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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 12.08.2016, 01:34   #1
weiblich Litteralia
 
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Standard Flüchtig

Du zeigst mir schwarzes Land
und ziehst mich aus dem Boot,
das sich in roten Wellen wand.
Das Land beherrscht der Tod.

Weinend zeigen Kinder Wunden,
ziehen ihre Köpfe ein;
wieder fand ein Projektil
wahllos sich ein Ziel
und das Sein
steht,
lebt entlebt,
weht -
davon.
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Alt 12.08.2016, 10:32   #2
weiblich Ex-Letreo71
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Beiträge: 4.032

Liebe Litteralia,

ein flüchtiger Moment

dessen, was die Welt uns an schrecklichen Bildern präsentiert.

Traurig.

Gut eingefangen!

LG Letreo
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Alt 12.08.2016, 10:46   #3
männlich urluberlu
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Hallo Litteralia
Das Bild von der Rettung aus roten Wellen auf schwarzes Land ist sehr kraftvoll.
"das Sein" wirkt da eher schwindsüchtig dagegen. Ich vermute, dass da ein reim beabsichtigt ist zu "ein".
Diese Absicht könnte man durchaus aufgeben und eine lebendigere, kraftvolle Lösung suchen, denn es geht ja um Tod und Leben, umd die Farbe von Gefühlen und nicht um abstrakte Philosophie.
Wäre es eventuell ein Text für Walthers "Teenage Angst"-Ausschreibung?
LG Url
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Alt 12.08.2016, 12:20   #4
weiblich Zen.yu
 
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Urluberlu Einwand muss ich unterstützen!

Seehr kraftvolles Bild! Die letzten, schwindenden Zeilen ohne Reim zu halten könnte die Wirkung noch verstärken

Komme allerdings nur zu der Behauptung, weil mir dieses Gedicht gefällt und in den letzten Zeilen (was natürlich zum Inhalt ansich passt) 'schwindet' das Leben aus den Zeilen... Ist ja ansich ganz geschickt verpackt aber es fühlt sich doch ein ganz klein bisschen zu schwach an, also ein zu sehr 'auf die fresse'-fadeout ... da muss ich mir doch glatt mal deine anderen Werke ansehen.

Licht & Liebe
Zen
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Alt 12.08.2016, 13:16   #5
männlich Heinz
 
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Standard Flüchtig

Hallo, Litteralia,
ich schließe mich meinen Vorrednern an, vor allem den Äußerungen urluberos.
Dein Gedicht fängt stark an und schwächelt in der zweiten Strophe. Die beiden Verse

"wieder fand ein Projektil
wahllos sich ein Ziel"

unterstellen dem Projektil, also einem Geschoss (Kugel wäre der meist gebrauchte, aber falsche Ausdruck), dass es sich wahllos ein Ziel sucht.
Die Wahrheit ist grausamer. Ein Schütze schießt wahllos (oder gezielt) auf Menschen und wir empfinden es als besonders grausam, wenn schuldlose Kinder getroffen werden. Vielleicht wäre es realistischer zu formulieren

"wieder traf ein Projektil,
wahllos abgefeuert,
ein Kind"

Mit freundlichem Gruß,
Heinz
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Alt 12.08.2016, 13:55   #6
männlich urluberlu
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Ich finde das unpersönliche Projektil, welches nicht schiesst, nicht wählt, nicht sucht, sondern nur (wahllos) "findet", stärker und würde bei dieser Lösung bleiben

oder allenfalls das hier:
wieder fand ein projektil
wahllos in ein ziel,
aber nein, bestehende lösung "gefällt" mir besser, wenn man in diesem fall so reden darf.

der festival reizt mich immer wieder zum nachdenken, der macht das absichtlich!

url
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Alt 12.08.2016, 13:57   #7
männlich Ex-Poesieger
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Das ändert auch nichts mehr. wenn besonders Pestival deswegen schon kalauern muss.
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Alt 12.08.2016, 14:51   #8
männlich Heinz
 
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Lieber urluberlu,
dass ich Dich zum Nachdenken reize, fasse ich als heimliches Kompliment auf.
Aber wir sind uns doch einig: Nicht das Projektil findet oder sucht sich sein Ziel, sondern der Mensch, der den Abzug betätigt trifft (ob wahllos oder gezielt) in diesem Fall ein wahrlich unschuldiges Ofer. Fang jetzt bloß keine Diskussion darüber an, ob es auch schuldige Opfer gibt, ich denke, indem ich das Töten von Kindern als besonders verwerflich nenne, habe ich klar gemacht, dass auch das Töten insgesamt verwerflich finde.
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 12.08.2016, 14:59   #9
Thing
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Standard Liebe Litteralia -

wieder fand ein Projektil
wahllos sich ein Ziel


gefällt mir nicht.
Ein Projektil kann sich ein Ziel suchen. Er kann es auch finden.
Aber kann er es sich finden?

Du malst hier ein schauriges Bild, das von der Gestaltung her -zumindest bei mir - Unbehagen hervorruft.
Und sicher hervorrufen soll?

Lieben Gruß nach langer Zeit
von
Thing
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Alt 12.08.2016, 15:38   #10
männlich urluberlu
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Lieber Heinz
Litteralia ist viel jünger als wir beide, aber eine erfahrene Spracharbeiterin.
Ihr solche Schranken zu setzen wie es ihr Lehrer vielelicht noch getan hätte, macht keinen Sinn.
Was hättest du wohl zu Morgenstern gesagt, der ein Knie einsam gehen liess? Ich weiss, das ist ein schlechtes Beispiel, aber das erste, das mir einfällt. Es gibt aber bestimmt in der weltweiten Literatur und bildenden Kunst genügend Parallelfälle für die "Patrone, die sich wahllos ihr Ziel findet". Langsam machst du mich richtig warm für diese Patrone, ich fühle mich schon als solche!
Url

Lieber Thing
Ja, kann es. In der Sprache der Dichterin. Wie figura zeigt.
Url
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Alt 12.08.2016, 15:50   #11
männlich Heinz
 
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Standard Flüchtig

Liebe Thing,
hier melde ich Widerspruch an. Du behauptest:
"Ein Projektil kann sich ein Ziel suchen. Er kann es auch finden."

Richtig ist, dass es Raketen mit elektronischen Zieleinrichtungen gibt, die nach entsprechender Programmierung ihre Ziele selbst suchen und finden.
Hier wird aber nicht von Projektilen gesprochen. Glaub einem lang Gedienten:
Ein Projektil ist ein Geschoss (wenn Du so willst, ein Teil einer Patrone), das im Jargon Kugel genannt wird, ohne Kugel zu sein. Kugeln verschoss man früher und man kam im Kugelhagel um. Geschosse sind in der Regel länglich und haben vorn eine Spitze. Geschwindigkeit, Richtung und Drall erhalten sie im Rohr der (Hand)-Feuerwaffe. Das Projektil (im Soldatensprech Geschoss genannt) verlässt das Rohr in der Richtung, in die der Soldat zielt und ändert diese nur durch Witterungseinflüsse oder Berührungen mit Hindernissen auf dem Weg zum Ziel (Querschläger). Etwas finden setzt eine Suche voraus. Beides kann das Projektil nicht, das kann nur der Mensch, der die Waffe bedient. So, das war die Begründung meines Widerspruchs. Weitere Anfragen in Waffenkunde und Ballistik nur auf Anfrage.

Viele Grüße,
Heinz
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Alt 12.08.2016, 17:36   #12
weiblich Ex Lucyinthesky
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Hallo Litteralia,

dein Gedicht ist, wie wohl auch von dir beabsichtigt, sehr verstörend und ich finde dahingehend gelungen. Es regt zum nachdenken an und ich habe es mehrmals gelesen.

Allerdings habe ich auch einen kleinen Einwand, wo ich mich an den Beitrag von Thing anschließen möchte:

Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
wieder fand ein Projektil
wahllos sich ein Ziel


gefällt mir nicht.
Ein Projektil kann sich ein Ziel suchen. Er kann es auch finden.
Aber kann er es sich finden?
Das "sich" ist zuviel. Es könnte vielleicht heißen: wahllos noch ein Ziel. Aber das ist nur ein Vorschlag.

Liebe Grüße,
Lucy
Ex Lucyinthesky ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.08.2016, 17:44   #13
männlich Heinz
 
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Standard Flüchtig

Hallo, Lucy
Du zitierst Thing mit seinem berechtigten Einwand, aber leider nur zur Hälfte. Ist es denn so schwer, einen mittelgroßen inhaltlichen Fehler, der von mir genannt und sowohl mit Begründung als auch Verbesserungsvorschlag versehen ist, zur Kenntnis zu nehmen?
Gruß,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.08.2016, 18:49   #14
weiblich Ex Lucyinthesky
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Hallo Heinz,

deinen Verbesserungsvorschlag an Litteralia habe ich zur Kenntnis genommen, gehe aber nicht konform damit, da wir uns hier in einem Poesieforum befinden und nicht z.B. eine Aufbauanleitung für einen Schrank in der Hand halten. Will heißen: es muss nicht alles haarklein und überkorrekt beschrieben werden.

Jeder hier wird wohl wissen, dass ein Projektil ein von einem Schützen mittels eine Schusswaffe abgefeuertes Geschoss ist, dazu braucht man keinen Erklärbär.

Den Hinweis auf Morgensterns "einsam gehendes Knie" von Urluberlu finde ich übrigens sehr passend.

Ich hoffe, es fällt dir nicht allzu schwer, meine Meinung zu akzeptieren.

Gruß,
Lucy
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Alt 12.08.2016, 19:44   #15
männlich Heinz
 
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Standard Flüchtig

Hallo Lucy,
der Erklärbär hat sich an Thing gewandt, aber schaden kann es ja nicht, wenn noch jemand Fakten zur Kenntnis nimmt, die Deiner Meinung nach jeder eh schon weiß. Ich habe auch nicht verlangt, dass Du mit meinem Vorschlag konform gehst - das erwarte ich noch nicht einmal von der Autorin. Manchmal, glaub es oder nicht, gibt es Autoren oder Autorinnen, die sich davon überzeugen lassen den einen oder anderen Fehler im Gedicht gemacht zu haben, verbessern ihre Sachen oder nicht - die Welt dreht sich weiter -, doch manchmal passiert es auch, dass sie beim Schreiben ihres nächsten Gedichts a bisserl korrekter werden und auf Details achten. Du schreibst: " es muss nicht alles haarklein und überkorrekt beschrieben werden" und ich danke sehr für diese kluge Belehrung. Überkorrekt geht in meinen Augen gar nicht. Entweder ist etwas korrekt (richtig/einwandfrei) oder nicht korrekt (falsch/fehlerhaft).
Bitte erspar mir die Belehrung, dass man korrekt auch steigern kann, das Fach habe ich selbst studiert.
Du hast Recht, es muss nicht alles haarklein "beschrieben" werden. Ein Gedicht ist kein Sachreferat. Aber - das ist meine Überzeugung - es muss in sich stímmig sein. Eisbären küssen keine Pinguine.
Beste Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.08.2016, 21:02   #16
weiblich Ex Lucyinthesky
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Hallo Heinz,

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Hallo Lucy,
der Erklärbär hat sich an Thing gewandt,
du hast in deinem ersten Beitrag hier schon erklärt, dass sich nicht das Projektil, sondern der Schütze das Ziel sucht. An Thing dann nochmal: "Beides kann das Projektil nicht, das kann nur der Mensch, der die Waffe bedient." Und dich dann in deinem ersten Beitrag an mich auf meinen Beitrag an Thing bezogen. Aber was rede ich hier, du kannst das ja selber nochmal nachlesen.

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Ich habe auch nicht verlangt, dass Du mit meinem Vorschlag konform gehst
Das habe ich auch nicht behauptet, ich schrieb es, um dir das mitzuteilen.

Du schriebst an mich:

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Ist es denn so schwer, einen mittelgroßen inhaltlichen Fehler, der von mir genannt und sowohl mit Begründung als auch Verbesserungsvorschlag versehen ist, zur Kenntnis zu nehmen?
Darauf habe ich reagiert. Oder war das keine Frage an mich? Nochmal ausführlicher: Nein, ich gehe nicht konform mit deiner Ansicht, es handele sich hier um einen inhaltlichen Fehler, ergo auch nicht mit deinem Verbesserungsvorschlag.

Du meinst also, hier im Forum befänden sich Menschen, die denken, ein Projektil flöge selbsttätig durch die Gegend und suche sich ein Ziel?

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Du schreibst: " es muss nicht alles haarklein und überkorrekt beschrieben werden" und ich danke sehr für diese kluge Belehrung. Überkorrekt geht in meinen Augen gar nicht. Entweder ist etwas korrekt (richtig/einwandfrei) oder nicht korrekt (falsch/fehlerhaft).
Bitte erspar mir die Belehrung, dass man korrekt auch steigern kann, das Fach habe ich selbst studiert.
Anscheinend aber nicht gründlich genug, denn überkorrekt bedeutet übertrieben korrekt, so steht es zumindest im Duden:

http://www.duden.de/rechtschreibung/ueberkorrekt

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Du hast Recht, es muss nicht alles haarklein "beschrieben" werden. Ein Gedicht ist kein Sachreferat. Aber - das ist meine Überzeugung - es muss in sich stímmig sein.
Ein wenig Toleranz anderen Meinungen gegenüber würde dir aber auch gut stehen! ;-)

Einen schönen Abend noch,
Lucy
Ex Lucyinthesky ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.08.2016, 00:25   #17
männlich Heinz
 
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Guten Morgen, muss ich nach einem Blick auf die Uhr sagen,
weißt Du eigentlich, in welche große Gefahr Du Dich begibst? Eine der Kratzbürsten aus dem Forum habe ich nach einem Dreivierteljahr geheiratet. Das hatte sie sich nicht in ihren schlimmsten Träumen ausgemalt, aber meine Drohung, den Heiratsantrag in der voll besetzten Frankfurter Oper in der Pause von Mozarts Cosi fan tutte von der Bühne aus an sie zu richten, ließ sie einlenken. Also - sag bloß nicht, ich hätte Dich nicht gewarnt!
Deutsch studiert habe ich, den Duden nehme ich nur gelegentlich zur Hand. Was überkorrekt bedeutet, weiß ich auch und mir kommt dabei immer Korinthenkacker in den Sinn. Also frage ich mich selbstkritisch: Bin ich ein Korinthenkacker? Mein damaliger Professor (Prof. Dr. Rölleke, Philologe und weltweit bekannter Märchenforscher) ist wegen eines Buchstabens in die damalige DDR nach Weimar gefahren, um beim Studium Goethes Handschriften heraus zu finden, ob es in einem Gedicht heißt "Alles geben die Götter ihren Lieblingen ganz/alle Freuden die unendlichen..." oder "Alles gaben die Götter ihren...". Die Überprüfung gab ihm Recht, eigentlich müsste das Gedicht in den Büchern in der zweiten Lesart stehen. So ein Korinthenkacker!
Ich, stolz wie Oskar, ein paar Wochen später zu ihm in die Sprechstunde: "Herr Rölleke (die Anrede Herr Professor war nicht üblich), ich glaube, ich habe auch etwas entdeckt: In der Harzreise (Harzreise im Winter) steht in einem Vers "haben sich die Reichen und die Reiher in die Sümpfe gesenkt" (ich glaube, das Zitat stimmt so). Die Literaturwissenschaftler der DDR machen an den "Reichen" fest, dass Goethe so etwas wie ein geistiger Vorläufer des Sozialismus war - was sie ja auch mit den Eindeichungsunternehmungen in Faust II zu untermauern versuchen. Ich meine, es müsste - bei der genauen Naturbeobachtungsgabe Goethes heißen "haben sich die Reiher und ... in die Sümpfe gesenkt."
Stell Dir vor - ich hätte einen Ehrenplatz auf der Philologenloge bekommen. Rölleke lächelte milde und sprach die goldenen Worte: Herr Köhler, lesen sie mal die Gespräche zwischen Eckermann und Goethe, Seite ... "(weiß ich nicht mehr). Ich habe gelesen. Eckermann hat genau die Stelle Seiner Exzellenz vorgetragen und statt der Reichen die Reiher angemahnt. Ich denke, Goethe hat ebenso milde gelächelt und sinngemäß geantwortet: Ja ja, Kindchen, sie haben schon Recht, der Abschreiber hat sich geirrt - aber: Hört sich doch ganz nett an.
Was lerne ich daraus? Höchste Genauigkeit in gedichten schulden wir den LeserInnen, bei Peanuts auch mal milde lächeln.
Gute Nacht!
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.08.2016, 23:59   #18
weiblich Zen.yu
 
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hahaha

so schnell werden kleine Staatsakte draus
lese mir solche Beiträge ja selten komplett durch, doch dieser war durchaus unterhaltsam.

Heinz hat was aufm Kerbholz, keine Frage - und gern das letzte Wort

Hm.. hoffe die Autorin nimmt die teils sehr konstruktive Kritik und das Drumherum als ordentliches Kompliment wahr.

Licht & Liebe
Zen

p.s. hab das letzte Wort btw ganz offiziell stibitzt nun ^^ seid lieb zueinander!
Zen.yu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2016, 09:38   #19
weiblich Ex Lucyinthesky
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Moin Zen.yu

die "Staatsakte" macht ja hier Heinz. Ich fand den letzten Beitrag wenig unterhaltsam, ging ja hauptsächlich darum, sich zu profilieren und hat nichts mit dem Thema zu tun. Mich beeindruckt es auch nicht, wenn zur eigenen Untermauerung irgendwelche Beziehungen zu "weltbekannten Forschern" herangezogen werden, sondern ich halte mich an das, was ich hier von Heinz lese. Seine Story mit Goethe straft seine Beiträge hier im Forum ja geradezu Lügen, wo er gern geflissentlich sehr wichtige Wörter übersieht, nur um seine Meinung durchzusetzen.

Was das letzte Wort betrifft: Mir war es gestern einfach zu öde, hier noch zu antworten, wenn nicht auf meinen Beitrag und meine Frage eingegangen wird. Oder den Begriff "überkorrekt" erstmal lauthals zu monieren und dann nicht mal den Schneid zu besitzen, einen Fehler einzugestehen.

Aber ich will mich jetzt beileibe nicht mit dir darüber streiten, jeder hat ja seine eigene Meinung und das hat auch längst nichts mehr mit Litteralias Gedicht zu tun, nur mochte ich das jetzt nicht so stehenlassen.

Einen schönen Sonntag wünscht dir,

Lucy
Ex Lucyinthesky ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2016, 10:15   #20
männlich Gylon
 
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Liebe Litteralia,
wieder ein starker Text von Dir! Mir würde es so besser gefallen. Vielleicht kannst Du etwas damit anfangen. Ansonsten Daumen hoch und Dir einen schönen Sonntag!

Liebe Grüße Gylon

Du zeigst mir schwarzes Land
und ziehst mich aus dem Boot,
das sich in roten Wellen wand.
Das Land beherrscht der Tod.

Weinend zeigen Kinder Wunden,
ziehen ihre Köpfe ein;
wieder fand ein Projektil

sein Ziel

und das Sein
steht,
lebt entlebt,
weht -
davon.
Gylon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2016, 10:58   #21
männlich Heinz
 
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Guten Morgen, Lucy
mir scheint, als hättest Du es Dir zur Aufgabe gemacht, Dich so richtig auf mich einzuschießen. Glaubst Du wirklich, mich triebe Profilierungssucht zu irgendwelchen Staatsakten? Ich sage meine Meinung und bin mir völlig im Klaren, dass ich mich mindestens so oft irre wie andere sich irren. Dass ich nicht den Arsch in der Hose hätte (nee, so hast Du das nicht gesagt), Fehler einzugestehen, weise ich im Brusttone der Überzeugung zurück (war das staatsmännisch genug?). Auch Du, liebe Lucy, machst Fehler. Welche? Du legst Deine Messlatte an den Kommentaren an, die in aller Regel spontan sind und schon deshalb oft ein falsches Bild vermitteln. Meine "Messlatte" lege ich anderswo an - an den eingestellten Gedichten.
Ein schönes Wochenende!
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2016, 11:33   #22
weiblich Ex Lucyinthesky
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Guten Morgen Heinz,

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
mir scheint, als hättest Du es Dir zur Aufgabe gemacht, Dich so richtig auf mich einzuschießen.


ich habe dich noch nie von mir aus angesprochen, sondern re-agiere lediglich, wenn du über mich in der 3. Pers. singular schreibst oder so wie hier, wo ich einen Kommentar an Litteralia verfasst habe und du mir daraufhin eine Frage gestellt hast. Wenn du das bitte mal nachlesen würdest, wäre gut.

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Du legst Deine Messlatte an den Kommentaren an, die in aller Regel spontan sind und schon deshalb oft ein falsches Bild vermitteln.
Nein. Das machst du! Ich habe hier einen Kommentar zu einem Gedicht geschrieben und nicht zu einem Kommentar.

Einen schönen Sonntag noch,
Lucy
Ex Lucyinthesky ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2016, 12:18   #23
männlich Heinz
 
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Liebe Lucy,
"Toreador, an garde" aus Carmen oder "Bella figlia d'ell amore" aus Rigoletto?
Das zweite wäre mir lieber.
In diesem Sinne beste Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2016, 23:22   #24
weiblich Litteralia
 
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Hallo ihr Lieben,
zunächst möchte ich mich bei allen für eure Resonanz bedanken.

Hallo url, hallo Zen,
euren Einwand gegenüber der zweiten Strophe kann ich nachvollziehen. Ich wollte durch dieses "experimentierfreudigere" Ende eigentlich so etwas wie Verwirrung ausdrücken, scheint mir nicht ganz gelungen zu sein, vielleicht denke ich über die Alternativen nochmals nach.

Hallo Thing, hallo Lucy,
ihr habt Recht, im Nachhinein erscheint das "sich" wirklich irgendwie falsch. Ich werde das beizeiten anders regeln.

Hallo Heinz,
natürlich hast du Recht, ein Projektil kann sich kein Ziel suchen. Ein Projektil ist also viel eher Mittel zum Zweck, was mir bewusst ist und auch zum Entstehungszeitpunkt dieses Gedichtes bewusst war.
Die Formulierung, die ich gewählt habe, war allerdings dahingehend durchdacht, als dass ich nicht wollte, dass der Fokus auf der Person liegt, die schießt, sondern auf der Tatsache, dass geschossen wurde.
Ich schließe mich dir nicht an, ich denke nicht, dass es in der Verantwortung eines Dichters liegt, höchste Genauigkeit in irgendwelchen Werken zu vermitteln.
Dennoch freut es mich, dass du dich so intensiv mit der Projektilfrage auseinandergesetzt hast.

Lieber Gylon,
ich danke dir persönlich besonders für die überarbeitete Version des Textes, die mir zum einen wunderbar gefällt und die zum anderen meine ursprüngliche Intention besser wiedergibt als mein Original.

Euch allen einen schönen Start in die Woche!
Jana
Litteralia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.08.2016, 12:09   #25
weiblich Zen.yu
 
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Oh wie schön!
Das hatte mich doch sehr interessiert und ich freue mich, dass die Autorin hier soviel Zuspruch erhält und annehmen kann

Das mit den Staatsakten war beiden Seiten zugesprochen. Solchen, die anfangen und solchen, die nicht aufhören können.

Wenn jemand sein Recht haben will na meine Güte, bitteschön

Nichts anderes als Konstruktive Kritik sollte man in so einem Forum zu nah an sich ran lassen.

Und Heinz, ich schätze dein umfassendes Wissen wie schon gesagt und ich habe normal Schwierigkeiten mit zu engstirnigen Wesen umzugehen - aber dein Senf schmeckt nunmal nicht jedem heißt ja nich, dass es kein guter wäre und das er nicht für viele lecker ist, aber manche mögen eben keinen Senf. Wahr Größe wäre den Staatsakt Staatsakt sein zu lassen, wenn du merkst das es weder vor noch zurück geht und alles bloß ein Kampf ums letzte Wort ist.

Und Lucy: es war keine Aufforderung das letzte Wort sich zu grabschen.ich wollte eigentlich bloß darauf aufmerksam machen, dass die Diskussion recht sinnfrei ist - was völlig ok ist! sowas kommt vor. und ich kann verstehen das Heinz hier den ein oder anderen zur Weißglut treibt.

Macht euch alle ein bisschen locker und tanzt mit mir den Bananentanz !!!

So verzeiht das ich hier so sehr von Thema ab bin... ist nicht der erste Beitrag wo ich derzeit in solche Wortgefechte rutsche. Desdahalb. Musste halt gesagt werden und wahrscheinlich bin cih damit nicht besser als die anderen Hahnenköppe hier *gg*

Ruhe & Verständnis
Zen
Zen.yu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.08.2016, 12:20   #26
Thing
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Zitat:
Zitat von Zen.yu Beitrag anzeigen
Nichts anderes als Konstruktive Kritik sollte man in so einem Forum zu nah an sich ran lassen.

Macht euch alle ein bisschen locker und tanzt mit mir den Bananentanz !!!


Musste halt gesagt werden

Ruhe & Verständnis
Zen
Recht so!
Frei nach John Gleese.
Laßt die Krüppel ihre Knüppel schmeißen - der Wald ist groß!
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.08.2016, 12:09   #27
männlich Pit Bull
 
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Zitat:
Zitat von Litteralia Beitrag anzeigen
wieder fand ein Projektil
wahllos sich ein Ziel
Liebe Litteralia, diese Stelle wirkt konstruiert, doch ich ahne, daß du dir dabei etwas gedacht hast.
Aber nur so (sh. unten) macht es für mich Sinn:

Zitat:
Zitat von Litteralia Beitrag anzeigen
wieder sucht ein Projektil
wahllos sich ein Ziel
VG Pitti
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Alt 30.08.2016, 12:22   #28
männlich urluberlu
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wieder fand ein projektil
gedankenlos ins ziel
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Alt 31.08.2016, 12:08   #29
weiblich Zen.yu
 
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Zitat:
Zitat von urluberlu Beitrag anzeigen
wieder fand ein projektil
gedankenlos ins ziel
das find ich ganz groß ... rollt schön, stolpert nichtmehr, kommt dem eigentlichen Sinn sehr nahe

Hoffe es gefällt der Autorin auch! Ursprungsfassung war aber durchaus nicht schlecht! finde nur das Url da glatt den letzten Schliff hinzugefügt hat...

naja, kommt immer auf den Erschaffenden an

Licht & Liebe
Zen
Zen.yu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.08.2016, 12:22   #30
männlich urluberlu
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hallo zen.yu

Litteralia wollte ein denkendes, handelndes Projektil haben.
Ein Grossteil der Kritik reibt sich daran (auf), was ich nicht verstehe.

Andere finden das "sich finden" unmöglich.
Ich kann ganz gut zurechtkommen mit dem Reflexivpronomen bei finden ("Ich finde mir ein schönes Plätzchen fürs Mittagsschläfchen", zum Beispiel).
Also von mir aus spricht gar nichts gegen die Originallösung von L.

Meine Kritik einer anderen Stelle wurde von L. gelesen und als verständlich bezeichnet. Es bleibt meine einzig ernst gemeinte.

LG Url
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Alt 31.08.2016, 12:50   #31
weiblich Zen.yu
 
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Zitat:
Zitat von urluberlu Beitrag anzeigen
hallo zen.yu

Litteralia wollte ein denkendes, handelndes Projektil haben.
Ein Grossteil der Kritik reibt sich daran (auf), was ich nicht verstehe.

Andere finden das "sich finden" unmöglich.
Ich kann ganz gut zurechtkommen mit dem Reflexivpronomen bei finden ("Ich finde mir ein schönes Plätzchen fürs Mittagsschläfchen", zum Beispiel).
Also von mir aus spricht gar nichts gegen die Originallösung von L.

Meine Kritik einer anderen Stelle wurde von L. gelesen und als verständlich bezeichnet. Es bleibt meine einzig ernst gemeinte.

LG Url
Ja, jeder Kopf arbeitet anders. Ich find ja auch nich immer alles gut obwohls nah liegt. und ich find nich immer alles schlecht nur weils fern liegt ... also ich mag deine Lösung jetzt zuletzt persönlich einfach sehr gern!

Möchte aber auch nochmal betonen, dass ich das Original auch gar nicht verkehrt finde. Wenn man nicht die Hintergründe kennt, aus denen ein Gedicht ensteht, welche Intention der/die Dichterin hatte, dann kann man über bestimmte Stellen nur sehr schlecht wertend Urteilen. Ich werde sehr gern kritisiert, aber selbst bei äußerst guter Kritik .. manche Stellen müssen einfach so sein wie sie sind habe dafür vollstes Verständnis.

Menschen, die dieses Verständnis nicht haben (evtl weil sie diese Situation nicht kennen) ..
sag ich jetzt mal ganz frech ...
sind vielleicht Dichter, aber keine von der Kunst durchdrungenen Künstler.

Also macht doch einfach wassa wollt !
mit Freude!
Zen
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