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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 19.07.2012, 23:03   #1
männlich razumakehint
 
Dabei seit: 05/2012
Alter: 34
Beiträge: 71

Standard Nicht-Wesen des Relevanten

Allumfassend glaubte ich mein Wissen,
unverletzbar das Gesetz des Seins;
Geformte Existenz ist nun zerrissen,
Zweifel herrscht in Anbetracht des Scheins;
Irrelevanz ist länger nicht Entschuldigung,
sondern Prinzip.
Zustandslos wortlos: Chaos und Ordnung.
Ich bin nicht „ich bin“, sondern ohne Gesicht;
Alles und ___.
razumakehint ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2012, 23:34   #2
weiblich C.Alvarez
 
Benutzerbild von C.Alvarez
 
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889

Zitat:
Zitat von razumakehint Beitrag anzeigen
Irrelevanz ist länger nicht Entschuldigung,
sondern Prinzip.
Sag mal, razumakehint, müsste das nicht heissen:

Irrelevanz ist länger nicht Entscheidung,
sondern Prinzip.

Das wäre doch im Zusammenhang die definitivere Aussage.
Nur meine Meinung...

Gruss

CDP
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.07.2012, 00:40   #3
männlich razumakehint
 
Dabei seit: 05/2012
Alter: 34
Beiträge: 71

Hallo Corazon,
Danke für deinen Kommentar, er hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ich will an dieser Stelle nicht alles darlegen, was mir in den Kopf kam, letztendlich landete ich bei Robert Frost's "The Road Not Taken". In diesem Gedicht entschuldigt sich das LI dafür, dass es nicht beide Wege gehen kann, bzw. drückt durch "sorry" sein bedauern aus. Allerdings geht es in seinem Gedicht vornehmlich um eine "Entscheidung".
Mein ursprünglicher Gedanke war, dass man Versäumtes, Unterlassenes, Vergessenes als Irrelevant erklärt und damit das Versäumen/Unterlassen/Vergessen entschuldigt. Daher das Wort "Entschuldigung" in meinem Text. Ich denke, das Wort "Entscheidung" wäre zu mächtig und würde den Rahmen meines doch eher simplen Gedichtes sprengen. Hört sich vielleicht blöd an, aber würde "Entscheidung" dastehen, wäre der Rest des Textes meiner Meinung nach zu schwach; Denn die Entscheidung würde der Entschuldigung vorausgehen und damit wäre eine Vielzahl an Möglichkeiten gegeben. Mein Gedicht beschränkt sich jedoch auf Schwarz und Weiß, Chaos und Ordnung, Alles und Nichts. Damit man vielleicht besser versteht, was ich meine: Das LI bei Frost hätte sich eigentlich auch dazu entscheiden können, einfach zu verweilen, oder gar umzukehren. Stattdessen sucht es nach Gründen (Entschuldigungen), einen der beiden Wege (nicht) zu gehen.

Danke nochmals für deinen Kommentar, hat mich schwer ins grübeln gebracht.

Gruß
razu
razumakehint ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.07.2012, 15:41   #4
weiblich C.Alvarez
 
Benutzerbild von C.Alvarez
 
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889

Zitat:
Zitat von razumakehint Beitrag anzeigen
hat mich schwer ins grübeln gebracht.
Tut mir leid
Ich halte deinen Text durchaus für mächtig genug um mit beiden Begriffen zu harmonieren.
Allerdings ist dein Text auch für den Durchschnittsuser zu komplex, daher wirst du kaum Kommentare bekommen. Ich kenne das, ich schreibe selten so komplex, aber wenn, wie bei "Kamikaze", "persona non grata" oder "semiautoritär" versteht das kaum einer, und es gibt keine nennenswerte Kommentare.
Ich werde deine Texte im Auge behalten

Viele Grüsse

Corazon
C.Alvarez ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.07.2012, 09:01   #5
weiblich Ex-Nitribitto
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2011
Ort: Berlin
Beiträge: 407

Standard Nicht-Wesen des Relevanten

Lieber Razu,

hm. Da steht einer vor einer Entscheidung: Soll ich oder soll ich nicht?
Er kann sich nicht entscheiden. Das aber zum Prinzip machen? Sowieso, auch die Nichtentscheidung ist eine Entscheidung, die des Mittelmaßes, des Halbherzigen, ins Gesellschaftliche übertragen: die des Raushalters, des ängstlichen, des uninformierten Herrn Mustermann. Das Leben verlangt in jeder Situation von uns Entscheidungen, es erledigt sich nicht alles von selbst. Schon gar nicht Dinge von Belang. Aber diese Haltung finde ich typisch für unsere Gegenwart: Und wenn die Welt über uns zusammenschlägt, wir tun nichts dagegen (oder dafür), wir halten uns raus,
wir beschmutzen uns nicht, die Entscheidung könnte ja falsch sein.

Mit liebem Gruß
Nitribitto
Ex-Nitribitto ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.08.2012, 01:17   #6
männlich razumakehint
 
Dabei seit: 05/2012
Alter: 34
Beiträge: 71

Hallo Nitribitto,

Das mit der Entscheidung steht da im Gedicht eigentlich gar nicht. "Entscheidung" war Corazons Vorschlag. Diesen habe ich kommentiert und bin dabei vielleicht etwas vom Ursprünglichen Werk abgekommen.
Ich fand deinen Kommentar sehr interessant, vor allem diese Zeilen:
Zitat:
Und wenn die Welt über uns zusammenschlägt, wir tun nichts dagegen (oder dafür), wir halten uns raus,
wir beschmutzen uns nicht, die Entscheidung könnte ja falsch sein.
Da ist mir diese lateinische Weisheit wieder eingefallen:
Si fractus inlabatur orbis inpavidum ferient ruinae
(Selbst wenn die Welt zerborsten einstürzt, werden die Trümmer einen Furchtlosen treffen.)
Keine Entscheidung zu treffen muss kein Zeichen von Angst sein. (So die Stoiker)
Wo vorher eine Entschuldigung/Rechtfertigung angebracht war, ist länger keine mehr nötig, das war die Intention.
Zitat:
es erledigt sich nicht alles von selbst
Ob das wirklich so ist, muss jeder für sich selbst entscheiden

Gruß
razu
razumakehint ist offline   Mit Zitat antworten
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