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Alt 01.02.2016, 12:18   #1
weiblich Merith
R.I.P.
 
Dabei seit: 10/2013
Ort: Im Isental
Alter: 83
Beiträge: 3.380


Standard Verlorene Tage

Die junge Frau hatte sich zu einem Besuch bei ihren Eltern durchgerungen und nun saß sie im Zimmer ihrer Kindheit , ihrer Jugend, an dem nichts verändert worden war. Die Tatsache bedrückte sie. Ihre Eltern hatten lange Zeit gehofft, dass sie zurück kehren würde.
Sie fand Briefpapier in kindlichen Farben, den Füller, den sie längst verloren glaubte und begann ihm zu schreiben, dem unbekannten Freund, mit dem sie seit kurzer Zeit ihre Gedanken austauschte, ihre guten und schlechten Erlebnisse mit ihm teilte. Er hatte Verstand und Humor und manchmal witzelten sie ein wenig boshaft über gemeinsame Bekannte, ohne sich selbst begegnet zu sein.
Es drängte sie auch nicht danach, ihr gefiel der Zustand des anonymen Kennenlernens. In den letzten Briefen hatte sich eine gewisse Vertrautheit eingeschlichen, die sie nicht wahrnehmen wollte und doch in jedem Brief danach suchte. Sie wollte ihre mentale Freiheit bewahren, zweifelte zugleich daran, ob es ihr gelingen würde. Seine Briefe waren einfühlsam, charmant, oft auch distanziert, was sie beruhigte.
Es wurde ein langer Brief, in dem sie viel von sich preis gab und am Ende machte sie ihm, zu ihrem eigenen Erstaunen, den Vorschlag, sich irgendwann persönlich kennen zu lernen. Sie verschloss den Brief, ohne ihn noch einmal durchzulesen, sonst wäre sie am Ende doch wieder zu zögerlich gewesen.
Sie vernahm den durchdringenden Ton der Türglocke , gleich darauf hörte sie die Mutter ihren Namen rufen.
Als sie ihn im Vorgarten stehen sah, wusste sie sie sofort, dass er es war. Sie sah in lange Zeit an, er gefiel ihr. "Hättest du uns doch Zeit gelassen" sagte sie schließlich und noch einmal "hättest du uns Zeit gelassen".
Dann ging sie ins Haus , in ihr Zimmer, nahm den Brief in die Hand, sie hatte ihn an den Unbekannten geschrieben, nicht an den, der so vorschnell an der Haustür stand.
Sie zerriss den Brief langsam in winzige Stücke, spürte die Träne im Augenwinkel.

Geändert von Merith (01.02.2016 um 14:05 Uhr)
Merith ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.02.2016, 18:21   #2
männlich dr.Frankenstein
 
Benutzerbild von dr.Frankenstein
 
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.465


das ist schön, ja ungeduld ist fies in diesem Spiel.
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.02.2016, 19:01   #3
weiblich Merith
R.I.P.
 
Dabei seit: 10/2013
Ort: Im Isental
Alter: 83
Beiträge: 3.380


Lieber dr. Frankenstein,

danke für deine Antwort.

Lieben Gruß
Merith
Merith ist offline   Mit Zitat antworten
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