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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

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Alt 28.03.2015, 15:26   #1
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Standard Die neue Versart

Die neue Versart wollte nicht
ein Fluss nach Regeln sein,
und trat am Quell in das Gedicht
zunächst mit Strudeln ein.

Dann unterspülte sie Gestein
der rhythmischen Kaskaden,
hielt ganz bewusst kein Metrum ein,
um in sich selbst zu baden.

Doch war die Ebene erreicht,
begann ihr Fluss zu stocken,
im breiten Bett, versumpft und seicht,
fiel er als Wadi trocken.
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.03.2015, 15:52   #2
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Sehr gelungene Metapher, lieber gummibaum.
Das kann ich täglich betrachten, das Austrocknen.
Und fühle mich bestätigt.


Lassen wir es fließen!

LG
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.03.2015, 16:59   #3
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 954

Hallo gummibaum,

Ich finde die Metapher mit dem Fluss ebenfalls sehr gut.
Allerdings steht die strenge Form mit dem ziemlich perfekt (die Anceps schlabbern wir) gehaltenen Metrum im krassen Gegensatz zum Inhalt. Intuitiv hätte ich erwartet, dass ab V4 die "Strudel" auch durch den Rhythmus wirbeln.

In gewisser Weise negiert der formale Fluss den inhaltlichen und sagt dadurch: Hier handelt es sich keinesfalls um einen Wadi, es sprudelt munter vor sich hin. S2 badet nicht in sich selbst, sondern folgt dem gemauerten Kanal. In S3 stockt "leider" nichts und es verbreitert sich auch kein Vers.
Nichts
trocknet
...
aus
.


Trockene Grüße,
Stachel
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.03.2015, 23:44   #4
männlich Lewin
 
Dabei seit: 03/2015
Beiträge: 1.231

Standard Die neue Versart

Hallo ihr drei: gummibaum, Thing und Stachel,
jetzt komme ich! Hier werden zwei Begriffe vermengt, die nichts miteinander zu tun haben: Strudel und Wirbel (rein hydraulisch). Eine Strömung, egal ob im Fluss oder in einem gemauerten Kanal oder einem Rohr, hat Wirbel. Außen ist immer die Fließgeschwindigkeit nahe Null und in der Mitte am größten. Das heißt, dass zwischen den Flüssigkeitsteilchen (z.B. Molekülen) immer Wirbelbewegungen bestehen. Der Strudel ist die einzig wirbelfreie Strömung. Das bedeutet, dass es in einem (idealen) Strudel keine Wirbel gibt.
Das ändert natürlich in Bezug auf das Gedicht nichts. Außer, dass bei dem Verfasser intuitiv diese Erkenntnis vorhanden gewesen sein muss, denn weder erwähnt er Wirbel noch macht er um seine Zeilen selbige!
Also: für mich ist alles perfekt und trifft mit den Zeilen genau das, was man heute gern mit den Worten abtut: er hat sich bemüht! Nur: hier mit bestem Erfolg.
Mit herzlichsten Grüßen an euch drei von
Lewin.

PS: zu allem Überfluss stelle ich dazu noch ein Gedicht ein: Der Mahlstrom des Lebens. (auch eine Form der Werbung)
Lewin ist offline   Mit Zitat antworten
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