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Alt 23.08.2010, 23:35   #1
weiblich Paula
 
Dabei seit: 08/2010
Ort: Glasscherbeninsel
Alter: 66
Beiträge: 82


Standard Trauma

Dem Kind, dem kleinem Mädchen,
geht es immer schlechter
Das Fieber steigt heftig.
Die Ärzte können nicht helfen.
Den Eltern wird erläutert,
nur eine Kur an der See
verspräche noch Rettung.
Die Tasche wird eilig gepackt.
Den Lieblingsteddybären
fest umklammert,
ist Kind ist ganz verstört,
als die Mutter es weinend
zum Abschied küsst,
weil sie es so ungern wegschickt,
für lange Zeit an die Küste.
(Mama, ich bin doch so brav)
Das Kind ist angekommen in
dem Heim, mit dem großem
Schlafsaal, wo viele duzend
Bettchen stehen.
Es fühlt sich einsam unter
den vielen fremden Kindern.
Die Kleine fürchtet
sich vor den Schwestern und Ärzten,
denn sie weiß,
sie tun ihr weh.
Es ist Winter.
Das Mädchen friert in ihrem Bettchen
ohne sich zu Beschweren, doch nicht
ohne heimlich zu weinen.
(Ach Mama, ich bin doch ganz brav!)
Die Kinder sind kleine Ungeheuer
Dem Teddy Max hat ein Junge
das Bein ausgerissen,
Sie rufen ihr Spitznase nach.
Im Pool, wo sie baden muss,
weil Meerwasser gut für sie ist,
schwimmen Kackwürstchen.
Sie ekelt sich so sehr.
Das Essen schmeckt nicht
Erbsbrei ist ihm widerlich.
Es muss aufgegessen werden,
wird ihr gesagt,
sonst darf sie nicht nach Hause.
Also würgt sie es herunter.
(Ach, Mama ich bin wirklich brav!)
Die Tage vergehen wie Jahre.
Mit den Nächten kommen die Gespenster,
die in den Gardinen hängend,
ihr schreckliche Angst machen.
Das Mädchen beginnt sich Geschichten
auszudenken, die es zur Mutter tragen.
Als ihm die Hoffnung abhanden gekommen,
sie nur noch in ihrer Märchenwelt lebt,
sagt der Doktor,
die Kleine hat ihre Krankheit besiegt.
(Ach, Mama, ich bin immer brav)
Mechanisch steigt das Mädchen in den Zug,
den Teddy ohne Bein im Gepäck,
fährt sie mit leerem Blick nach Hause.
Am Bahnhof wird es abgeholt.
Ansehen will es die Mutter nicht.
Die nimmt sie schluchzend in den Arm.
Das Kind kann sich nicht rühren,
es glaubt es einfach nicht.
Der Vater wartet schon zu Hause,
er hat sich heute sehr beeilt, um seinem
kleinen Liebling zu begrüßen.
Das Kind wird warm gebadet.
Sein Lieblingsessen steht auf dem Tisch.
Es hat keinen Hunger mehr,
zuviel Erbsbrei im kleinem Magen.
Von den Eltern liebevoll ins Bettchen
Gekuschelt, macht sie die Augen zu,
träumt sich in ihre Welt, zur Mutter.
(Ach Mama, ich will immer brav sein!)
Morgens liebevoll geweckt,
bewegt sich das Kind, wie eine Marionette.
Drei Tage spricht es kein Wort.
Das erste was man von ihm hört,
„Mama schicke mich nicht wieder fort“

Der Körper war geheilt.
Die kleine Psyche war gebrochen.
Sie träumt bis heut noch von Wellen
die ihr, wen immer sie liebte, genommen.
Vor allem und jedem hatte sie Angst,
sie musste sich immer beweisen.,
Sie funktionierte, sie war ja so brav,
konnte aber weder lachen noch weinen.
Bis sie wieder ihre Geister traf,
die immer noch in den Gardinen hingen.
Ihre Märchen waren nicht mehr abrufbar,
hatten die Geister verschlungen.
Da brachen Seele und Körper entzwei.
Sie trat ein in den dunklen Nebel,
Sie konnte und wollte nicht mehr sein,
sich ihrem Schicksal ergebend.

Und meine Mutter weinte
meine ungeweinten Tränen
Paula ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.08.2010, 11:53   #2
weiblich Ex-phönixe
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2007
Beiträge: 401


Hallo Paula,
sowas ähnliches hat mir meine Mama erzählt,
Kinderlandverschickung, oder so -hiess das damals-
sie war Lungenkrank uns sollte an die Nordsee-
weiss den Ort nicht mehr, müsste nachfragen,
aber die Behandlung war rauh, rüde- bis hin zu
menschlicher Folter,


lg phönixe
Ex-phönixe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.08.2010, 12:04   #3
weiblich Ex-Sabi de Sombre
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2010
Beiträge: 993


deine geschichte, paula, geht unter die haut.

heute gibt es die sog. mutter-kind-kur, wo die mütter ihre schützlinge begleiten und sich selbst erholen können.

die kindsperspektive hast du überzeugend geschildert. das kind glaubte daran, nicht brav gewesen zu sein und daher zur strafe "verschickt" wurde.

ein trauma, dass nur durch viel zuwendung, verständnis und vor allem liebe überwunden werden kann.

der schluss ist herzzerreißend.

lg sabi
Ex-Sabi de Sombre ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.08.2010, 17:26   #4
weiblich Paula
 
Dabei seit: 08/2010
Ort: Glasscherbeninsel
Alter: 66
Beiträge: 82


Liebe Sabi,
ich freue mich, dass dir das Thema, wenn auch traurig, gefallen hat. Leider verfolgt einen das Trauma, ohne zu wissen, warum, ein ganzes Leben und greift unbewusst in dieses ein. Ich kann mich leider wieder daran erinnern, wie einsam ich mich gefühlt habe und musste es niederschreiben.
Sehr schön, dass es heute die Mutter-Kind Kuren gibt. Damals war leider noch nicht bekannt, dass die Trennung von der Mutter ein solches Trauma auslösen kann.
LG Paula
Paula ist offline   Mit Zitat antworten
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