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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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28.04.2011, 16:13 | #1 |
R.I.P.
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Verpfändet
In diese reiche Lebensfülle,
in die mich rätselhaftes Los getrieben, dringt eine ahnungsschwangre Stille, ein kühler, starker, ferner Wille wie ein Gebot, daß ich nun meine Hülle abzustreifen habe, sie nicht mehr lieben darf, da diese Zeit nun endet. Der fremde Wille schreckt als Drängen auf neue, unbekannte Dornenpfade, zu andrem Büßen, andrer Gnade, zu tiefern, wildern Orgelklängen, zu demutsvollen Weihgesängen, zu einem dunklen Nachtgestade hin, von dem der Tag sich wendet. Als Trost wird mir Dein Blick nur bleiben aus Augen hehr und tief und klar, jeden Spottes, jeden Tadels bar, bereit, Dämonen zu vertreiben, Hohes auf das blasse Pergament zu schreiben, das einstmals meine Seele war, entrissen mir, getreten und geschändet. Nun hab ich alles: Leben, Herz und Hülle, Pulsschlag, Geist, geliebte Stille für Deinen Kuß auf meine Stirn verpfändet. (c) |
28.04.2011, 18:04 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Verpfändet
Lieber Thing,
ein Schwanengesang? Das war mein erster Gedanke, der hoffentlich nur das LI und nicht den Autor betrifft. Ich weiß, wie Du an jedem Wort hängst und jedes Wort wohlüberlegt setzt. Lass mich trotzdem ein bisschen basteln: In diese reiche Lebensfülle, in die mich ein rätselhaftes Los getrieben, dringt eine ahnungsschwangre Stille, ein kühler, starker, ferner Wille wie ein Gebot, daß ich nun meine Hülle abzustreifen habe, sie nicht mehr lieben darf, da diese Zeit nun endet. - Grandios -! Der fremde Wille schreckt als Drängen auf neue, unbekannte Dornenpfade, zu anderem Büßen, anderer Gnade, zu tieferen, wilderen Orgelklängen, zu demutsvollen Weihgesängen, zu einem dunklen Nachtgestade hin, von dem der Tag sich wendet. - dto. - Als Trost wird mir Dein Blick nur bleiben aus hehren Augen, tief und klar- jeden Spottes, jeden Tadels bar; bereit, Dämonen zu vertreiben, Hohes auf das blasse Pergament zu schreiben, das einstmals meine Seele war - entrissen mir, getreten und geschändet. - dto. - Nun hab ich alles: Leben, Herz und Hülle, Pulsschlag, Geist, geliebte Stille, (evtl. ein Komma) für Deinen Kuß auf meine Stirn verpfändet. Über die "hehren" Augen bitte ich Dich noch einmal nachzudenken. Das Wort passt zwar zum übrigen Duktus, aber aus "hellen" Augen, um die blauen oder grünen etc. zu vermeiden, würde mir auch gefallen. Die kleinen Änderungsvorschläge zur Interpunktion sollen nicht bedeuten, dass Deine falsch wäre. Aber ein Gedankenstrich und ein Semikolon sind etwas strärker als ein Komma und bedeuten für mich immer ein längeres Innehalten zum Zwecke des Nachempfindens/Nachdenkens. Insgesamt: Ein Gedicht von einer hohen Warte aus geschrieben; es wirkt abgeklärt, ein wenig melancholisch, dankbar einem geliebten Menschen gegenüber. Rundum gelungen, Gratulation und Kompliment! Liebe Grüße, Heinz |
28.04.2011, 18:41 | #3 |
gesperrt
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Nein, Heinz, ich muss Dir widersprechen. Soll alles so bleiben. Auch hehr find ich angemessen, bedeutet es doch – genau, dünn, zart, einfühlsam, scharf, fein.
Aus einfühlsamen Augen ….. Okay, zur Interpunktion sage ich nix. Thing, Du hast wieder ein Meisterwerk geschaffen. Bin von die Socken Babsi |
29.04.2011, 08:38 | #4 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Heinz und Babsi!
Habt Dank für die lobenden Worte! Sie versüßen mir den Tag. Ich möchte ausnahmsweise nicht ändern, diese Fassung ist mir ans Herz gewachsen, außerdem korrespondiert die angeregte Änderung nicht mit meinem Rhythmik-Gefühl. Ich finde meine Fassung lapidarer. Liebe Grüße! Thing |
29.04.2011, 21:59 | #5 |
Forumsleitung
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Ich meine auch, es sollte bleiben wie es ist. Gedichte sind nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Vortragen da, und da paßt der Sprecher den Rhythmus an und kürzt die entsprechenden Stellen. Da ginge nicht nur "zu tiefern, wildern Orgelklägen", sondern z.B. auch "zu tiefren, wildren Orgelklängen" - alle Formen schon gehört (es soll ja Schauspieler geben, die das "r" besonders lieben).
Zum Gedicht selbst: Das stark Erhabene ist nicht meine Sache (Heinz und Odi setzen meiner Geduld in dieser Hinsicht schon ziemlich zu, trotz ihres dichtertischen Könnens), ich bewundere jedoch die eigenwillige Reimkonstruktion und die reiche Farbe der Sprache. Inhaltlich scheint mir der Text verschiedene Ebenen zu haben, ich bin mir mit meiner Interpretation allerdings nicht sicher. LG Ilka-M. |
02.05.2011, 07:23 | #6 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Ilka-Maria -
ich bedanke mich artig für die einfühlenden Worte! Thing |