Kleingartenanlage Bahnhofsstraße eV.
Etwas ging vor sich in der Kleingartenanlage Bahnhofstraße eV. Etwas, das nicht dorthin gehörte. Es stank.
Zuerst übertönte es den Duft des roten Hollunders, der Jahr für Jahr von fleischigen Hausfrauenhänden zu Marmelade verarbeitet wurde. Dann erwischte es den Grillgeruch, erzeugt von haarigen Fachmannshänden, und zuletzt sogar den Hauch der vergilbten Unterhemden, die die fetten Bäuche ihrer Träger nur periphär verdeckten. Alles stank. Es stank so bestialisch, dass Herr Iakoschinski seine Deutschlandflagge nicht mehr hissen konnte. Es stank so abgrundtief, dass Jaqueline Schneider nicht mehr ihre solarienbraune Haut der Sonne aussetzen wollte. Nicht einmal Steve und Ricardo Mayer schossen ihren Plastikball gegen die Hauswand der mayerschen Gartenbaracke, so sehr stank es.
Wie ein giftgelber Schleier lag der Gestank über der Kleingartenanlage, wie der Odem des Todes schrumpelten die Körper der Gärtner vor sich hin. Der Hollunder verdarb, die Lorbeeren gingen ein, die Katzen flüchteten, die Hunde starben, die Bäuche schwitzten, die Hände erschlafften, die Fahnen ruhten, die Unterhemden fielen, die Gartenstühle brachen, die Kohle erlosch, die Gießkannen schmolzen, die Ventilatoren schwiegen und die Kinder weinten, so stank es und ein kleines Kindchen namens Paulchen dachte einfach vor sich hin.
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