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Alt 07.07.2015, 07:40   #1
weiblich Rosenblüte
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Standard Marcus, der junge Fuchs

Für Marcus Brühl

Der Fuchs hat ein rotes Fell, das am Bauch und Hals weißlich ist. Der spitz zulaufende Kopf hat kräftige, spitze Zähne. Die kleine Körpergestalt des Fuchses befähigt ihn nicht zu Gewaltstreichen, ist ihm aber auf seinen Schleichwegen dienlich. Unter den körperlichen Eigenschaften des Fuchses wird besonders sein rascher Gang hervorgehoben.

In der Stadt Siegen lebte einmal solch ein junger Fuchs. Sein Name war Marcus Brühl. Alternativ wurde er Penelope, Herzogin von Wustermark oder schlicht der Fuchs genannt.

Er war ein wahrhaft schöner junger Fuchs. Sein glänzendes Fell schimmerte rot-braun-golden in der Sonne, ein prächtiger Schweif schmückte ihn, und seine Brust war warm und weich. Kühn ragte seine Nase hervor. Die listigen Äuglein und die spitzen Zähne blitzten auf, wann immer er lachte.

Er war ein großer Liebhaber des Waldes. Hier fühlte er sich geborgen, hierher zog er sich zurück, wenn er verfolgt wurde.

Ganze Tage streifte er durch den grünen Wald und badete im kühlen See. Nachts huschte er lautlos über den Friedhof, durch die Gassen der Unterstadt und hinauf zum Oberen Schloss, wo Nobel, der König der Tiere, Hof hielt.

Im Ballsaal erschien unser Fuchs in feinem Mantel und Hemd, jedoch mit ausgetretenen Schuhen. Er verstand es, charmant und geistreich in mehreren Sprachen zu parlieren, war von ausgesuchter Höflichkeit und machte auch beim Tanzen eine ausgezeichnete Figur. Vor allem aber war er von offener und gutmütiger Natur, weshalb ihm alle Herzen zuflogen.

Dass er keck, exaltiert und ein wenig eitel war, wurde in der Regel schmunzelnd zur Kenntnis genommen.

In der Höhle der Familie Fuchs spielte sich ein idyllisches Familienleben ab, denn Marcus der Fuchs war ein Wunschkind.

Wenn er von seinen Streifzügen heimkehrte, wurde er von seinen lieben Eltern schon sehnsüchtig erwartet. Nach einer äußerst herzlichen Begrüßung wurde er von Mutter Fuchs mit den köstlichsten Speisen verwöhnt.

Wie alle Füchse war auch Marcus der Fuchs ein ausgesprochener Fleischfresser. Saftiges Sahneschnitzel zählte zu seinen Lieblingsspeisen. Schon beim bloßen Anblick von Sahneschnitzel begannen seine Barthaare zu zittern. Aber er fraß auch zeitlebens extrem viele Tiefkühlpizzen.

Der Winter war für ihn eine schlimme Jahreszeit. Nur die äußerste Not trieb ihn ins Freie. Am liebsten verkroch er sich dann in seinen Fuchsbau, um zu lesen und zu schreiben. Denn Sprache und Literatur waren seine Passion.

Deshalb hätte ihn König Nobel gern zum Hauslehrer seiner Prinzen berufen, hätte es nur nicht den dummen Zwischenfall gegeben, jenen skandalösen Maskenball, auf dem der verwegene Fuchs zur Empörung der ehrenwerten Gesellschaft im extravaganten Fummel erschienen war.

Als es wieder Frühling wurde, trabte Marcus der Fuchs gedankenversunken durch den Wald. Unweigerlich fragte er sich: „Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich?“ Dies sind die Fragen nach der Existenz, und die wollen natürlich beantwortet sein.

Wo aber sollte er die Antworten finden?
Auf der Suche nach ihnen hatte er bereits das gesamte Siegerland durchmessen, hatte jeden Stein umgedreht, jeden Grashalm herausgerissen und jeden Hühnerhof erschnüffelt (was ihn bei den Bauern sehr berüchtigt machte), alles jedoch ohne Erfolg.

Und je länger er suchte, desto mehr plagte ihn der Hunger. Der Hunger nach Wissen, nach Leben und nach Liebe. Ein Hunger, der niemals zu stillen war.

Höchste Zeit also, sich auf große Pilgerfahrt zu begeben!

Aber wohin?

Dumme Frage, natürlich nach Berlin!

Denn war nicht einst Voltaire eigens aus Paris herbei gereist, um unter den preußischen Perücken die Flamme der Aufklärung zu entzünden?

Waren nicht im literarischen Salon der Rahel Varnhagen am Gendarmenmarkt alle großen Geister versammelt, von Schlegel bis Tieck, von Wilhelm von Humboldt bis Clemens von Brentano? (Und auch der schöne Graf von der Marwitz durfte nicht fehlen und blieb sogar über Nacht.)

Und hatte nicht Anita Berber in den verrauchten Kabaretts der zwanziger Jahre verruchte Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase getanzt, berauscht von französischem Cognac und Kokain, mit nichts bekleidet als mit einem Nerz?

Auf nach Berlin, in das sagenumwobene Metropolis!

Gleich am nächsten Morgen nahm der junge Fuchs tränenreich Abschied von seinen Eltern und von den Tieren des Waldes, verließ den väterlichen Bau und stakste auf meterhohen Stöckelschuhen entschlossen über die sieben Berge hinweg bis in das ferne Berlin.

Dort angekommen machte er sich sogleich an die Arbeit. Wie ehemals die Schriften Voltaires erzählten nun die Werke Marcus Brühls von Sehnsucht, Aufruhr und Zuversicht, und die Tiere der Stadt kamen alle herbei, um ihm zu lauschen.

Den Beruf des Lehrers konnte er nun problemlos ausüben. Denn anders als in Siegen hat in der Weltstadt Berlin kein noch so schräger Fummel jemals Anstoß erregt.

Wie Rahel Varnhagen empfing Marcus der Fuchs in seinem hochherrschaftlichen Salon unweit des Hackeschen Marktes viele interessante Gäste. Da wurde gesungen und getanzt, geherzt und geküsst, geschlemmt und philosophiert, dass es eine Lust war.

Er war ein vollendeter Gastgeber, stets freundlich und aufmerksam und zumeist gut gelaunt. Mitunter jedoch war schon von weitem sein wütendes Schnauben zu vernehmen und eine Art lustiges Gebrüll. Sein schallendes Lachen wurde oft von Hustenanfällen unterbrochen, denn er war ein Kettenraucher.

Einige Gäste blieben sogar über Nacht.
Und wenn einer länger blieb, dann hielt ihm der Fuchs unverbrüchlich die Treue, denn in seiner Brust schlug ein goldenes Herz (wenngleich in erbitterten Zweikämpfen zuweilen die Fetzen flogen).

In der Rattenbar hatte einst ein süßer Junge ein Auge auf den Fuchs geworfen. Als er zögerte, ihn anzusprechen, ermunterte ihn seine Freundin: „Komm, wir gehen hin!“ und stellte die beiden einander vor. Da küsste der freche Fuchs kurzerhand den süßen Jungen, und dieser war fortan sein kleiner Schatz, den er hütete, auch als sie schon längst kein Liebespaar mehr waren.

Schon bald gründete er seine eigene Familie, die sich aus einer bunten Schar von Wahlverwandten zusammensetzte: aus der Ofenkatze, dem Wiesel, dem Hahn, dem Nilpferd, dem Waschbären, der Ente, dem Hamster, dem Faultier, dem getreuen Grimbart und dem kleinen Schatz.

Weil er seine Familie über alles liebte und genauso verwöhnen wollte wie einst seine Mutter ihn, mauserte er sich zum Küchenmeister. Nach mütterlichem Rezept bereitete er den legendären Heringsstipp zu und tischte allerlei Delikatessen auf: Coq au vin, Tomaten-Eier-Salat, Gurken-Orangen-Salat, Spinatkuchen, Braten und vieles mehr.

Wie Anita Berber tanzte Marcus der Fuchs Tänze des Lasters, berauscht von russischem Wodka und Amphetamin, mit nichts bekleidet als mit einem Tanga und einem Collier aus glitzerndem Strass.

Selten nahm er die Pferdedroschke oder den Drahtesel. Lieber streifte er auf Schusters Rappen im Großstadtrevier umher. In Vollmondnächten sah man ihn manchmal ruhelos um den Märchenbrunnen kreisen.

Feinden und Beutetieren gegenüber wendet der Fuchs eine besondere List an: Er stellt sich einfach tot, um sie auf diese Weise zu überraschen oder abzulenken. So fand man einmal Renart, den Fuchs aus der Fabel, schwer verwundet mit gähnendem Rachen im Graben. Eine Krähe und ein Rabe bemerkten den scheinbar toten Fuchs und wollten sich an seinem Leichnam gütlich tun. Ahnungslos flogen sie auf den vermeintlichen Leichnam zu. Der Rabe hackte schon in das Fleisch des Fuchses, da schnappte dieser nach ihm und fraß ihn.

Auch Marcus der Fuchs stellte sich manchmal tot, und immer gelang ihm diese List. Bis auf ein einziges Mal, als nämlich sein Erzfeind, der grimmige graue Isegrim, des Weges kam, sich auf den vermeintlichen Leichnam stürzte und ihn gierig verschlang. Eine Aaskrähe machte sich über die Reste her.

Der getreue Grimbart, der ihm schon so oft tapfer gegen den Isegrim beigestanden hatte, kam diesmal leider zu spät.

Sämtliche Tiere des Waldes und der Stadt taten sich zusammen und verprügelten den bösen Isegrim.

Die Familie und alle Freunde von Marcus dem Fuchs weinten ein Meer von Tränen und legten weiße Lilien auf sein Grab.

Sein Lebenslicht brannte sehr hell und erlosch allzu schnell. Jetzt leuchtet ihm ungleich heller das ewige Licht in seinem behaglichen Fuchsbau im Garten Eden.

Dort schätzt man ihn als klugen, frommen und liebenswerten Gesellen, der auch hin und wieder ungestraft von den verbotenen Früchten kosten darf.
Rosenblüte ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.07.2015, 08:01   #2
weiblich Ex-Letreo71
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Liebe Rosenblüte,

ein ganz bezaubendes und hoch modernes Märchen hast Du da geschrieben.
Ich habe es genossen! Für mich ein Favorit!

Lieben Gruß

Letreo
Ex-Letreo71 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.07.2015, 10:03   #3
weiblich simbaladung
 
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Hallo, Rosenblüte,

... Dein besonderer "Nachruf" für einen getriebenen Glückssucher, deinen Freund, der viel zu früh gestorben ist.

Er hat mich neugierig gemacht, ich habe stöbert und einen ganz großartigen
Dichter gefunden mit einer Sprache, die mich fasziniert.

Ein kleine Kostprobe aus seinem Gedicht "Gedichte"

Gedichte

ein zimmer
in dem die dinge
beschriftet sind
die fenster beleuchtet

...

stille plätschert uns
zwischen den zehen
die ruhe ist mächtig und
lächelt


Danke, ich werde mehr von ihm lesen.
Alles Gute für dich.

simba
simbaladung ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.07.2015, 15:44   #4
weiblich Rosenblüte
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Liebe Letreo,

einer der wenigen Prosatexte, an denen ich mich in den letzten Jahren versucht habe. Freut mich, dass er dir gefällt! Das macht Mut. Schon seltsam, er kostete mich viel mehr Zeit als ein paar Reime aus dem Hut zu zu zaubern. Schon allein die Recherche nach den Fabeln von Reineke Fuchs und den Romans de Renart war recht aufwendig. Wie hilfreich, dass es das Internet gibt. Auch habe ich das Gefühl, dass noch mehr als bei Gedichten in Prosatexten jedes Wort sitzen muss. Dabei müsste es doch umgekehrt sein, da ja der Inhalt von Gedichten komprimiert, verdichtet ist. Ist vielleicht auch nur eine Frage der Routine. Wir werden sehen...

Lieben Gruß
Rosenblüte

***

Hallo Simba,

ja, viel zu früh ist Marcus der Fuchs gestorben.

Auf seiner Gedenkveranstaltung gestern im Schokoladen wurde ein frühes Video gezeigt, in dem er sich über „Kabale und Liebe“ lustig macht. Da war er noch blutjung, bildschön und voller Tatendrang. Wie gut kann ich nun die Faszination verstehen, die er auf sein Lesepublikum ausübte, und dass ihm alle jungen Männer verfallen waren, die ihm begegneten, und ihre tiefe Trauer.

Dann genoss er das Berliner Nachtleben mit allen Sinnen, und da er kompromisslos war, war der Absturz wohl unvermeidlich. Am Schluss hatte er sich noch mal zusammengerauft, als Sprachlehrer Fuss gefasst und einen letzten Lyrikband geschrieben. Leider war er noch nicht zu einer stationären Therapie bereit, die nötig gewesen wäre, um vom Alkohol wegzukommen. Schließlich hat ihm dieser blöde Sturz einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Die genannten Tiere aus der kleinen Fabel gibt es übrigens wirklich. Das sind die ganz alten Freunde aus der Berliner Zeit, die sich gegenseitig Tiernamen gaben. Nur den getreuen Grimbart (der Dachs aus der Fabel, hier sein letzter Lebensgefährte) und den bösen Isegrim (den Wolf aus der Fabel, hier Teufel Alkohol) habe ich selbst so getauft.

Seine Bücher sind sehr empfehlenswert. Zu seinen Lebzeiten kannte ich nur seine Lyrik und fand sie wunderbar. Erst nach seinem Tod habe ich seine Prosatexte gelesen, denn er machte nicht viel Aufhebens um seine Schriftstellerei. Dabei zählt „Henningstadt“, das autobiografische Züge trägt, zu den Standardwerken des Coming-Out-Romans.

Seltsam, dass Marcus mir nach seinem Tod viel vertrauter ist als vorher. Gemocht hatte ich ihn schon immer, weil er so herzlich und zugewandt war. Ich finde es unendlich traurig, dass er so früh gestorben ist und bin sehr dankbar, dass ich ihn kannte und dass er uns alle zusammengeführt hat.

Übrigens habe ich dank der gestrigen Veranstaltung auch neuen Lesestoff entdeckt. Moderatorin nämlich war die wunderbare Waldtraut Lewin, und die hat im Lauf ihres langen Lebens eine ganze Menge interessante Bücher geschrieben. Hier ihr Nachruf auf Marcus Brühl:

http://www.siwikultur.de/khb/5/1/1038.htm

Lieben Gruß
Rosenblüte

Geändert von Rosenblüte (07.07.2015 um 19:51 Uhr)
Rosenblüte ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.07.2015, 18:35   #5
Thing
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Standard Liebe Rosenblüte -

da bleibt zum Schluß ein Kloß im Hals, so tief anrührend ist das geschrieben.
Ein bezauberndes Stück Prosa.
Lediglich zwei Attribute scheinen mir nicht in den locker-leichten Text zu passen:

listige Äuglein - denn ein Fuchs hat eher wache Augen und dieser ganz besondere Fuchs war sicher nicht listig.

Meterhohe Stöckelschuhe - das ist einfach zu übertrieben.

Aber ansonsten:
Ganz großer, wundervoller Meisterwurf!


Lieben Gruß
von
Thing

Geändert von Thing (07.07.2015 um 20:59 Uhr)
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Alt 07.07.2015, 20:01   #6
weiblich Rosenblüte
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Liebes Thing,

vielen Dank!

Diese Fabel ist mir nicht zugeflogen, sie hat mich zwei Nachtschichten gekostet (Infos von Freunden einholen, recherchieren, schreiben, korrigieren, layouten für die illustrierte Kopiervorlage). Um so mehr freue ich mich, dass es geklappt hat.

Die meterhohen Stöckelschuhe waren, ebenso wie die zweimalige Erwähnung des kleinen Schatzes und die Passage über den Lebenshunger, Philipps Idee, der den Text im Namen von uns Freunden dann auch vorgetragen hat. Habe es gern übernommen, auch wenn ich die meterhohen Schuhe ebenso übertrieben fand wie du.

Ich gab ein Gedicht von Marcus sowie mein "Pimmelgedicht" ("Auf immer und ewig") zum Besten, das ja im Vorfeld für etwas Aufregung gesorgt hatte, auch bei den Eltern, aber im Schokoladen von all den Verflossenen unseres Füchsleins mit Humor aufgenommen wurde.

Und jetzt weiß ich auch endlich, wer der Waschbär ist, der eigens zu Marcus' Gedenken angereist war.

Lieben Gruß
Rosenblüte
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Alt 07.07.2015, 21:22   #7
weiblich Ex-Dabschi
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Liebe Rosenblüte,

der Nachruf für Deinen Freund, der viel zu früh aus dem Leben schied - einfach wunderbar geschrieben.

Nun habe ich ihn Dank Deines Nachrufes auch ein bisschen kennen lernen dürfen und ja, ich hab auch noch im Internet gestöbert ...

https://www.google.de/url?sa=t&rct=j...96952980,d.bGg

https://www.google.de/url?sa=t&rct=j...96952980,d.bGg

Möge er für immer in den Herzen der Menschen, die ihn liebten, unvergessen bleiben ...

Liebe Grüße
Dabschi
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Alt 08.07.2015, 03:23   #8
weiblich Rosenblüte
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Liebe Dabschi,

danke für deine Recherche.

Ja, Marcus war ein großer Schriftsteller. Ich schätze vor allem seine Lyrik, die mit wenig Worten viel sagt (auch wenn mir manches ein Rätsel ist.)

Marcus war überhaupt vielseitig begabt, ein guter Sprachlehrer und Pädagoge, ein ausgezeichneter Tänzer wie der junge Fuchs und ebenso wie dieser herzlich, offen und humorvoll.

Er ist viel zu jung gestorben, mit nur 39 Jahren. Ich kannte ihn seit ein paar Jahren, aber da hatte er sich im Vergleich zum Video und den Fotos von früher bereits stark verändert. Er liebte das süße Leben, hatte aber große Angst vor dem richtigen Leben. Da geriet er an den Alkohol und richtete sich damit zugrunde.

Ich hoffe, dass wir alle daraus lernen. Wir, die wir mitgetrunken, die Gefahr verharmlost und zu wenig unternommen haben, als der Absturz kam. Und diejenigen von uns, die selbst in Gefahr sind und nun erkennen mussten, wie schnell alles zu Ende sein kann. Dann wäre der Tod von Marcus dem Fuchs nicht ganz umsonst gewesen.

Lieben Gruß
Rosenblüte

***

Der Fuchs

Ein verfolgter Fuchs rettete sich auf eine Mauer. Um auf der andern Seite gut herabzukommen, ergriff er einen nahen Dornstrauch. Er ließ sich auch glücklich daran nieder, nur dass ihn die Dornen schmerzlich verwundeten. "Elende Helfer", rief der Fuchs, "die nicht helfen können, ohne zugleich zu schaden!"

(Gotthold Ephraim Lessing)
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Alt 08.07.2015, 03:41   #9
weiblich Rosenblüte
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Zitat:
listige Äuglein - denn ein Fuchs hat eher wache Augen und dieser ganz besondere Fuchs war sicher nicht listig.
Liebes Thing,

entschuldige, auf die listigen Äuglein war ich noch gar nicht eingegangen. Sie waren tatsächlich listig. Listig im Sinne von schalkhaft und nicht im Sinne von hinterhältig.

Füchse darf man natürlich nicht vermenschlichen, außer in Fabeln und Karikaturen, wo sie Menschen abbilden.

Aesop, der Sklave, soll wegen Gotteslästerung angeklagt worden sein. Vielleicht hat er sich für die Fabeltiere entschieden, weil er die Herrscher nicht direkt kritisieren durfte.

Lieben Gruß
Rosenblüte

***

Rabe und Fuchs

Ein Rabe hatte einen Käse gestohlen, flog damit auf einen Baum und wollte dort seine Beute in Ruhe verzehren. Da es aber der Raben Art ist, beim Essen nicht schweigen zu können, hörte ein vorbeikommender Fuchs den Raben über dem Käse krächzen. Er lief eilig hinzu und begann den Raben zu loben: "O Rabe, was bist du für ein wunderbarer Vogel! Wenn dein Gesang ebenso schön ist wie dein Gefieder, dann sollte man dich zum König aller Vögel krönen!"

Dem Raben taten diese Schmeicheleien so wohl, daß er seinen Schnabel weit aufsperrte, um dem Fuchs etwas vorzusingen. Dabei entfiel ihm der Käse. Den nahm der Fuchs behend, fraß ihn und lachte über den törichten Raben.

(Aesop)
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Alt 08.07.2015, 08:45   #10
Thing
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Dann soll das listig gelten.
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