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Alt 07.07.2008, 11:45   #1
männlich Glasauge Bill
 
Dabei seit: 07/2007
Alter: 34
Beiträge: 494


Standard [noch] Ohne Titel

Der Radiowecker auf seinem Nachtschrank zeigt im abgedunkelten Rot 6 Uhr. Seine Lider sind schwer, sein Kopf fühlt sich an, als wenn in ihm ein kleinmotoriges Agrarflugzeug seine endlosen Runden dreht. Er zieht sich aus seinem Bett und schleift seinen verkaterten Körper ins Bad. Die Putzfrau leistet stets gute Arbeit, das Waschbecken ist weiß und sauber. Um so tragischer, dass es jetzt von einen gelb-braunen Auswurf besudelt wird. Das Atmen schmeckte nach vergammelter Sabber und einem Beigeschmack, der tiefer aus seinem Innern zu kommen scheint. Er schaut nach oben und wird ungläubig von seinem ungewaschenen Spiegelbild beglotzt. Er erkennt die knochigen Wangen, eine Erbschaft seiner verhurten Mutter, welche ihr Leben mit einer Überdosis Valium im Blut auf einer Autobahn Auge in Auge mit einem Fünfzehntonner an den Nagel hing. Er war damals neun, und wollte immer etwas besseres werden.
Geld hat er jedenfalls. Das ist der Vorteil, wenn man ein angesehener Mann im Vorstand einer großen Firma ist, denkt er und greift zur halb leeren Flasche mit der bräunlichen Flüssigkeit im Inneren. Einen tiefen Schluck später spürt er schon die sonnige Wärme, die durch seine Venen pulst. Das ist der Vorteil, wenn man reich ist,denkt er, man hat immer was im Haus. Nicht dass er das braucht, aber wie kann man seinen freien Sonntag schöner verbringen?
Er fragt sich, wann sie endlich aufmerksam werden. Er sendet so viele Signale, nur scheint es keiner zu realisieren. Dabei bezahlt er sie doch. Mit jedem verdammten Euro, den er verdient und den er ausgibt zahlt er ein paar Cent an die Untätigen und Blinden. Er hatte schon manchmal vor, sich einfach selbst zu melden, den entscheidenden Schritt wagte er jedoch noch nicht. Dabei würde sich dann endlich jemand um ihn kümmern, vielleicht sogar ein Arzt. Das bedeutet zwar, dass er seinen überbezahlten Job aufgäbe, mit welchem er das Apartment und das ganze ihn umgebende zum Teil nutzlose Zeug bezahlt, aber er würde dann einfach in ein kleineres Zimmer umziehen.
Er schleppt sich in die Küche. Das Geschirr steht abgewaschen und poliert im dafür vorgesehenen Schrank, damit er sieht, wofür er der Putzkraft jeden Monat eine peinlich hohe Summe bezahlt. Das ist der Vorteil, wenn man Geld hat, denkt er, man kann Leute bezahlen, welche für einen die Drecksarbeit machen. Er nimmt noch einen Schluck, seit seine Frau ihn verlassen hatte, das Hurenaas, wie er sie in seinen Gedanken gerne betitelte, tat er das öfters. Er ging auch ab und zu nicht zur Arbeit, aber es schien keiner zu merken, denn es kam keiner und half ihm, obwohl er sie doch bezahlte. Ein Stückchen Schokokuchen sollte seinen Magen füllen, aber der erste Biss brachte ihmü schon unweigerlich Brechreize. Er aß in letzter Zeit nicht mehr viel, aber das schien keiner zu merken. Wozu zahlte er eigentlich so viele Steuern?
Er schmeißt die nun leere Flasche weg, sie war ohnehin nur noch viertel voll als er sie genommen hatte, und seine Füße taumeln zu einem der Wohnzimmerschränke aus Mahagoniholz. Er muss die Kamera noch aufladen, es sollte schließlich alles klappen, wenn sein Kollege nachher vorbeikommt. Dann gehen sie zusammen in seinen Hobbykeller und besuchen die kleine Mandy, die nun schon mehrere Wochen dort wohnt. Sie wird bald schon eine richtige Frau sein, auch wenn keiner sie sucht - wofür bezahlt er sie eigentlich?
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Alt 23.07.2008, 12:36   #2
Smilodon
Gast
 
Beiträge: n/a

LImonen FOrkosten
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Alt 24.07.2008, 10:53   #3
männlich Glasauge Bill
 
Dabei seit: 07/2007
Alter: 34
Beiträge: 494


Hallo Smilodon,

Vielen Dank für deine Antwort, ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben.
Ich habe das sprachlich und grammatikalisch Gezeigte in den meisten Fällen verbessert - die Unverbesserten gefielen mir besser wie sie sind.
Ein Titel ist natürlich sinnvoll, aber leider möchte mir keiner einfallen :/

Noch einmal vielen Dank für deine Antwort!
Glasauge Bill ist offline   Mit Zitat antworten
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