die nicht merken, dass sie nicht nur leben um zu leben, sondern leben um die Welt zu genießen und sie wahrzunehmen, auch die unscheinbaren kleinen Dinge, an welchen man sich sehrwohl erfreuen kann. Ich lege mich nun hin und fange an zu singen. Erst ganz leise und zart mit einer Mädchenstimmte. Es macht mir Spaß.
Es ist egal ob ich Töne treffe.
Mich hört niemand.
Ich bin in meinem Raum.


Fortsetzung folgt, wenn ihr wollt. =)
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Alt 08.05.2007, 19:57   #2
weiblich ravna
 
Benutzerbild von ravna
 
Dabei seit: 04/2005
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 732

Standard RE: Keller...

Zitat:
Hey ihr, so das ist eine Geschichte, die habe ich geschrieben, als ich in diesem Raum saß, es gibt ihn wirklich. Doch bin ich sehr skeptisch ob euch dieser doch sehr abstrakte Text gefällt. Es handelt sich auch nicht direkt um eine Kurzgeschichte...nunja... lest einfach mal!
Willkommen im Forum.
Du musst deinem Text solche Erläuterungen nicht voranstellen, wenn du sie dir nicht verkneifen kannst, dann solltest du sie wenigsten ans Ende des Textes packen.
Naja, aber ich mache mich mal an den Text:

Zitat:
Ich gehe in den Keller. Laufe die kahlen, grauen Gänge entlang und sehe eine Tür.
Wundervoll. Der Ich - Erzähler ist weder geh- noch sehbehindert. Aber im Laufen die ganze Zeit nur eine Tür sehen? Gut, immer noch besser als ein helles Licht O.o

Zitat:
Eine Tür, die etwas ganz besonderes für mich ist. Hinter dieser Tür wartet ein Raum voller Wärme, Geborgenheit und Ruhe.
Du erklärst dem Leser viel zu viel, baust keine Spannung auf. Würdest du für die Tür den bestimmten Artikel verwenden, gäbest du ihr schon dadurch einen besonderen Status. Vorschlag (alle folgenden Vorschläge kursiv):

Ich laufe die kahlen Gänge entlang. Endlich sehe ich, noch entfernt: die Tür.

(Achja: und lass die Auslassungspunkt im Titel weg. Sie makieren, wie der Name sagt, eine Auslassung, welche nicht vorliegt.)

Zitat:
Während ich die Gänge entlang laufe spüre ich ein Gefühl von Angst, ich muss mich umdrehen, sehen ob jemand hinter mir läuft und verfolge genau meinen Schatten.
Wortwiederholungen vermeiden. Logikfehler auch. Du (ich spreche jetzt vom Ich-Erzähler, der dank deiner Erläuterung am Anfang einen autobiographischen Touch hat), musst sehen ob jedmand hinter dir läuft und verfolgst deinen Schatten, der Schatten kann, je nach Lichtquelle, vor, neben oder hinter dir liegen, liegt er vor dir und du wendest dich um, wird er hinter dir liegen, usw. d.h.: du drehst dich im Kreis, damit kommt man keiner Tür näher.

Unablässig begleitet mich das Gefühl, beobachtet zu werden, panisch werfe ich im Weiterhasten Blicke hinter mich.

Zitat:
Doch je näher ich dieser Tür komme, desto kleiner wird dieses mulmige Gefühl.
Das Deutsche hat sehr viele Worte. Lerne, sie zu gebrauchen. Ein kleiner werdendes Gefühl? Das ist eine unglückliche Formulierung.

Doch die Angst schwindet gleichsam jedem meiner Schritte.

Zitat:
Ich habe die Tür erreicht, hole langsam und feierlich den Schlüssel aus meiner Hosentasche und schließe auf. Ich stecke den Schlüssel ins schloss und die Tür öffnet sich mit einem sanften „Klick“.
Reizend, das Ich weiß sogar, wozu so ein Schlüssel gut ist. Wieder die Wortwiederholungen. Sagt dir der Begriff 'Kohäsion' etwas? Wenn nicht, erkundige dich und setze die Theorie in die Praxis um.
Schloss schreibt sich groß, aber ich vermute, dass es sich um einen Tippfehler handelt.

Endlich erreiche ich mein Ziel. Langsam und feierlich öffne ich die Tür, welche sich mit einem sanften 'Klack' öffnet

Hinweis: Klick enthält den Vokal i, welcher eher aggressiv klingt, das 'a' in Klack trägt die Stimmung schon eher, wobei ich ein "wohliges Knarrzen" o.ä. noch schöner fände.

Zitat:
Dann trete ich in den Raum und mir wird warm ums Herz. Es herscht eine angenehme warme Temperatur und riecht nach Liebe. Es ist tatsächlich der Geruch von Liebe. Wie riecht Liebe?
Aua. Über die Wortwiederholungen sage ich lieber gar nichts mehr. Aber bitte: "warm ums [sic] Herz" und "Geruch von Liebe"? Ich meine ich habe nichts gegen Gleichgeschlechtlichkeit und ausschweifenden Sex - aber war es wirklich das, was du dem Leser vermitteln wolltest?

Ich trete ein. Wärme umfängt mich, in der Luft liegt ein heimeliger Duft, den ich kaum zu beschreiben vermag.

Hinweis: Gut, ist jetzt ein unschöner Binnenreim drin, aber meine Vorschläge sollen auch nicht die Perfektion zur Grundlage haben, sondern deinen Text.

Zitat:
Ich schließe die Tür hinter mir zu
Wieder Tür wieder schliessen wieder hinter dir...
Abgesehen davon würde "Ich schließe die Tür hinter mir" völlig ausreichen. Alternativ zu zuschließen gibt es dann noch: abschließen, zusperren, versperren,...

Zitat:
und mein Blick schweift zu einem Sofa. Ein riesiges rotes, zum sitzen und liegen einladendes Stoffsofa. Ich setze mich darauf und atme tief durch. Mich durchdringt ein angenehmes Gefühl der Zufriedenheit,
Sitzen und liegen - okay also doch Sex? Ich mein', allein is' ja auch schön...

Nachdem ich dafür gesorgt habe, dass anderen der Zutritt verwehrt bleiben würde, setze ich mich auf das einladend große Sofa, welches mit rotem Stoff bespannt ist und atme tief ein, durchdrungen von Zufriedenheit.

Zitat:
hier habe ich meine Ruhe, hier kommt niemand rein, ich kann tun und lassen was ich will.
Ist klar, du hast abgesperrt. Abgesehen davon haben die meisten Menschen kein verstärktes Bedürfnis in irgendwelchen Kellerräumen nach dem Glück zu suchen.

Zitat:
Herrlich! Ich schenke mir ein Glas Wasser ein. Stilles Wasser und trinke einen Schluck. Ich bin so in mich vertieft, dass ich das Wasser in mir hinunterfließen spüre. Ein schönes Erlebnis, dass ich nur hier in meinem besonderen Raum habe, hier bin ich für mich.
Nein, ich höre jetzt echt auf, den Text zu sexualisieren... aaach scheiß drauf': Irgendwann entdeckt jede Frau die faszinierenden Tiefen ihres Körpers und findet Gefallen an dem Moment der Flüssigkeitsaufnahme [liquidum, liquidarum, Löffelstiel].

Diese Passage am besten völlig kürzen, oder wahlweise raffen (s.u.)

Zitat:
Draußen im Alltag vergesse ich so etwas fast vollkommen, ich trinke nur um weiter machen zu können. Um zu lernen zu leben zu arbeiten. Doch hier in meinem Raum denke ich über die Dinge nach, die manchmal ganz selbstverständlich sind.
Über was denn zum Beispiel? Die saussure'schen Dichotomien? Die Repressionshypothese Foucaults? Die ästhetische Expressionstheorie?

Genußvoll trinke ich ein Glas Wasser, bewusster, als ich es in den Momenten des Lernens, Arbeitens, Lebens außerhalb meines Ruheortes je könnte.

Zitat:
Was würde ich nur machen, wenn ich das nicht könnte? Aber es gibt Menschen die blind sind. Die nicht merken, dass sie nicht nur leben um zu leben, sondern leben um die Welt zu genießen und sie wahrzunehmen, auch die unscheinbaren kleinen Dinge, an welchen man sich sehrwohl erfreuen kann.
Wir fassen uns bei den Händen und singen "Kumbaya, my Lord", wir pflücken Blumen und schieben sie in Gewehrläufe, während unser inneres Kind eine Sonne, ein Haus und zwei Herzchen malt.

Ersatzlos streichen.

Zitat:
Ich lege mich nun hin und fange an zu singen. Erst ganz leise und zart mit einer Mädchenstimmte.
Ganz ehrlich: würde eine 15jährige einen Brummbass hinlegen, wäre ich irgendwie schockiert. Oder belustigt.

Zitat:
Es macht mir Spaß.
Es ist egal ob ich Töne treffe.
Mich hört niemand.
Ich bin in meinem Raum.
Zuviel, viel zu viel.

Ich strecke mich aus und fange an zu singen. Es ist egal, ob ich die Töne treffe.


Zitat:
Fortsetzung folgt, wenn ihr wollt. =)
Nein, danke. Arbeite lieber aus dem Text erstmal irgendwas heraus.

Gruß,
Ravna
ravna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2007, 20:59   #3
Werther
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 404

Herrlich! Wo kann man sich "Ich bin ravna-Fan"-T-Shirts mit dem original ravna-Fanclub-Logo drucken lassen? So eines muss ich haben!

Ich muss unbedingt auch mal eine grottenschlechte Kurzgeschichte schreiben, vielleicht bekomme ich dann auch so ein Kommentar von ravna zu lesen. Boah, ich würde mir nie wieder die Augen waschen!

Ja, schade, dass sie Sex wohl nicht gemeint haben kann - wie ravna auf ihre infam sarkastische Art darzustellen weiß. Und wo der Text (eine Kurzgeschichte soll es ja nicht sein - warum auch immer) denn "doch sehr abstrakt" sein soll, entzieht sich ebenso meiner Wahrnehmung, wie die zu treffende Aussage; abgesehen von jener, dass all das verrottenswürdige Volk dort außerhalb des Raumes - den nur ich habe und keiner sonst und den ich mit niemandem teile, niemals(!) - das Geschenk des Lebens doch gar nicht zu schätzen wisse, da ihnen sämtliche Tastzellen in Speiseröhre und Zwölffingerdarm abhanden gekommen sind.

N' Satz mit X: "Nein, es geht nicht um Sex!"

Naja, nen Gruß
Werther
Werther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2007, 22:10   #4
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007

Wozu gibt es den "Ravna ist dov"-Thread, wenn jetzt wieder unter Texten anderer User weitergespammt wird? Verlagert die Diskussion On-Topic oder hier werden Maßnahmen ergriffen.
(Etwaige Widerworte sind per PN zu erledigen.)

Struppigel
- Forenleitung -
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2007, 22:30   #5
Madenosan
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 16

Standard gelesen und für gut befunden :)

Liebe Autorin,

ich kann mit sicherheit behaupten, dass du für eine 15 Jährige Person einen sehr interessanten und ausbaufähigen Schreibstil hast. Mich erfreut die nüchternheit und gleichzeitige direktheit in deiner erzählung, die vielen der anderen Texte die ich hier bisher las fehlten. Lass dich nicht von den Urteilen derer Beeinflussen, die deine Form von künstlerischer Intention nicht erkennen können oder von falschen richtlinien der Kunst eingeschränkt sind. Auch wiederholungen können als stilmittel einen sehr eindrucksvollen effekt bewirken, wenn man sich ihnen nicht verschliesst. Die Frage " Wie riecht Liebe?" emfpinde ich als eine tatsächlich berechtigte Frage, deren Antwort natürlich von der Interpretation der gestelten Frage abhängt. Es sind solche direkten Fragen, nach Dingen, die im ersten Moment so eindeutig erscheinen, und bei zweitem betrachten eine vielzahl interessanter Fragen und Möglichkeiten aufbringen, die vielen anderen Texten leider fehlen. Sicherlich könnte man die Wortwahl und den Satzbau verfeinern, jedoch denke ich das dies absolut ein Fehler wäre, da dein Kunstwerk offensichtlich so etwas wie eine Momentaufnahme einer dir bekannten situation ist. Dafür ist es äusserst gelungen. Ich denke deutlich die emotionalität zu spühren, die diese Zeilen transportieren sollen, und das letztendlich, ist doch wohl der Sinn eines jeden solchen textes. Danke für die literarische bereicherung
Madenosan ist offline   Mit Zitat antworten
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