Der Verlust der Güte
Der Verlust der Güte
Heute ist der Tag, an dem ich meine Güte verloren habe. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein gütiger Mensch bin. Ich habe in meinem Leben fast allen alles verziehen. Gut, es gibt ein paar Dinge, die kann man nicht verzeihen, aber sie hatten damit zu tun, dass ich die Ungerechtigkeit hasste, besonders, wenn sie sich mit der Hinterlist der Mächtigen im Arbeitsleben verbündet hatte. Aber das ist verzeihlich und es hatte auch keinerlei Wirkung. Heute aber habe ich meine Güte gegenüber meinem Sohn verloren. Er stand vor einem verschlossenen Gebäude, trommelte mit seinen Fäusten gegen die Eingangstür und schrie aus Leibeskräften, ich solle endlich diese Tür öffnen, ich hätte schließlich Schlüssel. Auf meinen Hinweis, dass ich nur die Schlüssel zu unserem Haus hätte und nicht die zu einem verschlossenen Vergnügungspark mit Saurierattrappen schrie er um so heftiger und legte sich zusätzlich auf den Boden. Das war der Moment, in dem ich meine Güte verlor. Ich sagte zu ihm in ruhigem Ton aber mit eiskalter Stimme, dass er zunehmend meinem vergangenen Arbeitgeber ähnlich würde, der in gemeinsamen Sitzungen mit dem Betriebsrat ähnliche Verhaltensweisen an den Tag gelegt hatte.:
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