Wortmädchen

[Arya007]

Sie hatte sich immer gewünscht,
man würde über sie schreiben,
ihre durchschnittlichen Fähigkeiten,
in bedeutungsvolle Worte kleiden.
Doch fragte sie ihn, mit bloß einem Blick,
so sagte er, sie wäre zu viel
- nein nicht zu dick
bloß sehr schwer in Worte zu fassen.

Sie hatte sich immer gewünscht,
man würde über sie schreiben.
Ihr Können, dass sie kaum noch schätzte,
über ihr Leiden und was sie verletzte.
Also wurde sie weniger
- nein, nahm nicht ab
doch versuchte sich zu reduzieren.

Sie hatte sich immer gewünscht,
man würde über sie schreiben.
Würde einfach ohne zu fragen begreifen
und ein paar Schritte mit ihr gehen.
Und dann war sie so wenig,
und fühlte sich leer,
doch wog nun das Leben nicht mehr so schwer.

Als sie einer fand,
der bereit war über sie zu berichten,
war sie zu wenig
und konnte wer sie war, nicht mehr verdichten.
Er sah sie bloß an und suchte Facetten,
doch die waren zu tief versteckt und kaum zu entdecken.
Als er sie verließ,
da wurde sie mehr
und sie zu sein, war dann gar nicht mehr schwer.

Sie hatte sich immer gewünscht,
man würde über sie schreiben,
man würde verstehen
und so nahm sie den Stift
und befahl mit bloßen Worten den Menschen,
zu sehen.

[number11]

Sehr schön!

Mir gefällt, dass du in den ersten zwei Strophen jeweils die gleiche Form gewählt hast, mit dem Bindestrich, der beschreibt, dass es nicht um ihren Körper geht.

[...]
- nein nicht zu dick
[...]
- nein, nahm nicht ab

Außerdem mag ich, wie du in den ersten drei und der letzten Strophe den gleichen Anfang gewählt hast.

Sie hatte sich immer gewünscht,
man würde über sie schreiben.

Dass die vierte Strophe aus der Reihe tanzt ist sehr gut eingebaut, da sich dort ja endlich jemand findet, der über sie schreiben würde, aber nichts mehr an ihr erkennbar ist, über das man schreiben könnte.

Er sah sie bloß an und suchte Facetten,
doch die waren zu tief versteckt und kaum zu entdecken.

Ein gut durchdachtes und in sich stimmiges Gedicht. Einziger Kritikpunkt meinerseits wäre, dass du nicht auch in der dritten Strophe irgendwie einen Einwurf mit Bindestrich untergebracht hast

11

[Ex-Letreo71]

Wie schön, dass sie sich selbst entschloss,
ihr Leben zu beschreiben...

Das hab ich alles sehr gern gelesen, liebe Arya007.

Lieben Gruß

Letreo

[Arya007]

So toll, dass es euch gefällt!
Hast du einen Vorschlag für den Einsatz von einem Bindestrich in der Strophe, 11? Mir ist nämlich keiner eingefallen.

[number11]

Vielleicht so ?

Sie hatte sich immer gewünscht,
man würde über sie schreiben.
Würde einfach ohne zu fragen begreifen
und ein paar Schritte mit ihr gehen.
Und dann war sie so wenig,
- nein, nicht ausgehungert
doch wog nun das Leben nicht mehr so schwer.

Kann auch doof sein, mir fällt auch nichts anderes ein

[AnnaWagner]

Hallo Arya007,

ich finde deine erste Strophe super und auch die Story in dem Gedicht.
Meiner Meinung nach könnte man in V6 das “zu viel“ vielleicht auch umdrehen in
“sie wäre viel zu
-nein, nicht zu dick“
Dann wäre der Bindestrich wie wenn jemand einem in den Satz, der noch nicht ganz fertig ist, fällt.
In der dritren Strophe könnte man den Bindestrich evtl so einbauen:
“-nein, nicht dünn, sondern eher leer“

Liebe Grüße

Anna