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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 21.03.2019, 01:16   #1
weiblich noone
 
Dabei seit: 11/2016
Beiträge: 54

Standard Ich ohne Identität?

Warum nur fürchten viele von euch den Tod mehr als den Schmerz?
Ist die Angst vor dem Nichtsein so groß, dass der Körper in Schmerz und Leid
unbedingt erhalten werden muss?

Wir scheinen unsere ICH-Identität durch Erinnerungsbilder zu erhalten
und wissen nicht, ob WIR ohne Identität sein können.
Scheinbar sind Erinnerungsbilder mit dem Körper verbunden;
sie entstehen aus ihm heraus; sind Abdrücke von Sinneswahrnehmungen.

Wir sind sehr kreativ mit Erinnerungsbildern;
formen sie beständig um: lassen sie verschwinden; erfinden sie neu.
Und erschaffen aber unsere Identität, ohne es gewahr zu werden.

Weil wir es nicht bemerken, glauben wir,
dass Erinnerungsbilder uns Bestand geben;
uns zu dem machen, was wir SIND.

Wir erleben unsere Identität nicht als von uns SELBST geschaffen,
sondern erleben UNS als von Identität erschaffen.
So tun wir alles, Identität zu erhalten, anstatt sie zu erschaffen,
damit wir SIND.


Glücklicherweise trage ich Erinnerungsbilder in mir,
die nicht dem Körper und diesem Leben verhaftet sind.
So fällt es mir leichter als vielen von euch,
den Tod weniger zu fürchten als den Schmerz.

Es mag Täuschung sein;
erfundene Erinnerungsbilder von Identität außerhalb
dieses jetzt lebenden Körpers;
Fehlinterpretation.

Wenn, dann habe doch ICH dies erfunden,
und ich freue mich daran,
dass ICH meine Identität erschaffe,
ohne diese jetzige erhalten zu müssen.

Aber auch ich kann mir MICH ohne Identität und Form nicht denken.
noone ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.03.2019, 14:46   #2
weiblich AlteLyrikerin
 
Benutzerbild von AlteLyrikerin
 
Dabei seit: 11/2018
Ort: Burglengenfeld
Alter: 73
Beiträge: 1.706

Hallo noone,

Deinen Text hast du unter "Experimentelles" eingeordnet. In welcher Kategorie würdest du ihn verorten? Mir erscheint er irgend etwas zu sein zwischen Essay und Prosagedicht. In jedem Fall enthält er aber extrem interessante Fragen und Behauptungen.
Zitat:
und ich freue mich daran,
dass ICH meine Identität erschaffe,
Diese Aussage empfinde ich als sehr gewagt. Wir sind zu einem großen Teil genetisch determiniert. Erst neulich las ich einen wissenschaftlichen Artikel, der nachweist, dass z.B. auch die sexuelle Orientierung quasi genetisch markiert ist.

Frühkindliche Prägungen tragen dann zu weiteren Festlegungen der Persönlichkeit bei, denen man sich nur schwer entziehen kann.

Normungen in der eigenen Kultur, selbst Vorurteile, die man gar nicht als solche erkennt, machen einen Teil unseres Denken aus.

Meiner Meinung nach gibt es einen gestaltbaren Freiraum für die Ausfaltung des eigenen Selbst, aber er ist anfangs sehr klein. Ihn vorsichtig zu erweitern ist lebenslange Aufgabe und gelingt immer nur durch Aufgeben von falschen Bindungen.

Das sind nur meine Gedanken, ausgelöst von Deinem Text. Für Dich mögen es vielleicht gerade die verkehrten sein.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
AlteLyrikerin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.03.2019, 08:57   #3
weiblich noone
 
Dabei seit: 11/2016
Beiträge: 54

Hallo AlteLyrikerin,

schön, dass Du meinen Text gelesen hast und er etwas in Dir bewegt hat.

In mir arbeitet es gerade mental/spirituell viel und ich habe da für mich ordnend etwas zu Papier gebracht, was dann eine poetische Form angenommen hat - ich weiß nicht recht, in welche Kategorie es gehören könnt.

Danke für Deinen Kommentar; er bringt etwas Bodenständigkeit.

Ich sehe es eher so, dass mein Körper wie ein Kleid ist, dass ich gerade trage.
Mit dem ich mich häufig verwechsele...
Und ich bin froh über die tiefe Gewissheit, dass ich selbst (nenne es Seele; nenne es Geist...) unvergänglich bin.
Selbst, wenn diese Gewissheit genetisch determiniert ist
noone ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.03.2019, 12:31   #4
weiblich AlteLyrikerin
 
Benutzerbild von AlteLyrikerin
 
Dabei seit: 11/2018
Ort: Burglengenfeld
Alter: 73
Beiträge: 1.706

Hallo noone,

Zitat:
Und ich bin froh über die tiefe Gewissheit, dass ich selbst (nenne es Seele; nenne es Geist...) unvergänglich bin.
wie Du diese Erkenntnis gewonnen hast, und ob auch da die Gene mitgespielt haben, ist völlig gleichgültig. Sich selbst und die Sterblichkeit des Leibes überschreiten zu können, ist das Wertvollste, das Menschlichem Nachdenken zugänglich ist. Es möge Dich immer stärken, AlteLyrikerin.
AlteLyrikerin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.03.2019, 15:09   #5
männlich OdinsTod
 
Dabei seit: 03/2019
Ort: Hessen
Beiträge: 22

ich habe dieses Wissen über die Unvergänglichkeit eines Teiles von mir nicht erlangt.

Obwohl ich ganz doll nachgedacht hab.

Was ich jedoch erlangt habe, ist das Wissen darüber, dass andere Teile von mir defintiv und 100% in ihrer aktuellen Form vergänglich sind. Zum Beispiel mein schlagendes Herz, oder mein funkiges Hirn.

Und weil ich weiß, dass das vergänglich ist, fürchte ich den Tod mehr als den Schmerz. Ich hab nichts gegen den Tod. Soweit ich weiß bedeutet der für mich entweder Nichts oder Himmel. Ich hab ne Menge gegen Schmerz. Aber das eine ist vergänglich und kommt nicht wieder und das andere ist unvergänglich und für immer. Entsprechend werde ich für "das andere" - was auch immer es sein möge - mehr als genug Zeit haben, sobald es soweit ist. Doch das hier und jetzt - mitsamt dem Schmerz - das ist mir nur aktuell vergönnt und deshalb fürchte ich eher, dass es vorbei ist, als dass ich fürchte, es weiter ertragen zu müssen.

Würde mal tippen unbewusst geht es den meisten so! Mit Ausnahme von denen, die denken es kommt für sie Nichts oder Hölle.. die haben noch einen guten Grund mehr lieber hier weiterzuleiden.
OdinsTod ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.03.2019, 00:56   #6
weiblich noone
 
Dabei seit: 11/2016
Beiträge: 54

FreundlicheLyrikerin, ich danke Dir für Deine Worte
noone ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.03.2019, 01:35   #7
weiblich noone
 
Dabei seit: 11/2016
Beiträge: 54

OT,
ich bin auch nur ganz froh darüber, dass ich diese Gewissheit angeborener Maßen mitbekommen habe,
weil sie mir ein Vertrauen gibt und mich recht angstfrei sein lässt.

hat man im Himmel eigentlich eine Art Körper?

"Das Eine ist für immer und das Andere hört irgendwann auf" -
Irgendwann hört der Schmerz nicht mehr auf
wenn er an den Körper gebunden ist
(das ist ja so ein Verschleißteil)
er endet mit dem Körper.

Tod ist immer da
schimmert durch werdendes Blatt
von Sonne geweckt
noone ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.04.2019, 08:16   #8
männlich OdinsTod
 
Dabei seit: 03/2019
Ort: Hessen
Beiträge: 22

Zitat:
Zitat von noone Beitrag anzeigen
OT,
ich bin auch nur ganz froh darüber, dass ich diese Gewissheit angeborener Maßen mitbekommen habe,
weil sie mir ein Vertrauen gibt und mich recht angstfrei sein lässt.

hat man im Himmel eigentlich eine Art Körper?

"Das Eine ist für immer und das Andere hört irgendwann auf" -
Irgendwann hört der Schmerz nicht mehr auf
wenn er an den Körper gebunden ist
(das ist ja so ein Verschleißteil)
er endet mit dem Körper.

Tod ist immer da
schimmert durch werdendes Blatt
von Sonne geweckt
Die Theorie ist ja oftmals, dass wir alle mit dem Wissen geboren werden uns dieses Wissen verloren geht oder unbewusst bleibt.

"Irgendwann hört der Schmerz nicht mehr auf, wenn er an den Körper gebunden ist."

Damit kannst du meinem Weltverständnis nach nur chronische körperliche Beschwerden meiden. Alle anderen Schmerzen können solange kommen und gehen, wie unsere Wahrnehmung das zulässt - oder eben nicht. Ganz gleich dem Alter.
OdinsTod ist offline   Mit Zitat antworten
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