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21.01.2014, 00:38 | #1 |
Nebel
Eine kleine und etwas düstere Kurzgeschichte, die an einem nebeligen und ebenso düsteren Tag in einem ruhigen Moment enstanden ist.
- Nebel - Ein grauer Schleier liegt über den Bergen, deren Umrisse nur noch schwach durch die dicke Nebelwand hindurch erkennbar sind. Es ist ruhig. Eine trübes und bedrückendes Gefühl geht von jenem Nebel aus. Es ist, als wäre die Welt vor unseren Augen verschwunden, als verstecke sie sich, vor jenem, das dort draußen lauert. Man erzählt sich, im Nebel hausen düstere Kreaturen, die darauf warten, unvorsichtige Opfer in die ewige Finsternis zu ziehen. Einige sagen sogar, wenn man lange genug in den Nebel starre, dann könne man ihre Schatten erkennen, die sich langsam und bedrohlich durch den Nebel bewegen. Stets ein Auge auf uns gerichtet, abwartend, ... lauernd. Die Menschen fürchten sich vor dem Nebel und die Klugen meiden ihn. Nur wenige Tapfere haben sich ihm je törricht entgegen gestellt und verschwanden. Wenn der Nebel kommt, dann suchen die Menschen Schutz im Dorf, sie verstecken sich in ihren Häusern, nahe am Schein des Feuers, das den Nebel zu vertreiben vermag. Dort ist es sicher, denn die Kreaturen meiden das Licht. Doch die düsteren Gassen des Dorfes sind vor ihnen nicht sicher. Kaum jemand wagt es, während des Nebels vor die Tür zu gehen und wenn, dann stets eilend,ohne sich umzudrehen, denn das wäre das Ende. So überstehen die Menschen den Nebel, eine Lebensweise, die sich über die Zeit hinweg als erfolgreich herausgestellt hat. Die Alten behaupten, es sei ein Fluch, der den Menschen auferlegt wurde, als Strafe für ihr Verhalten in der Vergangenheit. Die Rede ist von Kriegen, Unterdrückung und Egoismus. Der Mensch an der Spitze der Nahrungskette als Herrscher und Tyrann der Welt - diese Position war einmal. Es ist als verbanne man einen einstigen König in den Wald zum Holzschlagen - ein tiefer Sturz und nicht alle haben ihn verkraftet. Jene, die an ihrer Position und Macht festhielten fielen dem Nebel als Erstes zum Opfer. Schlösser, Paläste und Herrenhäuser stehen nun verlassen und vom Nebel verschlungen in der Finsternis herum. Lediglich kleine Dörfer und Städte, in denen die Menschen noch zusammenhalten blieben bisher verschont. Niemand weiß, wie die Zukunft aussehen wird, ob sich der Nebel irgendwann auf ewig verzieht, oder ob die Dunkelheit vollständig Besitz von der Welt ergreifen wird. Es ist diese Ungewissheit, die den Menschen Angst bereitet und sie an den Rand der Verzweiflung treibt. Aber wer weiß, eines Tages, so hoffe ich, werden die Menschen auf dieses düstere Kapitel voller Reue zurückblicken. Sie werden aus ihren Fehlern gelernt haben und in Frieden und Harmonie zusammen leben. Ich verfasse diese Worte für die Zukunft - als Erinnerung an jenes Kapitel, zu dem es nie hätte kommen dürfen. Mein Vermächtnis soll jene Angst sein, niedergeschrieben in diesen Zeilen, auf dass sie nie in Vergessenheit gerate und allgegenwärtig an die Gefahr der menschlichen Arroganz erinnere. Mein Name ist Aracheon, Schriftgelehrter und Hoffmeister des Kaisers der alten Welt und dies sind meine Worte. |
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21.01.2014, 16:28 | #2 |
Forumsleitung
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Hier fehlt der MacGuffin. Es wäre auch spannender gewesen, wenn es sich um einen besonderen Nebel (oder den Nebel in einem besonderen Land oder in besonderen Bergen) gehandelt hätte; denn ein gewöhnlicher Nebel, wie er überall vorkommt, wird wohl kaum einem Menschen Angst einjagen können.
Besten Gruß Ilka |
21.01.2014, 18:32 | #3 |
R.I.P.
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Nebel
Stimmt, Ilka-Maria,
diese besondere, angsteinjagende Charakteristik des Nebels ist in dem guten Text zu wenig ausgeprägt. Einerseits dachte ich Stephen King (dafür ist der Text aber zu gut), andererseits an Sagen, die im Gefolge der mittelalterlichen Pest aufkamen. Frage an den Autor: Wie siehst Du das? LG Thing (im Fiebernebel) |
21.01.2014, 19:36 | #4 |
Hallo und danke erstmal für euer Feedback!
Nun, wie oben beschrieben entstand diese Idee an einem stillen und nebeligen Nachmittag. Ich schaute auf die nebeligen Berge vor meinem Fenster, die wirklich nurnoch kaum zu erkennen waren, so dick war der Nebel. Ich stellte mir nun vor, was wäre, wenn dort draußen wirklich etwas böse lauern würde, etwas übernatürliches und unwirkliches. Aus diesem Gedanken heraus entsprang nun quasi unaufhaltsam eine Geschichte, über Finsternis, Apokalypse und Angst, alles sammt manifestiert in jenem "Nebel". Der Nebel zum Einen als Symbol für etwas Verborgenes - jene Kreaturen die nur mit Mühe erkennbar sind. (Genau wie die Berge vor meinem Fenster). Zum anderen der Nebel als Metapher für das düstere Schicksal der Menschen, die für ihre Vergangenheit bestraft werden. (Die "schlechte" Welt wird vom Nebel bedeckt >Nebel der Reinigung?<, >Das schlechte wird bedeckt, damit "man" es nicht mehr sehen muss?<) Dies alles waren nur einige Gedanken, die mir in dem Moment in den Kopf schossen. Der Versuch, all jenes in eine düstere Geschichte zu verpacken scheint wohl nicht ganz so erfolgreich gewesen zu sein, wie erwartet. Zumindestens fühlte ich im Moment des Schreibens eine gewisse Art der Befriedigung - nämlich eine Welt erschaffen zu haben, die genau meinen bedrückenen Gefühlen bezüglich des Nebels gerecht wird. So, nun ist meine Notiz fast so lang, wie der ursprüngliche Text, sodass ich mich entscheide, auf zuhören. Über solche Empfindungen und Motivationen, die zum Schreiben geführt haben kann man immer lange "Streiten". Dennoch danke ich euch für eure Zeit, die ihr in das Lesen meiner Texte investiert habt! =D Einen schönen nebelfreien Abend allerseits. Grüße |
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