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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 18.05.2010, 21:03   #1
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Standard Amok

Wer mir heut noch in die Quere kommt,
hat nichts zu lachen!
Ich habe schon den Hund in die Waschmaschine
und die Katze in die Mikrowelle gestopft
und vorm Laden das Baby geklaut
und geräuchert -
Heute ist mit mir nicht zu spaßen.

Gestern noch habe ich in den Kaktus gebissen
und stillt geweint aus Trauer und Zorn,
um nur keinen andern zu verletzen.
Und habe freundlich wie immer danke und bitte gesagt
und mich hübsch eingeordnet in die Warteschlange
vorm Tor der Massenabspeisung mit ungültigen Glücksgutscheinen -
aber heute habe ich die Suppenschüsel weggeworfen...

Heute habe ich endlich mein Beil umgeschnallt
und Handgranaten unter mein Hemd gesteckt.
Und ich werde nicht ruhen und rasten
bis überall Rauch aufsteigt und tiefes Schweigen herrscht -

um mich dann in die Sonne zu setzen -
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.05.2010, 21:49   #2
männlich Harlekin
 
Benutzerbild von Harlekin
 
Dabei seit: 04/2010
Ort: Kassel
Alter: 33
Beiträge: 57

Standard Ich kippe gleich vom Stuhl

Abend Gummibaum,
ein gelungenes Stimmungsbild, wie ich finde.

1. Strophe:
Ich konnte mich ganz gut in Rage lesen, wurde immer schneller und habe mich ausgezeichnet in die Lage des Lyrischen Ichs versetzen können.
So simpel wie passend waren hier die und-Anaphern.
(Beim zweiten Lesen musste ich doch, ob der Mikrowelle schmunzeln.)

2. Strophe:
Zitat:
Gestern noch habe ich in den Kaktus gebissen
und stillt geweint aus Trauer und Zorn,
um nur keinen andern zu verletzen.
Hier war der Knackpunkt - mit einem Mal, Aus die Maus. Tempus- und Stimmungswechsel. Das stille Weinen hat mir vorerst sämtlichen Wind aus den Segeln genommen und der gefühlte Schmerz beim Beißen in den Kaktus - Autsch!
Sofort legst du mit der bekannten und-Anapher nach, wodurch sich wieder eine aggressive Grundstimmung bei mir einstellt.
Es folgt das eindrucksstarke Bild:
"vorm Tor der Massenabspeisung mit ungültigen Glücksgutscheinen -"

3. Strophe
Hier erfährt man, dass das lyrische Ich nach Ruhe sucht; ein Ort ohne Ablenkung und Gequatsche. "und tiefes Schweigen herrscht -"

Scheinbar handelt es sich gar nicht um ein rein destruktives Wesen beim Lyrischen Ich; vielmehr ist es um seinen eigenen Frieden zu erreichen, dazu gezwungen den nervigen Rest auszuknipsen "um mich dann in die Sonne zu setzen -"
Erinnert mich ein wenig an Georg Büchners Materialismusgedanke.

Fazit:
Schon eine Weile her, dass meine Gefühle auf derart wilden Achterbahnen gefahren wurden. Ich steige jetzt lieber aus und überlasse dem Nächsten den Nervenkitzel.
Das hat mir den Abend doch noch einmal versüßt.

Liebe Grüße
Harlekin


PS: Ich hoffe, du hattest einen angenehmen Tag. Sollte dem nicht so gewesen sein, schätze ich, dass du dich mit diesem Text gut abreagieren konntest.
Achso, eines habe ich ganz vergessen:
In der zweiten Strophe, zweiter Vers ist dir wahrscheinlich ein Tippfehler unterlaufen und es müsste demnach "still" heißen.
Harlekin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.05.2010, 01:16   #3
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Danke sehr, Harlekin, für deine freundlichen Worte. Der Text diente wirklich dem Abreagieren. Danach ging's mir besser. LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

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