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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 31.10.2023, 14:24   #1
weiblich Silver
 
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Standard Das Recht

Der Feind, er wohnt in ihrem Haus
und dringt gewaltsam in sie ein
sie liebt ihn, hält es deshalb aus
der Ehemann mutiert zum Schwein

Ohne ein Recht, er nimmt sie sich
mit Gewalt in Form von Schlägen
das macht sie später öffentlich
zeigt ihn an bei den Kollegen

Ob sie nun lügen oder nicht
ihre Wahrheit zu beweisen
stehen die beiden vor Gericht
und Justitia soll entscheiden
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Alt 07.11.2023, 15:06   #2
männlich XRayFusion
 
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Prolog:
Hinter dem Mann als Schwein steht i.d.R. auch eine entsprechende Mutter.

Drama:
Viel aufgebäumte Verzweiflung schaukelt den Schwall an Worten auf, stellt das Schäumen zur Schau.
Am Ende soll eine staatlich kontrollierte Institution alles regeln und die Wahrheit finden. Ob das nicht schief geht?
Scharfe Szene von der Front eines Rosenkriegs. Am Ende ein Ergebnis aus der Verrechnung von Entscheidungen. Rechenfehler oder Schönrechnungen?

Epilog:
Aus einem Gefühl wächst heran ein Schwert.
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Alt 08.11.2023, 15:51   #3
weiblich Silver
 
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Standard Danke XRay,

Du hast es genau und richtig erkannt. Solche Männer werden nicht so geboren. Was Dir aber scheinbar nicht auffiel: "zeigt ihn an bei den Kollegen"
Damit wollte ich verdeutlichen, dass der Täter selbst ein Polizist ist. Das macht die ganze Situation noch schwieriger. Wenn sie ihn anzeigt, bekommt er sicher Probleme im Job. Wichtig finde ich dennoch, dass hier der Täter zur Rechenschaft gezogen wird.

Liebe Grüße Silver
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Alt 08.11.2023, 16:28   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von XRayFusion Beitrag anzeigen
Hinter dem Mann als Schwein steht i.d.R. auch eine entsprechende Mutter.
Das waren die Psycho-Märchen, wie sie in den 70er Jahren u.a. von Arthur Janov populär gemacht wurden. Heute interessiert sich kein Psychotherapeut mehr für die Mütter seiner Patienten, erst recht nicht für das Wühlen in der Kindheit, denn das ist Zeitverschwendung und hat noch nie ein Problem gelöst. Übrigens ist die Quote der durch ihre Lebensgefährtinnen misshandelten Männer zur Zeit steigend. Hinter diesem Phänomen (das gar nicht so neu ist) müssten als logische Schlussfolgerung der obenstehenden Prämisse die "entsprechenden Väter" stehen. Oder?
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Alt 08.11.2023, 16:44   #5
männlich XRayFusion
 
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Zitat:
Zitat von Silver Beitrag anzeigen
Was Dir aber scheinbar nicht auffiel: "zeigt ihn an bei den Kollegen"
Das ist erst einmal eine Spekulation. Eine Strafanzeige muss nicht bei der Polizei erstattet werden. Man kann sich auch direkt an die Staatsanwaltschaft wenden, insbesondere wenn man vermeiden möchte, dass der Vorgang in die Rundablage gelangt. Vorteilhaft bei Antragsdelikten ist auch das Nicht-Versäumen Strafantrag zu setzen, stellen, legen.

Ich stelle die Behauptung in den Raum, dass ich nicht der einzige bin, der feststellen muss, dass bei der Polizei aus Gründen recht viele Exemplare landen, die nicht den naiven Traumvorstellungen entsprechen. Die Berufsausübung erleichtert es erheblich (nicht nur dort), einen Mangel an Scham bzw. elaborierten, ergo elementarisierten Moralvorstellungen zu besitzen.

Die Polizei ist der zugehörigen Staatsanwaltschaft unterstellt. Spannender sind zudem Fallkonstellationen, in denen der Täter den anderen künstlichen Organen der "Rechtspflege" zugehörig ist. Staatsanwaltschaften residieren i.d.R. in den Gerichten wie die Richter. Die tafeln auch gern mal zusammen in der Mittagspause. Was ist dein Lieblingsgericht? (Karlsruhe) Das kann den Gesprächsstoff aufwerten und bunt machen. Dienstwege können lang oder kurz sein. Das ist so eine Art Schicksalsgestaltung auf den Füßen der Realität.

Ich spekuliere mit. Hat mich die zur gefälligen Beachtung anheimgestellte Nicht-Auffälligkeit vielleicht gut charakterisiert, da mich dieser Zusammenhang auf dem Boden einer etablierten Toleranzbildung durch alltägliche Gegenwärtigkeit möglicherweise physiologisch nicht mehr bewegt?
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Alt 08.11.2023, 17:00   #6
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Das waren die Psycho-Märchen, wie sie in den 70er Jahren u.a. von Arthur Janov populär gemacht wurden. Heute interessiert sich kein Psychotherapeut mehr für die Mütter seiner Patienten, erst recht nicht für das Wühlen in der Kindheit, denn das ist Zeitverschwendung und hat noch nie ein Problem gelöst.
Diesem Pauschalurteil möchte ich widersprechen und es sanft, aber bestimmt zurückweisen. Es ist u.a. auch abhängig, welcher Stilrichtung der Psychotherapeut angehört. Verhaltenstherapeuten sind diesbezüglich sicher lässiger. Für einen Psychoanalytiker sollte es ein Selbstverständnis sein. S. Freud gilt als Begründer der Psychotherapie. Aus meiner Sicht sind aber die weiteren späteren Erkenntnisse von Bowlby von großer Bedeutsamkeit. Spitzfindige Mitleser wetzen jetzt die virtuellen Messer, um auf den Disput zwischen dem Hause Freuds (vertreten v.a. durch Tochter Anna) und Bowlby hinzuweisen in Bezug auf Freuds Triebtheorie und Bowlbys Bindungstheorie.
Ich persönlich sehe da keine Widersprüche. Das historische Problem fußte viel mehr auf der Verbissenheit des Hauses Freud, das seine Bedeutung nicht durch Bowlbys Erweiterungen des Freudschen Denkkorridors angezweifelt sehen möchte.

Die psychische Individualentwicklung ist kein rein biologischer Entwicklungsprozess, sondern bedarf der sozialen Bausteine, die von den Eltern zur Verfügung gestellt und gelebt werden. Daraus folgen dann die entsprechenden Konsequenzen für die Formung dieser Fähigkeiten. Das gelingt durch sichere Bindung.
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Alt 08.11.2023, 17:01   #7
männlich XRayFusion
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Übrigens ist die Quote der durch ihre Lebensgefährtinnen misshandelten Männer zur Zeit steigend. Hinter diesem Phänomen (das gar nicht so neu ist) müssten als logische Schlussfolgerung der obenstehenden Prämisse die "entsprechenden Väter" stehen. Oder?
Durchaus. Aber auch durch das Fehlen von solchen Bezugspersonen. Und das hat ebenso sehr zugenommen.
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Alt 08.11.2023, 17:46   #8
weiblich Ilka-Maria
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Danke, aber Freud war schnell überholt, schon C. G. Jung, erst Weggefährte, dann Weiterentwickler von Theorien, hatte sich ihm entgegengestellt.

Der Wiener Psychiater und Therapeut Raphael Bonelli nennt sich Freudianer, stimmt ihm aber nur in Teilen zu. Das hindert ihn nicht daran, moderne Therapiemodelle anzuwenden, die auf - da stimme ich dir zu - individuelle Bedürfnisse eingehen und auf Methoden basieren, die der Patient mitbestimmt. Was er hingegen nicht mitmachen will, wird vom Therapeuten akzeptiert. Das war in den Anfängen der Psychotherapie nicht so.

So viel zum "name dropping". Ich könnte jetzt noch die anderen Koryphäen aus meinen Studienunterlagen herauspicken, die ihre eigenen Theorien und Behandlungsmethoden entwickelt haben, abere das würde zu weit führen.

Das Elternhaus spielt eine wesentliche Rolle, das ist richtig. Aber stärker, und das ist belegt, wirkt das übrige soziale Umfeld auf die Entwicklung eines Menschen ein, vor allem der Freundeskreis. Bekanntlich stellt sich ein Jugendlicher in der Adoleszenz sowieso gegen das Elternhaus, egal ob es schlecht oder gut ist. Er probiert sich selbst aus und sucht seinen Platz in der Gesellschaft. Niemand mit einer problematischen Vergangenheit wird automatisch zu einem gewalttätigen Menschen, denn ab einem gewissen Alter sollte man so autonom sein, sein Denken und seine Handlungen abzuwägen und die Konsequenzen einschätzen zu können. Umgekehrt sollte man nicht die Hand für Menschen aus vermeintlich liberalen und humanen Elternhäusern ins Feuer legen, das haben die Mitglieder der RAF gezeigt. Gegen die Ideologien, denen junge Menschen aus purem Idealismus und Weltverbesserungsstreben leicht folgen, sind die besten Eltern und Lehrer machtlos. Gruppendynamik ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, da können die friedlichsten Menschen zu Hyänen werden (ich entschuldige mich rein vorsorglich für die Beleidigung dieser Tiere). Aber auch im individuellen Bereich kann ein "guter" Mensch seine "dunkle" Seite zeigen: Kaum sitzt er im Auto und in einer Pseudo-Anonymität, wird er Teil einer Maschine, die gnadenlos die Straßen beherrscht.

Erhellend sind die Biografien bekannter Persönlichkeiten. Da ist selten jemand dabei, der kein problematisches Elternhaus hatte (oder auch gar keins). Keiner dieser Menschen ist gewalttätig oder sonstwie kriminell geworden, im Gegenteil haben sie wertvolle Arbeit für die Gemeinschaft geleistet. Um nur zwei aus verschiedenen Gebieten herauszugreifen: Willy Brandt, Alain Delon. Ich habe unzählige Biografien gelesen, und das, was zuerst von diesen Menschen gegen ihre schlechten Kindheitserfahrungen getan wurde, war die Flucht in eine Sucht, meistens in den Alkohol.

Es stimmt, dass Frauen eine andere Sicht auf die Welt und eine andere Art des Denkens und Handeln haben als die Männer. Aber sie sind nicht die besseren Menschen. Auch Frauen haben ihre Waffen, die sie sehr subtil anwenden. Ich habe es selbst in meiner Familie erlebt, wie Frauen den friedlichsten und gutwilligsten Mann solange kirre machen können, bis er um sich schlägt.
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Alt 08.11.2023, 18:49   #9
weiblich Silver
 
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Ob nun Vater oder Mutter, die Erziehung hat meiner Ansicht nach einen maßgeblichen Einfluss auf die Hemmschwellen einer Person. Natürlich spielt das Umfeld eine wichtige Rolle, inwieweit ich z.B. Respekt vor anderen Menschen habe oder ob ich gewillt bin, meine Hand gegen sie zu erheben. Ob die Frau den Mann nun kirre macht oder nicht, sollte kein Grund sein, um Gewalt auszuüben oder diese gar zu rechtfertigen. Es gibt aber sehr wohl auch Männer, die von herrischen Frauen traktiert werden. Dann werden Männer zu Opfern von Gewalt und oft trauen sie sich nicht, dies öffentlich zu machen. Denn das passt nicht recht in das Bild eines starken selbstbewussten Oberhauptes der Familie.

Danke für die rege Diskussion. Liebe Grüße Silver
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Alt 08.11.2023, 18:51   #10
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Zitat:
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Ob die Frau den Mann nun kirre macht oder nicht, sollte kein Grund sein, um Gewalt auszuüben oder gar zu rechtfertigen.
Ich kenne persönlich mehrere Fälle, wo Frauen gewalttätig wurden gegenüber ihren Männern. Das Thema wird aber gänzlich tot geschwiegen. Und wenn der Mann sich dann noch wehrt, Heurika!, ist er das dümmere Pferd.
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Alt 08.11.2023, 18:54   #11
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Hallo EV, natürlich darf und sollte der Mann sich wehren. Aber nicht ebenfalls gewalttätig werden. Was ist, wenn dann noch Kinder im Haushalt leben. Wo soll das enden?

LG Silver

Geändert von Silver (08.11.2023 um 21:38 Uhr)
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Alt 08.11.2023, 19:01   #12
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Zitat:
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Was ist, wenn dann noch Kinder im Haushalt leben. Wo soll das enden?

LG Silver
Wenn du bisschen durch die sozialen Medien schweifst wird schnell klar, dass Kinder eigentlich überhaupt keine Bedeutung mehr haben. Die meisten Kids sind dazu gezwungen sehr zeitig erwachsen werden zu müssen, weil Mama entweder am Smartphone sitzt und Content für TikTok und Co macht, oder Papa und Mama nur arbeitet oder säuft.
Sicherer sind sicherlich Kinder in höheren Bildungskreisen. Aber wie viel Prozent davon sind repräsentativ relevant im Verhältnis zur Durchschnittskultur?

Ich glaube, Kinder der Boomer-Ära hatten es noch ganz gut. Die mussten nur mit den vererbten Traumata der Eltern klarkommen. Die junge Generation hingegen ist völlig lost.
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Alt 08.11.2023, 19:46   #13
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Den Kindern Werte vorzuleben und sie danach zu erziehen, halte ich für wichtig. Sie in Watte zu packen und keine Grenzen zu setzen ist ebenso falsch, wie sie zu erniedrigen oder kleinzuhalten. Wenn ein Kind Gewalt in der Familie erlebt, dort wo es sich geborgen fühlen sollte, ist es schwer später Vertrauen zu können. Heranwachsende von heute, denen die Eltern viel abgenommen haben, wollen z.T. gar keine Kinder mehr, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht scheuen sie die Verantwortung. Ich frage mich, warum man nun zu Gewalt neigt? Es ist sicher eine Frage von Wut und mangelndem Selbstbewusstsein, da verliert Mann oder Frau schnell die Beherrschung. Wenn dann noch Alk dazukommt, ist die Hemmschwelle noch niedriger. Die Medien tragen ihr Üriges dazu bei, siehe Ballerspiele oder Filme. Da kann es doch nicht gewalttätig genug zugehen, um Eindruck zu hinterlassen. Wie oft nun Kinder Opfer von Gewalt werden, auch das zeigt, wie krank eine Gesellschaft ist. Wenn man dann schaut, wer die Täter sind. Es ist ein Graus. Wo wir wieder bei dem Recht sind, ich meine das Recht auf Unversehrtheit. Aber Recht haben und Recht kriegen sind zwei Paar Schuhe.

LG Silver
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Alt 08.11.2023, 20:02   #14
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Zitat:
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Den Kindern Werte vorzuleben und sie danach zu erziehen, halte ich für wichtig.
Ist wichtig, da stimme ich zu. In der Zelle, die sich Familie nennt, muss der Alltag funktionieren. Aber das ist keine Gewähr, dass die Kinder den Eltern nicht dennoch eines Tages entgleiten. Die Einflüsse von außen sind stark und wenig kontrollierbar. Wer glaubt, immer alle Zügel in der Hand zu halten, überschätzt sich maßlos. Und was ist, wenn man unterschiedliche Eltern zum Vorbild hat? Meine Mutter hat nicht geraucht, mein Vater ja. Wem der beiden eifere ich nach?

Ich habe nie geraucht. Dafür habe ich andere Vorlieben und Gewohnheiten, die mir meine Eltern nie vorgelebt haben. Tja, wo kommen sie her?

Was ihr da an Theorien von euch gebt, entbehrt jeglicher Nachweise. Jedes Leben ist ein Unikat, und jeder Mensch hat seine eigenen Motive, aus Erfahrungen heraus zu handeln. Und dieses Handeln fußt nicht nur auf einer Determination aus der Vergangenheit, sondern auf ganz bewussten Entscheidungen in der Gegenwart.

Ihr versucht, jedes Fehlverhalten auf die Vergangenheit und auf die Ahnen abzuschieben. Damit seit ihr frei von jeder Schuld. Welch einfaches Konzept!
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Alt 08.11.2023, 20:07   #15
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Heranwachsende von heute, denen die Eltern viel abgenommen haben, wollen z.T. gar keine Kinder mehr, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht scheuen sie die Verantwortung. Ich frage mich, warum man nun zu Gewalt neigt?
Wut und Gewalt sind für mich immer ein Akt der Verzweiflung, wenn die Gewalt von einer "intakten" Psyche ausgeht. Natürlich gibt es Gewalt aus Vergnügen (Sexueller Sadismus bspw). In dem Fall aber wäre keine intakte Psyche vorhanden, genauso wenig wie eine gesunde Psyche bei Menschen mit Persönlichkeitsstörungen vorhanden ist.

Ob Heranwachsende von heute keine Kinder wollen, weil die Eltern viel abgenommen haben, daran glaube ich nicht. Ich denke, dass bindungsfähige Kinder nur aus bindungsfähigen Ehen entstammen können (Elterliche Liebe).

Außerdem ist die heutige Partnerwahl, die sich ausschließlich auf Dating-Apps reduziert, ein weiteres Argument für die Vermeidung von Kindern. Ein Argument deswegen, weil die Auswahl und die Angst vor Einsamkeit extrem groß sind. So werden Partnerschaften mit inkompatiblen Partnern eingegangen, obwohl man nicht liebt (auch nicht freundschaftlich liebt). Und das führt natürlich unweigerlich in eine Katastrophe.

Dating-Apps sind wie der Otto-Katalog, du kannst dir das Beste heraussuchen und es kostet, im Vergleich zu früher, nicht so viel Zeit. Vor allem für Frauen. Wieso soll eine Frau noch einen armen Schlucker nehmen? Sie hat wortwörtlich die freie Wahl. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Frau den Mann auch jederzeit verlassen kann. Gibt's den derzeitigen Partner in einer besseren Version, why not? Andererseits explodieren die Fitnessstudios mit Männern, die ein zu fragiles Ego haben oder Männern, die in die Karriere versinken und selbst zu Männern werden, die freie Wahl über Frauen haben. Ich hoffe, du erkennst den Kreislauf.

Wie viele gebrochene Herzen Dating-Apps benutzen und andere Herzen brechen, weil sie gebrochen sind; dann die geringe Erfolgsaussicht im Verhältnis zum Stresspotential ist mit Sicherheit ein weiteres Vermeidungsargument. Und selbst wenn zwei kompatible Partner aufeinander treffen, dann heißt es (vermutlich) Arbeit, Arbeit und Arbeit. Das ist keine Allgemeinaussage, aber sicherlich ein guter Teil unserer kulturellen Norm.

Ökonomisch aber geht das nicht auf. Denn Kinder benötigen zwei Dinge: Viel Zeit und viel Geld. Viel Zeit, um Vernachlässigung zu vermeiden und viel Geld, um die Kinder kulturell und sozial teilnehmen lassen zu können.
Musk hat schon recht. Die Welt braucht Kinder und die Menschen sollen sich vermehren. Die Sicht kann aber auch nur jemand teilen, der 225 Milliarden aufm Konto hat. Und warum sollte ich als jemand, der etwas nachdenklich ist, ein Kind in die Welt setzen wollen, wenn ich genau weiß, was alles auf das Kind zukommen wird? In dem Moment kann ein Spermium mich nicht anrufen und mir bescheid sagen, ob es leben will oder nicht.
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Alt 08.11.2023, 20:35   #16
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Angewohnheiten wie das Rauchen, haben nichts mit mangelndem Respekt oder der Achtung vor dem anderen Menschen zu tun. Wenn man allerdings in Gegenwart eines Kindes pafft, ohne an dessen Gesundheit zu denken, ist das wieder ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit.
EV, wer gewalttätig wird, kann Deiner Meinung nach also durchaus eine gesunde stabile Psyche haben? Ich nehme jetzt einvernehmlichen Sex mit Gewalt aus Vergnügen mal aus.
Du schreibst außerdem, dass Kinder vor allem viel Geld und viel Zeit brauchen. Da möchte ich anmerken, dass Kinder mit weniger auch auskommen, wenn die wenige Zeit nur ihnen zugute kommt. Geld ist ebenfalls wichtig, das wird in der Gesellschaft bereits so vorgegeben. Dafür gibt es Unterstützung vom Amt. Ich will nicht behaupten, dass das ausreicht. Natürlich haben arme Kinder schlechtere Chancen. Wie erklärst Du Dir, dass Kinder, die nicht jeden Wunsch erfüllt bekommen, dennoch dankbar für das Vorhandene ihren Eltern gegenüber sind? Sie bringen oft Verständnis für die viele Arbeit der Eltern auf. Schließlich machen das die Eltern meist, um die Familie zu ernähren. Liebe ist wichtiger, als Geld und viel Zeit. Das Selbstvertrauen der Kids zu stärken und sie stark für das Leben zu machen, halte ich ebenfalls für entscheidend.
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Alt 08.11.2023, 20:48   #17
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Alles Quatsch. Bis auf die paar Kinder, die sich ewig an der Leine führen lassen, früh ausbeuten lassen und früh sterben. Das ist eine klitzekleine Minderheit.

Die meisten Menschen machen ihren Weg. Wenn ich die Argumente lese, weshalb Menschen nur Opfer sind, nämlich von ihrer Herkunft her auf ein Gleis gesetzt sind, das nur zu einem Bahnhof führt, kommt mir das Grausen. Jeder Mensch über zwanzig ist erwachsen genug, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Da ziehen Abschiebestrategien nicht mehr wie, Papa und und Mama seien schuld gewesen oder die Lehrer hätten Stuss erzählt.

Das Schlimmste sind die Generalabrechnungen des Nachwuchses mit ihren Eltern, die ihnen unter die Nase reiben, was sie ihnen an Widerwärtigkeiten angetan haben.

Und jetzt befrage man die Kinder dieser Generalabrechner.
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Alt 08.11.2023, 20:49   #18
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EV, wer gewalttätig wird, kann Deiner Meinung nach also durchaus eine gesunde stabile Psyche haben? Ich nehme jetzt einvernehmlichen Sex mit Gewalt aus Vergnügen mal aus.
Du schreibst außerdem, dass Kinder vor allem viel Geld und viel Zeit brauchen. Da möchte ich anmerken, dass Kinder mit weniger auch auskommen, wenn die wenige Zeit nur ihnen zugute kommt. Geld ist ebenfalls wichtig, das wird in der Gesellschaft bereits so vorgegeben. Dafür gibt es Unterstützung vom Amt. Ich will nicht behaupten, dass das ausreicht. Natürlich haben arme Kinder schlechtere Chancen. Wie erklärst Du Dir, dass Kinder, die nicht jeden Wunsch erfüllt bekommen, dennoch dankbar für das Vorhandene ihren Eltern gegenüber sind? Sie bringen oft Verständnis für die viele Arbeit der Eltern auf. Schließlich machen das die Eltern meist, um die Familie zu ernähren. Liebe ist wichtiger, als Geld und viel Zeit. Das Selbstvertrauen der Kids zu stärken und sie stark für das Leben zu machen, halte ich ebenfalls für entscheidend.
Ich glaube in der Tat, dass jeder Mensch zum Mörder werden kann, wenn die "richtige" Situation eintritt. Dass das nicht von jetzt auf gleich geschieht, liegt auf der Hand. Es ist aber ein Naturgesetz, dass Fässer irgendwann überlaufen, wenn nicht jemand oder etwas da ist, der das Wasser regelmäßig abschöpft.

Um Liebe geben zu können, musst du elterliche Liebe erlebt haben, und um diese weitergeben zu können, brauchst du Zeit. Wie willst du das machen, wenn beide berufstätig sind, und nach der Arbeit der Haushalt und andere Dinge des Alltags rufen? Es lässt sich ja immer alles schön reden, aber die Praxis beherbergt eine eigenwillige Natur. Dem Kind auf die Schulter zu klopfen und zu sagen "bist aber ein guter!" reicht nicht, wenn mal fünf Minuten frei sind. Ich sehe es ja bei meinen Hunden. Die zu erziehen war ein Vollzeitjob. Wie machen das Menschen, die Vollzeit arbeiten? Es gibt etliche Menschen, die Vollzeit arbeiten und die Tiere allein daheim verkümmern. Mit Kindern ist das nicht anders.

Das Selbstvertrauen entsteht nicht von allein. Für ein gesundes Bewusstsein in der Zeit der Prägung des "Ichs" sind die Eltern verantwortlich. Vernachlässigung und Überfürsorge können zum pathologischen Narzissmus oder zu Borderline führen. Wenn man in die Entwicklungspsychologie schaut, wirst du erstaunt sein, dass im Alltag dafür kaum Zeit ist. Außerdem steht ein Kind nicht für alle Kinder. Jeder Mensch entwickelt sich anders und reagiert und verhält sich anders auf gleiche Reize.


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zwanzig ist erwachsen genug, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
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Alt 08.11.2023, 21:00   #19
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Alles Quatsch, wohl kaum Ilka-Maria. Kinder, die keine Gewalt erfahren haben, die gefördert und geliebt wurden, entwickeln sich zu einer starken Persönlichkeit und meistern die Herausforderungen des Lebens. Allein die Schuld bei den Eltern zu suchen für eigenes Versagen als Erwachsener ist ebenso falsch, wie die Erfahrungen in der Kindheit außer acht zu lassen. Wie wir unsere Kinder erziehen? Nach bestem Wissen und Gewissen hoffe ich. Fehler machen wir alle. Miteinander im Gespräch zu bleiben, ist immer hilfreich.
Wenn das alles Quatsch ist, wie kommt es Deiner Meinung nach zu Gewalt oder Missachtung des Gegenüber? Sicher spielen Abgestumpftheit, Stress, Überforderung eine Rolle.


EV, da frage ich mich also, warum sich jeder eben anders auf gleiche Reize verhält? Was ich auch so bestätigen kann. Jeder kann zum Mörder werden, wenn Leib und Leben oder die uns Lieben in Gefahr sind. Wir haben alle die gleichen Veranlagungen, wie wir uns entwickeln hängt von unseren Erfahrungen und dem Umfeld, in dem wir heranwachsen oder leben ab.

Silver
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Alt 08.11.2023, 21:25   #20
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EV, da frage ich mich also, warum sich jeder eben anders auf gleiche Reize verhält?
Jeder Mensch besitzt doch eine unterschiedliche DNA... Die Populationsdynamik in der Genetik spielt vielleicht auch eine Rolle (Verhalten verliert sich, wenn es über mehrere Generationen nicht vererbt wird). Also im Grunde lassen sich Deppen vermehren, wenn sie Deppen-Eltern haben.
Aber die Antwort ist doch eigentlich einfach: Jeder ist unterschiedlich.

lg ev
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Alt 08.11.2023, 21:32   #21
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Jeder verhält sich anders, weil jeder unterschiedlich ist. Verstehe. Die DNA also, hoffentlich vererbt sich nicht der Hang zur Gewalt. Nicht nur Deppen werden gewalttätig. Wer Liebe und Wärme erfahren hat, kann diese auch weitergeben, da stimme ich Dir zu, EV.
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Alt 08.11.2023, 21:33   #22
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Eine Variable haben wir vergessen! Ein Gehirntumor.
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Alt 08.11.2023, 21:37   #23
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So ein Gehirntumor kann das Wesen und Denken eines Menschen verändern, das stimmt.
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Alt 09.11.2023, 03:50   #24
weiblich Ilka-Maria
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Kinder, die keine Gewalt erfahren haben, die gefördert und geliebt wurden, entwickeln sich zu einer starken Persönlichkeit und meistern die Herausforderungen des Lebens.
Das sind Theorien, die auf Wunschvorstellungen gründen. Diese Rechnung kann man sich stellen, aber ob sie aufgeht, ist eine andere Sache. Die Realität sieht oft anders aus. Gewalt als Mittel zum Zweck wenden auch Menschen an, die nie selber Hand anlegen würden, aber Gewalt anordnen und sie durch ihre Schergen ausführen lassen. Gewalt ist kein Schicksal und auch nicht das Ergebnis von Erziehung, sondern eine eigene Entscheidung, und die entsteht im Kopf. Ein Heranwachsender wird nicht nur vom Elternhaus geprägt, sondern viel stärker von der Gesamtheit der Gesellschaft. Wir leben in einem überbordenden Kapitalismus und in einem gnadenlosen Konkurrenzkampf, dem sich kaum jemand zu entziehen vermag. Da liegen schon früh die Nerven blank, egal, wie sanft und liberal oder wie streng die Eltern waren. Kinder haben ein feines Gespür dafür, wie sie ihre Interessen durchsetzen können, und es ist immer ein Fehler, ihre Intelligenz zu unterschätzen. Jeder Jugendliche hat das Potential, zum Gewalttäter zu werden, um seine Ziele zu erreichen. Klar kann er sich die friedliebenden, humanen Eltern zum Vorbild nehmen; aber er kann sie auch zu tumben Weicheiern erklären, die sich herumschubsen lassen, und sich vornehmen: "Das lasse ich nicht mit mir machen."

Theorien sind und bleiben Theorien. Letztendlich suchen sich Jugendliche spätestens in der Adoleszenz ihre eigenen Vorbilder aus, und das sind selten die Eltern. Es ist reine Glückssache, wenn ein Kind in dieser labilen Phase nicht in die Sucht abrutscht oder zum Kriminellen wird.
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Alt 09.11.2023, 22:50   #25
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Ich kann beharrlich immer wieder auf die Bindungstheorie verweisen. Sie ist empirisch untersucht und erhellend.

Unter diesem Aspekt kann man auch die Entwicklung von Persönlichkeitsstörungen betrachten. Persönlichkeitsstörungen sind in der Entwicklung erworben.

Mit der bindungstheoretischen Betrachtung erklärt sich die Entwicklung wie eine logische Konsequenz. Ebenso die Ausbildung von den schon erwähnten Süchten.

Z.B. ist die Entwicklung narzisstischer Muster auch als Strategie anzusehen, eine "schwierige" Kindheit unter Inkaufnahme von Defekten zu überleben. Von Narzissten werden ca. 10-15% der Betroffenen leistungsfähige Berufstätige, die aber i.d.R. den typischen schweren Umgang mit sich bringen. Der Narzissmus wird als sehr zwanghafte und antreibende Quelle für Karrieren dabei genutzt, um eine nicht endende Leere an fehlendem Selbstwertgefühl zu kompensieren. Das muss in Regelmäßigkeit im Außen passieren.
Gelingt eine Umsetzung einer solchen Außenstrategie nicht in hohem Maße, wird das vorallem durch das Abwerten des Umfeldes erreicht.
Ein "Motiv", die das begünstigt, ist z.B. die Vernachlässigung von kindlichen Bedürfnissen in der Eltern-Kind-Beziehung, die eine nicht-sichere Bindung mit sich bringt.

Dass Kinder immer schneller erwachsen werden müssen, kann man auch streitig behandeln. Auffällig ist aus meiner Sicht eher eine zunehmende Infantilisierung. Viele junge Menschen erreichen keine wirkliche psychische Reife mehr, sondern bleiben auf frühen Entwicklungsstufen zunehmend stehen.

Schlußendlich liegt es mir am Herzen, darauf hinzuweisen, dass auch die Eltern, die nicht in der Lage sind, reif und adäquat fürsorglich und verantwortlich mit ihren Kindern umzugehen, häufig selbst eine ähnliche Familienbiographie aufweisen.
Zudem zeigen sich auch immer mehr Zeichen der Wohlstandsverwahrlosung in karrieristischen Familien, doppeltes Einkommen und keine Zeit mehr für Kinder. Diese werden dann mit Gütern ruhiggestellt als Surrogat für den sozialen Mangel (Eltern kaufen sich frei).
Da darf man sich dann auch nicht wundern, wenn diese sich mit merkwürdigen Motiven an Straßen kleben, um ihrem Leben eine vermeintlich heldenhafte Rolle zuzuweisen.
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Alt 09.11.2023, 23:32   #26
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Kinder werden eigentlich erst dann erwachsen, wenn die Autonomie vor der Tür steht – in dem Sinne nach dem Bildungsabschluss und nach dem Auszug aus dem Elternhaus (damit meine ich nicht die Hirnreife, 25. Lj).
Kinder, die eine weniger gute Erziehung genossen haben, lernen diesen Umstand verfrüht kennen, denn sie sind emotional auf sich alleingestellt bzw. es bleibt wichtiges Feedback aus.
Was daraus hervorgeht und wie sich das Kind entwickelt, steht erst einmal nur im Kontrast zur kulturellen Norm. Die Anzahl der Menschen, die innerhalb unserer Kultur funktionieren und eine gesunde Ambiguitäts- und Frustrationstoleranz zeigen, ist variabel.

Ob das Kind sich tatsächlich infantilisiert, zurückentwickelt oder weiterentwickelt, lässt sich nicht so genau sagen, da Kinder nicht alle gleich sind, genauso wenig wie das Umfeld des Kindes. Ein Kind mit guter Kindheit kann als Erwachsener durchaus völlig scheitern, genauso wie ein sehr schwieriges Kind zu einem gefestigten Charakter heranwachsen kann. Die Wissenschaft ist nicht binär. Und Lebensumstände können derart einschneidend sein, dass das schöne Leben von gestern (oder von heute) morgen schon vorbei sein kann – unabhängig von Gesundheit und Erziehung. Und das Thema benötigt eigentlich etwas gesunden Relativismus, da die Forschung eigentlich überhaupt nicht so viel weiß.
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beweisen, gewalt, recht



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