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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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04.09.2007, 21:22 | #1 |
Nam Necabas Me
Nam Necabas Me
Sie sagen, ich soll so sein wie sie Sie sagen, ich bin anders und so lang ich anders bin, werd ich auch anders behandelt Ich bin anders lebendig Ich bin anders tot Ich bin anders vollständig Ich bin anders devot Ich bin anders in Not Ich bin allein Was ist, wenn ich aufgeben will Wegrennen und nie mehr wieder kommen Ist es falsch, so jung schon sterben zu wollen? Sie sagen: "Du kommst d'rüber hinweg. Du schaffst das schon." "Wer weiß... Ist denn Leid der einzige Lohn?" Ihr wisst es Ich zittere wie Äspenlaub Doch ihr seid blind Ich schreie wie ein Kind Doch ihr seid taub Keiner fühlt es Keiner fühlt mich Keiner kennt mich Hab mein Leben lang gelacht über Sachen, die mich niemals zum Lachen brachten Ein letztes Mal könnt ihr über mich lachen Ihr verwildert das Biest, das ich bändigte Gott kann mich nicht feuern, ich kündige |
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05.09.2007, 13:11 | #2 |
RE: Nam Necabas Me
Hallo Black Valentine,
die letzten zwei Zeilen deines Gedichtes finde ich gut. Ich denke, sie sind der Teil des Gedichtes, aus dem sich etwas herausholen lässt. Das Übrige: nunja, primär auffällig ist wohl, dass es Texte dieser Art schon in zigfachen Ausführungen gibt (auch von namenhaften Autoren, Ingeborg Bachmann zum Beispiel schrieb mit 17 Jahren das Gedicht "Ich"). Ich habe selbst Texte mit ähnlichen Formulierungen geschrieben, kenne ähnliche Texte von Freunden und empfinde das Ganze als Pubertätsphänomen. Anders-artigkeit, anders-sein und die typischen Suizidgedanken. Man glaubt kein Verständnis zu finden, weil man selbst nicht versteht (aber natürlich weiß, dass man alles versteht). Komischerweise werden für derartige Texte auch immer die gleichen Stilmittel verwendet: Anaphern und Fragen, sehr häufig auch: Gegensätze in zwei aufeinanderfolgenden Zeilen. In dem Punkt seines Ausdruckes ist das lyr. Ich demzufolge wenig "anders" . Unglückerweise sind eben diese Stilmittel sehr schwierig zu handhaben, was man an deinem Gedicht auch sieht. Durch die ständigen Wiederholungen wirkt es langweilig. Schon deine erste Strophe enthält massive Redundanzen: 2*sagen, 3*sie, 3*anders, 3*eine Form von sein (sein, bin, bin), 4*ich. In der zweite Strophe ist das ganze durch die unglückliche Anapher noch massiver. In der letzten Strophe ist es dann das "Lachen" welches geschlagene dreimal in drei aufeinanderfolgenden Zeilen steht. Des Weiteren mangelt es an Metaphorisierung. Natürlich, manchmal hat man einfach das Bedürfnis "Scheiße" zu sagen und nicht zu umschreiben, allerdings sollte man dann nicht unbedingt die Lyrik als Äußerungsform nutzen. Du hast definitiv ein Gefühl für Sprachfluss, leider aber (noch) keines dafür, wie man eben diesen variieren kann, ohne, dass es zu eher unglücklichen Brüchen kommt. Wie gesagt, die letzten zwei Zeilen des Gedichtes solltest du als Ausgangspunkt für eine komplette Neuüberarbeitung nutzen, sie sind die stärksten Zeilen und im Gegensatz zu den anderen nicht all zu verbraucht und sie sind metaphorisiert. Ansonsten solltest du darauf achten, Wortwiederholungen zu vermeiden und keine schwachen Anaphern zu nutzen. Vor allem das "anders" solltest du -anders- gestalten. Warum ist das lyr. Ich anders? Was zeichnet seine Andersartigkeit aus? Empfindet es sich als anders, wird es als anders empfunden, ist es tatsächlich anders? Grundlage für das Gedicht sollte sein, dass du dich in das lyr. Ich hineinversetzt oder es von außen betrachtest und dann, all das, was du jetzt in Gemeinplätzen formuliert hast, konkret machst. Das könntest du zum Beispiel, in dem du vorher nach Argumenten/Begründungen suchst. Also: "Ich bin anders lebendig, weil...". Außerdem solltest du das Gedicht ein wenig straffen, das vermeidet schon von sich aus Redundanzen. Ich mache das einmal beispielhaft an der 5. Strophe, in der sich, nebenbei gesagt zwei Fehler eingeschlichen haben. Zum ersten fehlt dem "es" aus der ersten Zeile der Bezug, zum zweiten schreibt sich das "Espenlaub" mit E. "Ihr Taubblinden wisst: Ich zittere wie Espenlaub und schreie gleich dem Kind." Durch das "taubblind" wird angekündigt, dass "sie" eben nicht hören oder sehen können, doch das lyr. Ich macht etwas, das man sehen/fühlen muss (zittern) und etwas, das man hören/sehen muss (schreien). Das dementsprechend keiner das lyr. Ich tatsächlich kennen kann erschließt sich für den Leser dann von selbst. Lieben Gruß, Ravna |
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07.09.2007, 20:24 | #3 |
vielen dank für deine antwort!
gerade die wiederholung sollen den sinn des textes widerspiegeln: mein leben ist von ständigen widerholungen geprägt, die mir sagen, dass ich anderes bin! ich werde deine ratschläge sehr wohl beherzigen und werde mir mühe geben, das gedicht zu überarbeiten! dankeschön! |
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