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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy.

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Alt 16.07.2012, 14:54   #1
männlich Desperado
 
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Ort: Erde, Europa, Deutschland, Bayern
Beiträge: 1.747

Standard Rattenfängers Klage

Die Nacht fällt ein wie schwarze Tinte
Schatten huschen wie Gespenster
ein solches war der Tag
der Abendhimmel leuchtet purpurrote Sünde
entzündet flammend blinde Fenster
ein Anblick den ich länger nicht ertrag

Der letzte Fluch kommt leise mit dem Wind
da hilft kein Glockenklang
schleicht lautlos wie ein friedlich schlummernd’ Kind
da nützt kein Lobgesang

Für einen Silberling verraten
schwarz die Ruinen qualmen
es stürzt der Turm es bricht der Herrscher Spaten
jetzt jammern Klagepsalmen

Kein Stein bleibt auf dem andern
die Ratten fleddern fett und satt
hast deine Stunde nicht erkannt
doch ich muss weiterwandern
du stolze schöne alte Stadt
bis auf den Grund verbrannt

Das Licht sinkt auf mich nieder
für dich bleibt nur die Nacht
mich siehst du nie mehr wieder
hast selbst um deine Rettung dich gebracht

Hast meine Stimme nicht gehört
wie eine Mutterhenne hab ich dich gelockt
und meine Warnung durch der Gassen tiefe Schlucht geplärrt
als schriller Hofnarr auf dem Pranger angepflockt

Vom Himmel fällt die Nacht
wie schweres Leichentuch
ich stehe hier und schau auf dich hinab
hab lange über deinen Schlaf gewacht
ob ich nun segne oder deiner fluch’
du selber schaufelst dir dein Grab

Drei Tagesreisen zog ich durch die Stadt
sah keine Asche sah kein kahlgeschornes Haupt
wer Jonas’ Predigt aber nun zum Zeugen hat
dem sei ein harter Urteilsspruch erlaubt

Du bist nicht kalt noch warm
ich spei dich angewidert aus dem Mund
mag Gott es sein der deiner sich erbarm
ich tu den sichern Untergang dir kund

Wenn bald die Engel von den Dächern weichen
erschöpft in ihrer unerschöpflichen Geduld
so wird ihr Schutz von euch gegangen sein
und euer wohlversorgtes Leben wird der Hölle gleichen
denn unverdrossen häuft und türmt ihr Schuld auf Schuld
im Grabe dreht sich um der Vorfahren Gebein

Sag Stadt was hast du vorzuweisen
wo sind die Werke der Barmherzigkeit
bald sind gelegt die Könige in heißes Eisen
und ihrer Huren Harem der für Geld gefreit

Auch wenn ich um dich weine
tust weiter du nicht gut
all deine alten Steine
zerschmelzen in der Glut

Von deines mächt’gen Domes Flanke
in Stein gemeißelt grunzt die Judensau
wirst selbst zum Fraß ihr vorgeworfen sein
ich hab mich hingesetzt weil ich sonst wanke
denn was ich schaue sehe ich genau
geschändet und geplündert liegt der heil’ge Schrein

Ich möchte wie ein Rattenfänger pfeifen
und deine Kinder aus der Mauern Ring entführen
noch ohne Schuld sie rasch zu Deinesgleichen reifen
denn schlechtes Vorbild wird zu bösem Sinn verführen

Ich ziehe mir die Schuhe von den Füßen
und klopf die Sohlen aneinander bis es staubt
für alle meine Sünden will ich redlich büßen
dir aber sei das Himmelreich geraubt


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