Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Lebensalltag, Natur und Universum

Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 22.10.2012, 09:13   #1
männlich Desperado
 
Benutzerbild von Desperado
 
Dabei seit: 03/2012
Ort: Erde, Europa, Deutschland, Bayern
Beiträge: 1.747

Standard In der Mitte Sein

In der Mitte Sein

Der Abend bricht herein,
ich sitze hier allein,
gehöre nun zur Unterschicht,
es schert mich nicht.

Bekomme Taschengeld,
das mich am Leben hält,
vom guten Vater Staat,
der nichts als Schulden hat.

Die Reichen werden reicher,
die Gleichen immer gleicher,
die Armen immer ärmer,
die Lärmer immer lärmer.

Seit vielen Jahren schon
sprech ich dem Reichtum Hohn,
verachte diese Welt
mit ihrem Hang zum Geld.

Denn mit der Sicherheit
lieg eifrig ich im Streit,
sie macht mir keinen Sinn,
ein freier Mann ich bin.

Als ich im Wohlstand lebte,
nach eitlen Dingen strebte,
war ich ein Sklave nur
von niedriger Natur.

Der Trug der Sicherheit
wird brüchig mit der Zeit,
wer nach derselben trachtet
wird bald von Angst umnachtet.

Im Karussell der Sorgen
plant ständig er für Morgen,
das Heute wird zur Plage
für ferne bessre Tage.

Sind diese dann gekommen,
ist alles ihm genommen,
drückt keine Sorge mehr,
wird bald der Alltag leer.

Ich bleib ein freier Geist,
der um die Sonne kreist,
allein um seinetwillen
wie das Gezirp der Grillen.

So wie der Vögel Lied,
das mit den Wolken zieht,
so wie die Lilie blüht,
im Abendrot erglüht.

Hab meinen Schatz gefunden,
den Hochmut überwunden,
die Perle heimgetragen,
die Antwort aller Fragen.

Nun will mein Haupt ich heben,
von Luft und Liebe leben
und in den Tag hinein
tief in der Mitte Sein.


2007
Desperado ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.10.2012, 10:51   #2
weiblich Poetibus
 
Benutzerbild von Poetibus
 
Dabei seit: 09/2012
Ort: Einfach geradeaus und dann links abbiegen.
Alter: 56
Beiträge: 562

Hallo, Desperado,

ich habe das Gedicht interessiert gelesen, gebe aber offen zu, dass ich es nicht ganz verstehe.

Ich hoffe, dass ich das, was ich glaube zu verstehen, auch wirklich verstehe - und mich nicht total irre.

Auf mich wirkt es wie das Erlangen einer gewissen Freiheit, nach einer Art "Aufgeben". Eigentlich negativ, kommt aber auf den Blickwinkel an.

Irgendwie ist es auch positiv, wenn man statt Aufgabe "Loslassen" darunter annimmt, wie ich es mal tue. Es "verwirrt" mich nur, dass es "sowohl als auch" ist, so wirkt es jedenfalls auf mich als Leser.

An ein, zwei Stellen habe ich etwas Probleme:

Zitat:
Im Karussell der Sorgen
plant ständig er für Morgen,
das Heute wird zur Plage
für ferne bessre Tage.

Sind diese dann gekommen,
ist alles ihm genommen,
drückt keine Sorge mehr,
wird bald der Alltag leer.
Die "besseren Tage" sind gekommen, dadurch, dass ihm "alles genommen ist" und der "Alltag wird leer". Ich meine, "ferne" - das stimmt, ist klar. Aber was ist "besser"? Hier rätsle ich herum, komme aber nicht dahinter, warum die Tage dann "besser" sind, das liegt am Begriff "Leere". Wenn "keine Sorge mehr drückt", ja, das klingt für mich "besser" ...
Zitat:
die Antwort aller Fragen.
Das ist mir wirklich nicht klar. Es gibt (nun ja, für mich) doch eigentlich "die Antwort auf alle Fragen" nicht. Ich komme nicht "dahinter", was damit gemeint ist.

Da ich nicht weiß, was der "Hintergrundgedanke" beim Schreiben war, kann ich nur von dem ausgehen, was ich "herauslese". Das kann natürlich auch völlig daneben sein, denn ich habe ja nur meine eigenen Gedanken. Gut möglich, dass es absichtlich "widersprüchlich" ist.

Interessant fand ich es allemal, Stoff zum Nachdenken.

Freundlichen Gruß,

Poetibus
Poetibus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.10.2012, 11:22   #3
männlich Desperado
 
Benutzerbild von Desperado
 
Dabei seit: 03/2012
Ort: Erde, Europa, Deutschland, Bayern
Beiträge: 1.747

Hallo Poetibus,

freut mich, dass Du Dich so intensiv mit dem Verslein beschäftigt hast, aber eindeutige Antworten kann ich Dir wohl nicht geben, ist einfach zu lange her, ich glaube sogar, es ist noch älter und stammt aus dem Jahr 06.

War keine allzu besonders einfache Lebenssituation damals, irgendwo zwischen Aufgeben und Loslassen, hast Du ganz richtig erkannt, eine Abrechnung mit meinem bisherigen Leben in einer zielgerichtet tatkräftigen und nicht minder rücksichtslosen Umgebung dazu, die mir so einiges noch schwerer gemacht hat als es ohnehin war, und zum Schluss eine Andeutung innerer und äußerer Heimkehr, die sich dann ja auch mit einem Neuanfang erfüllt hat.

Ist kein besonders gutes Gedicht, das weiß ich wohl, eher eine hingeworfene Momentaufnahme, hab's heute zufällig entdeckt und als Alltagsbeschreibung reingeklatscht, könnte sich ja zufällig wer drin wiederfinden, das kannst du nie wissen.

Grübel nicht länger drüber nach, das passt schon so, wie Du es verstehst.

Freundlichen Gruß
Desperado
Desperado ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für In der Mitte Sein



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Mitte Nacht gummibaum Düstere Welten und Abgründiges 4 30.03.2011 19:31
Mitte einer Welt Thing Gefühlte Momente und Emotionen 3 06.02.2011 21:25
In der Mitte ein mann, die... tribesant Gefühlte Momente und Emotionen 0 23.01.2007 21:20
Ode an die Mitte pete Gefühlte Momente und Emotionen 0 24.11.2006 21:05


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.