Raub

[Thing]

Sehnsucht raubt mir all den Schlaf,
der gestern süßen Traum noch brachte.
Ach, wär die Nacht doch schon vorbei!
Was nützt es, daß ich kühl und brav
die Augen schließ: das kaum Erdachte
macht aus der Dunkelheit sich frei
und brennt auf meinen Lidern!

Kann nicht schon heller Morgen sein,
der hehres Antlitz näher rückt in's Riesengroße,
dem Auge wieder bietend blauen Blick?
Mond! Eile doch mit Deinem Schein!
Himmel! Gib aus Deinem Schoße
der Frühe Brand dem Tag zurück,
daß - endlich! - Blicke sich erwidern!

Ach, wie lästig wird die trostlos lange Nacht.
Wie stehn die Stunden endlos still.
Du, Zeit, hast spöttisch mich verlacht,
nun geh vorbei, da ich es will!
Am Morgen magst Du wieder stillestehn
für zwei erflehte süße Stunden,
und danach schnell Dich weiterdrehn;
dann eile Dich, den Tag zu runden,
dann bringe rasch den nächsten Morgen:
In ihm ist jetzt sein Lächeln noch verborgen.

[muse]

Ach, welch ungeduldig Herz!
Lesegenuss pur, Thing.

[marlenja]

wenn ich mich zu Bette lege
so denke ich an dich
wenn ich wach liege
sinne ich über dich nach
Denn du bist mein Helfer
und unter dem Schatten
deiner Flügel frohlocke ich
Meine Seele hängt an dir
deine rechte Hand hält mich

König von Israel

Das wünsche ich dem Dichter
der sich des Nachts so sehnt
nach des Tages heller Hitze

[Thing]

Halli Hallo, muse und marlenja -


vielen Dank!
muse - du hast es erfaßt.

marlenja -

Du stülpst wieder etwas über mein Gedicht, das in keiner Weise zutrifft.
Es waren zwei Stunden irdischen Glücks, die vom Dichter erfleht wurden.
Der Dichter war kein König, und helle Hitze des Tages wurde schon gar nicht erbeten.
Der Angerufene war auch in keiner Weise behilflich oder hilfreich, der versprochene Händedruck blieb bis (Jahrzehnte später) aus. Er war halt kein Gott.

Aber ich weiß, daß aus Deinem Herzen Güte strahlt -
dafür bin ich dankbar.

Thing

[marlenja]

Du meine Güte - hab ich wieder was gestülpt .

Mein Mund sprudelt von dem was mein Herz erfüllt .

[Ilka-Maria]

Thing, die Mischung aus Romantik und Verzweiflung, durchzogen von einer fast schmerzvollen Melancholie, macht mir bei vielen Deiner Gedichte angst.

[Thing]

Ängstige Dich nicht, meine Liebe!
Nondum omnium dierum solem occidisse.
(Noch ist nicht aller Tage Abend)


LG
Thing

[Jeronimo]

Hallo Thing,

großartig, wie Du die Stimmungen beschreiben kannst. Und immer erkennt man Dich an Deinen Worten.
Das war wieder ein Erlebnis!

Jeronimo

[Wolfmozart]

Sehr schönes Gedicht, sowohl inhaltlich als auch handwerklich!

Wenn man bedenkt, in welcher Qualität und Quantität du Lyrik produzierst, kann ich nur sagen: Du bist wahrlich ein DICHTER!

[Thing]

Lieber Jeronimo und lieber wolfmozart:

Habt Dank für Euer überschwängliches Lob!
Welch ein wundervoller Tag


für
Thing!