Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Düstere Welten und Abgründiges

Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 10.09.2011, 20:58   #1
männlich Erich Kykal
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Dabei seit: 09/2011
Ort: Österreich
Alter: 59
Beiträge: 876

Standard Großstadtdunkel

Dort, wo Schatten aufwärts kriechen
an den Fassaden, die ein Glühn
verließ, um still dahinzusiechen,
erhebt sich aus den dunklen Ecken
die Nacht und schultert ihr Bemühn,
den ganzen Erdkreis zu bedecken.

Dort, wo die Fenster Leben trinken
in grauer Straßenschluchten Gang,
wo Dämmerung und Nebel sinken
hinab an blinzelnden Etagen,
dort fällt die Nacht und sickert bang
durch menschenleere Tiefgaragen.

Dort, wo Laternen dich belügen
mit Ahnungen von Licht und Tagen,
als könnten sie ein Schwarz besiegen,
das eine ganze Welt verschweigt -
dort weiß die Nacht auf alle Fragen
die Antwort, die dich übersteigt!
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.09.2011, 21:55   #2
joerg
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 90

Es ist wahrhaft berauschend, nach einem anstrengenden Arbeitstag solche Verse zu lesen; die Trance, die du beschrieben hast, überträgt sich auf den Leser.

fa-bel-haft

jörg
joerg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2011, 09:14   #3
männlich ZychoyZ
 
Dabei seit: 02/2010
Alter: 37
Beiträge: 1.633

schwerer eindruck dieses gedicht
ZychoyZ ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2011, 10:22   #4
männlich Erich Kykal
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Dabei seit: 09/2011
Ort: Österreich
Alter: 59
Beiträge: 876

Hi, jörg!

Es freut mich, dass ich deinen Abend versüßen konnte. Ich habe 38 Jahre in einer Stadt gelebt - jetzt arbeite ich nur noch dort.
Einige meiner Gedichte beschäftigen sich allerdings immer noch mit den Stimmungen des "Molochs" - solche magischen Momente vergisst man nicht.


Hi, ZychoyZ!

Wow! Der Eindruck muss so schwer gewesen sein, dass er dich praktisch sprachlos machte...
Nee, Scherz beiseite, Danke für's Lob, euch allen beiden! Unter der Rubrik "Natur" wär übrigens noch eins gewesen...

LG, eKy
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2011, 11:14   #5
Ex-Odiumediae
abgemeldet
 
Dabei seit: 07/2010
Beiträge: 1.151

Hervorragend! Dieses wunderbare Werk wirkte Wunder.

Der Inhalt ist Dir wieder perfekt gelungen und die Mataphorik ist atmeberaubend.

Was die Metrik angeht stören mich allerdings einige Kleinigkeiten. Du bedienst dich der Hamonie halber mit einer schönen Wirkung einer Anapher, indem Du das Dort zu Anfang jeder Strophe wiederkehren lässt. Von der harmonischen Wirkung geht meiner Meinung nach aber dadurch etwas verloren, dass den drei Versen nicht dieselbe Metrik zugrunde liegt.

S1, V1 hat acht Silben und ist jambisch, in S2, V1 und S3, V1 steckt zu Anfang jeweils eine doppelte Senkung, die beim Lesen den (zumindest meinen) Sprachfluss stört.

Zitat:
Dort, wo Schatten aufwärts kriechen
Ist ist das Versmaß jambisch (xX), vier Hebungen, acht Silben, klingende Kadenz.

Zitat:
Dort, wo die Fenster Leben trinken
Hier stockt der Lesefluss für mich, denn der Vers beginnt mit einem Daktylus (Xxx), um dann wieder jambisch zu werden. Ebenso verhält es sich mit dem ersten Vers der letzten Strophe.

Das mag Dir pingelig anmuten, aber da ich weiß, dass es Dir besonders auf die Sprachmelodie ankommt, habe ich es erwähnt.

Ansonsten habe ich nichts zu mäkeln, das Niveau in Sprache, Ausdruck und Metaphorik muss man erst einmal erreichen.
Ex-Odiumediae ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2011, 13:52   #6
männlich Erich Kykal
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Dabei seit: 09/2011
Ort: Österreich
Alter: 59
Beiträge: 876

Hi, Odi!

Wie du sagtest - Bauchdichter! Ich verstehe nicht einmal, was genau du meinst! Wegen des "wo die" und des "wo La..."?
Ehrlich gesagt, darauf habe ich gar nicht geachtet, weil sich dieses Detail für mich niemals als Stolperer dargestellt hat. So wie ICH es lese, hab ich keinerlei Problem damit.
Ich bezweifle nicht, dass du Recht hast, und es zwiebelt mich auch ein wenig, dass ich offensichtlich solche Lapsi fabriziere, ohne es überhaupt zu bemerken!
Dennoch - in diesem Fall will ich nichts ändern, weil ich es trotz der kleinen "Ungenauigkeiten" wunderbar anhört, so wie es ist.

LG, eKy
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2011, 14:20   #7
Ex-Odiumediae
abgemeldet
 
Dabei seit: 07/2010
Beiträge: 1.151

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Ehrlich gesagt, darauf habe ich gar nicht geachtet, weil sich dieses Detail für mich niemals als Stolperer dargestellt hat. So wie ICH es lese, hab ich keinerlei Problem damit.
Das kann ich mir gut vorstellen, denn bei Dichten hat man schließlich auch oft seine eigene Sprechmelodie. Es ist durchaus möglich, dass es nur mich ein wenig gestört hat, aber was die Metrik angeht bin ich sowieso extrem pingelig. Da Du aber im gegenzug besonderen Wert auf die Melodie legst, könne wir nur beide voneinander lernen.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Ich bezweifle nicht, dass du Recht hast, und es zwiebelt mich auch ein wenig, dass ich offensichtlich solche Lapsi fabriziere, ohne es überhaupt zu bemerken!
Dafür konntest Du mir wertvolle Tipps geben, wie man z.B. die Atmosphäre durch Vokalharmonie und klanglicher Färbung verbessern kann. Das sollte dich nicht zwiebeln.
Ex-Odiumediae ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.09.2011, 18:44   #8
männlich Erich Kykal
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Dabei seit: 09/2011
Ort: Österreich
Alter: 59
Beiträge: 876

Ach, du meinst das mit den "dunklen" (o,a,u) und "schrillen" (i,e) Vokalen? Wobei "e" schon eher ein Grenzfall ist, kurz und hart wie in "Essig" oder weich und lang wie in "Ebenholz"...

Übrigens gibt es auch bei den Konsonaten weiche (b,d,l,g,m,n,v,w) und harte (k,t,p,z,s,x,q) sowie Grenzfälle (r,f,h).

Man verwendet sie je nach erwünschtem Klangbild - ich bevorzuge die weichen, lyrischen Klänge... Worte wie "platzt", "zischt", "aussitzen", "bitzeln", "Kinkerlitzchen", "Zipperlein", "Katzenstreu", "rektal", usw... sind mir beim Dichten schon eine veritable Mittelohrvergiftung!

LG, eKy
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.09.2011, 19:44   #9
Ex-Kaleidoskop
abgemeldet
 
Dabei seit: 07/2011
Beiträge: 217

Hallo eky,
Ein tolles Gedicht. Dies sind meine Lieblingszeilen:
Zitat:
die Nacht und schultert ihr Bemühn,
den ganzen Erdkreis zu bedecken.
Bezüglich der Klangmelodie empfinde ich so wie Odi, du beginnst fast alle Zeilen unbetont, nur die erste (und darum liest man die zweite auch so, die metrisch am Anfang auch eher unklar ist) betont.
Das erschwert gleich am Anfang den Einstieg. Erst das Dritte Wort "Fassaden" hat eine eindeutige Klangfarbe.
Man ist versucht die Zeile so zu lesen:
an den Fassaden, die ein Glühn
XxxXxXxX oder
xxxXxxxX
beide Sprech-Varianten sind deinem wunderbaren Gedicht nicht dienlich.
xXxXxXxX so muss es gelesen werden, macht aber niemand. Um dahin zu kommen, brauchst du ein Wort, dass sofort zu erkennen gibt, wie die Melodie spielt.


Vorschlag:
Wo Schatten langsam aufwärts kriechen
entlang Fassaden, die ein Glühn


lg,
Kalei...
Ex-Kaleidoskop ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.09.2011, 21:12   #10
Ex-Odiumediae
abgemeldet
 
Dabei seit: 07/2010
Beiträge: 1.151

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Ach, du meinst das mit den "dunklen" (o,a,u) und "schrillen" (i,e) Vokalen? Wobei "e" schon eher ein Grenzfall ist, kurz und hart wie in "Essig" oder weich und lang wie in "Ebenholz"...

Übrigens gibt es auch bei den Konsonaten weiche (b,d,l,g,m,n,v,w) und harte (k,t,p,z,s,x,q) sowie Grenzfälle (r,f,h).

Man verwendet sie je nach erwünschtem Klangbild - ich bevorzuge die weichen, lyrischen Klänge... Worte wie "platzt", "zischt", "aussitzen", "bitzeln", "Kinkerlitzchen", "Zipperlein", "Katzenstreu", "rektal", usw... sind mir beim Dichten schon eine veritable Mittelohrvergiftung!
Wie Recht Du hast. So oft arbeite ich mit solcherlei Mustern für die sprachwissenschaftlichen Kurse an der Uni und nie ist mir der Gedanke gekommen, was man damit eigentlich für eine Wirkung erzielen kann. Zwar wollte ich immer mal damit experimentieren, aber erst durch Dich bin ich wirklich dazu gekommen.

Meine Gedichte sind ja, wie ich, oft etwas aggressiverer Natur, deswegen konnte ich die harten Vokale und Konsonanten wunderbar für den Zyklus verwenden, an dem ich arbeite. Aus Deinen Gedichten kann man sowieso noch eine Menge lernen, vor allem, wenn man aufs Detail achtet. Vielleicht sogar das ein oder andere, dass zu Deinem Stil gehört, Dir aber selbst gar nicht bewusst ist (ich denke, jeder hat solche Trademarks).
Ex-Odiumediae ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.09.2011, 21:43   #11
männlich Erich Kykal
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Dabei seit: 09/2011
Ort: Österreich
Alter: 59
Beiträge: 876

Hi, Kal.!

Ich bin nicht geschult in diesen Dingen, kann nur nach meinem Geschmack und Gespür urteilen, aber ich muss sagen, die Lesart xxxXxxxX empfinde ich keineswegs als "undienlich" - genauso lese ich es vor, und ich finde, es klingt gut, nachgerade hypnotisch.

DOrt, wo SCHAtten AUFwärts krIEchen
an den FASSAden, die ein GlÜHn
verlIEß, um stILL daHINzusIEchen,
erHEbt sich Aus den dUNklen Ecken
die NAcht und schULtert ihr BeMÜHN,
den GANzen ERDkreis zu beDECKen.

Anders würd ich's nicht hören wollen. Genau das IST für mich die Wirkung!
Dennoch vielen Dank für deine - sicherlich korrekten - Gedanken.

LG, eKy


Hi, Odi!

Es ist schön, das Gefühl zu haben, dass jemand WIRKLICH hören will, was man zu sagen hat, vor allem, wenn es nicht reglementarisch fundiert ist, sondern soz. aus'm Bauch heraus ruft! Viele rümpfen da eher die Nase...
Auch dafür Dank!

LG, eKy
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.09.2011, 23:44   #12
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302

sensationell ERICH!!!!!!!!
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.09.2011, 00:00   #13
weiblich C.Alvarez
 
Benutzerbild von C.Alvarez
 
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.892

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Dort, wo Laternen dich belügen
mit Ahnungen von Licht und Tagen,
als könnten sie ein Schwarz besiegen,
das eine ganze Welt verschweigt -
dort weiß die Nacht auf alle Fragen
die Antwort, die dich übersteigt!
Lieber Erich,

da du meine Sachen ja sehr kritisch kommentierst, wollte ich das bei dir auch mal machen.
Dann las ich diese Strophe. Und war berührt, begeistert - eingefangen von diesen Bildern.
So bleibt mir nun doch nichts anderes übrig als ein grosses Kompliment.
Mögen tu ich dich deshalb natürlich nicht, aber dein Text ist wirklich Spitzenklasse.
Gruss an dich und die souveräne Republik Österreich.

CDP
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.09.2011, 08:16   #14
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Halli Hallo, eKy -


ich habe schon a.a.O. geschrieben, was zu schreiben war.
Soll ich mich wiederholen?

Bewundernd:
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.09.2011, 20:36   #15
männlich Erich Kykal
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Dabei seit: 09/2011
Ort: Österreich
Alter: 59
Beiträge: 876

Hi, Ralfchen!

Danke! Hab 38 Jahre in der Stadt gelebt - das hilft bei sowas...


Hi, CDP

Es wäre auch sehr inkonsequent, wenn du mich nur deshalb plötzlich mögen würdest, bloß weil dir eins meiner Gedichte gefällt!

Übrigens - danke für die Blumen! Es ist etwas ganz anderes als deine Art zu schreiben, schon klar, aber du siehst - es geht auch ohne Kraftausdrücke aller Art, jemanden nachhaltig zu beeindrucken. Mit schöner Sprache allein. (Oje - warum kann ich mir nie solche kleinen Seitenhiebe verkneifen!!! Pädagogisches Sendungsbewußtsein? Sorry, haste - hier zumindest - nicht verdient!)

Grüße an die souveräne Prophetin von Ägypten...


Hi, Rom.!

Wie immer - sei bedankt für deine Treue, aber bitte heb mich nicht so hoch auf ein Podest, dass du mich irgendwann nicht mehr berühren kannst!
Ich möchte berührbar bleiben....



LG, eKy
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.09.2011, 20:47   #16
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Das bleibst Du, das bleibst Du!

Zu diesem Piedestal werden meine schwachen Hände immer greifen können.
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.09.2011, 23:15   #17
weiblich Ex-Encki
abgemeldet
 
Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 424

Hallo Erich Kykal,

mir gefällt Vieles auch sehr gut in diesem Gedicht - v.a. die letzte Strophe und daraus besonders die letzte Zeile. Nicht nur das Poetischphilosophische sondern auch die Anrede des Lesers gefällt mir sehr. Denn jeder wird im Leben immer wieder auf sich zurück geworfen. Und wer weiß, wie oft wir wie eine Fliege immer wieder gegen die Fensterscheibe knallen, obwohl der Ausweg nur über das gekippte Fenster führt und so nah und einfach zu finden ist, wenn man nur eine andere Perspektive einnehmen könnte.

Was mir nicht sogut gefällt, sind die Wörter "dort" in Strophe 2, Zeile 5 und Strophe 3, Zeile 5. Zu viele Wiederholungen wirken abstumpfen auf mich und nehmen so auch den anderen "Dort[s]" die Kraft.
In der letzten Strophe gefällt mir die vorletzte Zeile nicht besonders gut. Zum Glück kommt eine starke Zeile hintenan, die die schlechtere Zeile schluckt; aber gerade beim mehrmaligen Lesen fällt mir der nicht so schöne Inhalt immer mehr auf. Die Nacht weiß auf alle Fragen die Antwort?!?
Das zweifle ich sprachlich wie inhaltlich an.
Auch das hier
Zitat:
die Nacht und schultert ihr Bemühn,
den ganzen Erdkreis zu bedecken.
zweifle ich mal ganz stark an. Denn genau das schafft sie, im passiven Sinne, ja immer nur halb.
Genauso gefällt mir nicht:
Zitat:
Dort, wo die Fenster Leben trinken
. Das ist mir etwas zu schnulzig, aber Geschmacksache.
Die Personifizierung der Naturereignisse oder Sachen ziehst Du, soweit ich sehen kann, konsequent durch, daher will ich es nicht weiter kritisieren. Aber durch die Personifizierung bekommt das Gedicht eine Erhöhung, Verkärung und die Nacht in der Großstadt wird mir zu stark romantisiert.

Aber wie gesagt, Einiges gefällt mir auch an Deinem Stil. Und mein Urteil ist noch nicht komplett, was dieses Gedicht angeht. Es steckt wirklich viel Schönes darin. Und da Du -an anderer Stelle- schreibst, dass Du Rilke sehr verehrst, möchte ich noch sagen, dass ich Manches von Rilkes Art hier wiederentdecken kann.

Liebe Grüße
Encki
Ex-Encki ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.09.2011, 08:29   #18
männlich Erich Kykal
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Dabei seit: 09/2011
Ort: Österreich
Alter: 59
Beiträge: 876

Hi, Haselb.!

Das "an den" wird praktisch fast wie ein Wort gelesen, und etwas rascher - so fällt's nicht auf.

Hi, Encki!

Dass du Rilke in meinen Zeilen spürst, nehme ich gern als Kompliment! Andere mögen mich darob des Epigonentums zeihen, ich empfinde es als Ehrung, den Klang dieses Allergrößten der deutschen Lyrik zumindest einigermaßen getroffen zu haben!

Dass wirklich JEDES Detail eines Gedichtes gefällt, ist ohnehin eine höchst seltene Angelegenheit, oder, wie es so schön heißt: "Wat dem eenen sin Uhl, is dem andern sin Nachtigall..."

Zur Nacht: Rein physikalisch oder logisch betrachtet weiß die Nacht überhaupt nix, schon klar. Hier soll ja auch eine Stimmung erzeugt, ein Eindruck erziehlt werden - der Leser soll das GEFÜHL bekommen, dass die Nacht beseelt sei und ihn irgenwie beobachtet, viel größer als er, unbegreiflich, unfassbar, seltsam, damit jene vage Angst und Faszination vor der leeren, vereinsamten Großstadtnacht entsteht, die das Gedicht kolportiert.

Die Fenster: Der Eindruck, den ich transportieren wollte: Dunkle Fenster sind am Abend wie tiefe Augenhöhlen - man hat immer irgendwie das Gefühl, aus ihnen heraus beobachtet werden zu können. Sie sind Löcher im Antlitz der Stadt, die alles aufsaugen, gierig nach letztem Licht, nach dem schwindenden Leben in den Straßen...sie trinken - im übertragenen Sinne - das Leben.


Euch beiden herzlichen Dank für eure sinnvollen Gedanken! Und danke für die positive Resonanz.

LG, eKy
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.09.2011, 15:41   #19
weiblich Ex-Encki
abgemeldet
 
Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 424

Hallo eKy,

Zitat:
Hier soll ja auch eine Stimmung erzeugt, ein Eindruck erziehlt werden
Ja und im Großen und Ganzen gefällt sie bzw er mir auch. Es ändert für mich aber nicht die Unstimmigkeiten.

Zitat:
Die Fenster: Der Eindruck, den ich transportieren wollte: Dunkle Fenster sind am Abend wie tiefe Augenhöhlen - man hat immer irgendwie das Gefühl, aus ihnen heraus beobachtet werden zu können. Sie sind Löcher im Antlitz der Stadt, die alles aufsaugen, gierig nach letztem Licht, nach dem schwindenden Leben in den Straßen...sie trinken - im übertragenen Sinne - das Leben.
Ich verstehe, was Du meinst und kenne das gruselige Gefühl des Beobachtet-werdens in der Nacht. Das Wort "trinken" passt für mich in dem Zusammenhang trotzdem nicht. Es ist mir dann nicht dramatisch genug, auch wenn es sich wunderbar auf "sinken" reimt.

Noch Eines:
Zitat:
in grauer Straßenschluchten Gang
Müsste es nicht
in grauem Straßenschluchten Gang
heißen?

Zitat:
Dass du Rilke in meinen Zeilen spürst, nehme ich gern als Kompliment! Andere mögen mich darob des Epigonentums zeihen, ich empfinde es als Ehrung, den Klang dieses Allergrößten der deutschen Lyrik zumindest einigermaßen getroffen zu haben!
Epigonentum hin oder her; es kommt immer darauf an, was man selber will. Ich selber will lieber meinen eigen Stil benutzen und weiterentwickeln, aber ich halte mich in meinen jetzigen Gedichten nicht an den Endreim und vorgefertigte Formen.
Ist schon schön, was Du machst!

Liebe Grüße
Encki
Ex-Encki ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.09.2011, 19:38   #20
männlich Erich Kykal
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Dabei seit: 09/2011
Ort: Österreich
Alter: 59
Beiträge: 876

Hi, encki!

in grauer Strassenschluchten Gang - in wessen Gang? - im Gang der grauen Straßenschluchten.

Genitivkonstruktion. Stimmt so.

LG, eKy
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.09.2011, 10:47   #21
weiblich Ex-Encki
abgemeldet
 
Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 424

Hi eKy,

sorry, dass ich weiter nerven muss, aber hier
Zitat:
in grauer Strassenschluchten Gang - in wessen Gang? - im Gang der grauen Straßenschluchten.
schreibst Du selbst in Deiner Antwort: im Gang der grauen Straßenschluchten.
Warum schreibst Du dann nicht auch:
im grauen Straßenschluchten Gang

Tut mir leid, aber Deine Vorgehensweise macht für mich so keinen Sinn.

Liebe Grüße
Encki (freundlich gesinnt)
Ex-Encki ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.09.2011, 11:02   #22
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Encki!!!!!


Tstststststs!!!


Kennst du noch das volkslied
"Aus grauer Städte Mauern..."?
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.09.2011, 13:01   #23
weiblich Ex-Encki
abgemeldet
 
Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 424

Also bin ich denn verrückt!?

Also:
Aus grauer Städte Mauern
die grauen Städte - grauer Städte (Genitiv)
(die Mauern) aus den Mauern (Dativ/Plural)

Ja, das Pendant:
in grauer Straßenschluchten Gänge
die grauen Straßenschluchten - grauer Straßenschluchten (Genitiv)
(die Gänge) in den Gängen (Dativ/Plural)

Hier nun Gang:
der Gang - in dem Gang - im Gang (Dativ/Singular)
demnach:
in dem grauer Straßenschluchten Gang =
im grauer Straßenschluchten Gang
Da im grauer ziemlich verboten klingt, würde ich bei "grauer Straßenschluchten" in den Akkusativ ausweichen; also:
im grauen Straßenschluchten Gang, was unserer heutigen sprechweise auch eher entspricht, oder nicht?

Aber warte!:
Das zentrale Wort ist ja "Gang" und die Frage ist sonst auch: Gehört "grauer" zu Gang oder zu Straßenschluchten. Denn wenn es zu Gang gehört, dann ist doch "im grauen Straßenschluchten Gang" (in dem grauen Gang der Straßenschluchten) korrekt.

Liebe Grüße
Encki
Ex-Encki ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.09.2011, 13:14   #24
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Halli Hallo, Encki -

aus alter Liebeslieder Klang ....

es geht in dem Gedicht um die grauen Straßenschluchten.
Manchmal kann ich Dir wirklich nicht folgen !




w o ist das Problem?


Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.09.2011, 13:24   #25
weiblich Ex-Encki
abgemeldet
 
Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 424

Hallo Romolus,

das "aus" bzw. nicht "aus" ist hier das Problem. Es heißt ja nicht:
aus grauer Straßenschluchten Gang.
Die Frage ist für mich: Welches Wort kommt statt "aus". Und da bin ich nun zu der Ansicht gelangt, dass der Satz so richtig sein müsste, auch wenn es ungewohnt klingt:
dem grauer Straßenschluchten Gang
(wie oben begründet)

Liebe Grüße
Encki
Ex-Encki ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.09.2011, 13:26   #26
weiblich Ex-Encki
abgemeldet
 
Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 424

Ach verdammt!! Das passt im Kontext nicht.

Ich belasse es bei:
Zitat:
Aber warte!:
Das zentrale Wort ist ja "Gang" und die Frage ist sonst auch: Gehört "grauer" zu Gang oder zu Straßenschluchten. Denn wenn es zu Gang gehört, dann ist doch "im grauen Straßenschluchten Gang" (in dem grauen Gang der Straßenschluchten) korrekt.
Zieh mich erst einmal zurück.

Too much!!!

Encki
Ex-Encki ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.09.2011, 13:33   #27
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998


Dort, wo die Fenster Leben trinken
in grauer Straßenschluchten Gang,


Dort, wo die Bayern Biere trinken,
in feuchter Festzeltbauten Klang....


Hab ich mich verhauen?
Dann steht das im Verhau.


U.
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.09.2011, 13:35   #28
männlich Erich Kykal
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Dabei seit: 09/2011
Ort: Österreich
Alter: 59
Beiträge: 876

Hi, Encki!

Gang hat hier nicht die Bedeutung von Korridor, sondern von VERLAUF!

IN grauer Str.schluchten Verlauf = in grauer Str.schluchten Gang

Jetzt verständlich?

"aus" wäre auch möglich, liest sich aber nicht so flüssig in Verbindung mit der Zeile darüber: "...trinken aus..." geht nicht so weich von den Lippen wie "...trinken in...".
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.09.2011, 13:37   #29
weiblich Ex-Encki
abgemeldet
 
Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 424

Sorry, ich nerv hier vielleicht dermaßen, aber es muss doch
im grauer Straßenschluchten Gang heißen.
Hab mich gard verwirren lassen.
Widerlegt mir das bitte jemand oder klärt mich auf?!?
Oder trügt mich mein Gefühl? Ein Denkfehler in meiner Darstellung?

Encki
Ex-Encki ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.09.2011, 13:39   #30
männlich Erich Kykal
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Dabei seit: 09/2011
Ort: Österreich
Alter: 59
Beiträge: 876

Hi, Encki!

Lies über deinem letzten Posting nach!
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.09.2011, 13:39   #31
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Halli Hallo,

eKy -


erspare Dir die Mühe.
Wer die Feinheiten nicht erkennt, bleibt ohne wahres Empfinden für die Delikatesse(n) der Sprache.


Habe Dir einen Vierzeiler gewidmet, ist aber eine Petitesse.
Keine Delikatesse.


Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.09.2011, 13:40   #32
weiblich Ex-Encki
abgemeldet
 
Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 424

Sorry eKy,

ich hatte wirklich an den Gang und nicht und nicht den Verlauf gedacht.
Dann bin ich still. Alles OK!

Liebe Grüße und Danke für die Aufklärung
Encki

P.S.: Die Posts hatten sich überschnitten.
Ex-Encki ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.09.2011, 13:43   #33
männlich Erich Kykal
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Dabei seit: 09/2011
Ort: Österreich
Alter: 59
Beiträge: 876

Hab dieses Missverständnis auch erst jetzt begriffen, bzw. der Formulierung deiner Einwürfe entnommen.
Vorher hatte ich ehrlich gesagt gar nicht verstanden, worauf du mit deinen Argumenten hinauswolltest.
Dumm gelaufen, keiner schuld.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Großstadtdunkel

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche



Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.