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Alt 06.01.2013, 19:23   #1
männlich Bob
 
Dabei seit: 12/2012
Ort: 28790 schwanewede
Alter: 60
Beiträge: 85


Standard Vom unersättlichen Uhrmacher

In einer Zeit in der man begann Automobile zu bauen und die den Anfang vom Ende der romantischen Kutschenfahrten bedeutete, trug sich folgende Geschichte zu. Ein Uhrmacher wirtschaftete allein in einem recht ansehnlichen Haus an einer Straße, die zwei große Städte miteinander verband. Er hatte ein gutes Auskommen, bis eines Tages mehrere Kilometer von seinem Anwesen eine neue Strasse gebaut. Sie bedeutete eine kürzere Verbindung zwischen den beiden Städten und gleichzeitig den Ruin des Uhrmachers. Denn die Kunden wollten keinen Umweg machen und ließen ihre Uhren jetzt in der Stadt reparieren. Auch von seinem handwerklichem Geschick sprach plötzlich keiner mehr. Er war schon dabei sein Bündel zu schnüren, um sich woanders niederzulassen, da hielt eine Ebenholz farbene Kutsche mit einem prächtigen Gespann vor seinem Haus. Ein junger Herr mit einem Anzug aus feinstem Tuch stieg herab und kam herein. Der Uhrmacher verbeugte sich, lächelte freundlich und fragte nach den Wünschen des Herrn."Werter Uhrmachermeister", sagte der junge Mann."Wenn ihr diese Taschenuhr, ein wertvolles Erbstück meines Vaters, bis morgen repariert, sollt ihr gut entlohnt werden. Ich beginne sofort mit der Arbeit", erwiderte der Uhrmacher und betrachtete die kunstvoll gefertigte Uhr. Nachdem der Kunde gegangen war, nahm der Uhrmacher die Taschenuhr vorsichtig auseinander, um die einzelnen Teile zu reinigen. Als er das Uhrglas polierte und gegen die Sonne hielt, so dass das Licht durch das Glas auf seinem Schreibtisch fiel, geschah etwas Seltsames. Ein vom Lichtstrahl getroffener Hammer vergrößerte sich. Der Uhrmacher schaute ungläubig auf den Hammer und nahm das Uhrglas aus dem Sonnenstrahl. Gleich darauf probierte er es noch einmal. Wieder wurde der Hammer durch den gebrochenen Lichtstrahl vergrößert. Der Uhrmacher bekam glänzende Augen. Er ging zu seinem Bündel und holte aus einem kleinen braunen Lederbeutel eine Goldmünze. Es war sein Notgroschen. Dieser sollte nun so groß werden und ihn so reich machen, dass er den Rest seines Lebens nicht mehr arbeiten müsste. Mit zittrigen Händen legte der Uhrmacher die Goldmünze in den sich durch das Uhrglas brechenden Lichtstrahl. Er begann vor Aufregung zu schwitzen. Seine Augen waren mit Gier erfüllt. Die Goldmünze wuchs und wuchs, erreichte bereits die Größe eines Tellers, als der Lichtstrahl wegen der zittrigen Hände des Uhrmachers für einen Moment die Richtung änderte und auf sein linkes Bein fiel. Der Uhrmacher schrie auf und ließ vor Schreck das Glas fallen, so dass es sofort auf dem Boden zerbrach. Entsetzt betrachtete er sein um mehrere Zentimeter vergrößertes Bein. Er ging einige Schritte durch seine Werkstatt und stellte mit betretener Miene fest, dass er bis an sein Lebensende würde humpeln müssen. Am nächsten Tag kam der junge Herr, um seine Taschenuhr abzuholen. Der Uhrmacher hatte glücklicherweise ein anderes passendes Glas gefunden und die Uhr noch rechtzeitig fertigbekommen. Als der junge Herr sich freundlich verabschiedete, sah er, dass der Uhrmacher ihm langsam hinterher humpelte."ich habe gestern gar nicht bemerkt, dass sie so schlecht zu Fuß sind!" sagte er mit besorgtem Blick."Das ist ein altes Leiden", erwiderte der Uhrmacher, sich räuspernd, und senkte seiner Lüge bewußt den Blick.
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Alt 07.01.2013, 01:55   #2
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909


Hallo Bob,

ich freue mich, ein gut geschriebenes Märchen hier zu lesen. Es lässt aber einige Fragen offen. Da sich der Uhrmacher nicht am gebündelten Licht verbrannt hat, was ich erst dachte, sondern wunderbarerweise sein Bein vergrößert (nicht nur verlängert!) wurde, müsste er auch das tellergroße Goldstück besitzen und jetzt reich sein.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.01.2013, 18:26   #3
männlich Bob
 
Dabei seit: 12/2012
Ort: 28790 schwanewede
Alter: 60
Beiträge: 85


Standard Vom unersättlichen Uhrmacher

Hallo gummibaum, er hat das Goldstück ! Und als Uhrmacher hat er das Goldstück so angefasst, dass ihm an der Hand nichts passiert ist. Vielleicht mit einer Zange. Danke für den Hinweis.
Ciao
Bob ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.01.2013, 18:31   #4
männlich Bob
 
Dabei seit: 12/2012
Ort: 28790 schwanewede
Alter: 60
Beiträge: 85


Standard Vom unersättlichen Uhrmacher

Ich verstehe dich sehr gut. Aber mich versteht man oft nicht. Danke für die Ideen. Werde sie weiter verwerten.

Danke nochmals und lieben Gruß von der Insel !
Bob ist offline   Mit Zitat antworten
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