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Alt 07.04.2007, 17:52   #1
eijking
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 5


Standard Jan Eijking: Die Hand

Die Hand

Es war Winter. Ein kleiner Junge ging die kalte, nasse Straße entlang. Ihm fröstelte, obwohl er in einen dicken Mantel, dessen Ende den Boden streifte, gehüllt war. Seine Nase und die Wangen waren ganz rot und das Kind sang. Er ging schnell, man konnte aber erkennen, dass er es nicht eilig hatte, und er sprudelte wunderbare Liedchen hervor. Der Himmel war blau, der Schnee war nur kalter Matsch, doch die Sonne schien. Ein Auto fuhr an dem kleinen Jungen vorbei und spritzte ihm kalten Matsch ins Gesicht. Der Junge stoppte seine Gesänge ganz abrupt. Da kam ein dunkel bekleideter Mann aus einer Nebengasse hervorgehuscht, packte den Jungen grob und zog ihn mit sich. Und dann kam ich. Ich rannte schnell hin zu der Ecke, an der der Junge verschwunden war und rammte den düsteren Mann von hinten. Dieser fiel zu Boden und ließ dabei versehentlich den Jungen los. Ich griff sofort nach dem jungen Glück und wollte schnell wieder verschwinden. Da entdeckte ich die schwarze Sonne und rief „Nazi-Schwein!“. Doch eben das war der große Fehler, den ich bei dieser Rettungsaktion beging. Der Mann hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt und starrte mich mit einem Blick an, der alle dunklen Wolken hätte anziehen müssen, der die Nacht hätte herbeilocken müssen – all das tat der Blick jedoch nicht, denn er schlängelte sich gerade zu meiner Seele und wollte Einlass. „Du kommst nicht in meine Seele!“, rief ich zu dem Blick und schubste den kleinen Jungen in die Richtung hinter mich, andeutend, dass er weglaufen sollte. „Warum tust du solche Dinge, düsterer Mann? Es ist schlecht.“, sagte ich vorsichtig. „Ich respektiere deine Person, doch andere werden es vielleicht nicht tun“, sagte ich behutsam. Der Mann schloss seine Augen. Seine Faust war nun der einzige Teil seines Körpers, der verbunden war mit seinem Gehirn. Doch sein Hirn sprach: „Ich spreche nicht. Nur mit Gewalt!“ Ich fragte schnell, bevor der Mann zuschlug: „Doch warum? Warum bremst du dich nicht? Warum hast du keine bessere Idee als das hier? Warum ziehst du junge Leben mit dir, warum machst du noch nicht einmal etwas gut von all der Bosheit und warum – das ist das Wichtigste – warum verdunkelt sich der Himmel nicht wenn du erscheint, obwohl deiner Macht? Deiner Gewaltmacht?“ Der Mann schlug zu, seine Faust traf mein Gesicht perfekt abgezielt und ich landete am Boden. Doch der Mann war noch nicht fertig: Erst nach weiteren schmerzhaften Tritten in meinen Körper, sowohl außen als auch innen, erst danach war der Mann fertig mit mir und rannte fort. Ich konnte mich kaum mehr bewegen, so sehr schmerzte mir. Plötzlich fühlte ich eine zarte Hand mein Gesicht streicheln. Der kleine Junge saß neben mir auf dem Boden, weinte leise und heilte meine Seele.

(c) 2007 by Jan Eijking
eijking ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.04.2007, 18:28   #2
Rotbeere
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 21


Hallo Jan,
ich wollte mal Mod spielen und dich darauf hinweisen, dass das Veröffentlichen nur von drei Werken am Tag erlaubt ist.
Rotbeere ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.04.2007, 20:28   #3
eijking
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 5


dann kannst du doch auch meine story kommentieren?
eijking ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.04.2007, 21:14   #4
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


@Rotbeere: Eine PN hätte es auch getan.

@eijking: Da die Werke gestern veröffentlicht wurden, werde ich keines löschen, obwohl dies das übliche Vorgehen wäre. (Es wäre Quatsch, weil Du heute wieder drei Werke veröffentlichen kannst)

Zum Text:

Hat mir gefallen. Er ist ein wenig abstrakt, aber zum Glück nicht zu sehr (richtig abstrakte Geschichten sind nicht unbedingt mein Geschmack). Der Erzähler hat etwas Übermenschliches durch seine Fähigkeit, sich derart zu unterhalten. Aber ins Reale übertragen bedeutet es, dass er versucht sich mit den Motiven der anderen auseinanderzusetzen. Wirkliche Antworten bekommt er dabei nicht. Trotz der Gefahren, die seine Zivilcourage brachte, hat er am Ende gesiegt, hat einen Jungen vor der bösen Macht gerettet und so auch seine eigenen Wunden geheilt - ein alter aber wichtiger Grundsatz: Wer anderen hilft, bekommt (vielleicht) auch etwas zurück. Leider ist es in der Realität nicht immer so.

Zitat:
Seine Nase und die Wangen waren ganz rot und das Kind sang.
"das Kind" --> klingt zu separat, weil es ein anderes Geschlecht hat, als "der Junge". Das erweckt den Eindruck, als wären der Junge und das Kind zwei verschiedene Personen.

Zitat:
obwohl er in einen dicken Mantel, dessen Ende den Boden streifte, gehüllt war.
das wirkt zu konstruiert. Besser umstellen: "obwohl er in einen dicken Mantel gehüllt war, dessen Ende den Boden streifte."
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
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