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Alt 16.04.2007, 21:33   #1
tempestrider
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 39


Standard Tätergemeinschaft

Hallo allerseits,

nach langer Abstinenz (aka Feinarbeit an meinem Roman) habe ich endlich mal wieder Zeit für eine Kurzgeschichte gefunden, und mich würde rennend interessieren, was Ihr so dazu denkt.
Kurzes Geleitwort: die Geschichte ist für einen Poetry Slam gedacht. Insofern bin ich offen für jeden (möglichst konkreten und konstruktiven) Verbesserungsvorschlag, besonders für Kürzungsanregungen.

Ansonsten: Viel Vergnügen.



Tätergemeinschaft

Susanne sagt ihm immer erst hinterher, dass es ihr wehgetan hat.
Martin erzählt mir das am Dienstag auf dem Weg zum Bayernspiel, ganz unvermittelt. Als würde er über etwas reden, was er auf MTV gesehen hat. Dann macht er sich eine Kippe an.
Eigentlich will ich mir gerade lieber die Aufstellung ausmalen als mir Gedanken darüber zu machen, ob mein bester Freund einen Sido – Dödel oder nur eine zu enge Freundin hat. Aber als er dann hinterher schiebt, dass sie danach jedes mal ganz rehäugig beteuert, dass es trotzdem schön war und dass sie es ja auch gewollt hat, hake ich das ab.
Ich hätte ihm zuvorkommen sollen.
Ich hätte von dem Meeting mit Herrn Rödel erzählen sollen, der mir zweieinhalb Stunden lang damit gedroht hat, meinen Vertrag nicht zu verlängern, wenn ich nicht zaubern lerne.
Ich hätte ihm von meiner 65 Stunden Woche vorjammern sollen, wegen der ich keine Zeit mehr für Sport habe, von einer festen Beziehung ganz zu schweigen.
Alles besser als mit ihm über Susanne zu reden. Aber zu spät. Also frage ich, ob er denn einen Sido – Dödel hat.
„Eher nicht so.“ grinst er. „Aber warum sagt sie es mir nicht, wenn es passiert? Dann, wenn ich was dagegen tun könnte?“
„Wenn Du Liebe und Vernunft kombinieren willst,“ antworte ich, „werd schwul. Ansonsten find dich damit ab, dass sie dein schlechtes Gewissen mehr genießt als euren Sex. Wahrscheinlich tut es ihr gar nicht weh.“
Er knufft mich, wir lachen und reden dann über die Aufstellung. Schwein gehabt.
In der Halbzeitpause fragt er mich, ob ich wirklich glaube, dass sie lügt, und ich sage, dass das nur ein Scherz war und dass er sie halt auch mal nach oben lassen soll. Der Abend wird schön spannend und endet 2:2 – das Rückspiel kommenden Mittwoch verspricht einen Krimi.

Zur Bundesligakonferenz am Samstag lasse ich ihn alleine gehen. Ich hab was anderes vor. Aber das Gespräch geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Als Susanne und ich fertig sind, denke ich allen Ernstes einen Moment lang darüber nach, sie zu fragen, ob es ihr weh getan hat, bis sie mein Gesicht in die Hände nimmt und fragt, ob etwas nicht in Ordnung ist.
„Nur dass das Spiel gleich vorbei ist. Ich muss los, sonst erwischt Martin uns.“
Sie schaut auf den Wecker neben dem Bett und knatscht rum, warum ich auch so lange gebraucht habe. Sie hätte noch mit mir reden wollen.
„Willst Du mir jetzt auch noch ein schlechtes Gewissen machen?“ rutscht es mir raus während ich meine Jens hochziehe. Sie dreht sich weg und ich gehe ohne Abschiedskuss. Scheißdreck.

Am Abend ruft Martin an, erzählt vom VFB – Spiel (6 Tore, 2 Rote und der bekloppteste Schiri der Saison), und fragt, ob ich Lust habe, einen trinken zu gehen. Und ob er vielleicht bei mir pennen kann.
„Stress mit Susi?“ frage ich.
„Es geht wohl zu Ende.“ sagt er in einem Tonfall, in dem Politiker über die Körperschaftssteuerreform reden. Ich will nicht, frage aber trotzdem nur, wo wir uns treffen. Eigentlich sollte ich erleichtert sein – wenn die beiden sich trennen, ist das leidige Versteckspiel endlich vorbei. Aber stattdessen habe ich Angst. Eine Dreiviertelstunde später sitzen wir bei doppelten Wodkas im >7 grad< und er erzählt, dass sie nicht nach oben wollte. Dass er dann zwischendurch einfach gefragt hat: „Tu ich dir weh?“
„Du kotzt mich echt an!“ hat sie geantwortet.
„Hat sie auch gesagt, was an dir sie ankotzt, oder meinte sie das nur so allgemein?“ will ich wissen.
„Dass ich zu wenig frage, wie es ihr geht. Dass ich samstags immer ohne sie losziehe und sie nie frage, ob sie was Gemeinsames machen will. Dass sie glaubt, sie wäre mir völlig egal. So Sachen halt. Ich bin aus allen Wolken gefallen.“
„War das denn alles neu?“ frage ich.
„Ich hatte schon seit ein paar Wochen das Gefühl, dass da was im Busch ist, vor allem samstags. Aber gesagt hat sie nie was.“ Er nippt an seinem Wodka.
„Außer dass es ihr weh tut…“ wende ich ein.
„Du meinst, das hat miteinander zu tun?“
„Hat sich denn sonst was geändert?“
Und zum ersten Mal wirkt die Art wie er in sein halbleeres Glas stiert als ginge das nicht mehr an ihm vorbei. Und dann fragt er: „Aber wir gehen am Mittwoch das Rückspiel ansehen, oder?“.

Mit zunehmendem Alkoholgehalt wächst Martins Drang mich zu verkuppeln. Wenn es Titten hat, erklärt er es zu meiner neuen Traumfrau.
„Ich will im Moment keine“ sage ich x-mal. „Ich habe schon so zu wenig von meinem Leben.“
Aber er hört nicht auf. Als er mir dasselbe kunstblonde Dolce & Gabana Opfer zum dritten Mal vorschlägt, beschließe ich, zurück zu schießen.
„Wenn sie dir so gefällt, probier du’s doch.“
„Wieso?“ fragt er, „Bin ich Single?“
„Schlimmer: Susi sagt dir ins Gesicht, dass sie dich zum Kotzen findet. Meinst du, sie ist dir noch treu? Wahrscheinlich betrügt sie dich schon seit Monaten.“
Da ist wieder dieser Hundeblick ins Glas, und diesmal triggert er mich endgültig:
„Meinst du es geht dir besser, wenn ich heute Nacht was Warmes im Bett habe? Mensch Martin, jetzt ist der Moment, wo du entscheidest ob du Täter oder Opfer sein willst!“
Und ich habe nicht nur meine Ruhe für den Abend, er zieht sogar wirklich los auf die Tanzfläche, holt eine Stunde später seine Jacke ab und sagt, er schläft heute Nacht bei Melanie.

Auf dem Heimweg finde ich auf dem Handy eine SMS:
„Kann Dich nicht erreichen.
Bitte ruf mich an.
Es ist dringend.
Susi“
Täter oder Opfer…
Eigentlich ist das eine Win – Win – Situation: Susanne und Martin trennen sich und beide haben einen Fallschirm. Ich muss Martin nix mehr vormachen, keine Angst mehr vor Endeckung haben. Es gibt nur Gewinner.
Trotzdem habe ich die Hosen voll, als ich bei ihr klingele. Wir küssen uns zur Begrüßung und setzen uns mit zwei Bier in die Essküche. Es ist wohl das erste Mal, dass ich sie ungeschminkt sehe. Sie redet eine Weile um den heißen Brei, sagt, dass ihr das heute Nachmittag leid tut und dass sie schon da mit mir reden wollte. Dieses Rumgedruckse macht mich nervös. Es ist, als wollte sie mir den Laufpass geben. Ich schaue ihr direkt ins Gesicht – und da dämmert es mir:
„Du hast noch einen anderen, oder?“
Sie gafft mich mit offenem Mund an, atmet dann tief durch und zischt:
„Eigentlich wollte ich dir sagen, dass ich dich liebe. Ich wollte wissen, ob ich damit alleine bin. Ob ich Martin für dich verlassen soll! Scheint als hätte ich meine Antwort!“
Dann folgt eine wehleidige „Wie konnte ich nur so dumm sein“ Litanei, und mir platzt endgültig der Kragen:
„Jetzt halt mal die Luft an! Hab ich etwa mit zwei Kerlen rumgemacht die letzten Wochen? Bin ich der einzige der einzige Betrüger hier? Wir haben Martin gemeinsam gefickt, und wenn du jetzt so tun willst, als wäre ich der Arsch, weil ich dir nicht vertraue, dann schau mal in den Spiegel!“
Die Ohrfeige kommt nicht überraschend, nur überraschend hart.
„Geht’s Dir jetzt besser?“ brülle ich sie an. „Ja, ich liebe dich, aber sei mal einen Augenblick lang ehrlich: wir hätten Mitleid mit jedem, der sich mit uns einlässt. Das Gefühl reicht für ne Affäre, wie die letzten paar Wochen. Aber wie soll ich dir denn vertrauen?“
„Halt endlich dein Maul, du Aschloch!“ schreit sie zurück.
Da geht die Tür au und Martin steht drin.
„Das solltet ihr beide tun. Man hört euch fast bis auf die Straße.“ murmelt er im Vorübergehen.

Zum Spiel am Mittwoch gehe ich also alleine. Mal wieder verkacken die Bayern als es drauf ankommt, mal wieder setzt Inzaghi den Todesstoß, mal wieder aus dem Abseits und mal wieder ist es ihm egal. Ich frage mich, wie dieser Pfuscher jedes Mal damit durchkommt. Aber auf dem Heimweg dämmert mir, dass das die falsche Frage ist und ich mir langsam mal andere Gedanken machen sollte.
tempestrider ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.04.2007, 10:58   #2
MORDS TUSSI
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 369


ich stelle mir folgende (simpsons-)szene vor, nachdem der autor auf dem slam zuende gelesen hat. autor: "schreit ihr buh, oder buh-urns?"
(danach fliegen bier- und bionadeflaschen auf die bühne)

wahrscheinlich kommt aber alles ganz anders: poetry-slam-konsumenten, stand-up-comedy konditioniert (denn sie wissen wann man zu lachen hat), werden sicherlich brav applaudieren.

„Wenn Du Liebe und Vernunft kombinieren willst,“ antworte ich, „werd schwul. Ansonsten find dich damit ab, dass sie dein schlechtes Gewissen mehr genießt als euren Sex. Wahrscheinlich tut es ihr gar nicht weh.“


einfach normale menschen, so normal, dass der autor vergisst, dass es imaginäre charaktere sind die da sprechen. nichts anderes war natürlich intendiert.


es grüßt
klimmbimm
MORDS TUSSI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.04.2007, 12:03   #3
tempestrider
 
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Beiträge: 39


Hallo sozialklimmbimm,

erst mal danke, dass Du die Geschichte überhaupt gelesen hast - obwohl sie Dir offenbar nicht gefallen hat.

Da ich aus Deinem Kommentar aber leider nicht wirklich erkennen kann, was Du daran nicht mochtest (auch das mit den "normalen Menschen" hat sich mir nicht recht erschloßen), sag es mir doch bitte etwas konkreter.
Vielleicht ist ja wirklich ein Anstoß dabei, mit dem ich es beim nächsten mal besser machen kann.

Ciao

Tempestrider
tempestrider ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.04.2007, 15:12   #4
Penthesilea
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 5


Standard RE: Tätergemeinschaft

Hallo Tempestrider,

die Geschichte lässt einen ganz sicherlich nicht unberührt zurück.
Du könntest sie allerdings noch deutlich straffen, um so ihre Wirkung zu intensivieren.

Mit besten Grüßen,
Lea

P.S.: Was bedeutet Tempestrider?
Penthesilea ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.04.2007, 15:39   #5
tempestrider
 
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Beiträge: 39


Standard RE: Tätergemeinschaft

Hallo Penthesilea,

Auch Dir vielen Dank für Dein Feedback.

Aber eine Bitte: Könntest Du mir konkreter sagen, wo Du noch "Straffungspotential" siehst?
Ich habe mich schon bemüht, es auf das Wesentliche zu redutieren - was erscheint Dir noch überflüssig?

So Long

Tempestrider

P.S.: Gewitterreiter
tempestrider ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.04.2007, 16:31   #6
Penthesilea
 
Dabei seit: 04/2007
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Standard RE: Tätergemeinschaft

"Alles besser als mit ihm über Susanne zu reden."

Meines Erachtens überflüssig damit greifst Du nur unnötig vor.

"Schön spannend"

Der Sprachstil kommt nicht ganz dem Tempo der Geschichte hinterher. Wieso an dieser Stelle das schön?

"Aber das Gespräch geht mir nicht mehr aus dem Kopf."

Sehr phrasenhaft, wenn auch eine geschickte Überleitung.

"Sie schaut auf den Wecker neben dem Bett und knatscht rum, warum ich auch so lange gebraucht habe. Sie hätte noch mit mir reden wollen."

Sehr klischeehaft, das dürfte auf pointierter gehen.

"Und ob er vielleicht bei mir pennen kann."

Halte ich für überflüssig.

„Ich hatte schon seit ein paar Wochen das Gefühl, dass da was im Busch ist, vor allem samstags. Aber gesagt hat sie nie was."

Wirkt ein wenig unstimmig. Wieso kommt er jetzt plötzlich darauf?

"„Hat sie auch gesagt, was an dir sie ankotzt, oder meinte sie das nur so allgemein?“ will ich wissen.
„Dass ich zu wenig frage, wie es ihr geht. Dass ich samstags immer ohne sie losziehe und sie nie frage, ob sie was Gemeinsames machen will. Dass sie glaubt, sie wäre mir völlig egal. So Sachen halt. Ich bin aus allen Wolken gefallen."

Sie hält also während die beiden miteinander schlafen plötzlich einen Monolog darüber was ihr an ihm nicht gefällt. Hört sich an dieser Stelle eher an wie die Abrechnung des Autors mit seiner Exfreundin.

"Eigentlich ist das eine Win – Win – Situation: Susanne und Martin trennen sich und beide haben einen Fallschirm. Ich muss Martin nix mehr vormachen, keine Angst mehr vor Endeckung haben. Es gibt nur Gewinner."

Woher kommt plötzlich der Weichspüler?

"Wir küssen uns zur Begrüßung und setzen uns mit zwei Bier in die Essküche. Es ist wohl das erste Mal, dass ich sie ungeschminkt sehe."

Meiner Meinung nach völlig überflüssig.

Das wären die Beispiele, die mir spontan ins Auge fallen würden.

Best regards,
Lea

P.S.: Vielen Dank.
Penthesilea ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.04.2007, 16:36   #7
adeptus-haereticus
 
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gern gelesen. lustige angelegenheit.

aber warum zur hölle ab 18?
adeptus-haereticus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.04.2007, 16:47   #8
tempestrider
 
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Standard RE: Tätergemeinschaft

Liebe Penthesilea,

Wow - das nenne ich konkrete Verbesserungsvorschläge!
Herzlichen Dank.

Ich hoffe, Du erwartest nicht, dass ich in allen Punkten Deiner geschätzten Meinung bin - bei einigen von Dir monierten Sätzen habe ich mir schon etwas gedacht - aber erstens hast du bei einigen einfach Recht, bei den anderen werde ich zumindest mal schauen, ob das, was ich zu damit sagen will, vielleicht anders besser zur Geltung kommt.

Insofern werde ich mich spätestens am Wochenende an eine Überarbeitung machen.
Hoffe bis dahin auf weitere Kritik.

Ciao

Tempestrider

P.S.: Was heißt eigentlich Penthesilea?

P.P.S.: Wie kommt es eigentlich, dass jeder die Geschichte für autobiografisch zu halten scheint?
Glaubt mir, ich habe keine Rechnung mit einer Ex zu begleichen !
tempestrider ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.04.2007, 18:01   #9
tempestrider
 
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@ adeptus-haereticus:
Vielen Dank für das Lob.
ab 18: Weil ich vorher schon schlechte Erfahrungen damit gemacht habe, meine Texte nicht zu labeln - da bin ich jetzt lieber vorsichtig.
tempestrider ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.04.2007, 15:01   #10
Penthesilea
 
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Hallo Tempestrider,

"Insofern werde ich mich spätestens am Wochenende an eine Überarbeitung machen."

ich bin schon sehr gespannt und freue mich darauf mehr von Dir zu lesen.

"Wie kommt es eigentlich, dass jeder die Geschichte für autobiografisch zu halten scheint?
Glaubt mir, ich habe keine Rechnung mit einer Ex zu begleichen"

Hat das nicht jeder irgendwie?

With kind regards
Lea

P.S.: Penthesilea ist eine Figur aus dem trojanischen Krieg. Nach dem Tod Hectors kommt sie mit ihren Amazonen, deren Königin sie ist, den Trojanern zu Hilfe wird aber von Achilles getötet. Als dieser jedoch der sterbenden Penthesilea den Helm abnimmt, verliebt er sich in sie und bereut seine Tat.
Penthesilea ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.04.2007, 18:04   #11
tempestrider
 
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Hallo Lea,

Da wird es in nächster Zeit sicher noch einiges geben. zumindest alle zwei Wochen sollte ich eine neue Geschichte geschrieben kriegen.
Vielen Dank für den Zuspruch.

Und zu der Ex-Freundin-Abrechnungssache: Da ich meine letzte Ex-Freundin seit fast 8 Jahren nicht mehr gesehen habe, ist das wohl verjährt.
"Irgendwie" - ja, sicher, Prägung ist wohl da und hält auch lange an - aber Rachegelüste oder Aufarbeitungsbedarf habe ich da keinen, denke ich

UNd vielen Dank für die Aufklärung über Deinen Namen

So long

Tempestrider
tempestrider ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.04.2007, 13:42   #12
Penthesilea
 
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Hallo Tempestrider,

Zitat:
"Irgendwie" - ja, sicher, Prägung ist wohl da und hält auch lange an - aber Rachegelüste oder Aufarbeitungsbedarf habe ich da keinen, denke ich Augenzwinkern
ohne Dich analysieren zu wollen aber Deine Gedichte und die letzte Geschichte Deiner Oktober Beiträge scheinen da eine andere Sprache zu sprechen.

Genug der Indiskretion!

Ich wünsche Dir ein kreatives Wochenende,

Lea
Penthesilea ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.05.2007, 15:17   #13
tempestrider
 
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Standard RE: Tätergemeinschaft

So, etwas später als angekündigt, aber immerhin: Die überarbeitete / gekürzte Fasung. Bitte um Feedback.


Vertrauensfrage

Susanne sagt immer erst hinterher, dass es ihr wehgetan hat.
Martin erzählt mir das am Dienstag auf dem Weg zum Bayernspiel, im selben Tonfall, in dem er vorher auf 2:2 getippt hat.
Eigentlich will ich mir lieber die Aufstellung ausmalen als mir Gedanken darüber zu machen, ob mein bester Freund einen Sido – Dödel oder eine zu enge Freundin hat. Aber als er hinterher schiebt, dass sie danach jedes mal ganz rehäugig beteuert, dass es trotzdem schön war und dass sie es ja auch gewollt hat, hake ich das ab.
Ich hätte ihm zuvorkommen sollen.
Mit der Aufstellung.
Mit meinem 13 Stunden Arbeitstag.
Mein Gott, mit dem Wetter - alles besser als über Susanne reden.
Aber zu spät. Also frage ich, ob er einen Sido – Dödel hat.
„Scherzkeks.“ grinst er. „Aber warum sagt sie es nicht früher, wenn ich was dagegen tun kann?“
Darauf ich: „Weil deine Schuldgefühle besser sind als euer Sex. Wahrscheinlich tut es ihr gar nicht weh.“
Er knufft mich, wir lachen und reden dann über die Aufstellung.
Schwein gehabt.
In der Halbzeitpause fragt er mich, ob ich wirklich glaube, dass sie lügt, und ich sage, dass das nur ein Scherz war und dass er sie halt auch mal nach oben lassen soll.

Bundesliga m Samstag schaut Martin allein. Ich hab was anderes vor. Aber das Gespräch klebt an mir wie ein Schatten.
Als Susanne und ich fertig sind, denke ich echt einen Moment lang darüber nach, zu fragen, ob es weh getan hat, bis sie sich von mir löst und fragt, ob etwas nicht in Ordnung ist.
„Das Spiel ist gleich rum. Ich muss los, sonst erwischt Martin uns.“
Sie knatscht rum, warum ich so lange gebraucht hab. Sie wollte noch reden.
„Willst Du mir jetzt auch ein schlechtes Gewissen machen?“ rutscht es mir raus. Sie dreht sich weg und ich gehe ohne Abschiedskuss.
Scheißdreck.

Am Abend ruft Martin an, erzählt vom VFB – Spiel und fragt, ob wir einen trinken gehen. Und ob er bei mir pennen kann.
„Stress mit Susi?“ frage ich.
„Es geht wohl zu Ende.“ sagt er und klingt wie ein Politiker, der über die Körperschaftssteuerreform redet.
Ich will nicht, frage aber trotzdem, wo wir uns treffen.

Eine halbe Stunde später erzählt er mir im „7 grad“, wie sie nicht nach oben wollte. Wie er dann einfach gefragt hat: „Tut’s weh?“
„Sei still und mach weiter!“ hat sie geantwortet.
„Hä?“ quake ich.
„Ich hab dann aufgehört und nachgefragt und sie meinte, das wäre typisch – ein mal kümmert’s mich, wie es ihr geht, und dann versau ich ihr damit den Höhepunkt.“
Wie er in sein halbleeres Glas stiert als sieht er zum ersten Mal nicht mehr wie ein Zuschauer aus.
Dann fragt er: „Aber wir gehen am Mittwoch das Rückspiel ansehen, oder?“.
Mit dem Alkoholgehalt wächst Martins Drang mich zu verkuppeln. Wenn es Titten hat, erklärt er es zu meiner neuen Traumfrau.
„Ich will im Moment keine“ sage ich x-mal. „Ich habe schon so zu wenig von meinem Leben.“ Als er mir trotzdem dasselbe kunstblonde Dolce & Gabana Opfer zum dritten Mal vorschlägt, schieße ich zurück.
„Wenn sie dir so gefällt, probier du’s.“
„Wieso?“ fragt er, „Bin ich Single?“
„Schlimmer: Sündenbock. Meinst du, sie ist dir noch treu? Wahrscheinlich betrügt sie dich seit Monaten.“
Da ist wieder dieser Hundeblick ins Glas, und diesmal triggert er mich endgültig:
„Geht’s dir etwa besser, wenn ich heute Nacht was Warmes im Bett habe? Hier geht’s nicht um Susi oder Blondie, sondern Opfer oder Täter!“
Und er zieht wirklich los, holt eine Stunde später seine Jacke ab und sagt, er schläft heute Nacht bei Melanie.
Auf dem Heimweg krieg ich eine SMS:
„Erreich Dich nicht.
Bitte ruf an.
Schnell.
Susi“

Eigentlich ist das eine Win – Win – Situation: Susanne und Martin trennen sich und beide haben einen Fallschirm. Ich muss Martin nix mehr vormachen, keine Angst mehr vor Endeckung haben. Es gibt nur Gewinner.
Trotzdem habe ich die Hosen voll, als ich bei ihr klingele.
Ein heißer Kuss zur Begrüßung. Dann redet sie eine Weile um den heißen Brei, sagt, dass ihr das vorhin leid tut und dass sie schon da mit mir reden wollte.
Dieses Rumgedruckse macht mich nervös. Als wollte sie mir den Laufpass geben. Plötzlich dämmert’s:
„Du hast noch einen Dritten, oder?“
Sie stiert mit offenem Mund, atmet tief und zischt:
„Ich wollte wissen, ob du mich auch liebst. Ob ich Martin für dich verlassen soll! Aber ist schon klar…“
Dann folgt eine wehleidige „Wie konnte ich nur so dumm sein“ Litanei, und mir platzt der Kragen:
„Halt mal die Luft an! Hab ich etwa mit zwei Kerlen rumgemacht? Wir haben Martin gemeinsam gefickt, und du tust, als wäre ich allein der Sack, weil ich dir nicht vertraue?“
Ihr „Hau Ab!“ wird von der Ohrfeige fast übertönt.
„Geht’s Dir jetzt besser?“ brülle ich. „Ja, ich liebe dich, aber ehrlich: wir hätten doch Mitleid mit jedem, der sich mit uns einlässt. Das Gefühl reicht für ne Affäre, wie die letzten Wochen. Aber wie soll ich dir denn vertrauen?“
„Halt endlich dein Maul, du Arschloch!“ schreit sie zurück.
Da geht die Tür auf und Martin kommt rein.
„Das solltet ihr beide tun. Man hört euch fast bis auf die Straße.“ murmelt er im Vorübergehen.

Grace

Tempestrider
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