Narben der Seele

[Isabel Seifried]

Wie soll ich dem Leid je entkommen,
dem Rascheln des Windes bei Nacht?
Dem ewigen Säuseln, beklommen

lauschen und warten und ahnen,
da draussen, da gibt´s eine Macht,
doch Rettung wird niemals kommen.

Mein Leben, zerstört wie Atlantis,
so fern es das Leben je gab?
Ich habe es niemals so wirklich empfunden,

und niemals gespürt, dieses Wagnis.
Es brannte in endlosen Stunden,
ein Brandmal in mich, das ich hab,

und kann es wohl nimmer und niemals
entfernen. Und nie wegradieren.
Ich muss es auf ewig nun tragen!

Nun hab ich das Brandmal am Hals,
und kann seine Narben tief spüren,
seinem Schmerz nie entsagen.

O Himmel, ich brenne, verglühe,
vergehe am gestrigen Schmerz.
An den Wunden der Vergangenheit.

Ein Schmerz, den ich kenne.
Er ragt bis ins Herz,
für alle Zeit.