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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 21.03.2015, 13:48   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Frankfurter Nachlese (18. März 2015)

Ihr gläsernen Scheiben in Hochhauswand:
Wer sind die Besten im deutschen Land?
Die Schwarzvermummten mit großen Hämmern,
Chaotenbanden mit eisernen Stemmern,
mit Farbenschleudern in Gelb, Rot und Blau
degradieren sie halb Frankfurt zur Sau!

Die Macher der Orgie schütteln die Köpfe
und zwirbeln verlegen die Sakkoknöpfe:
Von Gewaltaufrufen hat niemand gewusst,
es geht um Protest, nicht um niedere Lust.
Und schließlich behaupten sie ungeniert,
die Bullen hätten Gewalt provoziert!

Die hätten – so kommt die Wahrheit gebündelt -
von selber am trockenen Stroh gezündelt,
so fingen ein paar ihrer Autos halt Feuer -
doch eins bleibt ein Rätsel, scheint nicht ganz geheuer:
Seit wann tragen diese staatlichen Krücken
bunt-hochglanzgefärbte Uniformrücken?

Wem Spannung fehlt, greift gern an den Strom.
Was heute mangelt, sind die Heere von Rom
als Auffanglager für Hitze im Blut -
doch wartet nur: Draußen lauert die Brut,
der wahre Terror mit Satansgesicht,
da hilft uns kein Chaos, nur eherne Pflicht.

21. März 2015
Ilka-Maria
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Alt 21.03.2015, 14:20   #2
weiblich Ex DorotheaG
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Standard Ob das dem Problem gerecht wird?

Die Sprache finde ich sehr grob, den Blickwinkel sehr eng und kaum Differenzierendes. aus der Hüfte schießend trifft man nicht immer!
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Alt 21.03.2015, 14:50   #3
weiblich Ilka-Maria
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Natürlich genügt es nicht, aus der Hüfte zu schießen, um immer zu treffen. Man muss lange üben, um zu treffen, und zwar aus allen Situationen.

Na ja, ist halt ein blöder Spruch, das mit "aus der Hüfte schießen. Gehört zum Hollywood-Kino.

Die Frage ist, ob er hierher gehört.

Regensburg ist weit. Aber ich war am Ort: Frankfurt. Tolles Gefühl, wenn unter dem Bürofenster circa 30 Polizeifahrzeuge mit Tatütata durch die Bockenheimer rasen - nicht nur einmal, sondern in Wiederholung. Oder sich Polizeifahrzeuge auf dem Opernplatz im Spalier aufstellen. Kreuzungen überwacht werden. Knotenpunkte von der Polizeit per Streifenzug abgefahren werden.

Toll, wenn Dein Arbeitgeber Dich mittags freisetzt, damit Du noch vor den Absperrungen nach Hause kommst, aber trotzdem einen Umweg machen musst, um in der doppelt üblichen Zeit heil zu Hause anzukommen - wofür ich noch dankbar sein durfte. Denn einen Tag zuvor, als die Chaoten anreisten, musste ich zu Fuß nach Hause traben. Die Details erspare ich Dir lieber.

Ich glaube eher, dass mit Deinem Blickwinkel etwas nicht stimmt. Da Du mit keinem anderen aufwarten kannst, scheint kein anderer vorhanden zu sein. Da war das Maul wohl größer als die Augen.

Macht nix, ich war ja da und habe die Auswüchse gesehen. Auch den Film einer Überwachungskamera. Krass!

Aber wie gesagt: Das beschauliche Regensburg ist weit. Dort zwitschern die Domspatzen, und die Welt ist in Ordnung.

Aber in Bankfurt/Krankfurt kommen andere Gedanken auf.

Ich spreche Dir ab, hier mitreden zu können.

Aber ich kann ja auch anders fragen:
Welche Gedanken müsstest Du haben, ein Auto anzuzünden, in dem ein Mensch sitzt?

Geändert von Ilka-Maria (21.03.2015 um 16:01 Uhr)
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Alt 21.03.2015, 18:50   #4
weiblich Ex DorotheaG
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Standard Ich will kein peinliches Duell

Hallo Ilka-Maria,

nur eines noch: Wenn du aus meinem Kommentar hrausliest, ich fände Gewaltanwendung gut, dann fühle ich mich nicht richtig verstanden.

Zu deinem Text wollte ich lediglich eine Rückmeldung geben, wie er auf mich wirkt. Aus eigener, unangenehmer Erfahrung weiß ich, dass Texte, übrigens selbst die kunstvollsten, nicht immer und bei jeder Rezeption die beabsichtigte Wirkung erzielen. "Das Kunstwerk entsteht im Auge des Betrachters" gilt auch für Lyrik; der Leser "macht" das Gedicht.

Zitat:
Ich spreche Dir ab, hier mitreden zu können.
Wie meinst du das? Kann also ein Mensch, der z.B. die Shoa nicht persönlich erlebt hat, keine Lyrik zu diesem Thema beurteilen?
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Alt 21.03.2015, 21:20   #5
Thing
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Liebe Ilka-Maria -

ich habe direkt nach dem Geschehen ausführliche Nachrichten dazu im HR gehört.
Du hast noch gar nicht alles aufgeführt, was an Schlimmem geschah:
Zwei Feuerwehrautos, die Brände löschen wollten, wurden von den gewaltlüsternen Vandalen in Brand gesetzt.

Ich finde den reportagehaften Stil, in den Du Dein Gedicht gekleidet hast, genauso passend für das Geschehen wie den Titel auch.
Ich sehe eher noch Understatement, wenn ich es mit den Radioreportagen vergleiche.
Trotzdem gut, daß Du die Dinge beimNamen nennst und nicht weichspülst.


LG
Thing
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Alt 21.03.2015, 22:01   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DorotheaG Beitrag anzeigen
Wenn du aus meinem Kommentar hrausliest, ich fände Gewaltanwendung gut, dann fühle ich mich nicht richtig verstanden.
Das habe ich nicht herausgelesen, denn dazu geben Deine paar lapidar hingeworfenen Buchstaben keinen Hinweis.

Zitat:
Zitat von DorotheaG Beitrag anzeigen
"Das Kunstwerk entsteht im Auge des Betrachters" gilt auch für Lyrik; der Leser "macht" das Gedicht.
Das altbekannte und immer wieder nachgeplapperte Märchen. Nur stimmt es nicht: Der Künstler schafft das Werk, und er denkt sich etwas dabei. Das Auge des Betrachters bleibt meistens trüb, wenn nicht gar blind. Der Betrachter sieht und interpretiert, aber er wird nie zum erweiterten Künstler. Er kann froh sein, wenn er zu seinem Abziehbild wird. Aber selbst das schaffen die wenigsten Glotzaugen und Buchstabenzähler. Nicht ein einziger Interpret der menschlichen Kulturgeschichte konnte sich auf die Fahne schreiben, einen Passagierschein in die Gedankenwelt eines anderen Menschen, geschweige denn eines Künstlers erworben zu haben.

Zitat:
Zitat von DorotheaG Beitrag anzeigen
Kann also ein Mensch, der z.B. die Shoa nicht persönlich erlebt hat, keine Lyrik zu diesem Thema beurteilen?
Was hat die Shoa mit den Krawallen in Frankfurt zu tun? Hier wurden keine Menschen an ausgesuchten Orten erschossen oder in eigens gebauten Kammern vergast, sondern in der Öffentlichkeit "nur" Sachschäden in Millionenhöhe verursacht und ca. 200 Personen im Straßenkampf verletzt. Der Vergleich mit der Shoa ist einerseits überzogen, andererseits geht er an der heutigen Wirklichkeit vorbei. Wo heutzutage Terror stattfindet, sprengen sich Menschen in die Luft, wird die Infrastruktur attackiert und werden Geiseln die Köpfe abgeschnitten.

Und dieser Terror herrscht seit Jahren auch in Europa. Er wurde bislang von der Bevölkerung als Einzelaktionen wahrgenommen. Aber die "Einschläge" kommen inzwischen immer häufiger, fast täglich, wohlüberlegt und gut vorbereitet. Unsere Politiker wissen das und sind mehr als nur beunruhigt.

Gute Nacht und eine gesegneten Schlaf wünscht Dir
Ilka
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Lesezeichen für Frankfurter Nachlese (18. März 2015)



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