Liebst du mich

[urluberlu]

Der Tag begann mit Sonnenschein.
Hummel Erich streckte früh die Beine und die Fühler. Rappelte sich hoch, blickte sich hungrig in der Höhle um. Kein Tropfen Nektar mehr da.

Hummel Erich fuhr sich mit den Vorderbeinen über Gesicht und Fühler und kroch zum Horizont hoch. Breitete seine Flügel und eroberte mit munteren Torkelschwüngen den Luftraum.

Er war ein ansehnlicher Kerl mit den für den Hummelflug unabdinglichen gut gepumpten Muckis. So war er schon bald bis zu den lockenden, duftenden Blumenblüten aufgestiegen.

Als eine von ihnen den bärtigen, brummigen Erich herantorkeln sah, zuckte sie nicht einmal kurz zusammen, sondern rief ihm in schönsten Farben und süßesten Düften zu: „Liebst du mich? Sag, liebst du mich?“

Hummel Erich brummte: „Ja, Liebste, ich liebe ...“ Bei „dich“ war er schon drin. Seine Fühler kitzelten der Blüte Innerstes, was diese als weiteren Liebesbeweis gerne erlitt.
Hummel Erich trank den wohlschmeckenden Nektar und machte sich frisch gestärkt und strotzend vor Tatendrang auf zur nächsten Blüte. „Liebst du mich? Sag, lie...“ - „Ja, ja, ich liebe dich!“, und schwupps stak Erich im Honigtöpfchen.

Unterdessen taumelte an der Pforte, welche Erich soeben verlassen hatte, ein Käfer herum. Die herrliche Farbe der Blume, der Duft von ihren vollen Lippen, ihr knackiger Hinterteil... Alles betörte seine Sinne, machte ihn schmerzhaft unruhig und benebelte sein Nervensystem.

Käfer Karim klopfte mit Füßen und Fühlern an der Außenwand der schönen Blüte herum. Schließlich, da er vergebens auf die entscheidende Frage wartete, die dieses prachtvolle Geschöpf Gottes ihm stellen müsste, rief er laut „Ich liebe dich“ und krabbelte verzweifelt dem Duft des Nektars entgegen.

So sehr er aber mit den Füßchen krallte, und wie er auch den Rüssel streckte, die Blume wollte ihn nicht in ihr Innerstes lassen, der Nektar floss nicht. Karim musste sich unverrichteter Dinge damit abfinden, dass der kulturelle Unterschied zu groß war.

Als Karim, der Käfer, den Blütenduft noch in den Fühlern, danach am Boden war und unter einem schützenden Krautblatt über die Unbegreiflichkeit der Blumen nachsann, torkelte über seinem Kopf der Hummel Erich, munter ein Liedchen brummend, gut gesättigt von bei Hummeln nicht ungewöhnlichen mehr als tausend „Liebst du mich“ (per day), müde seiner Höhle zu.

[Heinz]

Hallo, urluberu
das ist eine entzückende Kurzgeschichte (und ich weiß jetzt, was Du mit dem Hummeltraum meintest. Der beste Satz oder sagen wir, der Satz, der mich zum lauten Lachen brachte, ist der: Hummel Erich brummte: „Ja, Liebste, ich liebe ...“ Bei „dich“ war er schon drin." Den einigen "Fehler", den ich entdecken konnte: "...und schwupps stak Erich im Honigtöpfchen." Ich muss Dir nicht sagen, dass hier was nicht stimmt. Aber Kritik soll ja konstruktiv sein, ich hätte anzubieten
- Nektareimer
- Pollentüte
- Nektarnäpfchen

Liebe Grüße,
Heinz

[urluberlu]

Und platsch stund Url im Nektarnäpfchen.
Honigtöpfchen ist mir geläufig aus mittelalten chinesischen Romanen. Aber Chinesen kennen sich mit Blütenpflanzen wohl nicht so aus. Die reissen alles aus, was man nicht essen kann.
Danke für dein lachen.
Url

[Heinz]

Lieber urluberu,
ich kenne leider nur eine Chinesin etwas näher, dabei gibt es doch so viele. Aber wenn die eine, die kleine Li von ihrem Honigtöpfchen sprach, meinte sie keine Kinder aus Floras Bezirk.
Schönes Wochende!
Heinz

[urluberlu]

Vielleicht meinte sie etwas Ähnliches wie jene Romanschreiber? Frag sie doch mal.

[Heinz]

ich muss sie nicht - sie liest gerade mit und nickt begeistert. Auch für den Hummelknaben könnte die Metapher gelten, aber sie passt nicht zum Blümchen. Das weißt Du Schlitzohr natürlich und streust Sand in die Augen der Leser.
Tschüss, ich muss jetzt weg.
Heinz

[urluberlu]

öhh...
da hat deine freundin vielleicht doch nicht die gleichen bücher gelesen wie ich?
hummelknabe mit honigtöpfchen?
naja, hauptsache nahrhaft
url

[Heinz]

Du willst mich falsch verstehen. Nee, sie mit Honigtöpfchen, der Hummelfürst war ich.
Schönes Wochende!
Heinz

[urluberlu]

Ach so!!! Du möchtest nicht der Käfer sein und trotzdem Honig schlecken!
Alles klar.
Du hättest dich notfalls auch als dein Bär ausgeben können.
Url

[Thing]

Oder der Ameisenbär mit der langen Zunge, das gefällt Honigtöpfchen.

[urluberlu]

Hallo Thing
Ist das nun ein Kommentar? Ein Rülpsen? Ein Spam? Ein was bitte sollte das darstellen?
Url

[Thing]

Einen Ameisenbär mit langer Zunge.
Ich bin schlechter Laune, mir darf man nichts abverlangen außer Blut, heute.
Kannst es auch als Spam betrachten - das wird hier nicht gelöscht.

[urluberlu]

Ach Thing, es gibt hier so viel zu lachen.
Und sonst erhol dich mal auf der grünen Wiese inmitten von muhenden Kühen und unterm Stab eines gerechten Hirten.
Damit du nachher wieder so richtig Lust hast, hier auf die Pauke zu hauen.
Danke für die Erklärung.
Url

[Thing]

Mach Du mal Deinen Kram und ich mach meinen Kram.

[urluberlu]

Meinen Kram? Der besteht darin, aufzuklären, was dich hier festhält, während die Wiese verdorrt. Schliesslich fehlen mir die von dort aus abgegebenen Schüsse aus deiner Schrotflinte. Ohne solche Stimulantien ist schlecht Verse machen.
Url

[Thing]

Ich schieße nie, mir sind Schußwaffen ein Gräuel!

geändert.
Der Not gehorchend, nicht dem Triebe.

[urluberlu]

Genau wie die gräuliche Rechtschreibreform!
Beim Wort Greuel sind sogar namhafte Verlage ihr nicht gefolgt. Steckst du dahinter?
Naja, ich mag ihn mit eu.