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Alt 17.05.2008, 15:30   #1
Jeme
 
Dabei seit: 05/2008
Beiträge: 4


Standard Sommerbild

Sommerbild

Sie drehte sich um, schaute ihn an, er fand sich in ihren Augen wieder. Sie hatten ihn eingeladen, sie zu betreten und dort zu verweilen.
„Wieso? Wir sind doch beide seltsam’’, sagte sie.
Die Sonne war schon halb entlang des Horizonts verschwunden, der Himmel tiefrot gefärbt, letzte Sonnenstrahlen fielen auf ihr Haar, verliefen sich darin, bevor sie zerstäubt reflektiert wurden und sich im Nichts verloren. In der Holzbank, auf der sie saßen, hatte sich über die Jahre schon eine kleine Sitzmulde gebildet, es war über die Zeit ihre Bank geworden. Hier konnte man sitzen, ohne zu sprechen. Kleine Blicke genügten, jeder einzelne schaukelt sie weiter hinauf, brachte sie näher an das Verständnis ihres unfassbaren Glücks. Es waren seine Versuche, Zweifel und Ängste zu besiegen, sie abzulegen und zu begreifen. Er sah die Zeit, vom Wind getragen, ihre Wangen streicheln und ihm zuflüstern, sie würde das schon richten.
Manchmal glaubte er das Leben zu verstehen, an den lauen Sommerabenden. Wenn der Duft von trockenem Gras zusammen mit der leichten Note ihres Parfums nach Liebe roch.
Dieser Gedanke verflog jedoch im Gleichschritt mit dem Gefühl der Endlichkeit, und stellte sich wieder hinten an, noch mal gedacht zu werden. Sie war es, die es schaffte, ihn in unregelmäßigen Abständen wieder in sein Bewusstsein zu rufen.
Sie nahm seine Hand. Der friedvolle Ausdruck in ihrem Gesicht legte sich auch auf seines.
„Es wird langsam kühl“, sagte sie, wohl durch das allmähliche Abtauchen der Sonne beeinflusst. Trotzdem verweilten sie noch eine Zeit in diesem Bild.
„Hat alles einmal ein Ende?“ fragte er, und unterbrach damit die Stille. Sie verstand seine Angst.
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Alt 17.05.2008, 20:52   #2
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Hallo Jeme,

vielleicht hast Du schon gemerkt, dass Deine Geschichte für die Prosa des Monats nominiert wurde. Nicht ohne Grund - sie bietet genug, um es mehrmals lesen zu können. Sie wandert zwischen Offenlegen und Verstecken - zeigt weder zu viel noch zu wenig (wobei das auch Geschmackssache ist).
Die Beschreibungen sind auch nicht zu verachten - man kann sie genießen, sie machen nicht den Eindruck, als kenne man sie schon aus anderen Geschichten.

Mir persönlich würde es allerdings besser gefallen, wenn es nicht teilweise diesen sehr kühlen Ton hätte. Beispielsweise hier:
"sich ihrer zu entledigen"
" ihn in unregelmäßigen Abständen wieder in sein Bewusstsein zu rufen."
"Er sah die Zeit, vom Wind getragen, ihre Wangen streicheln"
Das klingt ein wenig nach Akademikersprache - sehr vernunftgemäß, nicht weich, sondern starr/gestelzt. Letzteres ist vorallem durch den Einschub "vom Wind getragen" sehr stockend zu lesen. Da gefällt mir das wesentlich besser:
"Die Sonne war schon halb entlang des Horizonts verschwunden, der Himmel tiefrot gefärbt, letzte Sonnenstrahlen fielen auf ihr Haar, verliefen sich darin, bevor sie zerstäubt reflektiert wurden und sich im Nichts verloren."

„Wieso? Wir sind doch beide seltsam.’’ , sagte sie.
Der Punkt gehört da nicht hin (wenn nach der direkten Rede der Satz weitergeführt wird, lässt man den Punkt weg), auch nicht das Leerzeichen.

Sie hatten ihn eingeladen, sie zu betreten und dort zu verweilen. An dieser Stelle war ich erst sehr verwirrt, weil ich das "Sie" nicht gleich zuordnen konnte. Es sind überhaupt sehr viele "sie" in dem Text - mal ist die Frau gemeint, mal sind es die Augen, und mal die beiden Protagonisten. Ich würde ein paar dieser Personalpronomen beseitigen.
Aber das ist das Einzige, was mich wirklich stört.

Schöner Text.

Grüße

Struppi
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.05.2008, 02:52   #3
Jeme
 
Dabei seit: 05/2008
Beiträge: 4


Ich habe es leicht abgeändert, danke für die wertvollen Ratschläge. Das mit den Bezügen der Personalpronomen ist sone Sache, spätestens beim 2. Mal lesen sollten sie wohl klar werden, habe es jedoch versucht zu reduzieren, da die vielen 'sie' tatsächlich etwas unschön sind.
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