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Alt 04.12.2006, 08:16   #1
Traumwächterin
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 112


Standard Schwarze Rose, weine

Schwarze Rose, weine




Ich habe niemals viele Tränen besessen; es war als hätte man mir nie genug mit auf den Weg gegeben, bevor ich losging. Ich bin in der Mitte oder am Ende des Lebens angekommen - ich verlor die Orientierung, deswegen kann ich das nicht bestimmen.
Das Beste, was mir je im Leben passierte, ist tot. Ich verstehe nicht, warum. Ich weiß nicht mehr ein noch aus. Ich weiß nicht, warum ich nicht weine. Hier am Grab. Ich suche nach den ersehnten Tränen - wenn ich doch nur eine fände! Doch ich finde keine, während jeder um mich herum es wie selbstverständlich tut.
Was ich finde, ist die rote Rose in meiner Hand. Mir bricht es das Herz tausendfach sie hinab auf den Sarg zu legen - doch wo ist meine Träne? Ich blinzele, seufze, spüre kalte, erstickende Trauer in mir aufkeimen. Sie wächst an, nimmt die Gestalt einer reißenden, unbarmherzigen Flut an. Sie überwältigt und überschwemmt mich, setzt jedes Ufer in mir unter Wasser, an dem ich noch Licht gewähnt hatte. Sie spült mich einen Abgrund hinab - und schon falle ich, stürze ich.
In verzweifelte Tiefe, Herz und Seele voran. Selbst dort unten gibt es keine Tränen - nur schwere Dunkelheit, die Verstand und Atem raubt und nichts zurücklässt als dumpfe Kälte und ein Gefühl aus lähmendem, erdrückendem Schwindel.
Doch da schaue ich auf die eine rote Rose auf dem Sarg, meine rote Rose, Mein Herz setzt einen Schlag aus. Bin ich vollkommen verrückt geworden? Eine Sinnestäuschung, ein schlechter Scherz?
Ich weiß es nicht, weiß nicht einmal, was ich denken sollte, aber eins steht fest: Die Rose scheint schwarz zu sein. Ich kann und will es nicht glauben, als ich plötzlich meine eigenen Worte höre: „Schwarze Rose, weine ... Weine, bitte!“
Traumwächterin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2006, 11:23   #2
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Ich stehe zwar nicht auf Geschichten, die zu 95% aus metaphorischen Gedanken bestehen und nur einen minimalen Anteil von Handlung besitzen, aber hier finde ich die Sprache gelungen. Die Metaphern selbst sind teilweise aber nicht gerade neu, ein bisschen kitschig vielleicht.
Aber insgesamt ist es wie gesagt ok.
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2006, 11:49   #3
Traumwächterin
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 112


vielen dank

joa, natürlich das ganze ist doch sehr emotional, um es so auszudrücken *g*
die metaphern - ja, könnte man vl nochmal überarbeiten, aber ich persönlich finde sie einfach treffend ... dass sie nicht gerade neu sind, wusste ich ja nicht
Traumwächterin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2006, 11:56   #4
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Tiefe, Herz, Seele, Schmerz - das sind so Wörter, die das kitschig machen.

Herz brechen - eine ältesten Metaphern überhaupt.
Fallen, in die Tiefe, Dunkelheit - auch schon verbraucht als Metapher
Rose als Symbol sowieso
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2006, 12:03   #5
Traumwächterin
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 112


joa okay *alles zurücknehm und das gegenteil behaupt*

müsste man vl orginellere metaphern finden ... *überleg*
Traumwächterin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.07.2008, 03:06   #6
weiblich Damaris
 
Benutzerbild von Damaris
 
Dabei seit: 03/2008
Ort: München
Alter: 57
Beiträge: 261


Hi Traumwächterin,
Deine Geschichte hat mich tief berührt und die Metaphern haben dem keinen Abbruch getan.
Manchmal find ich es eh schad, dass dann jeder sofort ruft: Klischee! Teilweise sind sie einfach zu schön, um links liegen gelassen zu werden ;-)
Das Ende hat mich furchtbar rausgerissen aus meiner nachgespürten Verzweiflung.

"Doch da schaue ich auf die eine Rose auf dem Sarg, meine rote Rose. Mein Herz setzt einen Schlag aus - sie ist schwarz geworden."

Oder so ähnlich würde ichs besser - dramatischer - finden.

"Ein schlechter Scherz" - passt gar nicht zu meiner Stimmung, die Du in mir aufgebaut hast ...

LG Damaris :-)
Damaris ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.07.2008, 19:37   #7
Traumwächterin
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 112


huhu Damaris :-)


tut mir sehr leid, dass ich erst jetzt antworte, war wie gesagt im "Urlaub" - aber habe dich nicht vergessen

Es freut mich, dass dir die Geschichte gefällt; sie ist sehr persönlich, ich habe sie in einer gewissen Stimmung geschrieben - ohne viel darüber nachzudenken.
Gerade deswegen ist sie auch kein Kunstwerk geworden Du hast Recht, das mit dem "Scherz" passt nicht, aber ich weiß auch nicht, wie ich es ändern soll. Das Problem ist: Sie spiegelt einen bestimmten Moment wider und den würde ich nur "verfälschen", wenn ich jetzt daran rumpfusche. Sie sollte so stehen, wie sie ist, wie ich damals gefühlt habe, finde ich - sie ist nicht gut und erfüllt keinerlei literarischen Anspruch, aber für mich selbst ist sie wertvoll.
Ich habe mit dieser Geschichte schon "abgeschlossen". Tut mir wirklich leid, dir das sagen zu müssen; vielleicht überfällt es mich eines Tages und ich ändere die Geschichte nochmal total, dann werde ich mich auf jeden Fall an deinen Kommentar erinnern. Ich weiß, wie unbefriedigend es ist, auf einen Kritik so eine Antwort zu bekommen, aber sei mir bitte nicht böse.

Ganze liebe Grüße
von der Traumi
Traumwächterin ist offline   Mit Zitat antworten
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