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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 03.05.2006, 12:36   #1
scheibel
 
Dabei seit: 04/2006
Beiträge: 7

Standard Visionen

Visionen

Teil eins
(Urmasse)

Es fliehen Sonnenmassen durch den Raum -
verfangen sich im Spiegel der Unendlichkeit -
duchstreifen glühend einen Traum -
verlieren sich in ungebundner Zeit
auf einem Weg sich ständig wechselnder Gedanken -
erfüllen Bilderträume aus Geschwindigkeit
um die sich Tausende von Sternen ranken -

Gebunden in die Bahn der kosmischen Gesetze -
erstarrt der Kern nicht - nicht die Hülle -
verbleibt ein Teil des ungewohnten Strebens -
nicht zu ersticken in der aufgelösten Fülle -
- in einem Kern - dem Ursprung unsres Lebens -

Verweigern wir den Blick uns zu den Sternen -
in einen Raum der sichtbar ohne Grenzen -
in dem wir uns aus nirgendwo entfernen -
wir nicht im Licht noch auf der Schattenseite glänzen -
der Geist uns nicht im Untergang den Ursprung lehrt -
und niemand weiß in welcher Zeit die Wiege liegt -
bleibt unser Glaube für die Lügen heiß begehrt -
und in der unbekannten Weite unser Augenlicht getrübt -

Noch ehe wir auf glutgefaßter Hülle unsre Häupter neigen -
den Fuß auf feuerbleichen Welten fortbewegen -
wird sich im Lichtbild aller Sonnemassen zeigen -
in welchen Feuern wir uns ewiglich begegnen -


Teil zwei

(Schöpfung)

Wo nun die Hülle gleichen Maßes still erstarrt -
der Wind beginnt Bewegung einzuhauchen -
die Wolke - ungewohnt am Himmel scharrt -
beginnt das Leben in die Hülle einzutauchen -
Es krümmen Hügel sich auf Lavasteinen -
der Tropfen fällt - ein Rinnsal bildet sich -
die ersten Zellen fangen an zu keimen -
der erste Tag gestaltet sich ganz widerlich -
Im Zellensturm der Urgezeiten dieser Welt -
beginnen Fluß und Meer sich auszubreiten -
dazu sich bald das erste Gras gesellt -
die ersten Fische fangen an zu streiten -
wem dieses Wasser nun gehört -
man teilt sich ein - man teilt es auf -
bei Übertretung ist man schnell empört -
...der erste Tag im Erdenlauf -

Der Baum - die Hügel - Wind und Regen -
beginnen über Stein und Sand
die Farben ihres Lebens auszulegen -
gestalten wohldurchdacht das Land -
Die Gräte formt den Knochen aus -
der Fisch den Vogel der uns überfliegt -
der erste Mensch baut dann sein Haus -
er wird es sein dem alle Pflege nun obliegt -

Des Windes Sausen - dann das Wolkenspiel -
der Wasser mächtige Gewalten -
beschränken bald des Menschen Spiel -
und zwingen ihn die Regeln einzuhalten -


Teil drei

( Bewegung )


Gewellt im Wasser fliehender Gezeiten
schwebt tief im Meer der Löwenfisch dahin -
verliert sein Sinnen in der Tiefe Weiten -
Ungewohntes zieht durch seinen Sinn -
Dem Grund des Meeres zu entfliehn
den Fuß auf trockner Erde zu bewegen -
als Löwenhund durch weite Steppen ziehn
der Bäume Schatten zu erleben
ist ein Grund dem Meer untreu zu werden -
die Arme auszubreiten -
auf trockner Erde jeden Tag genießen -
man überlegt - beginnt zur Tat zu schreiten -
die Wurzeln seiner Überlegung zu gießen -
den Keim der Quellgedanken sanft zu pflegen -
und sich vom Meeresgrund nach oben zu bewegen -

Aus einem Arm wuchern in Tagen schon Millionen -
man sieht die Felder und die Hügel aufgewühlt -
es scheint als würde sich hier niemand schonen -
doch bleibt bei aller Euphorie die Stimmung unterkühlt -

Gehackt - gestochen - langgestreckt und frei
zeigt sich der Recke als ein Meister seiner Kunst -
steigt hoch - fällt tief - verstrickt im Einerlei
der Selbstsucht - fällt ins Verließ der Übertreibung -
es löst der Geist um ihn den grauen Dunst
der ausgespuckten Wolken seiner Völlerei -

... es bricht der > Meister < und das Werk entzwei -


Teil vier

(...der Geist)

Ein kleiner Geist hat sich auf diesem Rund bewegt -
den Tag geregelt - die Nacht mit eingeschlossen -
kein andrer Geist hat sich hier aufgeregt -
das Reglement ward formlos schnell beschlossen -

Es wurde für die nächsten Tage beibehalten -
man hat den Tag gewechselt ohne selber viel zu tun -
sich brav an seine eignen Regeln dann gehalten -
dies gab genügend Zeit sich jetzt schon auszuruhn -

Ein jeder freute sich - im Glauben er sei wichtig -
auch für den kleinen Geist das Schwert zu tragen -
doch war der Weg beschwerlich und der Anlass nichtig -
um sich bei solchen Kleinigkeiten nach dem Sinn zu fragen -

Der gute Glaube an den kleine Geist war groß -
der Anlaß selbst zu denken nicht gegeben -
man lag bequem in neugewachsner Erde Schoß
und konnte gut auf andrer Kosten Leben -

War man noch nicht geneigt - dem eignen Haupt zu trauen -
und auch dem Geist der diesem Haupte innewohnt -
es war bequem - auf andere zu bauen
- es hatte sich bis jetzt gelohnt -

Der Knabe selbst - im Laufen unerfahrn -
erkannte schnell den ungefärbten Witz der Dinge -
> laß dich in wohlgepriesner Sonne garn <
und schon besitzt du all die goldnen Ringe
die deinen Hals dir schnürn - den Magen füllen-
deine Augen blenden - ganz weich dir deinen Geist umhüllen -


Teil fünf

( ...sehen lernen)

Das Auge - immerhin an diesem Tag schon sehend -
fand der Geistesblitze Einfalt - dumm posierlich -
stand das Haupt - die Fahne hoch noch wehend
stramm in Reih und Glied - geistlos manierlich -

Die Felder in der Augen unbegrenzten Weiten
keimten - blühten - strahlten Lebensglück -
waren Zeugen wechselnder Gezeiten -
warfen alle Anfeindung zurück -

Man sah im Zwischenstrom der Berge
den Felsen stürzen - das Rinnsal sich zum Flusse graben -
am Machtgehabe der im Berg wohnenden Zwerge
gegann sich dann der Riesen Hohn zu laben -

Gebeugt - vom Schlag der Eisenstangen -
der Macht - die Hammer und der Ambos schufen -
hat dann der eine oder andre angefangen -
nach einer Welt der Sehenden zu rufen -

Gewitter zogen über Hügel - See und Land -
im kühlen Feucht der Winde lag Erleichterung -
nach jedem Sturmwind wischte man den Sand -
aus seinen Augen -

Man glaubte nicht den Bildern die erschienen -
dem wild geworfnen Haufen vor der Tür _
man wollte sich des eignen Blicks bedienen -
doch irgenwo blieb immer ein Geschwür -
man war gewarnt - auch ungehalten -
hatte gelernt - die eignen Augen aufzuhalten -


Teil sechs

( der Mensch)


Im Glauben seine Welt sei nun erschaffen
schlägt er um sich - hüllt den Geist in Schweigen -
setzt sich nieder um sein Unwerk zu begaffen -
tanzt vor allen Feuern Freudenreigen -
hat in diesem Augenblick noch nicht begriffen
daß - was vor ihm liegt - er zu erhalten hat -

Die Welt in der er lebt ist eine Gabe aus dem All -
die Sonne - Mond und Sterne - selbst das kleinste Blatt
sind ein Geschenk - gewachsen aus dem Widerhall -
den weder Körper - Geist noch Seele je erfahren -
der weit vor unsrer Zeit das Leben in die Wiege legte -
das Auge und die Träne - die Vergebung schuf -

Da außer Feuer sich in unsrem Herzen nichts bewegte
tönte ein unbekannter - langgezogner Ruf -
sich hinzugeben - zu Glauben - und zu Lieben -
sein eignes Werk im Angesicht des Schweißes zu vollbringen -
sich nicht im Bruderzorn von Angesicht zu Angesicht bekriegen -
sondern gemeinsam Liebeslieder singen -

So zieht bei Tag und Nacht der Wind durchs Land -
begleitet unsre Jahreszeiten - schenkt uns Sekunden -
findet gute Worte in den Regentränen - hält unsre Hand -
und tröstet uns in wehgeplagten Stunden -

Wir dürfen glauben - hoffen - lieben - unsre Zeit genießen -
erleben wie die Wunden heilen - die Tage gehen in Millionen -
es werden Früchte reifen - tausend neue Triebe sprießen -
und unsre bösen Träume waren nur
... unselige Visionen -
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