Darwinismus anno heute

[Ilka-Maria]

Mit Eifer pflegt er seinen Status,
als Prügelknabe bösen Spiels,
das schlimmste Leid gilt ihm als Bonus
und Duktus des sublimen Stils.

Er trägt mit Dignität die Qualen,
weicht vor der Pein nicht einen Schritt,
er weiß, man wird ihn gut bezahlen:
Millionen Herzen leiden mit.

Geschickt mimt er das Opferlämmchen
und streckt den Finger: Die sind schuld!
So einfach zündet er das Lämpchen
und sichert sich der Masse Huld.

Wer trägt nicht gern die Dornenkrone,
wenn man ihm dann die Füße ölt?
Und doch: Er wird nicht Gottes Sohne,
nur weil er Klagelieder grölt.

Er ist ein Opfer, ohne Frage,
ein Opfer der modernen Är:
Der Schwache ist der Held der Tage,
der Starke Vorfahr im Tertiär.

27.11.2021

[C.Alvarez]

Ein zweifellos sehr gut geschriebenes Gedicht mit interessantem Inhalt. Leider bin ich wohl nicht up to date und habe keine Ahnung um wen es sich handelt. Da du es sicher nicht verraten wirst hoffe ich das sich ein wissender Kommentator findet.

Corazon

[DieSilbermöwe]

Ich glaube, ich weiß es... aber glauben ist nicht wissen. Jedenfalls ein gutes Gedicht.

[Ex-Lichtsohn]

Liebe Ilka-Maria,

Und doch: Er wird nicht Gottes Sohne,
nur weil er Klagelieder grölt.

Bei den "Klageliedern" hab ich mich angesprochen gefühlt,
zum Glück hab ich mit "Massen, Duktus und Millionen Herzen"
nichts am Hut

Für mich ist dein Gedicht sehr klug aufgebaut und spielt
durchaus geschickt mit Gedanken wie "wer könnte es denn
sein?"
Ich suche nicht nach Namen in der Öffentlichkeit und das muss
ich auch gar nicht, weil du es in der vorletzten Zeile ja selbst
auflöst:

Der Schwache ist der Held der Tage,

gern gelesen und gerne nachgedacht

Alles Liebe

[Ilka-Maria]

Ich kann euch alle beruhigen: Es geht nicht um eine bestimmte Person, sondern um einen Typus.