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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 02.04.2008, 02:04   #1
LeSchmürz
 
Dabei seit: 03/2008
Beiträge: 66

Standard Alte Fertigkeit

worfel die Worte zu Sinn
worfel den Sinn zu Worten
LeSchmürz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.04.2008, 19:42   #2
blaue_Raupe
 
Dabei seit: 08/2007
Beiträge: 82

LeSchmürz (Heideröschen ... was ein Nick),


ich hab gerade deinen Umdreher entdeckt, weiß mir aber noch keinen rechten Unreim drauf zu machen.
"Alte Fertigkeit" hätte mich was anderes vermuten lassen, besonders die "Fertigkeit", als das Breitband, das du ausgesucht hast.
Vielleicht hängt aber das größere Augenmerk auf dem "worfel", das ich noch nicht richtig zuordnen kann.
"Worfel" als scheinbar sinnfreies, da nicht lexikalisiertes Wort, das aber doch jeder zu verstehen und einzuordnen scheint? Entgegengesetzt zur Sinnfrage?
Erinnert mich an das Jabberwocky-Gedicht meines 'Ziehvaters'.
Der 2. Einfall geht in eine ähnliche Richtung, in die des Benjamin Lee (allerdings) Whorf, dessen Hypothese grob fasst, dass Sprache das Denken eines Menschen beeinflusst, "und nicht umgekehrt".

Das scheint's aber auch nicht zu sein, weil dein Kurzling doch eher nach Huhn-Ei-Frage klingt, before Whorf.

Ja, wo laufen Sie denn?

Bis auf Weiteres,

VG
r~~~
blaue_Raupe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.04.2008, 23:40   #3
LeSchmürz
 
Dabei seit: 03/2008
Beiträge: 66

Danke, liebe Blauraupe , dass Du Dich einem Mini-Text gewidmet hast - - - obwohl dieser offensichtlich wenig bis keinen Sinn für Dich ergibt.


Zitat:
Original von blaue_Raupe
"Worfel" als scheinbar sinnfreies, da nicht lexikalisiertes Wort ...
Nicht doch, nicht doch! 8o
Sehr wohl lexikalisiert!
Ich will gerne einen [kleinen] Schubs in die richtige Richtung geben:
Die hier angesprochene (landwirtschaftliche) "Fertigkeit" ist offensichtlich so alt, dass das Wort so langsam verschwindet ... dass es allerdings schon ganz verschwunden ist, hätte ich nicht gedacht.
Aber andereseits passt das nun auch wiederum irgendwie zum Inhalt meines Sprüchleins.

Interessieren würde mich nun aber doch einmal: "..., das aber doch jeder zu verstehen und einzuordnen scheint" - - was denn nun dann jeder hier zu verstehen scheint?


An einem anderen Punkt hat mich Dein Komment regelrecht aus den Socken gehauen. 8o 8o
VOR SCHIERER BEGEISTERUNG!

Ach wie gerne hätte ich Dir geschrieben, dass diese vieldiskutierbare "Sapir-Whorf-Hypothese" tatsächlich ein Hintergrund dieser Zeilen ist ...
... muss aber der Ehrlichkeit halber gestehen, dass ich sie bis zu Deiner Erwähnung nicht kannte (nun, zumindest nicht dem Namen nach - den Inhalt schon).
Das wäre natürlich die absolute Edel-Krönung meines Gedankengangs gewesen.

Aber: Vielleicht ist dies wieder einmal so ein schlagender Beweis dafür, dass der Text mehr weiß als der Autor.
Ich bin davon überzeugt: Das MUSS so sein! Und dann steckt natürlich irgendwie via Weltgeist oder whatever auch der Whorf-Verweis im Worfeln.


Zitat:
Das scheint's aber auch nicht zu sein, weil dein Kurzling doch eher nach Huhn-Ei-Frage klingt
Nein , das ist es nicht.
Es dreht sich hier eigentlich [i.e.S.] um das Dichten [i.w.S. um sprachliche Kommunikation überhaupt] - - dabei sind die beiden beschriebenen Vorgänge in keinen temporalen Bezug zueinander (à la Was gab's eher?) gestellt, sondern ergänzen sich gleichwertig-parallel ... sozusagen an den beiden Enden des Dichtens/Kommunizierens.


Danke Dir ZUTIIIIIIEFST für den Fingerzeig auf B. L. Whorf! =)


Lieben Gruß,
LeSchmürz.
LeSchmürz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.04.2008, 00:09   #4
blaue_Raupe
 
Dabei seit: 08/2007
Beiträge: 82

Ah, da laufen Sie ja!

Zitat:
Sehr wohl lexikalisiert!
Jetzt hab ich's auch nachgeschlagen. Für die, die es auch nicht kannten in Kürze:
"worfeln" bezeichnet die Trennung von Spreu und Getreide per Hand mittels eines Schüttelsiebs/korbs oder einer Schaufel, damit das schwerere Korn am Boden zu liegen kommt und von Stroh und Spreu getrennt werden kann.

Dann ergibt sich also ein Bild der Auslese, also der Gedankentrennung in Spreu und Getreide und dem Verarbeiten des Getreides ... allerdings im Spruch: wiederum zur Spreu, wenn ich im Bildknüpfteppich bleibe.
Wenn ich die Worte zu Sinn worfle und wiederum den Sinn zu Worten, bin wieder bei der Spreu angelangt. "Alte Fertigkeit der Menschheit"?

Ich seh schon, dass aus den geworfelten Worten zum Sinn Weiterverarbeitung entsteht, aber entweder stehe ich völlig auf dem Schlauch, oder die Quintessenz deines Sprüchleins ist doch wieder recht desolat in der Rückkehr zum Ausgangspunkt.

Oder aber, die Worte beinhalten das gesamte Strohgebilde, aus dem Sinn geschüttelt wird, gesät, reifen gelassen, geerntet und letztlich ein anderer, leicht modifizierter Sinn herausgeschüttelt wird, obwohl die "Art" noch dieselbe ist.
Das gäbe auch den möglichen Bezug her, dass ich im Textverfassen Sinn schüttle, sozusagen, ein Leser erntet und seinerseits auch Sinn herausschüttelt, aber eben modifiziert.

Zumindest ergeben sich jetzt andere Bilder, wo ich dem neuen Wort mal nachgelaufen bin.

Siehste, "worfeln" und "Sapir-Whorf-Hypothesis" - zumindest haben wir bislang beide etwas Neues am Schopf zu packen bekommen im Schüttel-Mini.

VG
r~~~

Edith spricht: Rechtschreibung.
blaue_Raupe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.04.2008, 11:21   #5
Joana
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 424

-
Joana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.04.2008, 16:10   #6
LeSchmürz
 
Dabei seit: 03/2008
Beiträge: 66

Zitat:
Original von blaue_Raupe
Ich seh schon, dass aus den geworfelten Worten zum Sinn Weiterverarbeitung entsteht, aber entweder stehe ich völlig auf dem Schlauch, oder die Quintessenz deines Sprüchleins ist doch wieder recht desolat in der Rückkehr zum Ausgangspunkt.
Ganz so zirkelschlüssig-desolat isses nicht gedacht.
(Das würde [leider] auch auf der Real-Bild-Ebene nicht funktionieren: Wenn man schonmal gereinigtes Getreide nochmal worfelt, wird es ja nicht wieder zu Spreu ... ).

Ich meinte eigentlich zwei getrennte Vorgänge, die - wie bereits gesagt - in keiner linear-zeitlichen Abfolge stehen, sondern sich ergänzen:
Die Worte so lange in den Wind werfen, bis dann das "Nahrhafte", Inhaltsreiche übrigbleibt.
Und/Oder das Inhalts-Geschehen, die angezielte Aussage, den "Sinn" so lange in die Luft werfen, bis die dafür brauchbaren Worte übrigbleiben.
Das funktioniert als Bild für Kommunikation - - - mehr noch für literarisches Schreiben resp. Dichten (deshalb heißt es auch "Worte" und nicht "Wörter").
Man kann es aber auch als die beiden spiegelbildlichen "Fertigkeiten" einerseits des Verfassens, andererseits des Lesen und Verstehens von Gedichten auffassen.

So hab' ich mir's zumindest gedacht.


Zitat:
Siehste, "worfeln" und "Sapir-Whorf-Hypothesis" - zumindest haben wir bislang beide etwas Neues am Schopf zu packen bekommen im Schüttel-Mini.
Eben! Danke Dir, blaue Raupe! =)
LeSchmürz ist offline   Mit Zitat antworten
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